MSTVK - Aufbau und Implementierung eines multimodalen, sektoren- und trägerübergreifenden Versorgungskonzeptes bei Majoramputationen
Fragestellung
Die Studie untersucht die Effektivität eines multimodalen, sektoren- und trägerübergreifenden Versorgungskonzeptes bei Majoramputation der unteren Extremitäten. Das neue Versorgungskonzept erweitert die bisherige Rehabilitation nach einer Beinamputation u.a. um eine ambulante rehabilitative Komplexbehandlung und eine zentrale Versorgungskoordinatorin zur Steuerung der Nachversorgung.
Hintergrund
In Deutschland werden jährlich etwa 60.000 Beinamputationen durchgeführt. Majoramputationen stellen für die Betroffenen einen äußerst belastenden Eingriff dar. Die gesellschaftliche und berufliche Teilhabe dieser Menschen ist stark gefährdet und die gemeinsame Bewältigung der Teilhaberisiken eine große Herausforderung. Zentrale Ziele der Behandlung nach Majoramputationen sind der Erhalt der Selbständigkeit, die soziale Integration, die Fortführung der privaten und beruflichen Aktivitäten und der Erhalt der Mobilität. Aufgrund der komplexen Problemlage der Patienten erfordert die adäquate Versorgung ein multiprofessionelles Team aus fachärztlichen und therapeutischen Akteuren.
Die derzeitige Versorgungskette nach einer Beinamputation wird den Bedarfen vieler Betroffener jedoch nicht im vollen Umfang gerecht. Die fachmedizinische Behandlung und Stumpfnachsorge sowie die Hilfsmittelversorgung kann derzeit nicht überall optimal gewährleistet werden. Häufig mangelt es an interdisziplinärer Zusammenarbeit und einer langfristig kontinuierlichen therapeutischen Betreuung sowie einer individualisierten Hilfestellung im Rahmen der vielen Schnittstellen im gegliederten Gesundheitssystem. In Folge einer nicht optimalen Versorgung können erhebliche Beeinträchtigungen der Mobilität und Selbstversorgung der Betroffenen auftreten. Dies kann zu einer erhöhten Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen und weiteren kostenintensiven medizinischen Maßnahmen und Unterstützungsleistungen führen.
Das multimodale, sektoren- und trägerübergreifende Versorgungskonzept stellt einen Lösungsansatz dar, diese Versorgungslücke zu schließen. Der Schwerpunkt des Konzepts sieht eine ambulante rehabilitative Komplexbehandlung sowie eine am individuellen Bedarf orientierte sektoren- und trägerübergreifende Koordination von Versorgungsleistungen und die lebenslange Einbindung in ein Unterstützungsnetzwerk vor.
Methoden
Die Untersuchung ist als nicht-randomisierte kontrollierte Studie angelegt. Teilnehmendewerden zu fünf Messzeitpunkten über einen Zeitraum von 12 Monaten schriftlich befragt. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe werden in der herkömmlichen Versorgung rekrutiert. Teilnehmer der Interventionsgruppe werden im Rahmen des multimodalen, sektoren- und trägerübergreifenden Versorgungskonzeptes versorgt. Primäres Zielkriterium ist die körperliche Funktionsfähigkeit. Sekundäre Zielkriterien sind gesellschaftliche Teilhabe, Arbeitsfähigkeit, gesundheitsbezogene Lebensqualität, Mobilität, Schmerz, Angst und Depressivität sowie Zufriedenheit mit der Versorgung. Die quantitative Erhebung wird durch leitfadengestützte Patienten- und Experteninterviews ergänzt, um die Implementierung vertiefend zu beschreiben und Determinanten einer erfolgreichen Umsetzung abzuleiten.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer: DRKS00014664
Laufzeit
01 / 2018 - 06 / 2021
Förderung
Innovationsauschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss
Kooperation
Prof. Dr. Christoph Gutenbrunner, Medizinischen Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitationsmedizin,
KRH Klinikum Lehrte, Lehrte
KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge, Neustadt am Rübenberge
KRH Klinikum Nordstadt, Hannover
KRH Klinikum Siloah, Hannover
Diakovere Annastift, Hannover
Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
Klinik für Unfallchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
Ansprechpartner
Publikationen
Egen C, Ranker A, Höpner K, Sturm C, Gutenbrunner C, Fink M, Banaschak H, Lemke S, Bethge M, Schiller J. Schließung der rehabilitativen Lücke nach Majoramputation der unteren Extremität. Praxisbericht aus einem Innovationsfondsprojekt des Gemeinsamen Bundesausschusses. RP Reha 2020;5:27-37
REHAB-BP – Rehabilitation access and effectiveness cohort study for persons with back pain
Fragestellung
Die Studie untersuchte die Zugangsbarrieren zur medizinischen Rehabilitation. Sie prüfte zudem den Nutzen medizinischer Rehabilitation bei Rückenschmerz.
Hintergrund
Bei eingeschränkter oder bedrohter Erwerbsfähigkeit können Leistungen zur medizinischen Rehabilitation beantragt werden. Diese Leistungen liegen in der Verantwortung der Deutschen Rentenversicherung und zielen auf Verbesserung oder Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit. Durchgeführt werden diese Leistungen häufig aufgrund von Rückenschmerzen. Der bedarfsgerechte Zugang zur medizinischen Rehabilitation wird kritisch diskutiert, da Rehabilitationsbedarf offenbar nicht zwingend zur Antragstellung führt: Jede zweite Person, die in Erwerbsminderungsrente geht, hat im Vorfeld keine medizinische Rehabilitation erhalten. Es gibt jedoch kaum aktuelle Studien zu den Barrieren, die die Beantragung einer medizinischen Rehabilitationsleistung verhindern. Zudem haben kontrollierte Studien, die Personen mit und ohne Rehabilitation verglichen haben, widersprüchliche Befunde zur Wirksamkeit medizinischer Rehabilitation generiert. Das Setting dieser Studien war allerdings auf spezifische Einrichtungen beschränkt bzw. regional eng eingegrenzt, sodass sich daraus keine verallgemeinerbaren Aussagen zur Wirksamkeit der Rehabilitation ableiten lassen.
Methoden
Die Kohortenstudie identifizierte Personen mit Rückenschmerzen und verglich anschließend Teilnehmer und Nicht-Teilnehmer einer medizinischen Rehabilitation. Primäres Zielkriterium waren schmerzbezogene Beeinträchtigungen in wichtigen Lebensbereichen (Alltag, Freizeit, Arbeit). Um einen unverzerrten Effektschätzer für den Nutzen medizinischer Rehabilitation zu erhalten, wurden Teilnehmer und Nicht-Teilnehmer anhand der Wahrscheinlichkeit, eine Rehabilitation zu erhalten, gematcht (Propensity Score Matching). Die Ziehung der Stichprobe erfolgte bei zwei beteiligten Rentenversicherungsträgern (Deutsche Rentenversicherung Nord: n = 22.500, Deutsche Rentenversicherung Mittel: n = 22.500). Die Stichprobe berücksichtigte 45- bis 59-jährige erwerbstätige Personen. Ausgeschlossen wurden Personen mit beantragten oder durchgeführten medizinischen Rehabilitationsleistungen innerhalb der letzten vier Jahre und Personen mit bereits beantragten oder bewilligten Rentenleistungen. Mittels schriftlicher Befragungen wurden 2017 und 2019 Fragebogendaten erhoben. Zusätzlich wurden administrative Daten aus den Versichertenkonten extrahiert.
Ergebnisse
Insgesamt konnten die Daten von 6.610 Personen mit Rückenschmerzen berücksichtigt werden, davon nahmen 200 Personen im Beobachtungszeitraum eine medizinische Rehabilitation in Anspruch. Nach dem Propensity Score Matching konnten Stichproben mit vergleichbaren Stichprobenmerkmalen generiert werden (Interventionsgruppe: n = 200; Kontrollgruppe: n = 200 Personen ohne Rehabilitation). Die Schmerzbeeinträchtigung der letzten drei Monate (primäres Zielkriterium; 0-100 Punkte) wurde von Personen in der Kontrollgruppe um 4 Punkte günstiger bewertet als von Personen, die eine medizinische Rehabilitation erhalten hatten. Die günstigeren Effekte der Kontrollgruppe zeigten sich auch für mehrere sekundäre Zielkriterien.
Auf den ersten Blick deuten die Ergebnisse an, dass die medizinische Rehabilitation bei Erwerbstätigen mit Rückenschmerzen keinen Nutzen zur Verbesserung von Gesundheit, Schmerzen und Arbeitsfähigkeit hat. Unsere ergänzenden Analysen legen allerdings nahe, dass der von uns gewählte Ansatz systematisch verzerrte Ergebnisse zuungunsten der medizinischen Rehabilitation bedingte. Der Zeitraum zwischen der Erstbefragung und dem Start der Rehabilitation war in unserer Studie mit im Durchschnitt 343 Tagen außerordentlich lang. Wir gehen davon aus, dass viele unserer Studienteilnehmer, die in der medizinischen Rehabilitation behandelt wurden, nach der Ersterhebung eine Verschlechterung des Gesundheitszustands erfahren haben, die dann zur Inanspruchnahme einer Rehabilitation führte. Dies erklärt den langen Zeitraum zwischen Ersterhebung und Inanspruchnahme und die geringe Belastung vieler unserer Rehabilitanden bei der Ersterhebung. Die Stichprobe, die von uns erhobenen Daten und insbesondere der Zeitpunkt der Datenerhebung waren offenbar nur eingeschränkt geeignet, eine bevorstehende Inanspruchnahme einer medizinischen Rehabilitation zu modellieren. Vergleichbare Ausgangsbedingungen von Personen mit und ohne Rehabilitation waren daher trotz Propensity Score Matching nicht gewährleistet.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00011554
Laufzeit
01 / 2017 - 04 / 2020
Förderung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (BE 5885/2-1)
Kooperation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Rehabilitationsmedizin
Deutsche Rentenversicherung Nord
Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland
Ansprechpartner
Publikationen
Fauser D, Banaschak H, Zimmer JM, Golla A, Schmitt N, Mau W, Bethge M. Rehabilitation utilization of non-migrant and migrant persons with back pain: a cohort study using different definitions of migrant background. EClinicalMedicine 2022;46:101351.
Fauser D, Zeuner A, Zimmer J, Golla A, Schmitt N, Mau W, Bethge M. Work Ability Score as predictor of rehabilitation, disability pensions and death? A German cohort study among employees with back pain. Work 2022;73:719-728
Fauser D, Zimmer J, Golla A, Schmitt N, Mau W, Bethge M. Self-reported prognosis of employability as an indicator of need for rehabilitation: a cohort study in people with back pain. Rehabilitation 2022;61:88-96
Zimmer J, Fauser D, Golla A, Wienke A, Schmitt N, Bethge M, Mau W. Barriers to applying for medical rehabilitation: a time-to-event analysis of employees with severe back pain in Germany. J Rehabil Med 2022;54:1-8
Fauser D, Schmitt N, Golla A, Zimmer J, Mau W, Bethge M. Effectiveness of medical rehabilitation in persons with back pain – lessons learned from a German cohort study. Disabil Rehabil 2021; doi:10.1080/09638288.2021.1979110
Fauser D, Schmitt N, Golla A, Zimmer J, Mau W, Bethge M. Employability and intention to medical rehabilitation in people with back pain. A cross-sectional cohort study. J Rehabil Med 2020;52:1-9
Schmitt N, Fauser D, Golla A, Zimmer J, Bethge M, Mau W. Determinanten des subjektiven Rehabilitationsbedürfnisses und der Antragsintention bei Personen mit Rückenschmerzen. Rehabilitation 2020;60:185-94
Fauser D, Bethge M. Propensity-Score-Methoden zur Schätzung von Behandlungseffekten: Eine Chance für die rehabilitative Versorgungsforschung. Rehabilitation 2019;58:50-8
Mattukat K, Fauser D, Schmitt N, Bethge M, Mau W. Zugangsbarrieren zu und Wirksamkeit medizinischer Rehabilitation bei Rückenschmerz: Aktueller Stand einer Kohortenstudie mit Versicherten der Deutschen Rentenversicherung Nord und Mitteldeutschland. Phys Med Rehab Kuror 2018;28:372-82
Bethge M, Mattukat K, Fauser D, Mau W. Rehabilitation access and effectiveness for persons with back pain: the protocol of a cohort study (REHAB-BP, DRKS00011554). BMC Public Health 2017;18:22
ORIENT - Evaluationskonzept zum Fallmanagement nach psychosomatischer Rehabilitation
Fragestellung
Die Prozessevaluation begleitete die Implementierung des Fallmanagements nach psychosomatischer Rehabilitation. In diesem Zusammenhang sollte die Studie Aufschluss darüber geben, welche Personengruppen mit dem neu geschaffenen Angebot erreicht wurden, welche Unterstützungserwartungen die Klienten hatten, welche wiedereingliederungsrelevanten Veränderungen durch das Fallmanagement erreicht wurden und welche Faktoren die berufliche Wiedereingliederung nach einer psychosomatischen Rehabilitation unterstützen oder behindern.
Hintergrund
Psychische Erkrankungen haben erhebliche Konsequenzen für die Arbeits- und Erwerbsfähigkeit. Im Jahr 2016 wurden in Deutschland fast 74.000 erwerbsminderungsbedingte Rentenzugänge aufgrund psychischer Erkrankungen gezählt. Psychische Erkrankungen sind damit für 43 % der erwerbsminderungsbedingten Rentenzugänge in Deutschland verantwortlich und stellen die häufigste Ursache für Transferleistungen in Folge eines erwerbsminderungsbedingten Ausscheidens aus dem Arbeitsleben dar. Zwar ist auf Bevölkerungsebene kein Anstieg der Prävalenz von psychischen Störungsbildern wie Angst und Depression zu beobachten, die Zahl der durch psychische Erkrankungen begründeten Fehltage und Frühberentungen steigt jedoch entgegen dem Trend bei anderen Erkrankungen seit Jahren kontinuierlich.
Wie kontrollierte Studien zeigen, ist bei schweren psychischen Erkrankungen eine kontinuierliche unterstützende Betreuung bei der Wiedereingliederung ins Erwerbsleben den klassischen beruflichen Rehabilitationskonzepten überlegen. Daneben gilt die eingeschränkte Zusammenarbeit zwischen betrieblichen Akteuren und rehabilitativer Versorgung als Barriere für eine erfolgreiche Rückkehr in den Arbeitsmarkt nach einer Rehabilitation.
Als individuelles Nachsorgeangebot kann ein Fallmanagement eine sektorenübergreifende Kooperation unterstützen, die spezifischen Problemlagen der Rehabilitanden adressieren und helfen, bestehende strukturelle, organisatorische und zwischenmenschliche Barrieren der Wiedereingliederung zu überwinden.
Das in unserer Studie untersuchte Fallmanagement wurde durch zwei Fallmanagementanbieter realisiert. Die Identifizierung möglicher Teilnehmer und die Zuweisung zum Fallmanagement erfolgte durch drei psychosomatische Rehabilitationseinrichtungen.
Methoden
Die Studie nutzte einen multimethodischen Zugang und umfasste eine Dokumentenanalyse, eine Beobachtungsstudie mit zwei Erhebungszeitpunkten, leitfadengestützte Telefoninterviews mit Akteuren der beteiligten Kostenträger, Kliniken und Dienstleistern sowie leitfadengestützte Interviews mit Teilnehmern des Fallmanagements. Für die Beobachtungsstudie wurden Rehabilitanden mit Fallmanagement (IG) und ohne anschließendes Fallmanagement (KG) durch das Personal der beteiligten Rehabilitationseinrichtungen rekrutiert. Die schriftliche Befragung erfolgte am Ende der psychosomatischen Rehabilitation (T1) sowie sechs Monate nach Abschluss der Rehabilitation (T2). Die leitfadengestützten Interviews mit den Klienten wurden zwei Wochen nach Ende der Rehabilitation sowie zwei Monate nach Ende der Intervention geführt.
Quantitative Daten des ersten Erhebungszeitpunktes (T1) wurden für eine vergleichende Beschreibung der erreichten Zielgruppe herangezogen.
Zur Schätzung der Interventionseffekte wurden mittels Propensity Score Matching strukturgleiche Kontrollen identifiziert und anschließend mit der Interventionsgruppe (IG) verglichen.
Qualitative Daten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet, um die Versorgungserwartung der Klienten sowie der beteiligten Experten zu beschreiben und positive wie negative Implementierungsfaktoren zu explizieren.
Ergebnisse
In den drei beteiligten Rehabilitationskliniken erklärten 399 Rehabilitanden ihre Teilnahmebereitschaft. 347 Rehabilitanden füllten einen Fragebogen am Ende ihrer Rehabilitation aus. Zwei Teilnehmer mussten wegen eines falschen Kostenträgers ausgeschlossen werden. Eine Einwilligung wurde widerrufen. Insgesamt konnten 344 Personen in die Untersuchung eingeschlossen werden. 55 Personen (16,0 %) erhielten im Anschluss an die psychosomatische Rehabilitation ein Fallmanagement und bildeten die Interventionsgruppe, 289 Personen (84,0 %) erhielten kein Fallmanagement und bildeten die Kontrollgruppe.
Für die Analysen zur Zuweisungspraxis wurden Daten von 344 Rehabilitanden eingeschlossen. Die Studienteilnehmenden waren im Durchschnitt 49,3 Jahre alt (SD = 9,4), 52,9 % waren Frauen. Teilnehmer des Fallmanagements kennzeichneten sich durch häufigere Erwerblosigkeit, längere Arbeitsunfähigkeit, stärkere gesundheitliche Einschränkungen und höhere finanzielle Belastungen.
Mittels Propensity Score Matching wurde eine den Teilnehmern des Fallmanagements ähnliche Kontrollstichprobe generiert. Für die vergleichenden Analysen wurden Daten von 86 gematchten Rehabilitanden berücksichtigt. Sechs Monate nach Ende der Rehabilitation berichteten Teilnehmende des Fallmanagements eine deutlich höhere wahrgenommene professionelle Unterstützung bei der Rückkehr in Arbeit als die Kontrollgruppe. Rehabilitanden mit Fallmanagement berichteten bei der Nachbefragung jedoch statistisch signifikant seltener, in den vergangenen vier Wochen durchgängig gearbeitet zu haben und waren nach eigenen Angaben seltener erwerbstätig.
Zudem bewerteten Teilnehmer des Fallmanagements ihre subjektive Arbeitsfähigkeit zu T2 niedriger als die Kontrollgruppe und berichteten, eine ungünstigere Prognose der Erwerbstätigkeit sowiegrößere Teilhabeeinschränkungen als Rehabilitanden ohne Fallmanagement. Für die weiteren sekundären Zielkriterien wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen beobachtet.
Studienregistrierung
Registrierung im Deutschen Register Klinischer Studien: DRKS00014564
Laufzeit
01 / 2018 - 04 / 2020
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Nord
Kooperation
Curtius Klinik MVZ GmbH, Bad Malente
Fachklinik Aukrug, Aukrug-Tönnsheide
Rehabilitationsklinik Gardersee GmbH, Lohmen
Ansprechpartner
IV-LTA - Individuelle Verläufe von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben
Fragestellung
Im Fokus der Untersuchung standen Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung Bund. Anhand einer Kohorte von Versicherten mit bewilligten Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben wurden die Allokation konkreter Leistungen, der Prozess der Inanspruchnahme von Leistungen sowie die Ergebnisse dieser Leistungen untersucht.
Hintergrund
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben kommen in Betracht, wenn Personen ihre ursprünglich erlernte bzw. hauptsächlich ausgeübte Tätigkeit nicht mehr ohne Veränderung der Arbeitsbedingungen bzw. der individuellen Kompetenzen ausüben können. Sie umfassen ein vielfältiges Leistungsspektrum und reichen von Leistungen an den Arbeitgeber (Eingliederungszuschüsse), Leistungen zur Erhaltung/Erlangung eines Arbeitsplatzes (Tisch, Stuhl etc.) über Integrationsbemühungen (Trainings von Kompetenzen, Erwerb von Fertigkeiten, Integrationsmanagement) bis hin zu Qualifizierungen (Teil- und Vollqualifikationen). In der Forschung werden v. a. teil- und vollqualifizierenden Leistungen thematisiert. Beispielsweise haben zwei Übersichtsarbeiten die Ergebnisse zu möglichen Prädiktoren für den Wiedereingliederungserfolg und die beobachteten Eingliederungsquoten dieser Leistungsarten zusammengefasst. Allerdings werden der prozesshafte Charakter und die Möglichkeit von Leistungsketten, die das Leistungsgeschehen kennzeichnen, bei der segmentierten Betrachtung von Einzelleistungen ausgeblendet. Dadurch ergeben sich viele offene Fragen. Diese betreffen insbesondere die Allokation von Leistungen sowie die Wirksamkeit des Prozesses.
Methoden
Die Studie wurde als Kohortenstudie durchgeführt. Dies ermöglichte es, die Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten an einer Stichprobe von Personen mit bewilligten Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben zu modellieren. Neben der Bestimmung von Determinanten für die Inanspruchnahme verschiedener Leistungen und Leistungsketten war so auch die vergleichende Überprüfung von Behandlungseffekten möglich.
Eingeschlossen wurden Personen, die im Zeitraum Januar bis Juni 2016 eine Bewilligung von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben durch die Deutsche Rentenversicherung Bund erhalten haben. Ausgeschlossen wurden Personen mit einer in den vorangegangenen zwei Jahren abgeschlossenen Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben sowie Personen mit früheren Rentenanträgen und Rentenleistungen. Die Erstbefragung erfolgte zeitnah nach dem Versand des Bewilligungsbescheids. Darüber hinaus wurden drei Nachbefragungen durchgeführt.
Ergebnisse
Die Leistungsverläufe in der betrachteten Stichprobe waren sehr individuell. Häufigste Leistungsarten waren Integrationsleistungen und Vollqualifizierungen. Etwa ein Viertel der Personen mit dem Grunde nach bewilligten Leistungen erhielt keine Leistungen. Wir konnten feststellen, dass Personen ohne Leistungen nach der Bewilligung einen eher schlechteren Gesundheitszustand bereits bei der Erstbefragung berichteten. Sowohl bei Integrationsleistungen als auch Vollqualifizierungen konnten typische längere und kürzere Leistungsverläufe festgestellt werden. In beiden Gruppen schienen sich Personen zu befinden, bei denen die entsprechende Hauptleistung nur verkürzt stattfand und möglicherweise abgebrochen wurde. In beiden Gruppen berichteten Personen mit diesen kürzeren Leistungen einen schlechteren Gesundheitszustand als Personen mit längeren bzw. regulär langen Leistungen. Gesundheitliche Veränderungen fanden über den Beobachtungszeitraum sowohl bei Personen mit Leistungen als auch ohne Leistungen in nur sehr geringem Ausmaß statt, am ehesten noch bei Voll- und Teilqualifizierungen. Der stärkste Einflussfaktor auf einen Leistungsverlauf und das Ergebnis von Leistungen schien die gesundheitliche Ausgangssituation zum Zeitpunkt der Bewilligung zu sein. Es deutete sich an, dass Personen mit einer Leistung eher erwerbstätig waren als Personen ohne Leistungen. Ein geringer erwerbsbezogener Effekt von Leistungen blieb auch unter Kontrolle soziodemografischer und gesundheitsbezogener Variablen bestehen. Personen mit Leistungen an den Arbeitgeber profitierten am stärksten hinsichtlich einer Erwerbstätigkeit.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00009910
Laufzeit
01 / 2016 - 12 / 2020
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Ansprechpartner/-in
Publikationen
Bethge M, Sternberg A. Gesundheitliche Effekte eines Leistungsbeginns bei Personen mit bewilligter Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben. Die Berufliche Rehabilitation 2019; 33:126-37
EVA-MBOR – Evaluation der MBOR-Strategie der Deutschen Rentenversicherung Bund in der Orthopädie
Fragestellung
Die Studie überprüfte die Wirksamkeit der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) unter Realbedingungen. Sie untersuchte zudem, ob die richtigen Personen eine MBOR erhalten und wie die MBOR durchgeführt wird.
Hintergrund
Mit der MBOR wurden in den vergangenen Jahren Rehabilitationsprogramme mit einem verstärkten Arbeits- und Berufsbezug in Diagnostik und Therapie entwickelt. Diese Rehabilitationsprogramme zielen darauf ab, die berufliche Teilhabe besonders stark beeinträchtigter Personen durch eine verstärkte Berücksichtigung individueller Arbeitsanforderungen und dafür erforderlicher Fähigkeiten zu verbessern.
Randomisierte kontrollierte Studien bei Personen mit Muskel-Skelett-Erkrankungen haben einen absoluten Effekt von 20 Prozentpunkten auf stabile Rückkehr in Arbeit im Vergleich zur herkömmlichen medizinischen Rehabilitation (MR) gezeigt. Zur Implementierung der MBOR wurden von der Deutschen Rentenversicherung Bund seit 2014 Fachabteilungen zugelassen, in denen die MBOR durchgeführt wird. Die Evaluationsstudie sollte die Wirksamkeit der MBOR unter realen Versorgungsbedingungen überprüfen.
Methoden
Eingeschlossen wurden Versicherte der Deutschen Rentenversicherung Bund mit bewilligter orthopädischer Rehabilitation. Die Teilnehmer erhielten entweder eine herkömmliche MR oder eine MBOR. Um balancierte Stichproben zu erhalten, wurde ein Propensity Score Matching durchgeführt. Zur Berechnung der Wirksamkeit wurden Fragebogendaten genutzt, welche 10 Monate nach Abschluss der Rehabilitation erhoben wurden.
Ergebnisse
1282 Rehabilitanden wurden in die Analysen eingeschlossen (mittleres Alter: 52,4 Jahre; 75,3 % weiblich). Die Teilnehmer der MBOR kehrten häufiger in Arbeit zurück als Teilnehmer der MR (OR = 1,42; 95 % KI: 1,02 bis 1,96) und schätzten ihre Arbeitsfähigkeit besser ein (b = 0,38; 95 % KI: 0,05 bis 0,72). Außerdem kehrten sie früher in Arbeit zurück. Subgruppenanalysen zeigten, dass vor allem Personen mit hohem Teilhaberisiko und einer hohen wahrgenommenen Behandlungsdosis von einer MBOR profitierten. Die absolute Risikodifferenz für eine stabile Rückkehr in Arbeit betrug 20 Prozentpunkte bei Patienten mit einem hohen Teilhaberisiko und gleichzeitig einer hohen wahrgenommenen Behandlungsdosis. Der in den randomisierten kontrollierten Studien erreichte Effekt konnte nur in dieser Subgruppe repliziert werden.
Die Teilnahme an einer MBOR zeigt auch in der realen Versorgung positive arbeitsbezogene Teilhabeeffekte. Diese sind jedoch geringer als die aus randomisierten kontrollierten Studien bekannten Effekte. Eine homogene Umsetzung der MBOR entsprechend dem Anforderungsprofil der Deutschen Rentenversicherung Bund sowie eine Behandlung der intendierten Zielgruppe können die Effekte in der realen Versorgung erhöhen.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00009780
Laufzeit
12 / 2015 - 03 / 2018
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperation
Deutsche Rentenversicherung Bund
Universität Würzburg, Abteilung für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften
Ansprechpartner/-in
Publikation
Neuderth S, Schwarz B, Gerlich C, Schuler M, Markus M, Bethge M. Work-related medical rehabilitation in patients with musculoskeletal disorders: the protocol of a propensity score matched effectiveness study (EVA-WMR, DRKS00009780).BMC Public Health 2016;16:804; doi: 10.1186/s12889-016-3437-7.
Markus M, Bethge M. Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation. RP Reha 2017;2:5-11
Bethge M, Markus M, Streibelt M, Gerlich C, Schuler M. Implementing the German model of work-related medical rehabilitation: Did the delivered dose of work-related treatment components increase? Arch Phys Med Rehabil 2018;99:2465-71; doi:10.1016/j.apmr.2018.06.018
Bethge M, Markus M, Streibelt M, Gerlich C, Schuler M. Effects of nationwide implementation of work-related medical rehabilitation in Germany: Propensity score matched analysis. Occup Environ Med 2019;76:913-9
MBOR-I-Update - Implementierung medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung Nord: ein Update
Fragestellung
Die Studie prüfte, ob und in welchem Umfang die Empfehlungen des Anforderungsprofils zur Durchführung der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) in der rehabilitativen Versorgung von Menschen mit Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychischen Erkrankungen umgesetzt werden.
Hintergrund
Die Implementierung medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitationsprogramme stellt für Rehabilitationszentren eine erhebliche Herausforderung dar. Eine 2016 veröffentlichte Studie untersuchte die Implementierung der MBOR für Rehabilitanden mit Muskel-Skelett-Erkrankungen in drei von der Deutschen Rentenversicherung Nord federgeführten Einrichtungen und zeigte, dass die Empfehlungen des Anforderungsprofils weitgehend erfüllt wurden. Andere bundesweite Studien legen nahe, dass die Varianz der umgesetzten berufsorientierten diagnostischen und therapeutischen Dosis weiterhin erheblich ist und Abweichungen von der empfohlenen Behandlungsdosis zu einer Reduktion der Effekte führen. Inzwischen bietet die Deutsche Rentenversicherung die MBOR auch für psychische Erkrankungen an. Eine aktuelle Analyse des Implementierungsgrades der MBOR in den von der Deutschen Rentenversicherung Nord belegten orthopädischen und psychosomatischen Rehabilitationseinrichtungen fehlte bislang.
Methoden
Für die Analysen wurden administrative Daten von Teilnehmern einer MBOR und Teilnehmern einer herkömmlichen MR verwendet. Diese wurden durch die Deutsche Rentenversicherung zur Verfügung gestellt. Eingeschlossen wurden Versicherte der Deutschen Rentenversicherung Nord, die im Zeitraum von 01. Januar 2016 bis 31. Dezember 2018 entweder eine MBOR oder eine MR erhalten hatten und regulär entlassen wurden. Eingeschlossen wurden Personen, die zu Beginn ihrer Rehabilitation zwischen 18 und 65 Jahre alt waren und deren Rehabilitation aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen oder psychischen Erkrankungen bewilligt wurde. Primäres Zielkriterium war die Gesamtdosis berufsorientierter diagnostischer und therapeutischer Leistungen.
Ergebnisse
Für unsere Analysen verwendeten wir Daten von 11.752 Personen aus 15 orthopädischen Einrichtungen und 3919 Personen aus sechs psychosomatischen Abteilungen. Sowohl in den orthopädischen als auch den psychosomatischen Abteilungen waren Teilnehmer einer MBOR deutlich stärker beeinträchtigt als Teilnehmer einer herkömmlichen MR.
In den orthopädischen Abteilungen erhielten Teilnehmer einer MBOR im Durchschnitt knapp eine Stunde berufsbezogene Diagnostik, knapp eineinhalb Stunden psychosoziale Arbeit, rund drei Stunden berufsbezogene Gruppen und fast sieben Stunden Arbeitsplatztraining. Insgesamt war die berufsbezogene Gesamtdosis in der MBOR neun Stunden höher als in der MR. Neun von 15 Einrichtungen erreichten die im Anforderungsprofil empfohlene Mindestdosis von elf Stunden.
In den psychosomatischen Abteilungen erhielten Teilnehmer einer MBOR im Durchschnitt etwa eine Viertelstunde berufsbezogene Diagnostik, rund eine Stunde psychosoziale Arbeit, knapp sechs Stunden berufsbezogene Gruppen und etwas mehr als drei Stunden Arbeitsplatztraining. Insgesamt war die berufsbezogene Gesamtdosis in der MBOR knapp sechs Stunden höher als in der MR. Keine der sechs psychosomatischen Abteilungen erreichte die berufsorientierte Behandlungsdosis von 17 Stunden, die sich für eine fünfwöchige Rehabilitation aus dem Anforderungsprofil ergibt.
Zwischen den Rehabilitationseinrichtungen variierte die Umsetzung der berufsorientierten Leistungen deutlich, am stärksten im Modul der berufsorientierten Diagnostik.
Die in den orthopädischen Einrichtungen implementierten medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitationsprogramme bilden die Empfehlungen des Anforderungsprofils weitgehend ab. In den psychosomatischen Einrichtungen ist der Implementierungsgrad der MBOR deutlich geringer. Herausfordernd ist v. a. die Umsetzung der berufsorientierten Diagnostik und des Arbeitsplatztrainings. Zentrale Schulungen zu verfügbaren diagnostischen Verfahren, z. B. dem auf Schlüsselqualifikationen gerichteten Instrumentarium zur Diagnostik von Arbeitsfähigkeiten (www.miro-gmbh.de/de/ida/), könnten die Implementierung der MBOR in den psychosomatischen Abteilungen unterstützen.
Laufzeit
10 / 2019 - 12 / 2019
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Nord
Ansprechpartner
Publikationen
Katja Spanier, Marco Streibelt, Friat Ünalan, Matthias Bethge web-based intervention to promote applications for rehabilitation: a study protocol for a randomized controlled trial
SPE - Drittes Sozialmedizinisches Panel für Erwerbspersonen "Rehabilitation und Teilhabe"
Fragestellung
Das SPE-III untersuchte, inwiefern personale und soziale Kontextfaktoren die Beantragung und Inanspruchnahme von Rehabilitations- und Rentenleistungen beeinflussen.
Hintergrund
Zur Sicherung der Erwerbsfähigkeit und der beruflichen Teilhabe werden von den Rentenversicherungsträgern Leistungen zur medizinischen Rehabilitation angeboten. Insbesondere Personen mit einem erhöhten Risiko erwerbsminderungsbedingter Frühberentung, z. B. Personen mit vorangegangenem Krankengeldbezug, gelten als vorrangige Zielgruppe dieser Leistungen. Knapp die Hälfte derjenigen Personen, die erwerbsminderungsbedingt berentet wird, nimmt im Vorfeld des Rentenzugangs keine Rehabilitationsleistung wahr. Offenbar gibt es Rehabilitationsbedarf, der nicht zur Antragstellung und Inanspruchnahme rehabilitativer Leistungen führt.
Methode
Das SPE-III rekrutierte einer Risikokohorte, um Determinanten der Rehabilitationsinanspruchnahme und des Zugangs in Erwerbsminderungsrente zu untersuchen. Die Stichprobenziehung berücksichtigte Versicherte der Deutschen Rentenversicherung Bund, die 2012 Krankengeld bezogen, jedoch im vorangegangenen 4-Jahres-Zeitraum, d. h. zwischen 2009 und 2012 Leistungen zur Teilhabe (medizinische und berufliche Rehabilitationsleistungen) weder beantragt noch erhalten hatten. Eingeschlossen wurden 40- bis 54-jährige Personen mit aktuellem Wohnsitz in Deutschland. Ausgeschlossen wurden Versicherte mit bereits beantragten oder bewilligten Rentenleistungen. Männer und Frauen wurden in gleichem Umfang gezogen. Die Bruttostichprobe umfasste 10.000 Personen. Postalische Befragungen fanden 2013, 2015 und 2017 statt. Die Fragebogendaten wurden zusätzlich mit administrativen Daten aus den Versichertenkonten verknüpft.
Ergebnisse
Das SPE-III lieferte wesentliche Erkenntnisse zur Identifizierung von Rehabilitationsbedarf und zu den Determinanten, die die Beantragung und Inanspruchnahme von medizinischer Rehabilitation und Erwerbsminderungsrenten beeinflussen. Unsere Studie hat zudem starke Belege für den Zusammenhang von psychosozialen Belastungen im Arbeitsleben (berufliche Gratifikationskrisen, organisationale Ungerechtigkeit) und eingeschränkter Arbeitsfähigkeit generiert.
Der Datensatz des SPE-III, der auch als Scientific-Use-File zur Verfügung steht, wird über das Projektende hinaus gepflegt und genutzt. Aktuelle administrative Daten werden weiter mit der Stichprobe verknüpft. Im Jahr 2025 werden die ältesten Studienteilnehmer das Rentenalter erreichen. Bis dahin können typische Erwerbsverläufe und Übergänge in die Rente untersucht und nachgezeichnet werden. Interessierte Forscher können sich weiterhin an die Projektmitarbeiter des SPE-III wenden, wenn sie Zugang zum Scientific-Use-File wünschen. Mit externen Arbeitsgruppen konnten zahlreiche ergänzende Analysen und Publikationen realisiert werden.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00004824
Laufzeit
01 / 2013 - 04 / 2019
Förderer
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperation
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft
Anprechpartner/-innen
Publikationen
Brzoska P, Spanier K, Bethge M. Potenziale des Dritten Sozialmedizinischen Panels für Erwerbspersonen (SPE-III) für die Forschung im Bereich Migration und Rehabilitation: Das Beispiel der Inanspruchnahme rehabilitativer Versorgung. Rehabilitation 2019; 58:385-91;
doi:10.1055/a-0847-3234
Hinsch DM, Spanier K, Radoschewski FM, Bethge M. Associations between overcommitment, effort–reward imbalance and mental health: findings from a longitudinal study. Int Arch Occup Environ Health 2019; 92:559-67;
doi:10.1007/s00420-018-1391-7
Peters E, Spanier K, Radoschewski FM, Bethge M. Influence of social support among employees on mental health and work ability – a prospective cohort study in 2013-2015. Eur J Public Health 2018; 28:819-23;
doi:10.1093/eurpub/cky067
Hennemann S, Witthöft M, Bethge M, Spanier K, Beutel ME, Zwerenz R. Acceptance and barriers to access of occupational e-mental health: cross-sectional findings from a health-risk population of employees. Int Arch Occup Environ Health 2017;91:305-16;
doi:10.1007/s00420-017-1280-5
Wienert J, Spanier K, Radoschewski FM, Bethge M. Work ability, effort-reward imbalance and disability pension claims. Occup Med (Lond) 2017; 67:696-702;
doi:10.1093/occmed/kqx164
Spanier K, Michel E, Peters E, Radoschewski FM, Bethge M. Injustice at work affects work ability and role functioning: findings of a cohort study. Int J Public Health 2018;63:447-56;
doi:10.1007/s00038-017-1056-4
Bethge M, Spanier K, Peters E, Michel E, Radoschewski M. Self-reported work ability predicts rehabilitation measures, disability pensions, other welfare benefits, and work participation: longitudinal findings from a sample of German employees. J Occup Rehabil 2018;28:495-503;
doi:10.1007/s10926-017-9733-y
Spanier K, Peters E, Michel E, Radoschewski FM, Bethge M. Associations of organizational justice with work ability, self-reported disability days and medical consultations: cross-sectional findings from employees with prior sickness absence payments. Int Arch Occup Environ Health 2017;90:789-97;
doi:10.1007/s00420-017-1242-y
Bethge M, Peters E, Michel E, Radoschewski FM, Spanier K. Motivationale und volitionale Determinanten für die Beantragung einer psychosomatischen Rehabilitation: Ergebnisse einer Kohortenstudie. Rehabilitation 2016;55:341-7;
doi:10.1055/s-0042-119631
Spanier K, Peters E, Michel E, Mohnberg I, Radoschewski FM, Bethge M. Motivationale und volitionale Prozesse im Kontext der Beantragung einer medizinischen Rehabilitationsleistung: eine Anwendung des sozial-kognitiven Prozessmodells gesundheitlichen Handelns. Psychother Psychosom Med Psychol 2016;66:242-8;
doi: 10.1055/s-0042-106288
Mohnberg I, Spanier K, Peters E, Radoschewski FM, Bethge M. Determinanten für intendierte Anträge auf medizinische Rehabilitation bei vorangegangenem Krankengeldbezug. Rehabilitation 2016;55:81-7;
doi:10.1055/s-0042-100588
Peters E, Spanier K, Radoschewski FM, Bethge M. Soziale Unterstützung als Ressource für Arbeitsfähigkeit. Rehabilitation 2016;55:102-7;
doi:10.1055/s-0042-101337
Spanier K, Mohnberg I, Radoschewski FM, Streibelt M, Bethge M. Sind administrative Daten für Rentenantragsintentionen und Indikatoren subjektiven Rehabilitationsbedarfs prognostisch bedeutsam? Rehabilitation 2015;54:172-7;
doi:10.1055/s-0035-1548896
Bethge M, Spanier K, Neugebauer T, Mohnberg I, Radoschewski FM. Self-reported poor work ability – an indicator of need for rehabilitation? A cross-sectional study of a sample of German employees. Am J Phys Med Rehabil; 2015;94:958-66;
doi:10.1097/phm.0000000000000281
Weitere Materialien
EVA-VMO – Evaluation der verhaltensmedizinisch orientierten Rehabilitation bei Rehabilitanden mit Muskel-Skelett-Erkrankungen
Fragestellung
In der Studie wurde die Wirksamkeit (Ergebnisqualität) der verhaltensmedizinisch orientierten Rehabilitation (VOR) bei Rehabilitanden mit Muskel-Skelett-Erkrankungen unter realen Versorgungsbedingungen überprüft. Darüber hinaus wurde geprüft, welche Leistungen im Rahmen der VOR erbracht wurden (Prozessqualität).
Hintergrund
Mit der VOR wurde in den vergangenen Jahren ein multimodales Rehabilitationsprogramm entwickelt, das sich an Rehabilitanden mit Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychischer Komorbidität oder Problemen bei der Krankheitsbewältigung richtet. Durch ein intensiviertes psychologisches und bewegungstherapeutisches Gruppenangebot soll die Teilhabe dieser Zielgruppe gesichert werden.
Befunde aus kontrollierten und randomisiert kontrollierten Studien geben Hinweise auf die klinische Wirksamkeit („Efficacy“) von verhaltensmedizinisch orientierten Rehabilitationsprogrammen. Bestätigt wurden günstige Effekte auf Depressivität, Schmerzbewältigungsstrategien, Schmerzintensität und subjektive Gesundheit. Diese Studien waren jedoch durch sorgfältig definierte Ein- und Ausschlusskriterien charakterisiert und evaluierten zwar multimodale Programme mit intensivierter Psychotherapie, nicht jedoch die in der Versorgungsroutine implementierte VOR in der heutigen Form. Die Identifizierung der Zielgruppe und die Umsetzung der diagnostischen und therapeutischen Anforderungen sind in der Versorgungsroutine noch immer herausfordernd. Daher ist es wichtig zu überprüfen, ob die VOR auch unter regulären Versorgungsbedingungen zu besseren Ergebnissen führt („Effectiveness“).
Methoden
Eingeschlossen wurden Versicherte der Deutschen Rentenversicherung Bund mit bewilligter orthopädischer Rehabilitation. Daten wurden mittels schriftlicher Befragung vor Beginn der Rehabilitation sowie drei und zehn Monate nach Rehabilitationsende erhoben. Ergänzend wurden administrative Daten aus den Rehabilitations- und Versichertenkonten genutzt. Die Wirksamkeit der VOR unter realen Versorgungsbedingungen wurde mittels eines Propensity Score gematchten Vergleichs von VOR und herkömmlicher medizinischer Rehabilitation geprüft. Zusätzlich wurden individuelle und einrichtungsbezogene Moderatoren der Wirksamkeit geprüft.
Ergebnisse
Die Analysen der erbrachten therapeutischen Leistungen zeigten, dass die VOR bisher nur teilweise und heterogen implementiert ist. Teilnehmer der VOR waren zehn Monate nach der Rehabilitation nicht häufiger in Arbeit als vergleichbare Teilnehmer einer herkömmlichen medizinischen Rehabilitation. Sie berichteten aber von einer besseren subjektiven Arbeitsfähigkeit, einer besseren körperlichen Funktionsfähigkeit, besseren Selbstmanagementfähigkeiten, geringeren Schmerzbeeinträchtigungen und besseren Angst-Vermeidungs-Überzeugungen. Stratifizierte Analysen zeigten höhere Vorteile der VOR bei stark belasteten Rehabilitanden. Eine Per-Protocol-Analyse zeigte bis zu zweimal höhere Effekte, wenn die Mindesttherapiedosis erbracht wurde.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00016404
Laufzeit
01 / 2018 - 06 / 2019
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Ansprechpartner
RI-EMR-II - Aktualisierung und Erweiterung des Risikoindex Erwerbsminderungsrente
Fragestellung
Ziel des Projektes war die Aktualisierung des Risikoindex Erwerbsminderungsrente (RI-EMR).
Hintergrund
Um Erwerbsfähigkeit und berufliche Teilhabe zu sichern, bietet die Deutsche Rentenversicherung u. a. Leistungen zur medizinischen Rehabilitation an. Diese Leistungen haben gegenüber Rentenleistungen Vorrang. Allerdings nimmt nur die Hälfte der Personen, die wegen verminderter Erwerbsfähigkeit eine Rente antritt, im Vorfeld eine medizinische Rehabilitation in Anspruch. Offenbar wird bei vielen Personen Rehabilitationsbedarf nicht rechtzeitig erkannt. Ein möglicher Weg, das Risiko eines vorzeitigen gesundheitsbedingten Erwerbsausstiegs frühzeitig zu identifizieren, liegt in der Nutzung vorhandener administrativer Daten. Der Risikoindex Erwerbsminderungsrente (RI-EMR) nutzt solche administrativen Daten der Deutschen Rentenversicherung. Hohe Indexwerte gehen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit einher, innerhalb der nächsten fünf Jahre eine Erwerbsminderungsrente zu erhalten. Ziel der Analysen war die Aktualisierung des RI-EMR unter Nutzung von Daten aller Rentenversicherungsträger.
Methoden
Für die Analysen verwendeten wir Daten einer 1-%-Stichprobe aktiv versicherter Personen sowie Daten zum Rentenzugang. Eingeschlossen wurden aktiv gesetzlich rentenversicherte 18- bis 65-jährige Personen (Stichtag 31.12.2012). Ausgeschlossen wurden Personen, deren Rente wegen Alters oder Erwerbsminderungsrente bereits vor dem 01.01.2013 beantragt wurde. Zur Bildung des RI-EMR wurden soziodemografische und beitragsbiografische Variablen für die Jahre 2010 bis 2012 berücksichtigt. Zielkriterium waren Erwerbsminderungsrenten, die zwischen dem 01.01.2013 und dem 31.12.2017 beantragt wurden. Grundlage für die Berechnung des RI-EMR bildete ein multiples logistisches Regressionsmodell. Die Schätzer des Modells wurden mit den Personenmerkmalen in einer Gleichung zusammengefasst und zum RI-EMR transformiert. Die prognostische Genauigkeit wurde mit einer Receiver-Operating-Characteristic-Kurve geprüft. Trennwerte wurden mit Hilfe des Youden-Index abgeleitet. Zur Bestimmung des mit dem kategorisierten RI-EMR assoziierten Risikos wurde eine Coxregression gerechnet.
Ergebnisse
Für die 352.140 eingeschlossenen Personen wurden im Nachbeobachtungszeitraum 6360 Erwerbsminderungsrenten gezählt. Im finalen Modell erwiesen sich der Bezug sonstiger Leistungen (in der Regel Krankengeld) sowohl bei Männern (OR = 6,70; 95 % KI: 6,16 bis 7,29) als auch bei Frauen (OR = 10,87; 95 % KI: 9,99 bis 11,82) als stärkste Prädiktoren. Der RI-EMR unterschied gut zwischen Personen mit und ohne Erwerbsminderungsrente (AUC = 0,84; 95 % KI: 0,83 bis 0,84). Der optimierte Trennwert betrug 50 Punkte. Mit dem Trennwert ≥ 50 Punkte wurde eine korrekte Gesamtklassifikation von 80,6 % (Sensitivität: 71,5 %; Spezifität: 80,8 %) erreicht. Die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbminderungsrente für Personen mit Werten < 50 Punkten betrug 0,7 %, für Personen mit Werten ≥ 50 und < 60 Punkten 2,9 % und für Personen mit Werten ≥ 60 Punkten 10,1 %. Für Personen mit hohem RI-EMR (≥ 60 Punkte) war das Hazard Ratio für einen Eintritt in Erwerbsminderungsrente 17-mal höher (95 % KI: 16,37 bis 18,34) als Personen mit niedrigem RI-EMR (< 50 Punkte).
Als Ergebnis der Analysen ist es nun möglich, für jede aktiv gesetzlich rentenversicherte 18- bis 65-jährige Person den RI-EMR zu berechnen. Die Genauigkeit des RI-EMR bei der Vorhersage des Zielereignisses ist gut. Da die Inzidenz eines erwerbsminderungsbedingten Rentenzugangs ein seltenes Ereignis ist, sind falsch positive Ergebnisse jedoch häufig und die positiven Vorhersagewerte gering. Als Screening ist der RI-EMR geeignet. Ein hoher RI-EMR bedarf einer sozialmedizinischen Klärung.
Laufzeit
07 / 2018 - 12 / 2018
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Ansprechpartner
Dr. Katja Spanier, M.A.
Publikationen
Bethge M, Spanier K, Streibelt M. Using administrative data to assess the risk of permanent work disability a cohort study. J Occup Rehabil; doi:10.1007/s10926-020-09926-7
MBOR-M - Teilhabeeffekte der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation in der Mühlenbergklinik
Fragestellung
Das Vorhaben untersuchte die Teilhabeeffekte der in der Mühlenbergklinik implementierten medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR). Dafür wurden Rehabilitanden, die ein medizinisch-beruflich orientiertes Rehabilitationsprogramm erhalten haben, mit vergleichbaren Teilnehmern einer herkömmlichen Rehabilitation verglichen.
Hintergrund
Mit der MBOR wurden in den vergangenen Jahren Rehabilitationsprogramme mit einem stärkeren Arbeits- und Berufsbezug entwickelt, um die beruflichen Teilhabechancen zu verbessern. Das Angebot richtet sich an Personen, deren berufliche Leistungsfähigkeit oder Teilhabe nicht nur vorübergehend gesundheitsbedingt stark eingeschränkt ist. Randomisierte kontrollierte Studien haben die Ergebnisse der MBOR und der herkömmlichen medizinischen Rehabilitation verglichen und verbesserte berufliche Wiedereingliederungschancen zugunsten der MBOR bestätigen können. Die stärksten Nachweise für den Nutzen der MBOR liegen derzeit für Personen mit Muskel-Skelett-Erkrankungen vor. Ein Nachweis, ob die Implementierung der MBOR in der regulären Versorgung, also jenseits randomisierter kontrollierter Studien mit hoher Behandlungsgenauigkeit und sorgfältig definierten Einschlusskriterien, tatsächlich zu besseren Ergebnissen führt, steht bislang aus.
Methoden
Die Fragestellung wurde anhand einer Sekundärdatenanalyse beantwortet. Die Daten wurden 2014 / 2015 in der Mühlenbergklinik - Holsteinische Schweiz erhoben. Für die geplanten Analysen wurden die Daten der Teilnehmer einer MBOR und von Teilnehmern der herkömmlichen medizinischen Rehabilitation verwendet. Ergänzend wurden administrative Daten genutzt. Die Zuweisung zur medizinischen Rehabilitation oder zur MBOR erfolgte für die Studienteilnehmer unter realen Versorgungsbedingungen. Eingeschlossen wurden Rehabilitanden im Heilverfahren (d. h. Rehabilitation nach Antragstellung, keine Anschlussrehabilitation). Die relative Wirksamkeit wurde mittels eines Propensity Score gematchten Vergleichs der MBOR und der herkömmlichen medizinischen Rehabilitation geprüft. Primäres Zielkriterium war die Rate sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung ein Jahr nach Rehabilitationsende.
Ergebnisse
Mittels Propensity Score Matching konnten Stichproben mit vergleichbaren Stichprobenmerkmalen generiert werden. Für die vergleichende Analyse ein Jahr nach Rehabilitationsende wurden die Daten von 312 Rehabilitanden berücksichtigt. Die Analyse der Therapiedosis ergab deutliche Unterschiede hinsichtlich berufsorientierter Therapieleistungen zwischen den beiden Behandlungsarmen. Ein Jahr nach Rehabilitationsende war der Anteil sozialversicherungspflichtig beschäftigter Rehabilitanden in der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation rund elf Prozentpunkte höher als in der herkömmlichen medizinischen Rehabilitation.
Laufzeit
08 / 2017 - 12 / 2018
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Nord
Kooperation
Mühlenbergklinik - Holsteinische Schweiz
Ansprechpartner/-in
Publikationen
MBOR-O - Wirksamkeit medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation bei onkologischen Erkrankungen: eine clusterrandomisierte Multicenter-Studie
Fragestellung
Ziel des Forschungsvorhabens war die Überprüfung der Wirksamkeit der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation bei Rehabilitanden mit onkologischen Erkrankungen und besonderen beruflichen Problemlagen. Die bisherige medizinische Rehabilitation bei onkologischen Erkrankungen wurde dafür u.a. durch arbeitsplatzbezogenes Training, psychosoziale berufsbezogene Gruppen sowie eine intensivierte Sozialberatung ergänzt. Für die clusterrandomisierte Studie wurde erwartet, dass Teilnehmer des medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitationsprogramms langfristig geringere Teilhabeeinschränkungen haben als Teilnehmer der herkömmlichen medizinischen Rehabilitation.
Hintergrund
Aufgrund der Fortschritte in der frühzeitigen Erkennung von Krebserkrankungen und ihrer Behandlung steigen die Überlebensraten der betroffenen Personen kontinuierlich an. Etwa 60 % der Patienten mit Krebserkrankungen überleben heutzutage die ersten fünf Jahre nach ihrer Diagnose. Bedingt durch diese Entwicklung rückt die Lebenssituation nach erfolgreicher Erstbehandlung in den Fokus. Besonders die Rückkehr ins Erwerbsleben wird dabei, auch von den Betroffenen selbst, als wichtiger Schritt bei der Bewältigung des als krisenhaft wahrgenommenen Ereignisses und als Indikator für die Rückkehr von Normalität erlebt.
Die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation gilt vor diesem Hintergrund als vielversprechende Strategie zur Verbesserung der Wiedereingliederungschancen. Randomisierte kontrollierte Studien haben die Wirksamkeit der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation bei orthopädisch, kardiologisch, neurologisch und psychosomatisch erkrankten Personen mit den Ergebnissen der herkömmlichen medizinischen Rehabilitation verglichen und verbesserte berufliche Wiedereingliederungschancen zugunsten der Teilnehmer medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitationsangebote bestätigen können. In der onkologischen Rehabilitation ist die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation bislang allerdings kaum etabliert. Zudem fehlt ein qualitativ hochwertiger Nachweis, dass die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation auch bei onkologischen Erkrankungen zu günstigeren berufsbezogenen Ergebnissen führt.
Methoden
Die Studie wurde als clusterrandomisierte Studie durchgeführt. Die Daten wurden durch Befragungen am Beginn und Ende der Rehabilitation sowie drei Monate bzw. ein Jahr nach Rehabilitationsende erhoben. Das primäre Zielkriterium der Wirksamkeitsstudie waren die wahrgenommenen arbeits- und alltagsbezogenen Teilhabeeinschränkungen der teilnehmenden Personen.
Ergebnisse
Die Analysen der erbrachten therapeutischen Leistungen und der Wahrnehmung berufsbezogener Inhalte zeigten, dass die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation erfolgreich implementiert und umgesetzt wurde. Unsere Studie konnte konsistent leichte Vorteile der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation am Rehabilitationsende und nach drei Monaten zeigen. Es konnten allerdings keine langfristigen Vorteile der Interventionsgruppe nach 12 Monaten dokumentiert werden. Eine Implementierung der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation in der Onkologie, wie durch uns in den vier Zentren umgesetzt, verbessert die beruflichen Wiedereingliederungschancen von an Krebs erkrankten Personen wahrscheinlich nicht.
Studienregistrierung
Registrierung im Deutschen Register Klinischer Studien (DRKS): DRKS00007770
Laufzeit
01 / 2015 - 06 / 2018
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperationen
MediClin Rose Klinik, Horn-Bad Meinberg
AMEOS Reha Klinikum, Ratzeburg
Bavaria Klinik, Freyung
Paracelsus Klinik am See, Bad Gandersheim
Ansprechpartner/-in
Publikation
Fauser D, Wienert J, Zomorodbakhsch B, Biester I, Krüger H-U, Presl A, Schmielau J, Bethge M. Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation in der Onkologie – eine clusterrandomisierte Multicenterstudie. Dtsch Arztebl Int 2019;116:592-599; doi:10.3238/arztebl.2019.0592
Fauser D, Wienert J, Beinert T, Biester I, Krüger H-U, Presl A, Schmielau J, Bethge M. Work-related medical rehabilitation in cancer patients – post rehabilitation results from a cluster-randomized multicenter-trial. Cancer 2019;125:2666-2674; doi:10.1002/cncr.32131
Wienert J, Bethge M. Preferences and willingness to wait for a work-related medical rehabilitation program amongst participants in cancer rehabilitation. PRM+ 2019;2:29-34
Schwarz B, Wienert J, Bethge M. Development and implementation of work-related medical rehabilitation in cancer patients using organizational ethnography and action research methodology. Int J Occup Med Environ Health 2019;32:217-228; doi:10.13075/ijomeh.1896.01250
Wienert J, Bethge M. Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation für onkologische Rehabilitanden – kurzfristige Ergebnisse einer clusterrandomisierten Multicenterstudie. Rehabilitation 2019;58:181-190; doi:10.1055/a-0604-0157
Wienert J, Schwarz B, Bethge M. Effectiveness of work-related medical rehabilitation in cancer patients: study protocol of a cluster-randomized multicenter trial. BMC Cancer 2016;16:544; doi:10.1186/s12885-016-2563-z
PROREHAB - Promoting access to rehabilitation
Fragestellung
Ziel der Studie war die Prüfung der Wirksamkeit eines webbasierten Informationsangebots zur Bean-tragung medizinischer Rehabilitationsleistungen. Es wurde erwartet, dass Teilnehmende mit einem Zugang zum webbasierten Informationsangebot häufiger medizinische Rehabilitation beantragen und in Anspruch nehmen als Teilnehmende der Kontrollgruppe.
Hintergrund
Um Erwerbsfähigkeit und berufliche Teilhabe zu sichern, können in Deutschland Leistungen zur medizinischen Rehabilitation beantragt werden. Insbesondere Personen mit einem erhöhten Risiko erwerbsminderungsbedingter Frühberentung, z. B. Personen mit vorangegangenem Krankengeldbezug, gelten als vorrangige Zielgruppe dieser Leistungen. Wenn Rehabilitationsbedarf jedoch nicht zur Stellung eines Antrages führt, bleibt diese Möglichkeit zur Vermeidung von Erwerbsminderungsrenten ungenutzt. In 2011 hatten 59,6 % der Männer und 52,7 % der Frauen, für die erwerbsminderungsrentenbedingte Rentenzugänge dokumentiert wurden, im Vorfeld keine medizinische Rehabilitation erhalten.
Im Rahmen der Studie wurde der Nutzen eines webbasierten Informationsangebots zur medizinischen Rehabilitation für Personen mit vorangegangenem Krankengeldbezug geprüft. Die Entwicklung des Angebots orientierte sich am Prozessmodell des Gesundheitsverhaltens. Dieses Modell unterscheidet bei der Realisierung gesundheitsbezogener Handlungen zwei Phasen: eine motivationale Phase (Absichtsbildung) und eine volitionale Phase (Handlungsumsetzung). Das webbasierte Informationsangebot zielte mit einem Modul zur Bewertung des eigenen Rehabilitationsbedarfs anhand des Work Ability Index auf eine gezielte Absichtsbildung stark eingeschränkter Personen. Die Handlungsumsetzung sollte mit einer konkreten Schritt-für-Schritt-Anleitung die Bearbeitung und Einreichung der notwendigen Antragsunterlagen unterstützt werden.
Methoden
Die Wirksamkeit des webbasierten Angebots wurde in einer randomisiert kontrollierten Studie geprüft. Teilnehmende der Interventionsgruppe erhielten die Möglichkeit das webbasierte Informationsangebot zu nutzen. Teilnehmende der Kontrollgruppe erhielten postalisch einen kurzen Hinweis auf die Möglichkeit Leistungen zur medizinischen Rehabilitation zu beantragen.
Primärer Endpunkt war der Anteil beantragter und in Anspruch genommener Leistungen zur medizinischen Rehabilitation nach einem Jahr. Diese Daten wurden aus den Versichertenkonten extrahiert. Sekundäre Endpunkte waren die Tage mit Krankengeldbezug und Tage mit versicherungspflichtiger Beschäftigung nach einem Jahr. Diese Daten wurden ebenfalls aus den Versichertenkonten extrahiert. Weitere sekundäre Endpunkte wurden nach einem Jahr mittels schriftlicher Befragung erhoben. Die schriftlich erfassten Zielkriterien umfassten die Einstellungen zur Rehabilitation und zur Rehabilitationsantragstellung (positive und negative Ergebniserwartungen, Selbstwirksamkeit), Indikatoren gesundheitsbezogener Lebensqualität (Subskalen des 36-Item Short-Form Health Survey: körperliche Funktionsfähigkeit, psychisches Wohlbefinden, allgemeine Gesundheit) sowie die subjektive Arbeitsfähigkeit und Tage mit erlebten Beeinträchtigungen.
Ergebnisse
Teilnehmende der Interventionsgruppe unterschieden sich nach Ablauf des Interventionszeitraums von Teilnehmenden der Kontrollgruppe weder in Bezug auf die Rate beantragter noch in Bezug auf die Rate in Anspruch genommener Leistungen zur medizinischen Rehabilitation. Auch bei den sekundären Zielkriterien gab es keine Unterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppe. Die Analyse des Zugriffs legt eine nur geringe Nutzung des Webangebots nahe.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00005658
Laufzeit
03/2014-02/2018
Förderer
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperation
Deutsche Rentenversicherung Rheinland Pfalz
Deutsche Rentenversicherung Nord
Ansprechpartner
Publikationen
Spanier K, Bethge M. Web-based information guide to promote application for medical rehabilitation: a randomized controlled trial. PRM+ 2018;1:21-25
Spanier K, Streibelt M, Unalan F, Bethge M. A web-based intervention to promote applications for rehabilitation: a study protocol for a randomized controlled trial. Trials 2015;16:436; doi:10.1186/s13063-015-0968-7
EX-PLORE II - Validierung explorierter Problemlagen in der orthopädischen Rehabilitation
Fragestellung
Ziel des Projektes war es, die in der Studie „EX-PLORE: Exploration von Problemlagen in der orthopädischen Rehabilitation“ herausgearbeiteten Problemlagen und Subgruppen an einem repräsentativen Sample zu validieren. Die Studie zielte zudem auf die Anpassung und Dissemination der in der Vorgängerstudie erstellten Praxistools.
Hintergrund
Neben der herkömmlichen medizinischen Rehabilitation gibt es in der orthopädischen Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung zwei weitere Behandlungskonzepte für Patienten mit besonderen Problemlagen: die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation und die verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation. Mit dem Ziel, diese spezifischen Problemlagen der Rehabilitanden weiter abzugrenzen und zu schärfen, wurden in der Vorgängerstudie „EX-PLORE: Exploration von Problemlagen in der orthopädischen Rehabilitation“ sieben Problemlagen identifiziert. Zentrale Differenzkriterien waren psychische Komorbidität, besondere berufliche Problemlagen, private und/oder berufliche Belastungen sowie der Grad der subjektiven Schmerzwahrnehmung und Schmerzbeeinträchtigung. Jede Problemlage war durch eine für sie spezifische Kombination von Merkmalsausprägungen (gering/selten, mittel/moderat, stark/häufig) charakterisiert. Da das qualitative Studiendesign keine Generalisierung auf die Grundgesamtheit sowie Aussagen über die Prävalenz der identifizierten Problemlagen zulässt, wurden die herausgearbeiteten Problemlagen in der Studie „EX-PLORE II: Validierung explorierter Problemlagen in der orthopädischen Rehabilitation“ an einem repräsentativen Sample überprüft.
Methoden
Das Forschungsvorhaben war als repräsentative Querschnittstudie angelegt. Versicherte der Deutschen Rentenversicherung Bund mit bewilligter stationärer orthopädischer Rehabilitation wurden einmalig per Fragebogen befragt. Zusätzlich wurden aus den Versichertenkonten der Studienteilnehmer u. a. die Entlassungsdiagnosen und die dokumentierten therapeutischen Leistungen extrahiert. In die Analysen eingeschlossen wurden alle Versicherten mit der Hauptdiagnose chronischer Rückenschmerz (ICD-10 Diagnoseschlüssel gemäß Reha-Therapiestandards). Ausgeschlossen wurden Patienten in der Anschlussrehabilitation. Die Identifizierung von typischen Patientenprofilen erfolgte mittels latenter Profilanalyse.
Ergebnisse
Drei Profile konnten mit Hilfe einer explorativen latenten Profilanalyse in der Gesamtstichprobe identifiziert werden. Die Ergebnisse der weiteren Analysen sprechen für eine quantitative Abstufung der einzelnen Problemlagen hinsichtlich ihrer Ausprägung in den Differenzkriterien. Rehabilitanden in Profil 1 berichteten vor allem schmerzbedingte Funktionsbeeinträchtigungen. Diese Beeinträchtigungen sind in Profil 2 und 3 jeweils nochmals stärker ausgeprägt. Rehabilitanden in Profil 2 weisen in allen Differenzkriterien mäßige Werte und Rehabilitanden in Profil 3 hohe Werte auf.
Weitere Profilanalysen in der realen Versorgung, also stratifiziert nach Zuweisung der Rehabilitanden in eine der drei Behandlungsformen, stimmten zumindest teilweise mit den in der qualitativen Vorgängerstudie identifizierten Problemlagen, ergänzt um drei weitere Problemlagen, überein. Insbesondere die drei neuen Problemlagen scheinen jedoch Zuweisungsfehler abzubilden, da diese nicht den intendierten Zielgruppen entsprechen.
Die Ergebnisse sprechen für eine Abstufung der Schwere der Gesamtsymptomatik von Rehabilitanden mit chronischem Rückenschmerz in drei Stufen. Die Ergebnisse der nach tatsächlicher Behandlungsform stratifizierten Analysen sind maßgeblich durch die tatsächliche Zuweisung beeinflusst. Die Ausprägung in den Differenzkriterien entspricht dabei nur teilweise den Zuweisungskriterien in den Anforderungsprofilen der Deutschen Rentenversicherung. In allen drei Rehabilitationsprogrammen gibt es Personen, die nicht der intendierten Zielgruppe entsprechen.
Laufzeit
01/2016-12/2017
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperation
Deutsche Rentenversicherung Bund
Ansprechpartner
EMMSE – Implementierung und Prozessevaluation eines kooperativen Wiedereingliederungsmanagements
Fragestellung
Das Vorhaben entwickelte ein Eingliederungsmanagement für arbeitsunfähig entlassene Rehabilitanden mit Muskel-Skelett-Erkrankungen, die noch über einen Arbeitsplatz verfügten. Die Prozessevaluation der Implementierung dieses Ansatzes sollte klären, in welchem Umfang die Zielgruppe erreicht und ob die Intervention, wie geplant, umgesetzt wurde.
Hintergrund
Rehabilitative Versorgung im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung zielt auf berufliche Wiedereingliederung und die Vermeidung erwerbsminderungsbedingter Rentenzugänge. Qualitativ hochwertige Rehabilitationsprogramme sind jedoch nur eine Determinante für erfolgreiche berufliche Wiedereingliederung. Neben der betroffenen Person und den Erbringern rehabilitativer Leistungen sind v. a. die Versicherungsträger und Arbeitgeber wichtige Akteure. Es ist daher notwendig, die Interessen möglichst aller Akteure zu berücksichtigen und die Bemühungen dieser koordiniert zusammenzuführen, um erfolgreiche Wiedereingliederung zu erreichen.
Das Forschungsvorhaben erprobte vor diesem Hintergrund ein neues Eingliederungsmanagement. Die Durchführung der Intervention übernahm ein in der Region Berlin-Brandenburg tätige Reha-Beraterin der Deutschen Rentenversicherung Bund. Der Eingliederungsplan wurde gemeinsam mit der betroffenen Person und dem Arbeitgeber erstellt.
Methoden
Die Implementierung der Intervention wurde durch eine unkontrollierte Beobachtungsstudie begleitet. Befragungsdaten zu Gesundheit und Arbeitsfähigkeit wurden vom Institut vor dem Erstkontakt mit der Reha-Beraterin erhoben. Aufgrund der geringen Stichprobengröße wurde von den ursprünglich geplanten Nacherhebungen abgesehen, die für 6 und 12 Monate nach dem schriftlichen Erstkontakt vorgesehen waren. Die Reha-Beraterin dokumentierte zudem die Durchführung der einzelnen Interventionskomponenten.
Eingeschlossen wurden 18- bis 60-jährige arbeitsunfähig entlassene Rehabilitanden mit Muskel-Skelett-Erkrankungen und uneingeschränkter Leistungsfähigkeit für den allgemeinen Arbeitsmarkt. Eingeschlossene Personen verfügten noch über einen Arbeitsplatz und hatten im Anschluss an die Rehabilitation weder eine stufenweise Wiedereingliederung begonnen noch Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben beantragt. Diese Personen wurden durch die Deutsche Rentenversicherung Bund aufgrund der administrativ verfügbaren Daten angeschrieben und über das Vorhaben informiert.
Zusätzlich wurde im späteren Projektverlauf in ausgewählten Rehabilitationseinrichtungen direkt über das Vorhaben informiert. Die Einrichtungen sprachen dazu Personen an, die noch über einen Arbeitsplatz verfügten und ein erhöhtes Risiko hatten, dass die berufliche Wiedereingliederung nicht gelingt (arbeitsunfähig entlassen oder Wert ≥ 27 Punkte auf dem Screening-Instrument zur Erkennung des Bedarfs an Medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation). Angesprochen wurden diese Personen nur, falls weder eine stufenweise Wiedereingliederung geplant war, noch Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben beantragt wurden.
Ausgeschlossen wurden Rehabilitanden, die eine Anschlussrehabilitation absolviert hatten.
Ergebnis
195 Personen wurden durch die Deutsche Rentenversicherung Bund angeschrieben. Sozialdienste ausgewählter Rehabilitationseinrichtungen informierten in der Zeit von August bis Oktober 2017 ebenfalls ihre Rehabilitanden über die Möglichkeit des Fallmanagements. Von den 195 durch die Deutsche Rentenversicherung Bund angeschriebenen Personen meldeten sich 62 Personen zurück. Eine weitere Rückmeldung erfolgte durch eine Person, die in einer der beteiligten Kliniken über das Fallmanagement informiert wurde. Von 48 Personen lag die Rückmeldung in Form des ausgefüllten Fragebogens vor. Weitere Rückmeldungen erfolgten telefonisch oder per E-Mail.
Ausgehend von den Rückmeldungen der potentiellen Teilnehmer waren die am häufigsten genannten Gründe, die dazu führten, am angebotenen Fallmanagement nicht teilzunehmen, eine begonnene oder abgeschlossene stufenweise Wiedereingliederung nach Abschluss der medizinischen Rehabilitation (n = 23), eine zwischenzeitliche Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit (n = 9) oder ein bereits gestellter Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (n = 7). In einigen Fällen war die angestrebte Einbeziehung des Arbeitgebers ein Grund sich gegen eine Teilnahme am angebotenen Fallmanagement zu entscheiden. Vier Personen gaben an, kein Gespräch mit dem Arbeitgeber zu wollen. Eine Person wollte bzw. konnte nicht zum bisherigen Arbeitgeber zurückkehren. Unter Berücksichtigung der Ein- und Ausschlusskriterien kamen vier Personen als Studienteilnehmer für das Fallmanagement in Frage. Diese Personen wurden durch die Reha-Beraterin begleitet.
Von den vier begleiteten Personen kehrten zwei Personen an ihren bisherigen Arbeitsplatz zurück. Die Rückkehr an den alten Arbeitsplatz ließ sich in keinem der beiden Fälle ursächlich auf das Fallmanagement zurückführen.
Die Falldokumentation der begleiteten Personen zeigt, dass keine Begleitung nach Plan abgeschlossen wurde. Zwei Personen kehrten bereits während des Fallmanagements in die Berufstätigkeit zurück. Bei einer Person wurde die Betreuung abgebrochen, da eine weitere längere medizinische Behandlung notwendig war, die die geplante Dauer des Fallmanagements weit überschritten hätte. Bei der vierten Person brach die Begleitung ab, da die Möglichkeiten der Fallmanagerin ausgeschöpft waren.
Die Implementierung des Ansatzes gelang nicht. Weder wurde die antizipierte Fallzahl erreicht, noch wurden die geplanten Inhalte angemessen umgesetzt.
Laufzeit
01/2017-03/2018
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Ansprechpartner
B-REHA – Befragung von Betriebs- und Werksärzten zur Bedeutung von Betrieblichem Eingliederungsmanagement und Rehabilitation in der betriebsärztlichen Tätigkeit
Fragestellung
Die Studie sollte die Bedeutung des betrieblichen Eingliederungsmanagements in der betriebsärztlichen Tätigkeit und die betriebsärztliche Beteiligung am Rehabilitationsprozess beschreiben sowie mögliche Determinanten einer solchen Beteiligung klären.
Hintergrund
Die Kooperation zwischen betriebsärztlicher und rehabilitativer Versorgung, wie sie im Sozialgesetzbuch IX und den gemeinsamen Empfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation angeregt wurde, wird in den kommenden Jahren aus wenigstens drei Gründen weiter an Bedeutung gewinnen.
Erstens gibt es offensichtliche Probleme beim Zugang zur medizinischen Rehabilitation: Etwa die Hälfte der späteren Erwerbsminderungsrentner hat im Vorfeld keine medizinische Rehabilitation erhalten. Hier greift also der Grundsatz „Rehabilitation vor Rente“ nicht.
Zweitens begrenzt sich die Idee des betrieblichen Eingliederungsmanagements selbst, wenn auf eine Verknüpfung betrieblicher Bemühungen mit vorhandenen rehabilitativen Versorgungsstrategien verzichtet wird.
Drittens braucht eine stärkere berufliche Orientierung der medizinischen Rehabilitation, wie sie von Rehabilitationsträgern gefordert wird, gute Kenntnis über den Arbeitsplatz und seine Anforderungen und einen Partner, der den Wiedereingliederungsprozess nach Abschluss der Rehabilitation direkt am Arbeitsplatz begleiten kann.
Randomisiert kontrollierte Studien zeigen, dass durch Arbeitsmediziner koordinierte rehabilitative Strategien für langzeitarbeitsunfähige Personen die Dauer bis zur Rückkehr an den Arbeitsplatz halbieren können. Die Schnittstelle zwischen betriebsärztlicher und rehabilitativer Versorgung ist jedoch, wie eine Übersichtsarbeit zeigt, durch unbefriedigende Kommunikation und Kooperation zwischen Rehabilitations- und Betriebsärzten, eine erhebliche zeitliche Distanz zwischen Abschluss der Rehabilitation und dem Erhalt von Rehabilitationsentlassungsberichten, qualitativen Mängeln von Rehabilitationsentlassungsberichten sowie geringer Präsenz von Betriebsärzten in kleinen und mittleren Unternehmen gekennzeichnet. Die Ursachen für die dargestellten Schnittstellenprobleme von betriebsärztlicher und rehabilitativer Versorgung standen bislang allerdings kaum im Fokus von Versorgungsforschung.
Methoden
Betriebsärztlich tätige Ärzte wurden 2015 bzw. 2016 in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg einmalig schriftlich befragt. Mit Hilfe von logistischen Regressionen wurde der Einfluss verschiedener Determinanten auf das betriebsärztliche Handeln vor, während und nach der Rehabilitation betreuter Arbeitnehmer geprüft.
Ergebnisse
In die Analyse wurden 297 Teilnehmende (47 % Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren eingeschlossen. Die befragten Betriebs- und Werksärzte waren im Mittel für 12 Unternehmen tätig. 70 % der Betriebsärzte hatten Beschäftigte bei der Beantragung einer medizinischen Rehabilitation unterstützt. Die Hälfte der Betriebsärzte hatte während der Rehabilitation eines Arbeitnehmers Kontakt zur Rehabilitationseinrichtung. 9 von 10 Betriebsärzten begleiteten Beschäftige nach der Rehabilitation bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz. Das unterstützende Handeln der Betriebsärzte im Zusammenhang mit Rehabilitation war signifikant größer, wenn Betriebsärzte sich mitverantwortlich für Rehabilitationsprozesse sahen, gut informiert waren und häufig am betrieblichen Eingliederungsmanagement beteiligt waren. 10 % der betriebsärztlichen Tätigkeit entfiel auf das betriebliche Eingliederungsmanagement.
Die fehlende Präzisierung gesetzlicher Vorgaben zur Erforderlichkeit der Einbeziehung des Betriebsarztes in das betriebliche Eingliederungsmanagement erscheint wenig plausibel. Eine Präzisierung gesetzlicher Vorgaben könnte die Schnittstelle zwischen betriebsärztlicher und rehabilitativer Versorgung befördern.
Laufzeit
01/2015-12/2016
Förderung
Sektionsmittel
Kooperation
Ärztekammer Schleswig-Holstein
Landesärztekammer Baden-Württemberg
Universitätsklinikum Tübingen, Institut Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung Tübingen
Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e. V. Berufsverband deutscher Arbeitsmediziner
Ansprechpartner/-in
Publikationen
Peters E, Schwarz B, Glomm D, Kallenberg C, Voelter-Mahlknecht S, Rieger M, Bethge M. Betriebsärzte und Rehabilitation – Eine Querschnittsstudie zum betriebsärztlichen Handeln in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. Rehabilitation 2017;56:321-7; doi:10.1055/s-0043-10213
Meta-RTW-Stroke - Meta-Ethnographie qualitativer Studien zu Einflussfaktoren eines gelungenen Return-to-Work nach Schlaganfall oder Schädelhirntrauma
Fragestellung
Ziel der Studie war es, die Ergebnisse bestehender qualitativer Studien zu den Einflussfaktoren eines gelungenen Return-to-Work (RTW) nach Schlaganfall zusammenzutragen, sie zu synthetisieren und Hinweise zur Optimierung bestehender Rehabilitationsprogramme abzuleiten.
Hintergrund
Die Rückkehrrate ins Erwerbsleben nach erlittenem Schlaganfall ist vergleichsweise niedrig. Zur Verbesserung der beruflichen Wiedereingliederung wurden national und international verschiedene RTW- und Rehabilitationsprogramme entwickelt, für deren Wirksamkeit bislang jedoch kein methodisch hochwertiger Nachweis vorliegt. Zudem fehlen Studien zu prognostischen Faktoren eines erfolgreichen RTW mit Fokus auf psychosoziale und damit veränderbare Einflussfaktoren, die Hinweise auf die Ausgestaltung erfolgreicher Programme geben könnten. Bisherige Studien konzentrierten sich entweder auf medizinische und soziodemografische Einflüsse oder wiesen zu geringe Fallzahlen auf, um umfangreiche Prädiktorensets simultan zu prüfen. Somit mangelt es trotz vielfältiger Ansätze in der Praxis aktuell an evidenzbasiertem Wissen zu Förderfaktoren, aber auch zu Barrieren eines erfolgreichen RTW nach Schlaganfall und damit an Hinweisen zur effektiven Ausgestaltung entsprechender Rehabilitationsprogramme. In den vergangenen 15 Jahren wurden jedoch zunehmend qualitative Studien durchgeführt, um aus narrativen Sequenzen von Betroffenen, Behandlern und weiteren für den RTW relevanten Akteuren Faktoren zu ermitteln, die die erfolgreiche berufliche Wiedereingliederung begünstigen oder verhindern können. Bislang steht eine strukturierte Zusammenfassung und Nutzung dieser Erkenntnisse noch aus.
Methoden
Relevante Studien (2000-2015 erschienen, deutsch- oder englischsprachig) wurden mittels systematischer Literaturrecherche in PubMed, OVID und Web of Science identifiziert. Die Meta-Synthese wurde mit einem metaethnografischen Ansatz durchgeführt. Zunächst wurden die 1st order concepts der Originalstudien extrahiert. Anschließend wurde diese durch systematischen Abgleich in studienübergreifende Kategorien überführt (2nd order interpretations). Zuletzt erfolgte die eigentliche Synthese (3rd order synthesis), in der durch Verknüpfung qualitativ und quantitativ bedeutsamer Kategorien ein theoretisches Erklärungsmodell erarbeitet wurde.
Ergebnisse
Die systematische Literaturrecherche erbrachte eine Trefferanzahl von 553 Studien, von denen 14 in die weiteren Analysen eingeschlossen wurden. Neun Studien beleuchteten das Thema RTW nach Schlaganfall ausschließlich aus Betroffenensicht, vier bezogen weitere Perspektiven (z. B. Arbeitgeber, Behandler) ein. Als Erhebungsmethoden kamen v. a. Interviews zum Einsatz. Alle Studien verwendeten kategorienbasierte Auswertungsmethoden.
Der Erfolg der beruflichen Wiedereingliederung nach Schlaganfall wird durch folgende Faktoren beeinflusst. Auf Seite der betroffenen Person spielen insbesondere körperliche und mentale Beeinträchtigungen in Folge des Schlaganfalls, individuelle Coping- und Adaptationsstrategien sowie die subjektive Bedeutung von Arbeit und Rückkehrmotivation eine Rolle. Auf Seite des Arbeitsplatzes sind Arbeitsanforderungen mit Möglichkeiten der Modifikation, Strategien des betrieblichen Gesundheitsmanagements sowie Arbeitsklima und soziale Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen entscheidend. Rehabilitationsmaßnahmen beeinflussen den RTW-Prozess schließlich durch ihre Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und Angemessenheit. Leistungsfähigkeit und Leistung der betroffenen Person, unter standardisierten Testbedingungen wie unter realen Arbeitsbedingungen, stellen weitere RTW-Einflussfaktoren dar, die sich jeweils aus der Interaktion zweier Haupteinflussgrößen (Person, Arbeitsplatz, Rehabilitationsmaßnahme) ergeben bzw. in deren Interaktion relevant werden. Ihre valide Erfassung und Rückspiegelung sind essentiell für die Erstellung individueller RTW-Pläne. Die beim ersten beruflichen Wiedereingliederungsversuch gemachten Erfahrungen stellen schließlich einen letzten zentralen Einflussfaktor dar. Um die nachhaltige Reintegration nicht zu gefährden, müssen Zeitpunkt und Ausgestaltung der Arbeitsaufnahme daher gut geplant werden. Anpassungsfähigkeit (Adaptiveness), Zielgerichtetheit (Purposefulness) und Kooperationsbereitschaft (Cooperativeness) geben dem Modell als übergreifende Prinzipien des Handelns auf allen Seiten schließlich seinen Namen (APC-Modell).
Der Erfolg der beruflichen Wiedereingliederung nach Schlaganfall wird durch vielfältige Faktoren beeinflusst. Effektive Rehabilitationsstrategien müssen dies berücksichtigen, sonst werden sie selbst zur RTW-Barriere. Insbesondere scheint es wesentlich, Rehabilitation nach Schlaganfall von Anfang an als Schnittstellenaufgabe zu begreifen, d. h. nicht nur die betroffene Person, sondern auch deren Arbeitsplatz konsequent zu adressieren.
Laufzeit
01/2016-12/2016
Förderung
Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung
Ansprechpartner/-in
Betje Schwarz
Publikationen
Schwarz B, Claros-Salinas D, Streibelt M. Meta-synthesis of qualitative research on facilitators and barriers of return to work after stroke. J Occup Rehab 2018;28:28-44; doi:10.1007/s10926-017-9713-2
EVA-AD - Evaluative Versorgungsforschung mit administrativen Daten: Wirksamkeit rehabilitativer Strategien
Fragestellung
Das Forschungsprojekt umfasste ein Bündel von Studien, das längsschnittliche administrative Daten nutzte, um die Wirksamkeit rehabilitativer Versorgungsleistungen zu bewerten.
Hintergrund
Die evaluative Versorgungsforschung von Rehabilitationsleistungen unterliegt erheblichen methodischen Limitationen. Insbesondere sind die vorliegenden Studien zur Wirksamkeit meist einarmig und erlauben keinen Vergleich.
Ziel der Untersuchungen waren Analysen zur absoluten und relativen Wirksamkeit verschiedener Strategien (stufenweise Wiedereingliederung; Nachsorgeleistungen; Teil- vs. Vollqualifizierungen; ambulante vs. stationäre Rehabilitation).
Methoden
Für die Analysen wurden Daten des Forschungsdatenzentrums der Rentenversicherung (FDZ-RV) genutzt. Die vom FDZ-RV zur Verfügung gestellten Scientifc Use Files ermöglichen interessierten Forschern den Zugang zu den von der Rentenversicherung produzierten administrativen Daten. Eine wesentliche zu lösende forschungsmethodische Herausforderung für evaluativ vergleichende Analysen bildete die eingeschränkte Vergleichbarkeit von Personen mit und ohne Leistungen bzw. von Teilnehmern verschiedener Leistungsarten. Um balancierte Stichproben zu generieren und valide Schätzungen der Behandlungseffekte zu ermitteln, wurde das Matching anhand von Propensity Scores erprobt.
Ergebnisse
Es wurden Analysen zur stufenweisen Wiedereingliederung, zu Nachsorgeleistungen sowie zum Vergleich von Teil- und Vollqualifizierungen und ambulanten und stationären medizinischen Rehabilitationsleistungen durchgeführt.
Die Studien konnten einen klaren Effekt der stufenweisen Wiedereingliederung auf Erwerbsminderungsrenten, Beschäftigung und Transferleistungsbezüge zeigen. Wir konnten in den primären Analysen keine Teilhabeeffekte der derzeitigen Nachsorge anzeigen, wenngleich sich in Subgruppenanalysen ein leichter Nutzen für stärker beeinträchtigte Personen zeigt. Diese bilden aber derzeit nicht die vorrangig erreichte Zielgruppe.
Der Vergleich von Teil- und Vollqualifizierungen zeigte bis zu fünf Jahren nach Beginn der Maßnahmen einen leichten Vorteil der Teilqualifizierung hinsichtlich des kumulierten Entgelts und von Transferleistungen. Der Vergleich ambulanter und stationärer medizinischer Rehabilitationsleistungen legte einen leichten Vorteil des ambulanten Settings nahe.
Die Studien zeigen einen Weg wie sich unter Nutzung administrativer Daten absolute oder relative Wirksamkeit rehabilitativer Versorgungsstrategien prüfen lassen. Die Studien haben robuste Schätzer für die langfristigen Teilhabeffekte verschiedener Strategien generiert. Die Effektschätzer sind unverzerrt für die zur Balancierung berücksichtigten administrativen Daten. Allerdings sind Verzerrungen aufgrund nicht erfasster Heterogenität möglich. Um das Risiko verzerrter Schätzungen zu reduzieren, wäre eine Verknüpfung von administrativen Daten und von Befragungsdaten hilfreich.
Laufzeit
06/2014-12/2017
Förderung
Sektionsmittel
Kooperationen
Forschungsdatenzentrum der Rentenversicherung
Ansprechpartner/-in
Publikation
Bethge M, Streibelt M. Sind Vollqualifizierungen wirklich besser als Teilqualifizierungen?
Ergebnisse einer Propensity Score gematchten Analyse. Rehabilitation 2015;54:389-95; doi:10.1055/s-0041-108682
Bethge M. Effects of graded return-to-work: a propensity-score-matched analysis. Scand J Work Environ Health 2016;42:273-9; doi:10.5271/sjweh.3562
Fechtner S, Bethge M. Ambulant vs. stationär durchgeführte Rehabilitationen: Ergebnisse einer Propensity Score gematchten Analyse. Rehabilitation 2017;56:372-8; doi: 10.1055/s-0043-111621
Fechtner S, Bethge M. Effects of rehabilitation aftercare on work participation in patients with musculoskeletal disorders: a propensity score-matched analysis. Int J Rehabil Res 2018;41:74-80; doi:10.1097/MRR.0000000000000268
WORK-ICF – Messung erwerbsbezogener Funktionsfähigkeit auf der Grundlage der International Classification of Functioning, Disability and Health: eine systematische Literaturübersicht
Fragestellung
Ziel der systematischen Literaturübersicht war es, Erhebungsinstrumente zur Messung erwerbsbezogener Funktionsfähigkeit mit Bezug zur ICF zu identifizieren und zu beschreiben. Die Zusammenstellung der Instrumente sollte einen Überblick über gegenwärtig existierende Verfahren geben, die sich zur Anwendung in der beruflichen Rehabilitation anbieten.
Hintergrund
Die ICF und das ihr zugrunde liegende biopsychosoziale Krankheits- bzw. Behinderungsmodell beschreiben Funktionsfähigkeit als Ergebnis der Wechselwirkungen zwischen Gesundheitsproblem und Kontextfaktoren. Die ICF hat seit ihrer Veröffentlichung durch die Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2001 im Kontext der Rehabilitation stark an Bedeutung gewonnen. Sie hat auch die Entwicklung neuer Erhebungsinstrumente angestoßen und wurde als Raster zum Vergleich bestehender Instrumente herangezogen. Ein Vorteil einer an der ICF orientierten Erhebung von Funktionsfähigkeit liegt in der international einheitlichen Systematik, die zu einer gemeinsamen Sprache und einem gemeinsamen Verständnis von gesundheitsbezogener Funktionsfähigkeit beitragen kann. Bisher liegt keine systematische Zusammenstellung von Instrumenten vor, die eine an der ICF orientierte Erhebung von Funktionsfähigkeit im Kontext der Erwerbstätigkeit ermöglichen..
Methoden
Die Literaturrecherche wurde in den Datenbanken PubMed und Web of Science durchgeführt. Eingeschlossene Studien befassten sich in englischer oder deutscher Sprache mit an der ICF orientierten Instrumenten zur Beschreibung erwerbsbezogener Funktionsfähigkeit. Die Suche wurde auf Publikationen im Zeitraum 2001 bis 2015 beschränkt. Der Suchanfrage entsprechende Treffer wurden in einem Titel- und Abstractscreening auf weitere Einschlusskriterien geprüft und zugehörige Erhebungsinstrumente aus den Volltexten identifiziert. Die Instrumente wurden in einer Übersichtsmatrix dargestellt und beschrieben. Abgebildet wurde zudem, welche Kategorien der gesamten ICF und des Core Sets für berufliche Rehabilitation abgedeckt wurden.
Ergebnisse
16 den Einschlusskriterien entsprechende Erhebungsinstrumente wurden identifiziert und beschrieben. Die Instrumente erwiesen sich als heterogen hinsichtlich erfasster Dimensionen erwerbsbezogener Funktionsfähigkeit und abgedeckter Kategorien der ICF. Der WORQ (Work Rehabilitation Questionnaire) erwies sich als Instrument mit der größten Anzahl abgedeckter Kategorien der ICF. Die meisten Instrumente deckten Kategorien der Bereiche Aktivitäten und Partizipation, Körperfunktionen und Umweltfaktoren ab. Zu den am häufigsten beinhalteten Kategorien aus dem Bereich Aktivitäten und Partizipation gehörten “Bezahlte Tätigkeit” (d850), “Gegenstände anheben und tragen” (d430), “ Kommunikationsgeräte und -techniken benutzen” (d360) und “Die tägliche Routine durchführen” (d230).
Geeignete Instrumente für eine an der ICF orientierten Erfassung erwerbsbezogener Funktionsfähigkeit sind verfügbar und können genutzt werden. Der Überblick über zur Verfügung stehende Instrumente kann bei der Auswahl geeigneter Instrumente in der Praxis unterstützen.
Laufzeit
09/2015-12/2017
Förderung
Sektionsmittel
Ansprechpartner/-in
Publikationen
Sternberg A, Bethge M. Measuring work functioning in people with musculoskeletal disorders with reference to the ICF – a systematic literature review. Int J Rehabil Res 2018;41:97-109; doi:10.1097/MRR.0000000000000283
FCE-MC - Towards better understanding of Functional Capacity Evaluation performance in different societal contexts
Fragestellung
In zahlreiche Studien, die die Durchführung von Verfahren zur Functional Capacity Evaluation (FCE) zum Forschungsgegenstand hatten, wurden Befunde generiert, die zeigten, dass verschiedene biopsychosoziale Determinanten die Testergebnisse beeinflussen.
Hintergrund
Studien haben die Sicherheit, Inter- und Intra-Rater-Reliabilität, Test-Retest-Reliabilität und die prädiktive Validität von Testsystemen zur FCE geprüft. Allerdings unterscheiden sich die typischerweise national begrenzten Studienergebnisse. Die multinationale und multizentrische Studie untersuchte daher mit gleichen und standardisierten Instrumenten relevante Determinanten der Testergebnisse und die Varianz zwischen Beobachtern und Ländern.
Methoden
Die Studie FCE-MC wurde als Querschnittsstudie in der regulären rehabilitativen Versorgung durchgeführt. Die eingeschlossenen Patienten waren 18 bis 65 Jahre alt, hatten unspezifischen subakuten oder chronischen Schmerz und wurden mit einem Verfahren zur FCE getestet. Abhängige Variablen waren das bewältigte Gewicht beim Heben von Boden zur Taille, der Sechs-Minuten-Gehtest und die Handkraft.
Die Patienten füllten einen kurzen Fragebogen zu Schmerz und schmerzassoziierten Faktoren, Arbeitsfähigkeit und schmerzbedingter Beeinträchtigung aus. Die durchführenden Therapeuten bearbeiteten zwei Fragebögen: einen zum getesteten Patienten und zur Testdurchführung sowie einen Selbstauskunftsbogen. Letzterer umfasste auch ein Item zu den Schmerzvermeidungsüberzeugungen des Therapeuten.
Die Sektion Rehabilitation und Arbeit koordinierte die Erhebung der Daten in den in Deutschland beteiligten Rehabilitationseinrichtungen und unterstützte die Datenauswertung.
Ergebnisse
Es wurden 372 Patienten und 54 Therapeuten aus 18 Einrichtungen und acht Ländern eingeschlossen. Die Körpergröße der Teilnehmer und die selbst berichtete Schmerzintensität waren mit allen drei Zielkriterien assoziiert. Das beim Hebetest bewältigte Gewicht war zusätzlich determiniert durch Geschlecht, selbst berichtete sowie die durch die testende Person beobachtete Anstrengung bei der Testdurchführung, soziale Isolation, schmerzbezogene Beeinträchtigungen und einen vorzeitigen Testabbruch. Das Ergebnis des Sechs-Minuten-Gehtests hing zusätzlich mit dem Body Mass Index, der Herzfrequenz am Testende, selbst berichteter Anstrengung während des Tests, Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage und einem vorzeitigen Testabbruch zusammen. Das Ergebnis des Handkrafttests war zusätzlich mit Alter, Geschlecht, den von Schmerz betroffenen Körperregionen, Katastrophisieren und den Arbeitsanforderungen assoziiert. Die in den finalen Regressionsmodellen als feste Effekte berücksichtigten Variablen erklärten 38 bis 65 % der Gesamtvarianz. Die zufälligen Effekte, die die durchführenden Personen und Länder repräsentierten, erklärten 1 bis 39 % der Residualvarianz in den Modellen.
Die Testergebnisse waren deutlich mit biopsychosozialen Faktoren assoziiert. Die zufälligen Effekte, die die durchführenden Personen und Länder repräsentierten, erklärten einen erheblichen Teil der Ergebnisvarianz. Gesellschaftliche Faktoren sind offenbar ein wichtiger Einflussfaktor und sollten bei international vergleichenden Analysen berücksichtigt werden.
Laufzeit
07/2015-12/2017
Förderung
Sektionsmittel
Kooperationen
Department of Rehabilitation Medicine, University Medical Center Groningen, University of Groningen
Ansprechpartner/-in
Publikationen
Ansuategui Echeita J, Bethge M, van Holland BJ, Gross DP, Kool J, Oesch P, Trippolini MA, Chapman E, Cheng ASK, Sellars R, Spavins M, Streibelt M, van der Wurff P, Reneman MF. Functional Capacity Evaluation in different societal contexts: results of a multicountry study. J Occup Rehab; doi:10.1007/s10926-018-9782-x
AG-IN-REHA II – Arbeitgebereinbindung in den Reha-Prozess II – Erfahrungen und Wünsche von Versicherten der Deutschen Rentenversicherung Nord mit zurückliegender medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation
Fragestellung
Ziel des Vorhabens war eine qualitative Beschreibung der längerfristigen Verläufe der beruflichen Wiedereingliederung von Teilnehmern einer medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation und der Rolle des Arbeitgebers im Wiedereingliederungsprozess.
Hintergrund
Auch in der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation bleibt die Vernetzung mit Arbeitgebern und deren gezielte Einbindung in den Rehabilitationsprozess eine weitgehend nicht gelöste Herausforderung. Die Nachbefragung von Teilnehmern einer medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation sollte klären, welche Erfahrungen Rehabilitanden bezüglich der Arbeitgebereinbindung im längerfristigen Verlauf gemacht hatten.
Methoden
Im Fokus der leitfadengestützten Interviews standen der gesundheitliche und berufliche Verlauf sowie Erfahrungen mit dem Arbeitgeber und weiteren relevanten Institutionen und Akteuren (z. B. der Krankenkasse, der Rentenversicherung und der Bundesagentur für Arbeit) im Prozess der beruflichen Wiedereingliederung. Die von den Aufzeichnungen der Interviews angefertigten Transkripte wurden mittels zusammenfassender qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse
Die Verläufe wurden v. a. durch die Strategien der Betroffenen (Abwarten, Aufgeben, Durchhalten, aktiv Verändern) geprägt. Arbeitgeber, Leistungsträger und Leistungserbringer wirkten dabei in hohem Maße auf diese Strategien ein.
Für die nachhaltige berufliche Wiedereingliederung bedarf es nicht nur bei den Betroffenen einer Strategie aktiver Veränderung. Hier könnte ein proaktives Wiedereingliederungsmanagement ansetzen, in dem unter Einbezug aller relevanten Akteure ein individueller Plan für die berufliche Wiedereingliederung entwickelt und mit geeigneten Maßnahmen umgesetzt wird.
Laufzeit
07 / 2016 - 02 / 2017
Förderung
Sektionsmittel
Kooperationen
Fachklinik Aukrug
Ansprechpartner/-in
AG IN REHA - Arbeitgebereinbindung in den Reha-Prozess: Erfahrungen und Wünsche mit zurückliegender medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation
Fragestellung
Ziel der Studie war die Exploration der Perspektive von Betroffenen auf die Arbeitgebereinbindung im Rehabilitationsprozess. Es sollte der Frage nachgegangen werden, welche Erfahrungen Personen mit zurückliegender medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation (MBOR) bezüglich der Arbeitgebereinbindung gemacht haben (beim Reha-Zugang, während der Durchführung der Reha-Maßnahme, beim beruflichen Wiedereinstieg), wie sie diese Erfahrungen bewerten und wie sie sich die Arbeitgebereinbindung idealerweise vorgestellt hätten.
Hintergrund
Die MBOR richtet sich an Personen mit besonders ausgeprägten Beeinträchtigungen erwerbsbezogener Aktivitäten und Teilhabe. Ziel ist es, die Arbeitsfähigkeit und beruflichen Teilhabechancen dieser Zielgruppe über einen verstärkten Erwerbsbezug zu verbessern. Die im Anforderungsprofil der Deutschen Rentenversicherung zur Umsetzung der MBOR beschriebenen Kernangebote (Sozialberatung, berufsbezogene Gruppen, Arbeitsplatztraining) werden in der Orthopädie bereits gut umgesetzt. Optimierungspotentiale bestehen jedoch hinsichtlich einer verstärkten Vernetzung mit Arbeitgebern und deren gezielter Einbindung in den Rehabilitationsprozess. Da die Betroffenen hierbei immer im Zentrum stehen, ist ihre Perspektive auf die Arbeitgebereinbindung von großer Bedeutung und liefert wichtige Hinweise für die Weiterentwicklung der MBOR.
Methoden
Acht Teilnehmende einer orthopädischen MBOR mit bestehendem Beschäftigungsverhältnis wurden ca. vier Wochen nach Rehabilitationsende telefonisch interviewt. Die Rekrutierung erfolgte zum Zeitpunkt der Rehabilitation in der Fachklinik Aukrug. Die leitfadengestützten Telefoninterviews wurden aufgezeichnet und anschließend verschriftlicht. Der Leitfaden beinhaltete drei Frageblöcke: 1. Erkrankungsgeschichte und Rehabilitationszugang, 2. die berufliche Situation vor und nach der Rehabilitation, 3. Arbeitgebereinbindung in den Rehabilitationsprozess. Die Auswertung der Interviews erfolgte computergestützt mittels inhaltlich-strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse. Dabei wurden zunächst alle acht Einzelfälle rekonstruiert und Fallvignetten erstellt, anschließend übergreifende Themen mittels kontrastiver Fallvergleiche identifiziert.
Ergebnisse
Eine Arbeitgebereinbindung zur Unterstützung der beruflichen Wiedereingliederung fand bei den interviewten Betroffenen mehrheitlich kaum statt. Sie wurde weder von ihnen und ihren Arbeitgebern noch von beteiligten Akteuren des Gesundheits- und Sozialsystems gezielt gesucht. So kennzeichneten sich Kontakte zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern größtenteils durch das Überbringen und Entgegennehmen von Krankmeldungen sowie das beiderseitige Abwarten auf die Wiederaufnahme bzw. Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses. Einer gezielten Unterstützung erkrankter Mitarbeiter durch Arbeitgeber scheinen mangelnde betriebliche Möglichkeiten sowie fehlende ökonomische, rechtliche und ethische Anreize entgegenzustehen. Neben der mangelnden Arbeitgebereinbindung, kristallisierten sich zwei weitere Themen heraus: Schnittstellenprobleme im segregierten Gesundheits- und Sozialsystem sowie ungenutzte Möglichkeiten zur Unterstützung beruflicher Wiedereingliederung in der Rehabilitation. Da sich auch von den hier beteiligten Akteuren (Leistungsträger und Leistungsanbieter) wieder Strategien des Abwartens zeigten, wurde eine allseitige Strategie des Abwartens als viertes, querliegendes Thema identifiziert.
Die Ergebnisse der Erhebungen zeigen, dass es nicht nur einer verbesserten Einbindung von Arbeitgebern, sondern auch der bedarfsorientierten und flexiblen Ausschöpfung aller geeigneten Eingliederungsmaßnahmen und Eingliederungsinstrumente sowie der Überbrückung von Schnittstellen im segregierten Gesundheits- und Sozialsystem bedarf, um die berufliche Wiedereingliederung von Personen mit besonders hohem Frühberentungsrisiko gezielt zu fördern und Desintegrationskarrieren abzuwenden bzw. aufzuhalten. Es gilt alle beteiligten Akteure ins Boot zu holen, auf das gemeinsame Ziel der Wiedereingliederung einzuschwören und eine Strategie des Abwartens durch eine Strategie des aktiven Planens und Umsetzens individueller und nachhaltiger Wiedereingliederungspläne abzulösen. Integrative Versorgungsmodelle, die eine klinische und eine arbeitsplatzbezogene Intervention umfassen, proaktiv angelegt sind und einen Eingliederungsmanager oder Eingliederungskoordinator nutzen, bieten in diesem Zusammenhang vielversprechende Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung der rehabilitativen Versorgung. Solche Modelle sollten dabei nicht nur inhaltlich, sondern auch zeitlich flexibel an den individuellen Bedarf angepasst werden. Arbeitgeber sollten darüber hinaus weitere Anreize zur Unterstützung erkrankter Mitarbeiter erhalten. Zudem gilt es für die Überbrückung von Schnittstellen verbindliche Regelungen zu schaffen.
Laufzeit
02 / 2016 bis 08 / 2016
Förderung
Sektionsmittel
Kooperationen
Fachklinik Aukrug
Ansprechpartner/-in
Betje Schwarz
Publikationen
Schwarz B, Specht T, Bethge M. Fortschreibung von Desintegrationskarrieren statt Förderung beruflicher Wiedereingliederung: Eine qualitative Studie zur Arbeitgebereinbindung in den Reha-Prozess. Rehabilitation 2017;56:365-71; doi:10.1055/s-0043-111618
Reha 2020 – Reha-Strategie 2020
Fragestellung
Gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung Nord wurde das Strategiekonzept „Rehabilitation 2020“ überarbeitet und weiterentwickelt.
Hintergrund
Die Rentenversicherung hat den Auftrag, durch geeignete Maßnahmen die durch Krankheit oder Behinderung gefährdete Erwerbsfähigkeit ihrer Versicherten zu erhalten bzw. zu verbessern, um ihnen eine nachhaltige Eingliederung zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund stellen sich der Rentenversicherung v. a. zwei Herausforderungen: erstens eine stärkere Verzahnung mit der Arbeitswelt und zweitens die Gestaltung eines aktiven Zugangs auf Betroffene und relevante Akteure, um notwendige Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt einleiten zu können.
Methoden
Für die Überarbeitung des Strategiekonzepts wurden vorliegende Daten zur Gesundheits- und Arbeitsmarktsituation sowie zur rehabilitativen Versorgung in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ausgewertet. Aktuelle rehabilitationsbezogene Befunde wurden identifiziert und das Strategiekonzept entsprechend ergänzt.
Ergebnisse
Für das Strategiekonzept wurden prioritäre Handlungsfelder für die Weiterentwicklung der Rehabilitation identifiziert. Diese beziehen sich erstens auf eine frühe Identifizierung von Personen mit Präventions- und Rehabilitationsbedarf sowie einen zeitnahen Zugang dieser Personen zu notwendigen Leistungen, zweitens eine individualisierte Ausgestaltung von Leistungen und eine bessere Koordination von Versorgungsketten und drittens eine kontinuierliche Bewertung der erreichten Teilhabeergebnisse.
Das Konzept stellt dar, wie die Deutsche Rentenversicherung Nord ihre Leistungen zur Rehabilitation zukünftig gestalten wird, um ihrem in den Sozialgesetzbüchern VI und IX formuliertem Auftrag (Verbesserung und Wiederherstellung von Erwerbsfähigkeit und Vermeidung erwerbsminderungsbedingter Renten) effektiv und effizient zu entsprechen.
Laufzeit
03/2016-07/2016
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Nord
Kooperationen
Forschungsdatenzentrum der Rentenversicherung
Ansprechpartner/-in
Publikationen
Deutsche Rentenversicherung Nord. Rehabilitation 2020. Lübeck: Deutsche Rentenversicherung Nord; 2016
EXPLORE - Exploration von Problemlagen in der Orthopädischen Rehabilitation
Laufzeit
01/2013 – 04/2014
Kooperationspartner
Paracelsus-Klinik an der Gande, Bad Gandersheim
Rehazentrum Bad Pyrmont, Klinik Weser
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Abschlussbericht
Den Abschlussbericht können Sie hier im PDF-Format einsehen.
Publikationen
Schwarz B.: Exploration von Problemlagen in der orthopädischen Rehabilitation der Gesetzlichen Rentenversicherung zur Optimierung der Zuweisungs- und Behandlungsadäquanz. Die Rehabilitation [accepted]
MBOR-I – Implementierung medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation in Norddeutschland
Fragestellung
Überprüft wurde, inwiefern sich das berufsorientierte Therapiegeschehen in norddeutschen Rehabilitationszentren 2014 im Vergleich zu 2012 verändert hat, inwiefern sich das Leistungsgeschehen in herkömmlicher medizinischer Rehabilitation (MR) und medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation (MBOR) unterschied, und, inwiefern die im Anforderungsprofil zur Durchführung der MBOR empfohlenen Therapieumfänge 2014 umgesetzt wurden.
Hintergrund
Die Implementierung medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitationsprogramme stellt für Rehabilitationszentren eine erhebliche Herausforderung dar. Obwohl die Umsetzung gelingen kann und mehr berufsorientierte Leistungen offenbar zu einer stärkeren Reduktion der Arbeitsunfähigkeitsdauer führen, haben sowohl bundesweite als auch regionale Versorgungsforschungsstudien aus den Jahren 2011 und 2012 gezeigt, dass die Umsetzung der MBOR in der Versorgungspraxis noch immer höchst variabel war und die Empfehlungen des 2010 veröffentlichten Anforderungsprofils kaum umgesetzt wurden. Vor diesem Hintergrund wurde in den drei federführend von der Deutschen Rentenversicherung Nord belegten stationären Rehabilitationszentren die Umsetzung der dort implementierten medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitationsprogramme geprüft.
Methoden
Personen, die 2014 in der MBOR bzw. der herkömmlichen medizinischen Rehabilitation behandelt wurden, wurden mittels Propensity Scores mit vergleichbaren Personen aus 2012 gematcht.
Ergebnisse
Die 2014 in der MBOR behandelten Personen erhielten mehr berufsorientierte Therapien als vergleichbare Personen aus 2012 (13,5 h vs. 2,5 h) und mehr als die zeitgleich in der MR behandelten Personen (13,5 h vs. 1,2 h). Eine 30-minütige Sozialberatung, 180-minütige berufsbezogene Gruppen und ein 360-minütiges Arbeitsplatztraining wurden für 93,8 %, 82 % bzw. 41 % der in 2014 in der MBOR behandelten Personen realisiert.
Die in den norddeutschen Einrichtungen implementierten medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitationsprogramme bilden die Empfehlungen des Anforderungsprofils weitgehend ab.
Laufzeit
01 / 2015 - 12 / 2015
Förderung
Sektionsmittel
Ansprechpartner/-in
Publikationen
Bethge M, Vogel M, Specht T, von Bodman J, Glaser-Möller M. Implementierung medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation: ein Propensity Score gematchter Vergleich zweier Kohorten aus 2012 und 2014. Rehabilitation 2016;55:48-53; doi:10.1055/s-0041-111523
Evaluation eines psychosomatischen Rehabilitationsprogrammes für Personen mit demenzkranken Angehörigen
Fragestellung
Lassen sich durch eine zielgruppenspezifische Reha-Maßnahme das Ausmaß der emotionalen Beeinträchtigung und Teilhabe pflegender Angehöriger positiv beeinflussen? Wie entwickeln sich die physische und emotionale Gesundheit sowie Teilhabe der Rehabilitanden im Verlauf von 6 Monaten nach der Rehabilitation?
Welche Strukturen und Prozesse tragen zu einer erfolgreichen Umsetzung des neuen Reha-Angebots bei, welche Förderfaktoren und welche Hindernisse existieren? Wie zufrieden sind die Teilnehmer?
Hintergrund
Pflegende Angehörige von Demenzerkrankten sind erheblichen Belastungen ausgesetzt. Nicht selten führen diese Belastungen zu gesundheitlichen und emotionalen Beeinträchtigungen, so dass die Pflegenden selbst Hilfe benötigen. Das Alzheimertherapiezentrum der Röpersbergklinik Ratzeburg hat speziell für diese Zielgruppe ein psychosomatisch ausgerichtetes, multimodales Reha-Konzept entwickelt, welches die Möglichkeit der Mitaufnahme des demenzkranken Angehörigen beinhaltet. Das Konzept wird seit Mai 2012 durchgeführt und ist in dieser Form in Deutschland bislang einzigartig. Im Rahmen des Projekts sollen die gesundheitsbezogenen Verläufe der Rehabilitanden sowie Umsetzung, Machbarkeit und Akzeptanz des Konzeptes evaluiert werden.
Methoden
Rehabilitanden, die mit ihrem demenzkranken Angehörigen zur Reha aufgenommen werden, werden über einen Zeitraum von 12 Monaten fortlaufend rekrutiert und dreimal schriftlich befragt: zu Beginn und am Ende der Reha sowie 6 Monate nach Entlassung. Primäre Zielgröße ist das Ausmaß der emotionalen Beeinträchtigung, sekundäre Zielgrößen sind Lebensqualität, Teilhabe, soziale Unterstützung sowie Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten. Die Auswertung erfolgt deskriptiv sowie interferenzstatistisch unter Verwendung multivariater Modelle.
Darüber hinaus erfolgen offene Mitarbeiterbefragungen im Rahmen von Fokusgruppen und Einzelinterviews zu Machbarkeit und Akzeptanz des neuen Konzepts. Diese werden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Laufzeit
Dezember 2015 bis Dezember 2017
Kooperationen
Röpersbergklinik Ratzeburg, Alzheimertherapiezentrum
Ansprechpartner/-in
Onko-Reha: Warum sind onkologische Reha-Anträge und Reha-Leistungen der Deutschen Rentenversicherung rückläufig?
Fragestellung
Es sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, mit welchen Barrieren und Hürden Patienten mit einer onkologischen Erkrankung bei einer Reha-Inanspruchnahme konfrontiert sind, welche Einstellungen und Meinungen sie gegenüber einer medizinischen Reha haben und welche Alternativen sie ggf. bevorzugen. Daraus lassen sich Hypothesen für die Gründe des Rückgangs von medizinischen Rehabilitationsleistungen nach einer onkologischen Erkrankung ableiten.
Hintergrund
Die Inzidenz onkologischer Erkrankungen steigt an, gleichzeig steigt die Überlebenszeit. Damit wächst auch der Anteil derjenigen, die an den potentiellen Folgen der Krebserkrankung oder deren Therapie leiden und die damit einen potentiellen Reha-Bedarf aufweisen und eine entsprechende Leistung zur medizinischen Reha in Anspruch nehmen können. Die medizinische Rehabilitation ist ein fester Bestandteil in der Versorgung onkologischer Erkrankungen und ist in den S3-Leitlinien Onkologie verankert (http://leitlinienprogramm-onkologie.de). Aber invers zur Inzidenz und zur Überlebenszeit gehen die Leistungen zur medizinischen Rehabilitation nach einer onkologischen Erkrankung zurück. Die Gründe einer Inanspruchnahme bzw. Nichtinanspruchnahme wurden bislang nicht systematisch untersucht.
Methoden
Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie mit unterschiedlichen Zugängen. In einer Mixed-Methods-Studie soll mithilfe quantitativer und qualitativer Daten untersucht werden, welche der o.g. Einflussfaktoren gegen eine Reha-Maßnahme auf Patientenseite im Vordergrund stehen. Dazu werden Patienten, die sich in drei onkologischen Versorgungszentren befinden, prospektiv (qualitativer Studienteil) befragt. Retrospektiv (quantitativer Studienteil) erfolgt eine Befragung von Patienten mehrerer onkologischer Versorgungszentren unter Nutzung des Routineanschreibens des Onkologischen Versorgungsregisters (OVR) am Institut für Krebsepidemiologie e.V., Universität zu Lübeck.
Laufzeit
Januar 2016 – September 2017
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Nord
Kooperationen
imland Klinik Rendsburg/Eckernförde, Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster, Klinikum und Seniorenzentrum Itzehoe, Regio Kliniken Pinneberg Elmshorn, Ev.-Luth. Diakonissenanstalt Flensburg, Westküstenklinikum Heide, Sana Klinik Eutin.
Ansprechpartner/-in
Ergebnisqualität der Schlaganfallrehabilitation in der BAR-Phase D
Fragestellung
Ziel ist eine Bewertung des subjektiven Behandlungserfolgs der Reha Phase D nach Schlaganfall. Im Einzelnen sollen folgende Fragen untersucht werden:
Welche Eingangsbelastungen weisen Schlaganfallpatienten in der Phase D auf?
Welche Reha-Effekt werden unmittelbar am Ende und welche mittelfristig nach 4 Monaten erzielt?
Wie zufrieden sind die Patienten mit der Rehabilitation?
Welche personen- oder krankheitsspezifischen Merkmale haben einen Einfluss auf den kurz- und mittelfristigen Erfolg?
Hintergrund
Schlaganfälle stellen für das Gesundheitsversorgungssystem ein bedeutendes Problem dar. Jährlich erleiden etwa 160000 Menschen erstmals einen Schlaganfall, von einem Anstieg dieser Zahl auszugehen. Gleichzeitig sinkt die Sterblichkeit; Betroffene müssen mit fortbestehenden Beeinträchtigungen und Behinderungen im Alltag und Berufsleben zurechtkommen. Angesichts einer alternden Gesellschaft und einer verlängerten Lebensarbeitszeit ist die neurologische Reha nach Schlaganfall von großer Bedeutung. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hält neurologische Rehabilitationsleistungen für Schlaganfallpatienten vor, die entsprechenden Kliniken sind auch zur Teilnahme am Qualitätssicherungsprogramm verpflichtet, eine gesonderte Darstellung der Daten zu dieser Erkrankung erfolgt jedoch nicht. Dies erschwert die Einordnung der Ergebnisse einzelner Kliniken der Schlaganfallrehabilitation. Ziel der Studie ist die längsschnittliche Beschreibung des Gesundheitsverlaufs von Schlaganfallrehabilitanden und deren klinikspezifische Einordnung.
Methoden
Die Rehabilitanden werden konsekutiv in sechs neurologischen Rehabilitationskliniken rekrutiert und zu drei Messzeitpunkten (vor und nach der Reha sowie 4 Monate nach deren Ende) schriftlich befragt. Primäre Zielgröße ist die Teilhabe, gemessen mit dem IMET. Als sekundäre Zielgrößen werden Daten zur subjektiven Gesundheit, zur Krankheitsschwere sowie zur Empfehlung und Umsetzung von Nachsorgemaßnahmen erfasst. Die Auswertung erfolgt deskriptiv sowie interferenzstatistisch unter Verwendung multivariater Modelle.
Laufzeit
Dezember 2015 bis Februar 2016
Förderung
DRV Nord
Kooperationen
Verbund Norddeutscher Rehakliniken zur Schlaganfall-Rehabilitation
Waldklinik Jesteburg, Zentrum für Rehabilitation
Rehabilitationsklinik Bad Bramstedt, Klinik für Neurologische Rehabilitation
Rehazentrum Gyhum
Klinik am Rosengarten, Bad Oeyenhausen
Diana-Klinik, Bad Bevensen
RehaCentrum Hamburg
Ansprechpartner/-in
Qualitätsgemeinschaft medizinische Rehabilitation in Schleswig-Holstein (QGmR SH)
Projektbeschreibung
Die Qualitätsgemeinschaft medizinische Rehabilitation ist ein freiwilliger Zusammenschluss mehrerer Rehabilitationseinrichtungen in Schleswig-Holstein. Ihre Ziele sind die Qualitätssicherung und eine transparente Darstellung der Ergebnisqualität. Die QGmR wurde bereits im Jahr 2001 initiiert. Nach einer ersten, vom Sozialministerium geförderten Phase entschlossen sich die beteiligten Reha-Kliniken, die QGmR eigeninitiativ, d.h. mit eigenen Mitteln, fortzuführen. Die Erfassung der Ergebnisqualität und deren Rückmeldung an jede Reha-Klinik in Form von umfassenden Berichten ermöglicht ein internes Qualitätsmanagement, die klinikübergreifende Effektbewertung erlaubt eine Positionierung jeder Einrichtung im Vergleich zur besten Klinik. Indikationsspezifische, regelmäßig durchgeführte und konstruktiv genutzte Qualitätszirkel (QZ) ermöglichen die Erprobung von Optimierungsstrategien, die gemeinsam überlegt und diskutiert werden.
Die QGmR befindet sich im dreizehnten Jahr ihrer gemeinsamen Arbeit und in der fünften Erhebungswelle. Seit Beginn der QGmR fanden sechzehn QZ statt. Auf einer gemeinsamen Sitzung aller Kliniken im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig Holstein im Juni 2010 wurde abermals mehrheitlich beschlossen die Qualitätsgemeinschaft und ihre Qualitätszirkel auch in Zukunft weiter zu führen.
Ansprechpartner
Kooperation
Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig Holstein
Beteiligte Reha-Einrichtungen
Schön Klinik Neustadt (Orthopädie AHB)
Vital-Kliniken GmbH Buchenholm (Orthopädie AHB)
Asklepios Klinik Bad Schwartau (Orthopädie AHB)
Strandklinik St. Peter-Ording GmbH & Co. KG (Psychosomatik HV, Pneumologie HV)
KLINIKUM Bad Bramstedt (Orthopädie AHB, Orthopädie HV, Neurologie HV)
HELIOS Reha-Klinik DAMP (Orthopädie HV, Neurologie HV)
Ostseeklinik Schönberg Holm (Orthopädie HV)
DRK-Nordsee-Reha-Klinik “Goldene Schlüssel” (Orthopädie AHB)
BG Nordsee-Reha-Klinik (Orthopädie AHB)
Curtius-Klinik Bad Malente (Psychosomatik HV)
HELIOS Fachklinik für Onkologische Rehabilitation Lehmrade (Onkologie HV)
Segeberger Kliniken GmbH (Psychosomatik HV, Neurologie HV)
Klinik Westfalen, Wyk auf Föhr (Pneumologie HV)
Publikationen
Deck, R., Raspe, H. (2006): Regionale Qualitätssicherung in der medizinischen Rehabilitation. Qualitätsgemeinschaft medizinische Rehabilitation in Schleswig-Holstein - Hauptstudie und Ergebnisse aus orthopädischen Kliniken. Rehabilitation, 45, 272-281.
Deck, R., Raspe, H. (2006): Regionale Qualitätssicherung in der medizinischen Rehabilitation. Qualitätsgemeinschaft medizinische Rehabilitation in Schleswig-Holstein - Initiative und Erprobung. Rehabilitation, 45, S. 146-151.
VeReMi - Versorgungserwartungen von Menschen mit Migrationshintergrund und Möglichkeiten ihrer Berücksichtigung in der medizinischen Rehabilitation – unter besonderer Betrachtung von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund
Fragestellung
Welche Versorgungserwartungen haben Rehabilitanden/innen mit türkischem Migrationshintergrund an die Rehabilitation? (Versorgungserwartungen hinsichtlich aller Phasen und Bereiche der Rehabilitation)
Welche Versorgungskonzepte für Rehabilitanden/innen mit Migrationshintergrund gibt es bereits?
Welche hindernden und fördernden Faktoren gibt es bei der Implementierung von migrationssensiblen Versorgungskonzepten in Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation? (in allen Phasen der Rehabilitation – auch bei der Antragstellung)
Hintergrund
Unerfüllte Versorgungserwartungen im Zusammenhang mit der Rehabilitation und eine daraus resultierende Unzufriedenheit mit der Versorgung können sich nachteilig auf die Wirksamkeit von rehabilitativen Angeboten bei Menschen mit Migrationshintergrund auswirken. Verfügbare Strategien, mit denen die Rehabilitation für Menschen mit Migrationshintergrund bedarfs- und bedürfnisgerechter gestaltet werden könnte, kommen in Rehabilitationseinrichtungen bisher kaum zum Einsatz. Ziel des beantragten Projekts ist es, die Versorgungserwartungen von Rehabilitanden/innen mit Migrationshintergrund in Bezug auf den Rehabilitationsprozess aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen. Hierbei werden alle Phasen der Rehabilitation berücksichtigt. Zum anderen werden bestehende Strategien im Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund sowie hindernde und fördernde Faktoren der Implementierung von migrationssensiblen Versorgungskonzepten in Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation ermittelt. Aus den Ergebnissen lassen sich Handlungsempfehlungen darüber aussprechen, wie migrationssensible Versorgungsstrategien in Einrichtungen der Rehabilitation implementiert werden können.
Methoden
Die Datenerhebung findet parallel in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein statt. Mit Hilfe eines Mixed-Methods-Ansatzes und einem Triangulationsdesign sollen die Fragestellungen untersucht werden. Vier Forschungszugänge kommen zum Einsatz: Um Hürden und Hindernisse bei der Antragstellung zu erfassen, werden Hausärzte/innen mittels leitfadengestützter Experteninterviews befragt. Zur Erhebung von Versorgungserwartungen aus Sicht von Rehabilitanden/innen mit türkischem Migrationshintergrund werden leitfadengestützte Einzelinterviews in unterschiedlichen Phasen des Rehabilitationsprozesses durchgeführt. Bestehende Strategien im Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund sowie hindernde und fördernde Faktoren der Implementierung von migrationssensiblen Versorgungskonzepten in Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation werden mit einer quantitativen postalischen Befragung von Rehabilitationseinrichtungen erhoben. Parallel dazu wird eine Dokumentenanalyse der Internetmaterialen der befragten Rehabilitationskliniken durchgeführt. Auf Basis der Ergebnisse werden Rehabilitationseinrichtungen ausgewählt, in denen jeweils ein leitfadengestütztes Fokusgruppeninterview mit Mitarbeitern verschiedener Hierarchieebenen und Versorgungsbereiche der medizinischen Rehabilitation geführt wird.
Laufzeit
01.10.2014 bis 30.09.2016
Förderung
VeReMi ist eine gemeinsame Studie der Universität Bielefeld, der Universität Lübeck und der Technischen Universität Chemnitz. Sie wird von Herrn Jun.-Prof. Dr. Patrick Brzoska und Frau PD Dr. Ruth Deck geleitet. Gefördert wird die Studie von der Deutschen Rentenversicherung Bund und dem vffr (Verein zur Förderung der Rehabilitations-forschung in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein).
Kooperationen
Mit sechs Rehabilitationseinrichtungen wurden Kooperationsvereinbarungen getroffen. Dazu gehören die MEDIAN-Kliniken in Bad Salzuflen und Bad Oeynhausen sowie die Salzetalklinik in Bad Salzuflen in Nordrhein-Westfalen sowie die Asklepios Klinik am Kurpark in Bad Schwartau, die Reha-Klinik in Damp und das Klinikum Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein. Das Projekt wird zudem durch einen Beirat bestehend aus Vertretern/innen von Rehabilitationseinrichtungen und Rehabilitationsträgern begleitet. Das Institut für Community Medicine der Universität Greifswald steht dem Projekt mit inhaltlicher und methodischer Expertise zur Verfügung.
Ansprechpartner/-in
Vorbereitung auf die Reha: Was wissen Rehabilitanden über die Rehabilitation? Kenntnisstand, Zugangswege und Optimierungsstrategien
Fragestellung
Klinische Eindrücke sowie manche Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass zahlreichen Rehabilitanden eine klare Vorstellung von Inhalten, Zielen und Methoden der Reha fehlt. Dieser Mangel könnte enttäuschte Erwartungen fördern, ebenso wie unnötige Befürchtungen, unrealistische Ziele, Konflikte mit Ärzten und Therapeuten, geringes Verständnis für die Notwendigkeit von Nachsorgeaktivitäten etc. - alles Faktoren, die einem guten Reha-Ergebnis entgegenstehen.
Wir bearbeiten folgende Fragestellungen
Was sollten Rehabilitanden vor Antritt einer Reha unbedingt wissen?
Was davon wissen sie tatsächlich?
Aus welchen Informationsquellen könnten sie das nötige Wissen beziehen?
Von welcher Qualität sind die vorhandenen Quellen: Sind sie leicht erreichbar, verständlich, inhaltlich korrekt und nützlich?
Lässt sich qualitativ höherwertiges Informationsmaterial herstellen und anwenden, auch unter Nutzung neuer Medien?
Welche Folgen hätte das für Wissen, Rehaziele und Nachsorgeaktivitäten der Rehabilitanden?
Projektbeschreibung
Der Kanon des Wissenswerten wird mit Hilfe von Gruppengesprächen mit Experten und Rehabilitanden bearbeitet.
An einer Stichprobe von Rehabilitanden prüfen wir mit einem Fragebogen, was sie tatsächlich wissen, welche Informationsquellen ihnen zur Verfügung stehen und wie sie diese bewerten.
In eigener Recherche suchen wir nach Informationsquellen und
prüfen ihre Qualität mit Hilfe von Ratings und computergestützten Analysen.
Wir erstellen verbesserte Informationstexte und anderes Informationsmaterial (Quiz, Glossar, Videointerviews mit erfahrenen Rehabilitanden und Experten).
In einer RCT prüfen wir die Auswirkungen des verbesserten Informationsmaterials.
Ziel
Wir möchten Kliniken, Leistungsträgern und anderen interessierten Stellen ein geprüftes Informationspaket zur Verfügung stellen, das Rehabilitanden besser auf die Reha vorbereitet und ihren erfolgreichen Verlauf fördert.
Laufzeit
Januar 2011 bis Dezember 2013
Förderung
Deutsche Rentenversicherung
Ansprechpartner
Jürgen Höder
Kooperation
Klinikum Bad Bramstedt, RehaCentrum Hamburg, Rehaklinik Damp, Rehazentrum Gyhum
Publikationen
noch keine
„Reha-bezogener Informationsbedarf bei DRV-Versicherten“: Welche Informationen wünschen sich Versicherte der Deutschen Rentenversicherung zur Reha?
Fragestellung
In dieser Studie sollen in drei unterschiedlichen Gruppen von Versicherten, die eine unterschiedliche Nähe zum Thema Rehabilitation aufweisen, folgende Fragestellungen untersucht werden:
A) Versicherte ohne Reha-Erfahrung und ohne Reha-Antrag:
Welche Informationen rund um die Rehabilitation stehen Versicherten der Deutschen Rentenversicherung generell zur Verfügung? Woher beziehen sie ihre Informationen? Sind sie so informiert, dass sie im Bedarfsfall eine Reha in Anspruch nehmen könnten?
B) Versicherte mit einem bewilligten Reha-Antrag vor Antritt der Reha:
Über welche Informationen verfügen Antragsteller mit bewilligtem Antrag, um sich konkret auf die anstehende Maßnahme vorzubereiten? Wo finden sie diese Informationen? Wie leicht sind diese zu verstehen, und sind sie für die Reha-Vorbereitung hilfreich?
C) Versicherte am Ende der Reha:
Wie bewerten Versicherte nach einer Rehabilitation die Informationen, die ihnen vor der Reha zur Verfügung standen in Form und Inhalt? Haben sie ihren Bedürfnissen entsprochen, oder hätten sie etwas anderes gebraucht? Wenn ja, welche Informationen hätten sie sich gewünscht?
Hintergrund
Die richtigen Entscheidungen für oder gegen eine Rehabilitationsmaßnahme treffen und eine bewilligte Reha-Maßnahme adäquat nutzen können nur die Patienten, die gut informiert sind. Für Informationen zu Leistungsarten, Leistungsträgern, persönlichen Voraussetzungen und weitere Informationen formaler Art sind in erster Linie die Reha-Träger und die gemeinsamen Servicestellen zuständig. Geht es um inhaltliche medizinische Fragen, liegt die Verpflichtung zu Information und Beratung vorrangig beim niedergelassenen Arzt.
Viele Versicherte und Patienten, aber auch ihre behandelnden Ärzte sind über die medizinische Reha nicht ausreichend informiert.
Aus den Ergebnissen dieser Studie werden Vorschläge für die Überarbeitung vorliegender Informationsmaterialien oder die Erstellung neuer Informationsmaterialien erarbeitet, wobei die von den Versicherten favorisierten Medien berücksichtigt werden.
Methoden
In dieser Studie werden sowohl qualitative als auch quantitative Untersuchungsmethoden angewandt. Zunächst erfolgt eine leitfadengestützte qualitative Befragung in Form von telefonischen Interviews für Versicherte ohne Reha-Erfahrung und Versicherte mit bewilligtem Reha-Antrag, Rehabilitanden am Ende der Reha werden in Fokusgruppen zu den o.g. Fragestellungen befragt. Aus den Ergebnissen des qualitativen Studienteils werden unter Einbindung von Experten die Inhalte für eine standardisierte schriftliche Befragung für jede einzelne Versichertengruppe entwickelt.
Studienregistrierung
VfD_Reha-Info_14_003499
Laufzeit
04/2014 – 09/2015
Förderung
DRV Bund
Kooperationen
DRV Bund, DRV Nord
Asklepiosklinik (Bad Schwartau), Curtius-Klinik (Bad Malente), Fachklinik Aukrug (Aukrug), Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Bad Segeberg), Mühlenbergklinik (Bad Malente), Strandklinik St. Peter-Ording (St. Peter-Ording)
Ansprechpartner/-in
Publikationen
Noch keine
"www.nachderReha.de" - Aufbau eines webbasierten Zentrums zur Reha-Nachsorge in Deutschland
Fragestellung
Bis heute wurden zur Verstetigung, Sicherung und Vertiefung der in einer zuvor durchgeführten Rehabilitation erreichten Erfolge eine Vielzahl von unterschiedlichen Nachsorgeprogrammen für unterschiedliche Indikationen und Problembereiche entwickelt. Insgesamt ist das Angebot aber relativ unübersichtlich: Bereits zwischen den regionalen Kostenträgern existieren unterschiedliche Regelungen, bei forschenden Reha-Instituten und -Kliniken mangelt es an Transparenz. Vor diesem Hintergrund ist eine systematische, umfassende und indikationsspezifische Sammlung, Bewertung und Synopse der bundesweit verfügbaren Nachsorgeangebote geplant. Die Ergebnisse werden online unter www.nachderReha.de zur Verfügung gestellt.
Projektbeschreibung
Grundlage der Bestandsaufnahme ist eine systematische Übersichtsarbeit: Um die Wahrscheinlichkeit für eine vollständige Erhebung zu maximieren, wird eine systematische Literaturrecherche (ab dem Jahr 2000) in den gängigen bibliografischen Datenbanken (MEDLINE, EMBASE, Psyc.INFO, SOMED, REHADAT) zu indikationsspezifischen Nachsorgeangeboten durchgeführt. Ergänzend werden bundesweit alle rehawissenschaftlichen Institutionen und Einrichtungen angeschrieben, um insbesondere auch weniger etablierte Programme aufzufinden. Eine zusätzliche Handsuche ("footnote chasing") rundet die Recherchen ab. Im zweistufigen Selektionsprozess werden alle Angebote ausgewählt, die den definierten Einschlusskriterien entsprechen.
Für jedes inkludierte Nachsorge-Angebot wird ein Qualitätsprofil erstellt, welches einen Vergleich zwischen den Programmen ermöglicht und Bewertungen zu einer Reihe von methodischen und inhaltlichen Qualitätskriterien enthält. Dabei stützt sich die methodische Bewertung einerseits auf standardisierte Instrumente zur Bewertung der Studienvalidität (CONSORT, TREND, STROBE entsprechend des jeweiligen Studiendesigns), andererseits wird der Evidenzgrad (nach: Oxford Centre for Evidence-based Medicine, www.cebm.net) bestimmt. Die Suche nach inhaltlichen Nachsorge-spezifischen Qualitätskriterien zur Bewertung der "Feasibility" erfolgt auf der Basis theoretischer Überlegungen und unter Einbezug einschlägiger Publikationen. Die Ergebnisse werden anschließend in einer interdisziplinären Expertengruppe (Projektbeirat) zur Diskussion gestellt. Im Anschluss an diesen Konsensusprozess steht eine finale Kriterienliste zur Charakterisierung der aufgefundenen Nachsorgeprogramme zur Verfügung.
Bei Zustimmung der jeweiligen Anbieter wird das Qualitätsprofil der Nachsorgeangebote mit entsprechenden Informationen und Quellenhinweisen - die für alle Programme dieselbe Struktur aufweisen - in die Datenbank eingepflegt und auf der Website des Nachsorgezentrums allen Nutzern zugänglich gemacht.
Ziel
Das geplante Zentrum für Reha-Nachsorge orientiert sich in seinen Grundzügen am bereits bestehenden "Zentrum Patientenschulung". Es ist bundesweit ausgerichtet und schöpft die Möglichkeiten der modernen Informationstechnologien aus: Hierzu gehört in erster Linie der Aufbau einer Webseite, die neben der indikationsspezifischen Datenbank nachsorgerelevante Informationen und Literatur bereithält
Laufzeit
2011 - 2013 (3 Jahre)
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Ansprechpartner
Berichte
Publikationen
bisher keine
ReNa - Ausbau und Optimierung sowie Veröffentlichung und Bekanntmachung der online-gestützten ReNa-Datenbank (Datenbank Reha-Nachsorge: www.nachderReha.de)
Optimierung der Zusammenarbeit von Reha-Kostenträgern, Reha-Einrichtungen und ambulanter Versorgung.
Ein Pilotprojekt zur Erarbeitung von Strategien zur Überwindung der "Schnittstellenprobleme" in der medizinischen Rehabilitation
Fragestellung
Welche Ursachen haben die "Schnittstellenprobleme" in der medizinischen Rehabilitation aus Sicht der beteiligten Personen und Institutionen? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es aus ihrer Sicht? Wie kann man diese Lösungsmöglichkeiten konkretisieren, umsetzen und deren Umsetzung evaluieren?
Projektbeschreibung
Die segmentierte Gesundheitsversorgung in Deutschland führt an verschiedenen Stellen zu Kooperations- und Koordinationsproblemen. Auch und besonders davon betroffen ist das System der medizinischen Rehabilitation. Zu allen Zeitpunkten, also vor, während und nach der Rehabilitation, können Schwachstellen identifiziert werden: Vor einer Reha stellt sich das Problem des frühzeitigen Erkennens eines Reha-Bedarfs, der Motivationslage von Arzt und Patient und daraus resultierend der zügigen Beantragung einer Leistung zur medizinischen Rehabilitation. Als kritische Schnittstellen sind hier die Kommunikation und Kooperation zwischen niedergelassenem (Haus-) Arzt und Reha-Kostenträger bekannt. Während und nach der Rehabilitation sind der Transfer der Reha-Inhalte und die nachfolgende Weiterbehandlung problematisch. In der Regel bestehen hier vielfältige Kommunikationsbarrieren zwischen Reha-Klinikern und niedergelassenen Ärzten oder Therapeuten, denen ein komplexes Geflecht von Ursachen zugrunde liegt. Mit Hilfe von Gruppengesprächen mit Vertretern der einzelnen Berufs- und Institutionengruppen und unter Berücksichtigung der Betroffenenperspektive sollen die jeweiligen Barrieren einer effizienten und konfliktfreien Kooperation und Kommunikation sowie deren Ursachen identifiziert und Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden. Am Ende des Projekts wird jeweils ein Vertreter der beteiligen Institutionen zu einer gemeinsamen Abschlusskonferenz gebeten. Hier sollen die Ergebnisse der Fokusgruppen im Vergleich vorgestellt, diskutiert und konkrete Handlungsstrategien erarbeitet werden. Abschließend werden Umsetzungsmöglichkeiten festgelegt und Evaluationsstrategien ausgearbeitet.
Ziel
Das Ziel des Projekts ist die Erarbeitung von Handlungsstrategien zur Überwindung der "Schnittstellenprobleme" in der medizinischen Rehabilitation. Konkrete Umsetzungsmöglichkeiten und Evaluationsstrategien sollen entwickelt werden.
Laufzeit
07/2010 - 11/2011
Förderung
vffr
Ansprechpartner
Nadine Pohontsch
Kooperation
Dr. A.C. Arlt, Klinikum Bad Bramstedt; Dr. N. Glaser-Möller, DRV Nord; Dr. M. Vogel, Mühlenbergklinik Bad Malente; Dr. Langs, Psychosomatische Klinik Bad Bramstedt, Herr Hansohm, BEK, N.N., TKK / IKK
Publikation
bisher keine
Medizinische Rehabilitation bei älteren Versicherten (55+)
Laufzeit
03/2009 - 02/2010
Kooperationspartner
Mühlenbergklinik Holsteinische Schweiz (Zentrum für Orthopädie und Angiokardiologie), Bad Malente; Segeberger Kliniken GmbH, Bad Segeberg (Abteilung Kardiologie / Psychosomatik); Medizinisch-Somatische Klinik Bad Bramstedt, Bad Bramstedt
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Beteiligte
Nadine Pohontsch
Susanne Richter
Tobias Krüger-Wauschkuhn
Publikationen
Krüger-Wauschkuhn T, Pohontsch N, Deck R (zur Veröffentlichung angenommen). Medizinische Rehabilitation bei älteren Versicherten (55plus). Rehabilitation.
Deck R, Richter S, Hüppe A. Der ältere Patient in der Rehabilitation - Probleme und Bedürfnisse. Rehabilitation 2009; 48: 326-334
Projektbericht
Rehabilitationsnachsorge - ein neues Credo für Rehabilitationskliniken
Laufzeit
2008-2010
Kooperationspartner
Nordsee-Reha-Klinik II (St. Peter-Ording)
Mühlenbergklinik (Bad Malente)
Klinikum Bad Bramstedt
Ostsee-Klinik (Schönberg-Holm)
Buchenholm Vital-Kliniken GmbH (Bad Malente)
Asklepios-Klinik (Bad Schwartau)
Förderer
Deutsche Rentenversicherung und BMBF
Beteiligte
Publikationen
Hüppe A, Deck R, Schramm S (2010): Der Weg zu einer Gelebten Nachsorge - über 7 Brücken musst du gehen.
In Deck R, Glaser-Möller N, Remé T. Schnittstellen der medizinischen Rehabilitation. Lage: Hans Jacobs, S 91-100.
Rehabilitationsnachsorge - Optimierung und Transfer des "neuen Credo"
Fragestellung
Das Projekt schließt direkt an sein Vorgängerprojekt "Rehabilitationsnachsorge - ein neues Credo für Rehabilitationskliniken" an und hat insgesamt drei Hauptfragestellungen: 1. Wie lassen sich die Interventionsstrategien gemäß des "neuen Credo" für Rehabilitanden mit geringer Erfolgsaussicht (Non-Responder aus dem CREDO I-Projekt) aus Sicht der Betroffenen und des beteiligten medizinischen Personals und hinsichtlich deren Präferenzen optimieren? Lassen sich durch diese Optimierung nachhaltige Rehabilitationserfolge für die Gruppe der Non-Responder erzielen? 2. Lassen sich durch die intensivierten Nachsorgestrategien auch nach 24 Monaten noch signifikante, klinisch bedeutsame Effekte für die Interventionsgruppe erzielen? 3. Wie und wie gut lässt sich das "neue Credo" auf die psychosomatische Rehabilitation übertragen (Feasibility-Studie)?
Projektbeschreibung
Das Projekt untergliedert sich in drei Studienteile: 1. Entwicklung und Evaluation alternativer Interventionsstrategien für CREDO-Non-Responder (Mixed-Methods-Studie: Fokusgruppen und kontrollierte prospektive Studie mit schriftlicher Befragung zu drei Messzeitpunkten), 2. Überprüfung der Langzeiteffekte durch eine 24-Monats-Katamnese (schriftliche Befragung) und 3. Erprobung des Transfers des "neuen Credo" in die Psychosomatik (Mixed-Methods-Studie, Fokusgruppen und unkontrollierte Beobachtungsstudie mit schriftlicher Befragung).
Ziel
Ziel des Projekts sind die Optimierung medizinischer Rehabilitationsmaßnahmen und deren Langzeiterfolge sowie die Erprobung des Transfer der im Vorgängerprojekt entwickelten Nachsorgestrategie "neues Credo" in andere Indikationsbereiche.
Laufzeit
01/2011 - 12/2013 (3 Jahre)
Förderung
Deutsche Rentenversicherung
Ansprechpartner
Nadine Pohontsch
Kooperation
Nordsee Reha-Klinikum II (St.-Peter-Ording), Mühlenbergklinik (Bad Malente), Fachklinik Aukrug (Aukrug), Rehaklinik Buchholm (Bad Malente), Asklepiosklinik (Bad Schwartau), Ostseeklinik (Schönberg-Holm), Medizinisch-Psychosomatische Klinik (Bad Bramstedt)
Publikationen
bisher keine
Aufgaben- und Rollenverteilung in der medizinischen Rehabilitation
Bestandsaufnahme und Prüfung von Optimierungsmöglichkeiten und Entlastungschancen
Laufzeit
2007-2010
Kooperationspartner
Rehakliniken in Schleswig-Holstein und Niedersachsen
Förderer
vffr
Ansprechpartner
Jürgen Höder
Publikationen
Im Druck
Reha abgelehnt – Was nun? Eine Mixed Methods-Studie
Fragestellung
Jährlich werden gut 9000 der bei der DRV Nord gestellten Reha-Anträge aus verschiedenen Gründen abgelehnt. Bislang liegen keine Untersuchungen darüber vor, ob und welche Auswirkungen die Ablehnung eines Rehabilitationsantrags auf die weitere Inanspruchnahme des Gesundheitssystems und auf die Entwicklung der körperlichen, seelischen Gesundheit und der beruflichen Zukunft eines Reha-Antragstellers hat. Auch zu den Auswirkungen auf eventuelle Rentenantragstellungen sind keine Daten bekannt.
Projektbeschreibung
Die Mixed-Methods-Studie will mithilfe quantitativer und qualitativer Daten klären, welche Auswirkungen die Ablehnung des Reha-Antrags auf die gesundheitliche und berufliche Entwicklung des Reha-Antragstellers hat. Dazu werden Personen, deren Rehaantrag abgelehnt und Personen, deren Rehaantrag bewilligt wurde zu drei Messzeitpunkten mittels Fragebögen zu ihrer subjektiven Gesundheit, ihrer Erwerbstätigkeit und der Inanspruchnahme des Gesundheitssystems befragt. Verschiedene Verläufe der gesundheitlichen und beruflichen Entwicklung sollen identifiziert werden. Eine Untergruppe abgelehnter Reha- Antragsteller (N=24) und deren antragunterstützende Ärzte (N=24) soll zudem in qualitativen Interviews befragt werden (problemzentriertes Interview, Experteninterview). Die Daten sollen inhaltsanalytisch und fallvergleichend ausgewertet werden. Es sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie Versicherte, deren Reha-Antrag abgelehnt wurde, mit dieser Entscheidung umgehen und ob es unterschiedliche Verhaltensmuster des Umgangs mit der Ablehnung eines Reha-Antrags gibt.
Ziel
Die Studie soll Aufschlüsse darüber ermöglichen, ob die Ablehnung einer Rehabilitationsmaßnahme durch „selbstbeschaffte Gesundheitsleistungen“ und ambulante Therapien kompensiert werden kann bzw. ob sich diese Versicherten gesundheitsbezogen und insbesondere beruflich zu „Risikofällen“ und schlussendlich vielleicht sogar zu Rentenantragstellern entwickeln.
Laufzeit
01/2012 - 12/2013
Förderung
vffr e.V.
Ansprechpartner
Dipl.-Psych. Nadine Pohontsch
Kooperation
Dr. N. Glaser-Möller, DRV Nord
Publikation
bisher keine
Welche Informationen benötigen niedergelassene Ärzte im Zusammenhang mit der Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung?
KIVI - Kognitive Interviews zu Veränderungsitems
Fragestellung
Für die zukünftige Entwicklung der Rehabilitation ist die Frage nach ihrer Wirksamkeit von entscheidender Bedeutung. Die Messung der Ergebnisqualität wird in Zukunft ein immer wichtigerer Bestandteil der Qualitätssicherung im Bereich der medizinischen Rehabilitation werden. Die Evaluation von Rehabilitationsmaßnahmen erfolgt in Deutschland bisher überwiegend in Eingruppen-Prä-Post-Studiendesigns. Dabei zeigt sich eine auffällige Diskrepanz zwischen der überwiegend guten bis sehr guten Bewertung des langfristigen Erfolgs der Rehabilitation durch die Patienten und den oft nur geringen Effektstärken bei indirekten Methoden der Veränderungsmessung. Dieser Widerspruch ist bislang ungeklärt.
Projektbeschreibung
Über die Deutsche Rentenversicherung Nord wurden 34 Probanden rekrutiert. Vor der Rehabilitation bekamen die Probanden einen Fragebogen zur Beurteilung ihres Gesundheitszustands zugeschickt. Nach der Rehabilitation wurde in Interviews mithilfe der Kombination von Techniken des kognitiven und problemzentrierten Interview erforscht, wie die Rehabilitanden unterschiedliche Fragen zur Veränderungsmessung verstehen, welche kognitiven Prozesse ihr jeweiliges Antwortverhalten bestimmen und inwieweit sich die Diskrepanzen zwischen den Ergebnissen der verschiedenen Arten der Veränderungsmessung durch sie erklären lassen. Als theoretische Grundlage des Interviews dienen das 4-Stufen-Antwort-Modell von Tourangeau sowie Theorien aus dem Bereich der Sozialpsychologie (Theorie sozialer Vergleichsprozesse) und Kognitionspsychologie (Response shift, Implizite Veränderungstheorien). Während der Auswertung der Interviews entwickelte Erklärungsansätze wurden anhand des Materials erneut auf ihre Gültigkeit geprüft und das gesamte Textmaterial anschließend mithilfe einer Software für computergestützte qualitative Datenanalyse kodiert. Der Auswertungsprozess orientierte sich insgesamt am Konzept des thematischen Kodierens und den Empfehlungen zur Auswertung von kognitiven Interviews. Ergebnis der Auswertung der Interviews soll eine beschreibende Rekonstruktion der individuellen Antwortprozesse sein. Außerdem sollen Unterschiede zwischen den Antworten bzgl. der verschiedenen Arten der Veränderungsmessung und differentielle Unterschiede zwischen den einzelnen Patienten herausgearbeitet werden.
Ziel
Anhand der in dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse soll ein empirisches Modell der Beantwortung der unterschiedlichen Typen von Fragen zur Veränderungsmessung entwickelt werden.
Laufzeit
01/2008 - 12/2009
Förderer
BMBF
Ansprechpartner
Dipl.-Psych. Nadine Pohontsch
Dr. Thorsten Meyer
Prof. Heiner Raspe
Kooperation
Dr. Oskar Mittag, Universität Freiburg, Prof. Dr. Thomas Kohlmann, Universität Greifswald
Publikationen
Pohontsch N, Meyer T (eingereicht) Das kognitive Interview - Ein Instrument zur Entwicklung und Validierung von Erhebungsinstrumenten. Rehabilitation
Die Bedeutung des Wunsch- und Wahlrechts des SGB IX, §9 für die medizinische Rehabilitation – eine empirische Analyse
Fragestellung
Der §9 des SGBIX räumt behinderten und von Behinderung bedrohten Menschen ein Wunsch- und Wahlrecht in Bezug auf alle Fragen ein, die zur Konkretisierung rehabilitativer Leistungen von Bedeutung sind. Im Fokus der öffentlichen Diskussion und der Leistungsträger steht für die medizinische Rehabilitation vor allem die Auswahl der die Rehabilitation durchführenden Institution. Es stellt sich die Frage, welche Kriterien bei der Auswahl einer Institution aus Sicht der Rehabilitanden wichtig sind und wie diese durch Hintergrundwissen und Informationen der relevanten beratenden Institutionen vermittelt werden.
Projektbeschreibung
Die entsprechenden „Wünsche“ bzw. Präferenzen der Rehabilitanden sollen in Fokusgruppen identifiziert werden. In Expertengesprächen sollen Informationen über die gängige Beratungspraxis gewonnenen werden. Die Ergebnisse beider qualitativer Ansätze sollen zusammen gebracht und mit einer Expertenkommission diskutiert werden. Die Bedeutsamkeit der „Wünsche“, und die Häufigkeit ihrer Berücksichtigung bzw. Ablehnung und der Gründe für eine mögliche Ablehnung soll im Anschluss in einem repräsentativen Rehabilitanden-Survey ermittelt werden.
Ziel
Das übergeordnete Ziel des Projekts besteht darin, die Vorstellungen von Rehabilitanden bei der Ausgestaltung des Wunsch- und Wahlrechts und damit den Individualisierungsgrundsatz im SGB IX angemessener berücksichtigen zu können. Es ist zu vermuten, dass eine stärkere Orientierung an den individuellen Vorstellungen der Rehabilitanden im Rehabilitationsprozess zu einer höheren Motivation und indirekt zu besseren Rehabilitationsergebnissen beitragen kann.
Laufzeit
10/2008 - 06/2010
Förderung
vffr e.V.
Ansprechpartner
Dipl.-Psych. Nadine Pohontsch
Dr. Thorsten Meyer
Kooperation
Prof. Felix Welti, Fachhochschule Neubrandenburg
Publikationen
Pohontsch N, Welti F, Raspe H, Meyer T.
Das Wunsch- und Wahlrechts des SGB IX, §9 in der medizinischen Rehabilitation: Ergebnisse eines regionalen Surveys unter Versicherten der Gesetzlichen Renten-und Krankenversicherung.
Gesundheitswesen 2013; 75: 440-447.
"Credo-Kardio" - Einführung und Evaluation des Nachsorgekonzepts Neues Credo in der kardiologischen Anschlussrehabilitation
Im Rahmen dieser Studie wird a) eine längerfristige und auf Eigeninitiative ausgerichtete Nachsorge (Neues Credo) bei kardiologischen Rehabilitanden in der Anschlussrehabilitation zur Verstetigung der Langzeiteffekte evaluiert. Weiterhin erfolgt b) eine Prozessevaluation des Neuen Credo mit dem Ziel, Möglichkeiten der Implementierung des Neuen Credo in den Versorgungsalltag vorzubereiten.
Hintergrund
Die deutsche Rentenversicherung führte 2014 rund 45.000 medizinische Rehabilitationen aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen durch (Deutsche Rentenversicherung Bund, 2015). Kurzfristig ist die medizinische Rehabilitation wirksam, diese Effekte können jedoch langfristig nicht aufrechterhalten werden (u. a. Haaf, 2005). Regelmäßig durchgeführte körperliche Aktivität bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit führt u. a. zu einer Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Im Rahmen der Studie wird eine von uns entwickelte Nachsorgestrategie, das Neue Credo, bei kardiologischen Rehabilitanden evaluiert. Das Neue Credo ist eine längerfristig angelegte Nachsorgestrategie, die auf körperliche Aktivität fokussiert und dabei die Eigeninitiative der Rehabilitanden fördert. Durch die regelmäßige Durchführung von körperlicher Aktivität wird eine nachhaltige Verbesserung der gesundheitlichen Situation und somit eine Verstetigung der Reha-Effekte erwartet.
Methoden
a) Die Evaluation des Neuen Credo erfolgt in einer quasi-randomisierten, multizentrischen Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten (Reha-Beginn=t0, Reha-Ende=t1 und nach 12 Monaten=t2). Primärer Endpunkt ist Teilhabe, erfasst mit dem IMET. Als sekundäre Zielgrößen werden u. a. subjektiver Gesundheitszustand, gesundheitsbezogene Lebensqualität, Depressivität und Ausmaß der körperlichen Aktivität erfasst.
16 Rehabilitanden werden zusätzlich 3, 6, und 9 Monaten nach Ende ihrer Rehabilitation in qualitativen Interviews zur Zufriedenheit mit dem Neuen Credo befragt.
b) Die Prozessevaluation erfolgt durch eine systematische Erfassung von Akzeptanz und Zufriedenheit sowie Dauer der Umsetzung der einzelnen Bausteine des Neuen Credo. Weiterhin werden Interviews zur Praktikabilität und Umsetzbarkeit des Neuen Credo mit den Nachsorgebeauftragten und Ärzten geführt.
Laufzeit
01.01.2016 – 31.12.2018
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperationen
Mühlenbergklinik Holsteinische Schweiz, Klinik Fallingbostel, Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen, Kirchberg-Klinik Bad Lauterberg
Ansprechpartner/-in
Hausarztzentrierte Reha-Nachsorge bei Rückenschmerzen (RS) / HaReNa
Fragestellung
1) Erprobung der Machbarkeit der Implementierung stabiler Kooperationen zwischen Reha-Klinik und Hausarztpraxen zur anschließenden Weiterbetreuung, um die Schwächen des sektoralen Gesundheitssystems zu überwinden.
2) Sicherung der gesundheitsbezogenen Langzeiteffekte bei Patienten mit RS nach Rehabilitation durch hausarztzentrierte Reha-Nachsorge, um Krankheitskosten zu verringern.
Projektbeschreibung
1) Implementierung von Kooperationsstrukturen zwischen Reha-Klinik und Hausarzt. In diesem qualitativen Studienteil werden Praktikabilität und Akzeptanz neuer Kooperationsstrukturen mit Hilfe der Taxonomie von Implementationsergebnissen analysiert. Die Anbindung der Reha-Nachsorge an Hausärzte ist dabei von besonderem Interesse.
2) Überprüfung der gesundheitsbezogenen Langzeiteffekte durch die Anbindung der Reha-Nachsorge des Patienten an die hausärztliche Versorgung. Dies wird mit Hilfe einer quantitativen Längsschnittuntersuchung mit drei Messzeitpunkten untersucht.
Zur Beurteilung der gesundheitsbezogenen Outcomes wird eine standardisierte schriftliche Befragung bei N=176 Rückenschmerzpatienten durchgeführt. Betrachtet werden primär die prä-post-Differenzen in definierten patientenorientierten Endpunkten.
Ziel
Ziel der Studie ist die Implementation und Evaluation eines innovativen Nachsorgekonzepts im Bereich der hausärztlichen Versorgung. Es soll untersucht werden, ob das Konzept in der Lage ist, die Nachhaltigkeit der Reha-Effekte aufrechtzuerhalten und damit nachfolgende Krankheitskosten zu vermeiden.
Laufzeit
2017 - 2020 (3 Jahre)
Förderung
Innovationsfonds des G-BA
Kooperation
Prof. Jost Steinhäuser, Prof. Jens-Martin Träder, Institut für Allgemeinmedizin
Prof. Thomas Kohlmann, Institut für Community Medicine, Universität Greifswald
Hausarztpraxen, Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und Ärztenetzwerke, vier orthopädische Reha-Einrichtungen
Ansprechpartner
Telefonische Nachsorgegruppen für pflegende Angehörige / Redezeit–REHA
Ergebnisevaluation (schriftliche Befragung zu vier Messzeitpunkten)
1) Führt die Teilnahme an den telefonischen Nachsorgegruppen zu mehr sozialer Teilhabe der pflegenden Angehörigen?
2) Lassen sich durch die Teilnahme an den telefonischen Nachsorgegruppen die in der multimodalen Rehabilitation erzielten gesundheitsbezogenen Effekte und Kompetenzen nach der Reha verstetigen oder sogar noch steigern?
Prozessevaluation (Interviews)
1) Welche Strukturen und Prozesse tragen zu einer erfolgreichen Umsetzung des Nachsorgeangebots bei?
2) Welche Förderfaktoren bzw. welche Hindernisse beeinflussen eine erfolgreiche Umsetzung?
3) Wie zufrieden sind die Teilnehmer mit einzelnen Aspekten des Nachsorgeangebots?
Projektbeschreibung
Mixed-Methods-Studie
1) Randomisierte, kontrollierte prospektive Längsschnittstudie. Die Interventionsgruppe (IG) nimmt an telefonischen Nachsorgegruppen teil, die Kontrollgruppe (KG) erhält die Standardversorgung. Die Evaluation erfolgt durch schriftliche Befragung zu vier Messzeitpunkten (vor und am Ende der Reha sowie nach 6 und 12 Monaten).
2) Qualitative Interviews und Fokusgruppen hinsichtlich Akzeptanz des und Zufriedenheit mit dem Nachsorgeangebot.
3) Gesundheitsökonomische Evaluation anhand des EQ-5D-Fragebogens.
Ziel
Verbesserung der Nachhaltigkeit eines multimodalen Rehabilitationsprogramms für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz. Durch telefonische Nachsorgegruppen im Anschluss an ein Rehabilitationsprogramm soll die Nachhaltigkeit der Effekte eines Rehabilitationsprogramms für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz verbessert werden.
Laufzeit
2018 - 2021 (3 Jahre)
Förderung
Innovationsfons G-BA
Kooperation
Martin Berwig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Leipzig
Prof. Thomas Kohlmann, Institut für Community Medicine, Universität Greifswald
Synan Al-Hashimy, Susanne Lessing, Alzheimer Therapiezentrum, Röpersbergklinik Ratzeburg
Ansprechpartner
Ausbau und Verstetigung einer bundesweiten internetgestützten Nachsorge-Datenbank (AVENA)
Fragestellung
Nachsorgeleistungen können im Anschluss an eine abgeschlossene medizinische Rehabilitation erbracht werden, um die in der Rehabilitation erzielten Effekte nachhaltig zu stärken. Die inzwischen weit verbreitete Nutzung von World Wide Web und Internet als Informations- und Kommunikationsmedium ermöglicht hierbei eine neue Zugangsform zu den Angeboten. Eine anwenderfreundliche webbasierte (Internet-)Suche nach Reha-Nachsorgeangeboten im Umkreis des Wohnortes des Versicherten ist dabei zielführend.
Projektbeschreibung
Ziel des geplanten Vorhabens ist der Ausbau und die Verstetigung einer webbasierten Nachsorge-Datenbank, die eine aktuelle Übersicht über wohnortnah verfügbare Nachsorge-Angebote ermöglicht. Die Datenbank dient zudem der Bekanntmachung und Pflege von Angeboten durch Nachsorgeeinrichtungen, die durch die DRV zugelassen sind. Eine kommerzielle Nutzung der Datenbank wird ausgeschlossen. Folgende Fragestellungen sollen u. a. bearbeitet werden:
Ermöglicht die gezielte Aufforderung zur webbasierten Nachsorge-Meldung eine Vollerhebung der von der DRV zugelassenen Nachsorgeanbieter? Mit welchen Methoden soll die Qualitätssicherung der Zulassungsprüfung erfolgen?
Lässt sich die Nachsorge-Datenbank unter Generierung anbieterbezogener Login- Daten aktuell halten? Werden die Logins von den Anbietern genutzt (z.B. zwecks Korrektur)? Wie häufig werden die angelegten Nachsorgeprofile bearbeitet (z.B. zur Kommunikation von strukturellen oder konzeptionellen Änderungen in der angebotenen Nachsorge)?
Wie zufrieden sind die User mit der Webseite bzw. der Nachsorgedatenbank? Wie wird die Usability der Webseite bewertet? Ist ein Anstieg der Zugriffszahlen erkennbar?
Welche weiteren nützlichen Servicefunktionen für Nachsorgetherapeuten bzw. Nachsorgeeinrichtungen sowie Teilnehmer können eingebaut werden?
Wie kann die Datenbank auf Anbieter für die Sucht-Nachsorge erweitert werden?
Wie können die Kernangebote der Reha-Nachsorge gemäß § 17 SGB VI (Leistungen zur Nachsorge) im Vergleich zu ergänzenden Leistungen nach § 44 SGB VI (Rehabilitationssport, Funktionstraining) auf geeignete Weise auf der Internetplattform herausgestellt werden?
Ziel
Ziel ist es, die auf der Website www.nachderreha.de öffentlich zugängliche Reha-Nachsorgedatenbank weiter auszubauen, um eine Vollständigkeit der zugelassenen Nachsorgeangebote der Deutschen Rentenversicherung (DRV) zu erreichen und eine (zeitlich befristete) weiterführende Nutzung im Internet zu gewährleisten. Reha-Einrichtungen und Versicherten kann als Nachsorge-Suchenden damit eine niedrigschwellige Möglichkeit zur bedarfsgerechten Ermittlung nachsorgespezifischer Leistungen im Internet zur Verfügung gestellt werden.
Laufzeit
01.06.2017 – 30.05.2019 (2 Jahre)
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Ansprechpartner
SUP-MR - Suizidprävention in der Medizinischen Rehabilitation
Fragestellung
Die Studie untersucht die diagnostische Genauigkeit (Sensitivität und Spezifität) eines einfachen Screenings auf Suizidalität. Als Screening wird das 9-Item Depressionsmodul des Patient Health Questionnaire (PHQ-9), insbesondere das darin vorgesehene Suizidalitätsitem, genutzt. Eine Prozessevaluation begleitet das von der Mühlenbergklinik implementierte Suizidpräventionskonzept.
Hintergrund
Der Suizid gehört zu den sieben häufigsten Gründen für eine Verkürzung unserer Lebenszeit. In Deutschland nehmen sich jährlich mehr als 9000 Menschen das Leben. Suizidale Patienten werden häufig selbst dann nicht identifiziert, wenn sie vor einer suizidalen Handlung Kontakt zur Gesundheitsversorgung hatten.
Der in Rehabilitationseinrichtungen eingesetzte PHQ-9 ist ein kurzer Selbstauskunftsfragebogen zum Screening depressiver Befindlichkeit. Er umfasst neun Fragen. Die Antworten des Patienten werden zu einem Summenwert addiert, der den Grad der Depressivität anzeigt. Mit der Frage: „Haben Sie Gedanken, dass Sie lieber tot wären oder sich Leid zufügen möchten?“ (Item 9) soll auf das Vorliegen von Suizidalität geschlossen werden. Ob das Item geeignet ist, um suizidale Gedanken zu erkennen und ggf. Behandlungsangebote zu vermitteln, ist unklar.
Methoden
Die Studie wird als Querschnittstudie in der Mühlenbergklinik – Holsteinische Schweiz durchgeführt. Die Genauigkeit der Identifikation von Suizidalität mithilfe des PHQ-9 wird bei Rehabilitanden der Mühlenbergklinik anhand einer konsekutiv erhobenen Stichprobe zu Beginn der Rehabilitation bestimmt. Als Referenzstandard für das Vorliegen von Suizidalität dient die Columbia Suicide Severity Rating Scale (C-SSRS). Alle Studienteilnehmer werden zunächst mit dem PHQ-9 gescreent. Anschließend wird unabhängig vom Ergebnis des Screenings und ohne Kenntnis des Ergebnisses des Screenings die Suizidalität mit der C-SSRS bewertet. Ein positives Ergebnis in der C-SSRS ist definiert als Suizidgedanken mit Handlungsintention oder zurückliegendes suizidales Verhalten. Als Grenzwerte für eine mögliche Suizidalität wird für das Item 9 des PHQ-9 ein Wert > 0 festgelegt, für den Gesamtwert des PHQ-9 ein Wert > 14.
Alle Patienten, die entweder für das Item 9 des PHQ-9 einen Wert > 0 angeben (mindestens an einzelnen Tagen Gedanken, lieber tot zu sein, oder sich Leid zufügen zu wollen) oder im PHQ-9 einen Summenwert > 14 erreichen (schwere depressive Symptomatik) oder in der C-SSRS ein positives Ergebnis erzielen, werden für weitere Diagnostik und Behandlung einem Psychologischen Psychotherapeuten oder einem Facharzt für Psychosomatische Medizin zugewiesen. Informationsmaterial zum Thema Suizidalität wird an die Patienten ausgegeben. Hilfreiche Anlaufstellen für die Zeit nach der Rehabilitation werden den Patienten mitgeteilt.
Alle Patienten bearbeiten am Ende der Rehabilitation einen Fragebogen, in dem sie die Maßnahmen (C-SSRS-Interview zur Abklärung von Suizidalität, gegebenenfalls weitere Diagnostik und Behandlung, Ausgabe von Informationsmaterial) bewerten.
Ergebnisse
Zwischen April 2021 und März 2022 wurden 405 Studienteilnehmende eingeschlossen. Diese waren im Durchschnitt 54,2 Jahre alt (SD = 8,2) und zu 51,1 % weiblich. Etwas mehr als zwei Drittel (67,4 %) wurden in der orthopädischen und etwa ein Drittel (32,6 %) in der kardiologischen Rehabilitation behandelt. Bei 7,7 % gab es Hinweise auf eine schwere depressive Symptomatik.
42 Personen (10,4 %) gaben auf dem Item 9 des PHQ-9 wenigstens an einzelnen Tagen Suizidgedanken an. Personen in der kardiologischen und in der orthopädischen Rehabilitation (Orthopädie: 9,5 %; Kardiologie; 12,1 %) sowie Personen mit Muskel-Skelett-Erkrankungen und kardiovaskulären Erkrankungen (Muskel-Skelett-Erkrankungen: 8,9 %; kardiovaskuläre Erkrankungen: 12,0 %) gaben vergleichbar häufig Suizidgedanken auf dem Item 9 des PHQ-9 an.
Zwei Personen (0,5 %) hatten ein positives Ergebnis in der C-SSRS. 16 Personen (4,0 %) berichteten in der C-SSRS unspezifische aktive Suizidgedanken. Zwischen Personen in der kardiologischen und in der orthopädischen Rehabilitation (6,1 % vs. 2.9 %) unterschied sich die Häufigkeit unspezifischer aktiver Suizidgedanken nicht statistisch signifikant. Auch nach Erkrankungen unterschied sich die Häufigkeit unspezifischer aktiver Suizidgedanken nicht statistisch signifikant.
Eine der beiden Personen mit positiver C-SSRS wurde durch das Item 9 richtig als akut suizidal identifiziert. Die Sensitivität des Items 9 lag bei 50,0 % (95-%-KI: 1,3 % bis 98,7 %). 362 der 403 Personen mit negativer C-SSRS wurden durch das Item 9 richtig als nicht akut suizidal erkannt, die Spezifität lag bei 89,8 % (95-%-KI: 86,5 % bis 92,6 %). 13 der insgesamt 16 Personen mit unspezifischen aktiven Suizidgedanken wurde durch das Item 9 richtig identifiziert. 360 der 489 Personen ohne unspezifische aktive Suizidgedanken wurden durch das Item 9 richtig erkannt. Für die Identifizierung unspezifischer aktiver Suizidgedanken lagen Sensitivität und Spezifität des Items 9 bei 81,3 % (95-%-KI: 54,4 % bis 96,0 %) bzw. 92,5 % (95-%-KI: 89,5 % bis 95,0 %). Eine der beiden Personen mit positiver C-SSRS wurde durch den PHQ-9 richtig als akut suizidal identifiziert, die Sensitivität des PHQ-9 betrug somit 50,0 % (95-%-KI: 1,3 % bis 98,7 %) . 373 der 403 nicht akut suizidalen Personen wurden mittels PHQ-9 richtig erkannt, die Spezifität lag bei 92,6 % (95-%-KI: 89,5 % bis 94,9 %). 5 der 16 Personen mit unspezifischen aktiven Suizidgedanken wurden mittels PHQ-9 richtig erkannt. 363 der 389 Personen ohne unspezifische aktive Suizidgedanken wurden mit dem PHQ-9 richtig identifiziert. Für die Identifizierung unspezifischer aktiver Suizidgedanken zeigte sich eine Sensitivität von 31,3 % (95-%-KI: 11,0 %; 58,7 %) und eine Spezifität von 93,3 % (95-%-KI: 90,4 %; 95,6 %).
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00024753
Laufzeit
04/2021-04/2022
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Nord
Kooperation
Mühlenbergklinik Holsteinische Schweiz, Bad Malente