HIRE - Nicht-Unterlegenheit einer hybriden ambulanten orthopädischen Rehabilitation: eine randomisierte kontrollierte Studie
Fragestellung
Die kontrollierte Studie prüft, ob Teilnehmer einer hybriden ambulanten orthopädischen Rehabilitation mit digitalen Seminaren vergleichbare schmerzspezifische Selbstwirksamkeit erreichen wie Teilnehmer einer orthopädischen Rehabilitation mit in Präsenz durchgeführten Seminaren (Nicht-Unterlegenheit).
Hintergrund
Digitale bzw. telerehabilitative Therapiemaßnahmen erfahren im rehabilitativen Setting zunehmend an Bedeutung und eröffnen die Chance einer flexibleren Durchführung der Rehabilitation. Der Einsatz von digitalen Technologien in der Rehabilitation hat über das letzte Jahrzehnt exponentiell zugenommen und somit den Weg für die Entwicklung der Telerehabilitaton geebnet. Der Nutzen der Telerehabilitation konnte bisher vor allem in der Nachsorge und Sekundärprävention nachgewiesen werden, aber auch um die Therapiezugänglichkeit zu verbessern, Therapieabbruchraten zu senken und den Transfer der Therapie in den Alltag und das häusliche Umfeld der Rehabilitand*innen zu erleichtern. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass physiotherapeutische Telerehabilitation bei verschiedenen muskuloskelettalen und internistischen Erkrankungen vergleichbar mit persönlicher Physiotherapie oder besser als Nicht-Rehabilitation sein könnte. An dieser Stelle setzt die HIRE-Studie an.
HIRE untersucht die „Nicht-Unterlegenheit einer hybriden ambulanten orthopädischen Rehabilitation“ und vergleicht eine hybride Rehabilitation, in der das Curriculum Rückenschule der Deutschen Rentenversicherung Bund digital umgesetzt wird, mit einer herkömmlichen Durchführung in Präsenz. Die Wirksamkeit des Curriculums Rückenschule in Präsenz wurde zudem in einer randomisierten kontrollierten Studie nachgewiesen und besteht aus sieben Modulen. Die Digitalisierung der Module erfolgt durch die GOREHA GmbH. Das digitale Angebot wird über die Online-Therapieplattform ‚Caspar‘ zur Verfügung gestellt. Der Zugang ist via App oder Internetbrowser möglich. Die Rehabilitand*innen nutzen private elektronische Geräte. Die Zielgruppe umfasst Rehabilitand*innen von 18 bis 65 Jahren mit Rückenschmerzen (ICD-10-Code M50 bis M54, Heilverfahren und Anschlussheilbehandlung).
Methoden
Acht Zentren für ambulante Rehabilitation rekrutieren und randomisieren jeweils 40 Teilnehmer*innen in die Interventions- oder Kontrollgruppe (n= 320) in einem Verhältnis von 1:1. Die computergestützt zu generierende Randomisierungssequenz wird durch den Studienleiter Prof. Dr. Matthias Bethge erzeugt. Vierer- und Achterblöcke werden zufällig kombiniert. Die Universität zu Lübeck stellt den Studienkliniken undurchsichtige Umschläge zur Verfügung, die über die Gruppenzuordnung informieren. Die Umschläge werden in den Studienkliniken erst nach dokumentierter Einwilligung der Teilnehmer geöffnet.
Im Verlauf der Studie werden die Rehabilitand*innen zu vier Messzeitpunkten schriftlich mittels Fragebögen befragt. Zudem wird die Nutzung des digitalen Reha-Programms durch die Rehabilitand*innen in der Caspar-Anwendung erfasst. Als primäres Zielkriterium vergleicht die Studie die schmerzspezifische Schmerzwirksamkeit beider Gruppen. Sekundäre Zielkriterien umfassen etwa: Motivation, Wissen, Funktions- und Arbeitsfähigkeit. Ergänzend werden telefonisch leitfadengestützte Interviews mit den Rehabilitand*innen, Ärzt*innen, Therapeut*innen durchgeführt.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS - Deutsches Register Klinischer Studien
Laufzeit
11/2021 bis 12/2023
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperation
Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) Berlin
Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) Berlin-Spandau
Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) Bielefeld
Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) Frankfurt am Main
Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) Jena
Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) München
Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) Paderborn
Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) Regensburg
GOREHA GmbH Berlin
Ansprechpartner
BTHG-RB - Wissenschaftliche Begleitung der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes im Rahmen der Reha-Fachberatung
Fragestellung
Die Studie umfasst die Untersuchung und begleitende Umsetzung der mit dem Bundesteilhabgesetz (BTHG) einhergehenden Anforderungen an die Reha-Fachberatung. Mit der Evaluation soll untersucht werden, inwieweit die vom Gesetzgeber verfolgten Ziele erreicht werden und welche Bedingungen dazu beitragen, dass Reha-Fachberatung erfolgreich ist.
Hintergrund
Im Dezember 2016 wurde das „Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen“ (Bundesteilhabegesetz, BTHG) verabschiedet. Es umfasst eine Reihe von gesetzlichen Veränderungen, die dazu beitragen sollen, Menschen mit Behinderungen eine möglichst gleichberechtigte, umfängliche und wirksame Teilhabe im Sinne einer selbstbestimmten Lebensführung zu ermöglichen. Die gesetzlichen Neuerungen betreffen auch die Beratungspflicht der Rehabilitationsträger. Vernetzte Ansprechstellen sollen barrierefreie Informationsmöglichkeiten für Rehabilitation und Teilhabe bieten. Der Rehabilitationsbedarf von Versicherten soll umfassend und nicht nur im Fokus der eigenen Zuständigkeiten ermittelt werden. Liegen Unterstützungsbedarfe in mehreren Zuständigkeiten, müssen die unterschiedlichen Leistungsträger miteinander kooperieren und Leistungen „wie aus einer Hand“ ermöglichen. Das Beratungsangebot für Menschen mit Behinderungen soll verbessert werden, indem ergänzende unabhängige Beratungsangebote zur Verfügung stehen und Ansätze des Peer Counselling eingesetzt werden. Konsequenzen für die Reha-Fachberatung entstehen durch diese Gesetzesvorgaben u. a. durch die Kooperation mit weiteren Beratungsangeboten und den möglichen Verweis auf zusätzliche Angebote neben der Reha-Fachberatung. Menschen mit Behinderungen sollen zudem das Beratungsgeschehen aktiv mitgestalten können. Das Leistungsangebot und damit auch das Beratungsspektrum werden somit größer und vielfältiger, Beratungsziele könnten sich angesichts der verstärkten Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit der Versicherten verändern. Es werden mehr zeitliche und personelle Ressourcen für die Beratung notwendig sein und Beratungsmethoden könnten ggf. modifiziert werden, um eine Stärkung der Position der Versicherten in der Beratung zu unterstützen.
Angesichts der umfangreichen Rechtsänderung sollen in dem geplanten Projekt die damit einhergehenden Anforderungen an die Reha-Fachberatung untersucht werden.
Die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung (DRV) haben sich bereits 2016 gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) auf trägerübergreifende Beratungsstandards geeinigt. Die Empfehlungen wurden bei der Deutschen Rentenversicherung Nord (DRV Nord) und der Knappschaft Bahn See (KBS) mit einem eigenen Beratungskonzept in die Praxis umgesetzt.
Ansätze zur Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben des BTGH sind bei beiden Kooperationspartnern bisher in der Entwicklung bzw. unterschiedlich weit fortgeschritten.
Im Projekt BTHG-RB soll deshalb nach ausgiebiger Analyse der bestehenden Beratungspraxis und der Ausarbeitung der sozialrechtlichen Anforderung des Bundesteilhabegesetzes ein adaptiertes Beratungskonzept entwickelt und implementiert werden.
Das geplante Vorhaben soll im Rahmen einer summativen und formativen Evaluation die Weiterentwicklung des bestehenden Beratungskonzeptes und der umgesetzten Beratungspraxis, entsprechend der im BTHG formulierten Anforderungen wissenschaftlich begleiten. Ziel ist es, die DRV Nord und die KBS bei der organisationalen Implementierung des BTHG zu unterstützen und zu überprüfen, inwiefern die inhaltliche Umsetzung in den Beratungsalltag gelingt. Darüber hinaus sollen im Sinne der Verpflichtung nach Teilhabeforschung - in der 2008 verabschiedeten UN-Behindertenrechtskonvention - Forschungsdaten generiert werden, die es ermöglichen die Bedingungen für selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft zu analysieren.
Methoden
Die kontrollierte Studie wird multimethodisch und multizentrisch durchgeführt. Für die Bestandsaufnahme werden Beratungskonzepte und -dokumentationen analysiert. Versicherte werden in Einzelinterviews und standardisiert befragt. Dabei werden 18- bis 62-jährige Versicherte der Deutschen Rentenversicherung eingeschlossen, die an einer Reha-Fachberatung teilnehmen. Es sollen insgesamt 280 Versicherte rekrutiert werden, um eine Mittelwertdifferenz von mindestens 0,5 Punkten zwischen dem ursprünglichen und dem modifizierten Beratungskonzept auf der Skala der Personenorientierung abbilden zu können. Zusätzlich finden auch Einzelinterviews und standardisierte Befragungen von Reha-Fachberater*innen sowie Fokusgruppen statt. Aus den Erkenntnissen der Bestandsaufnahme wird durch ein Delphi-Verfahren die Implementierung des überarbeiteten Beratungskonzepts begleitet. Über eine erneute Analyse der Beratungskonzepte und -dokumentationen und der wiederholten Durchführung von Einzelinterviews und standardisierten Befragungen wird das Gesamtvorhaben evaluiert.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: geplant
Laufzeit
01/2022 bis 12/2025
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Nord
Deutsche Rentenversicherung Knappschaft Bahn See
Kooperation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Ansprechpartner
VOR-KARDIO - Verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation für Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen: eine randomisierte kontrollierte Studie
Fragestellung
Unsere randomisierte kontrollierte Studie prüft, ob Teilnehmende eines verhaltensmedizinisch orientierten Rehabilitationsprogramms langfristig ein günstigeres psychisches Risikoprofil haben als Teilnehmende einer herkömmlichen kardiologischen Heilbehandlung. Primäres Zielkriterium ist die mit dem Herzangstfragebogen gemessene Herzangst zwölf Monate nach Rehabilitationsende.
Hintergrund
Das Risiko, dass wesentliche Ziele der medizinischen Rehabilitation – Rückkehr ins Erwerbsleben und selbstbestimmte Teilhabe – nicht erreicht werden, ist für kardiovaskulär erkrankte Personen mit psychischen Beeinträchtigungen erhöht. Psychische Beeinträchtigungen kardiovaskulär erkrankter Patientinnen und Patienten sollten in der medizinischen Rehabilitation daher frühzeitig erkannt und behandelt werden. Um dies zu gewährleisten wurde in Deutschland die verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation entwickelt. Diese intensiviert die übliche orthopädische, onkologische und kardiologische Rehabilitation durch zusätzliche psychotherapeutische und bewegungstherapeutische Angebote. Obwohl das Konzept der verhaltensmedizinisch orientierten Rehabilitation indikationsübergreifend entwickelt wurde, sind die bislang vorliegenden Studien zu den Vorteilen dieses Behandlungskonzepts überwiegend auf die Rehabilitation von Muskel-Skelett-Erkrankungen beschränkt. Die von uns geplante randomisierte kontrollierte Studie prüft die Wirksamkeit einer verhaltensmedizinisch orientierten kardiologischen Rehabilitation im Vergleich zu einer herkömmlichen kardiologischen Rehabilitation.
Methoden
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00029295
Laufzeit
03 / 2022 bis 02 / 2025
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperation
Mühlenbergklinik – Holsteinische Schweiz
Ansprechpartner
AmPULS - Programm zur Unterstützung der beruflichen Wiedereingliederung nach kardiologischer Anschluss-Rehabilitation
Fragestellung
Das Modellvorhaben AmPULS begleitet die Entwicklung, Implementierung und Erprobung einer mehrstufigen Intervention für Patient*innen mit kardiovaskulären Erkrankungen, bei denen ein erhöhtes berufliches Wiedereingliederungsrisiko besteht. Patient*innen mit besonderen beruflichen Problemlagen werden im Rahmen der kardiologischen Anschlussrehabilitation identifiziert und erhalten konsekutiv eine telefonische Wiedereingliederungsbegleitung durch den Sozialdienst der Rehabilitationskliniken. Bei entsprechendem Bedarf erfolgt nach dieser telefonischen Unterstützung eine zweite Rehabilitationsphase (fünftägige medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation). Arbeitslosigkeit und vorzeitige erwerbsminderungsbedingte Rentenzugänge sollen in der Zielgruppe so vermieden und die Lebensqualität der Betroffenen gesteigert werden.
Hintergrund
Der Anteil von Patient*innen mit besonderen beruflichen Problemlagen (z. B. negative Selbsteinschätzung der beruflichen Prognose) und hohem Risiko eines Scheiterns der beruflichen Wiedereingliederung wird in der kardiologischen Anschlussrehabilitation auf über 40 % geschätzt. In dieser Population ist die berufliche Wiedereingliederungsrate im Verlauf eines Jahres mit ca. 44 % gegenüber einer Gesamtstichprobe von Rehabilitand*innen aus der kardiologischen Anschlussrehabilitation (ca. 76 %) deutlich reduziert.
Für Rehabilitand*innen mit besonderen beruflichen Problemlagen wurde in den vergangenen Jahren die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR) entwickelt. Die MBOR ist ein multimodales und interdisziplinäres Programm, das auf die Reduktion von Diskrepanzen von arbeitsplatzbezogenen Fähigkeiten und Anforderungen abzielt. Insbesondere bei Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychischen Erkrankungen ist die MBOR als Strategie zur Verbesserung erwerbsbezogener Teilhabechancen mittlerweile fest etabliert. Die Implementierung der MBOR bei kardiovaskulären Erkrankungen ist in Deutschland bislang nicht gelungen. Insbesondere nach akutem Koronarsyndrom ist die Rehabilitation durch eine sehr hohe Therapie- und Schulungsdichte gekennzeichnet. Eine weitere Intensivierung der regulären kardiologischen Anschlussrehabilitation erscheint u. a. aufgrund der psychologischen Belastung nach überlebtem lebensbedrohlichem Ereignis nicht ratsam. Im Projekt AmPULS soll daher für kardiologische Rehabilitand*innen mit besonderer beruflicher Problemlage im Nachgang der Anschlussrehabilitation eine telefonische Wiedereingliederungsbegleitung und eine fünftägige medizinisch-beruflich orientierte zweite Rehabilitationsphase (MBOR-Woche) erprobt werden. Die telefonische Wiedereingliederungsbegleitung soll eine nahtlose Unterstützung bei beruflichen Fragestellungen nach der kardiologischen Anschlussrehabilitation und eine bedarfsabhängige Zuweisung in die MBOR-Woche gewährleisten. Zeigen sich drei Monate nach Ende der Anschlussrehabilitation in der Telefonbegleitung Wiedereingliederungsprobleme, wird zusätzlich die MBOR-Woche durchgeführt.
Methoden
Die Entwicklung der telefonischen Wiedereingliederungsbegleitung erfolgt durch das Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH (IQPR). Für die MBOR-Woche werden bestehende Inhalte (z. B. Sozialberatung nach Curriculum MBOR soG der Deutschen Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen e. V.) durch zusätzliche Inhalte ergänzt, die in der ersten Projektphase vom IQPR entwickelt werden (z. B. anforderungsorientierte Diagnostik, Arbeitsplatztraining). Klinikmitarbeiter*innen werden in der Durchführung aller Interventionsinhalte geschult. Im Rahmen einer Pilotierung wird im zweiten Projektjahr die Implementierung der Intervention sowie die Umsetzung des Studienprozesses für die nachfolgende Wirksamkeitsprüfung erprobt. Die Wirksamkeitsprüfung der Intervention erfolgt ab dem dritten Projektjahr mittels einer randomisierten kontrollierten Studie. Innerhalb von zwei Jahren werden in insgesamt sechs beteiligten Rehabilitationseinrichtungen 3.000 Rehabilitanden auf ein erhöhtes Risiko scheiternder beruflicher Wiedereingliederung gescreent. 558 Personen werden für die Wirksamkeitsprüfung rekrutiert und im Verhältnis Zwei-zu-Eins randomisiert (372 Interventionsgruppenteilnehmende, 186 Kontrollgruppenteilnehmende). Das primäre Zielkriterium ist die berufliche Wiedereingliederung 12 Monate nach kardiologischer Anschlussrehabilitation.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien (geplant)
Laufzeit
11 / 2021 - 10 / 2026
Förderung
Bundesministerium für Arbeit und Soziales, rehapro
Deutsche Rentenversicherung Berlin-Brandenburg
Kooperation
Universität Potsdam
iqpr Köln
Klinik am See Rüdersdorf
RehaCentrum Hamburg
Deutsche Rentenversicherung Nord
Ansprechpartner
Hannes Banaschak, M. A.
Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Sektion Rehabilitation und Arbeit
Telefon: 0451 50051286 | Fax: 0451 50051208
Psychosomatische Hybrid-Reha
Fragestellung
Evaluation einer psychosomatischen Hybrid-Reha, die eine der Rehabilitation nachgelager-te Brückenphase beinhaltet und deren konkrete Ausgestaltung in einer Vorbereitungsphase erarbeitet wird. Das Konzept der Hybrid-Reha beruht auf der Annahme, dass die Rehabilitanden in einer nachgelagerten Brückenphase das in der Reha Erlernte leichter in den Alltag und das berufliche Umfeld überführen und die therapeutischen Prozesse in die Häuslichkeit transferiert werden können.
Hintergrund
Psychische Erkrankungen haben in ihrer Bedeutung als Volkskrankheit zugenommen. Eine adäquate Behandlung stellt u.a. die psychosomatische Rehabilitation dar. Die positiven Effekte psychosomatischer Rehabilitation konnten bereits in zahlreichen Studien belegt werden. Verschiedene Studien zeigen aber auch Handlungsbedarfe für die Phase nach der Rehabilitationsmaßnahme auf. Der Mehrheit der Rehabilitanden fiel es schwer das Gelernte nachhaltig im Alltag umzusetzen. Mit der Studie soll untersucht werden, ob der in der Regel fehlende Transfer des Gelernten in den Alltag durch eine entsprechende Brückenphase aufgehoben oder abgemildert werden kann.
Methoden
Prospektive Interventionsstudie (mixed-methods) mit drei Schwerpunkten:
A) Konzeptentwicklung u.a. Festlegung von Interventionsinhalten, -aufbau und -umsetzung, Klärung von administrativen Prozessen, Definition der Ein- und Ausschlusskriterien, Erarbeitung der Interventionsmaterialien und des Therapieplans) B) Qualitative Analyse von Machbarkeit und Akzeptanz der Hybrid-Reha mithilfe von Interviews und Fokusgruppen mit Rehabilitanden und klinischem Personal. C) Überprüfung der gesundheitsbezogenen Effekte mithilfe einer schriftlichen Befragung zu drei Messzeitpunkten (Beginn und Ende Rehabilitation sowie nach 6 Monaten). Zielgrößen: u.a. Depressivität und berufliche Belastungen, Teilhabe, Lebensqualität, Parameter der subjektiven Gesundheit.
Studienregistrierung
DRKS00030003
Laufzeit
01.07.2021 bis voraussichtlich 31.12.2024
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperation
Dr. Becker Klinik Juliana, Norddeich; Dr. Becker Burg-Klinik, Dembach DRV Bund
Ansprechpartner
Publikationen
Publikationen folgen.
Weitere Materialien
Weitere Informationen folgen.
SUP-MR - Suizidprävention in der Medizinischen Rehabilitation
Fragestellung
Die Studie untersucht die diagnostische Genauigkeit (Sensitivität und Spezifität) eines einfachen Screenings auf Suizidalität. Als Screening wird das 9-Item Depressionsmodul des Patient Health Questionnaire (PHQ-9), insbesondere das darin vorgesehene Suizidalitätsitem, genutzt. Eine Prozessevaluation begleitet das von der Mühlenbergklinik implementierte Suizidpräventionskonzept.
Hintergrund
Der Suizid gehört zu den sieben häufigsten Gründen für eine Verkürzung unserer Lebenszeit. In Deutschland nehmen sich jährlich mehr als 9000 Menschen das Leben. Suizidale Patienten werden häufig selbst dann nicht identifiziert, wenn sie vor einer suizidalen Handlung Kontakt zur Gesundheitsversorgung hatten.
Der in Rehabilitationseinrichtungen eingesetzte PHQ-9 ist ein kurzer Selbstauskunftsfragebogen zum Screening depressiver Befindlichkeit. Er umfasst neun Fragen. Die Antworten des Patienten werden zu einem Summenwert addiert, der den Grad der Depressivität anzeigt. Mit der Frage: „Haben Sie Gedanken, dass Sie lieber tot wären oder sich Leid zufügen möchten?“ soll auf das Vorliegen von Suizidalität geschlossen werden. Ob das Item geeignet ist, um suizidale Gedanken zu erkennen und ggf. Behandlungsangebote zu vermitteln, ist unklar.
Methoden
Die Studie wird als Querschnittstudie in der Mühlenbergklinik – Holsteinische Schweiz durchgeführt. Die Genauigkeit der Identifikation von Suizidalität mithilfe des PHQ-9 wird bei Rehabilitanden der Mühlenbergklinik anhand einer konsekutiv erhobenen Stichprobe zu Beginn der Rehabilitation bestimmt. Als Referenzstandard für das Vorliegen von Suizidalität dient die Columbia Suicide Severity Rating Scale (C-SSRS). Alle Studienteilnehmer werden zunächst mit dem PHQ-9 gescreent. Anschließend wird unabhängig vom Ergebnis des Screenings und ohne Kenntnis des Ergebnisses des Screenings die Suizidalität mit der C-SSRS bewertet. Ein positives Ergebnis in der C-SSRS ist definiert als Suizidgedanken mit Handlungsintention oder zurückliegendes suizidales Verhalten. Als Grenzwerte für eine mögliche Suizidalität wird für das Item 9 des PHQ-9 ein Wert > 0 festgelegt, für den Gesamtwert des PHQ-9 ein Wert > 14.
Alle Patienten, die entweder für das Item 9 des PHQ-9 einen Wert > 0 angeben (mindestens an einzelnen Tagen Gedanken, lieber tot zu sein, oder sich Leid zufügen zu wollen) oder im PHQ-9 einen Summenwert > 14 erreichen (schwere depressive Symptomatik) oder in der C-SSRS ein positives Ergebnis erzielen, werden für weitere Diagnostik und Behandlung einem Psychologischen Psychotherapeuten oder einem Facharzt für Psychosomatische Medizin zugewiesen. Informationsmaterial zum Thema Suizidalität wird an die Patienten ausgegeben. Hilfreiche Anlaufstellen für die Zeit nach der Rehabilitation werden den Patienten mitgeteilt.
Alle Patienten bearbeiten am Ende der Rehabilitation einen Fragebogen, in dem sie die Maßnahmen (C-SSRS-Interview zur Abklärung von Suizidalität, gegebenenfalls weitere Diagnostik und Behandlung, Ausgabe von Informationsmaterial) bewerten.
Studienregistrierung
Die Studienregistrierung erfolgt im Deutschen Register Klinischer Studien.
Laufzeit
09 / 2020 - 02 / 2022
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Nord
Kooperation
Mühlenbergklinik – Holsteinische Schweiz
Ansprechpartner
Re_Co - Medizinische Rehabilitation nach einer Corona-Erkrankung
Fragestellung
Im vorliegenden Projekt werden die langfristigen Krankheitsfolgen bei Rehabilitand*innen nach einer Covid-19-Erkrankung untersucht. Um die Befunde einordnen zu können, wird eine Patientengruppe vergleichbarer Indikationen (COPD und Asthma bronchiale) mit den gleichen Instrumenten befragt. Neben den Krankheitsfolgen der Covid-19-Erkrankung werden die subjektiv wahrgenommenen Belastungen erhoben. Weiterhin werden der Reha-Bedarf und die Reha-Inhalte deskriptiv beschrieben. Aus diesen Informationen lassen sich Handlungsempfehlungen zur Rehabilitation nach einer Covid-19-Erkrankung ableiten.
Hintergrund
Durch die Neuartigkeit der Covid-19-Erkrankung liegen bisher wenige Erkenntnisse zu den erforderlichen Inhalten und Strukturen einer anschließenden Rehabilitation vor. Anhaltspunkte für den Nutzen einer medizinischen Rehabilitation lassen sich aus den Studienergebnissen vergleichbarer pneumologischer Erkrankungen (z.B. COPD, Asthma bronchiale) ableiten.
Aufgrund vermuteter Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung werden Handlungsempfehlungen zur physiotherapeutischen Behandlung und Frührehabilitation ausgesprochen sowie wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Rehabilitation bei Covid-19 gefordert. Nach der Intensivpflege und / oder Beatmung müssen die Patient*innen in der Rehabilitation lernen, wie sie die psychischen, kognitiven und physischen Folgen bewältigen können, bevor sie in ihr häusliches Umfeld zurückkehren.
In dieser Studie sollen Handlungsempfehlungen passgenauer Reha-Konzepte für Betroffene mit unterschiedlich stark ausgeprägten Teilhabeeinschränkungen und psychischen Belastungen nach einer Covid-19-Erkrankung abgeleitet werden, einschließlich geeigneter Nachsorgestrategien.
Methoden
Es wird eine Mixed-Methods-Studie durchgeführt, die folgende Studienteile beinhaltet:
A) prospektive, explorative, multizentrische Beobachtungsstudie. Die Evaluation erfolgt durch schriftliche Befragungen zu vier Messzeitpunkten (Beginn und Ende der Rehabilitation sowie nach 6 und 12 Monaten). Zielgrößen: Teilhabe, Lebensqualität, stressassoziierte psychomentale Einschränkungen und Störungen, Parameter der subjektiven Gesundheit, berufliche Situation und Veränderungen, Arbeitsfähigkeit und subjektive Erwerbsprognose, Auswirkungen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, Fatigue.
B) Qualitative Analyse von Interviews mit Rehabilitand*innen sowie einem Expertenworkshop, u. a. zu den Themen Inhalte der Reha, Reha-Bedarf und Krankheitsfolgen nach einer Covid-19-Erkrankung.
Eingeschlossen werden erwerbsfähige Versicherte nach unterschiedlich schwerem Verlauf der
Covid-19-Erkrankung (ICD: U07.1!) oder Rehabilitand*innen mit diagnostizierter obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD oder Asthma bronchiale), im Alter zwischen 18-65 Jahre.
Es werden N = 350 Rehabilitand*innen nach Covid-19-Erkrankung in die Studie eingeschlossen. Die Vergleichsgruppe besteht aus N = 230 Rehabilitand*innen.
Laufzeit
2020 - 2023 (36 Monate)
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperationen
5 pneumologische Rehabilitationseinrichtungen
Ansprechpartnerinnen
reHa-rehapro_Hamburg - Haus für Gesundheit und Arbeit
Fragestellung
Das „Haus für Gesundheit und Arbeit“ richtet sich an Menschen mit zu erwartenden oder beginnenden Rehabilitationsbedarfen aufgrund psychischer und/oder komplexer Beeinträchtigungen und/oder Abhängigkeitserkrankungen und ermöglicht einen niedrigschwelligen Zugang zu einem rechtskreisübergreifenden Fallmanagement. Das Fallmanagement klärt, welche Angebote aus dem umfangreichen Leistungsspektrum der beteiligten Sozialleistungsträger genutzt werden können, um die Erwerbsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen.
Hintergrund
Für Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, insbesondere für Menschen mit psychischen Erkrankungen, gibt es eine Vielzahl von Rehabilitations- und Unterstützungsangeboten zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit, die von diversen Leistungserbringern vorgehalten und von unterschiedlichen Leistungsträgern finanziert werden. Die Orientierung fällt Rat- und Hilfesuchenden oft schwer: Wem gegenüber und worauf haben sie Anspruch? Der Zugang zu erforderlichen Hilfen ist für Betroffene oft nicht unmittelbar erkennbar. Dies verzögert die Inanspruchnahme oder lässt die Menschen sogar ganz Abstand von einer Leistungsbeantragung nehmen. Das „Haus für Gesundheit und Arbeit“ bietet für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen eine offene Anlaufstelle, in welcher diese eine bedarfsorientierte Beratung und gegebenenfalls weitere Leistungen erhalten können, wenn ihre Erwerbsfähigkeit gefährdet ist bzw. wiederhergestellt werden soll.
Die interdisziplinären Projektpartner wirken darauf hin, dass die Ratsuchenden zu einem möglichst frühen Zeitpunkt auf das Angebot des „Hauses für Gesundheit und Arbeit“ aufmerksam werden. Nach einer Eingangsdiagnostik kann geklärt werden, ob ein Einstieg in das Angebot des „Hauses für Gesundheit und Arbeit“ zielführend ist. Sollte dies der Fall sein, so erhalten diese in einem weiteren Schritt eine am individuellen Bedarf orientierte Unterstützung.
Durch den zentralen Zugang, unabhängig von Art und Umfang des Hilfebedarfs und der Frage nach der Zuständigkeit, wird die krankheitsangemessene Ansprache von Menschen mit psychischen Erkrankungen deutlich verbessert. Die unmittelbare, rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit „unter einem Dach“ ermöglicht in deutlich höherem Umfang eine individualisierte, bedarfsgerechte Hilfe für die Betroffenen.
Methoden
Die wesentlichen Bestandteile des Hauses für Gesundheit und Arbeit werden im ersten Projektjahr entwickelt, erprobt und manualisiert. Die Studie, die das Modellvorhaben während der Hauptstudienphase wissenschaftlich begleitet, wird als beobachtende Mixed-Methods-Studie durchgeführt. Zu drei Zeitpunkten werden die Nutzerinnen und Nutzer des Hauses für Gesundheit und Arbeit mithilfe von standardisierten Fragebögen befragt. Zudem werden die ersten 20 Nutzerinnen und Nutzer und alle handelnden Akteure wiederholt leitfadengestützt interviewt sowie anhand von Teambesprechungsprotokollen und Coachingverläufen der Nutzerinnen und Nutzer eine Dokumentenanalyse durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. In der Hauptstudie werden alle Nutzerinnen und Nutzer durch den Beratungsprozess im HGuA begleitet. Es werden über den Projektzeitraum vom 01.07.2021 bis zum 31.10.2023 insgesamt 1200 Nutzerinnen und Nutzer erwartet.
Laufzeit
01 / 2020 - 12 / 2024
Förderung
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (rehapro)
Kooperation
Jobcenter team.arbeit.hamburg, Deutsche Rentenversicherung Bund, Deutsche Rentenversicherung Nord, ARINET GmbH, Berufliches Trainingszentrum Hamburg GmbH, Agentur für Arbeit Hamburg, Integrationsamt Hamburg, hamburger arbeit GmbH
Ansprechpartner
MBOR-P – Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation bei psychischen Erkrankungen
Fragestellung
Die Studie überprüft die Effekte der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) bei psychischen Erkrankungen im Vergleich zur herkömmlichen psychosomatischen Rehabilitation. Die Studie wird multizentrisch durchgeführt.
Hintergrund
Die MBOR wurde entwickelt, um die berufliche Wiedereingliederung von Personen zu unterstützen, die ein hohes Risiko haben, dass ihre Rückkehr in Arbeit scheitert. Für Muskel-Skelett-Erkrankungen gibt es einen klaren Nachweis aus randomisierten kontrollierten Studien, dass diese Programme die berufliche Teilhabe der Teilnehmer verbessern. Auf der Grundlage dieser Studien wurde das Anforderungsprofil zur Durchführung der MBOR entwickelt. Dieses beschreibt einerseits die Zielgruppe und andererseits die Inhalte und die Dosis der zu erbringenden Leistungen. Für psychische Erkrankungen stützt sich die Evidenz bezüglich der Wirksamkeit der MBOR bislang auf zwei randomisierte kontrollierte Studien, die einen sehr spezifischen Ansatz geprüft haben (externe Belastungserprobung mit begleitenden therapeutischen Gruppen). Ein klarer Nachweis zur Wirksamkeit der in der realen Versorgungspraxis auf der Grundlage des Anforderungsprofils umgesetzten MBOR fehlt.
Methoden
Unsere randomisierte kontrollierte Studie wird multizentrisch durchgeführt. Eingeschlossen werden 18- bis 60-jährige Rehabilitanden, für die in den teilnehmenden Einrichtungen der Bedarf an einer MBOR festgestellt wird. Die Einrichtungen prüfen den Bedarf durch ein standardisiertes Screening. Wir planen die Rekrutierung von 300 Personen pro Rehabilitationseinrichtung. Daten werden mittels schriftlicher Befragung zu Beginn der Rehabilitation, am Ende der Rehabilitation sowie drei und zwölf Monate nach Rehabilitationsende erhoben. Das primäre Zielkriterium der Studie ist die stabile Beschäftigung nach zwölf Monaten. Stabile Beschäftigung ist definiert als mindestens vierwöchige Beschäftigung ohne Fehlzeiten. Neben den quantitativen Erhebungen werden leitfadengestützte Fokusgruppen und Interviews mit den Rehabilitationsteams und Teilnehmern der MBOR sowie Klinikvisitationen durchgeführt.
Laufzeit
10 / 2019 - 03 / 2023
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperationen
Hochschule Nordhausen
Rehazentrum Oberharz, Clausthal-Zellerfeld
Reha-Zentrum Seehof, Teltow
Fachklinik Aukrug der Deutschen Rentenversicherung Nord
Klinik am Hainberg GmbH, Bad Hersfeld
Celenus Parkklinik GmbH, Bad Bergzabern
MediClin Bliestal Kliniken, Blieskastel
Ansprechpartner
GIBI - Ganzheitliche Klärung des Interventionsbedarfs bei gefährdeter Beruflicher Integration
Fragestellung
Das Projekt begleitet die Entwicklung, Implementierung und Erprobung einer frühzeitigen diagnostischen Klärung gesundheitlicher Probleme, die die berufliche Teilhabe gefährden. Ziel des Modellvorhabens ist ein schneller ganzheitlicher Abgleich von individueller Leistungsfähigkeit und beruflichen Anforderungen. Aus diesem Vergleich können passgenaue Handlungsstrategien abgeleitet werden, um den Verbleib im Betrieb zu sichern.
Hintergrund
Die Wirksamkeit präventiver und rehabilitativer Maßnahmen hängt wesentlich davon ab, ob sie dem individuellen Bedarf der betroffenen Personen gerecht wird. Dies stellt hohe Anforderungen an die Diagnostik. Eine stark an Krankheitssymptomen orientierte Sichtweise, die die Anforderungen eines Arbeitsplatzes nicht berücksichtigt, erschwert die Bedarfsklärung. Sind gesundheitliche Einschränkungen der Leistungsfähigkeit bereits sehr fortgeschritten, ist der Erfolg von Rehabilitationsleistungen fraglich. Im subjektiven Erleben von Mitarbeitern mit bedrohter beruflicher Integration und in der betriebsinternen Kommunikation stehen körperliche Beschwerden zunächst im Vordergrund. Die erlebten Einschränkungen und deren Auswirkungen sind aber oftmals vielschichtig. Häufig erfolgt eine ganzheitliche Diagnostik aber verspätet, unvollständig oder einseitig und ist die Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Leistungserbringer ungenügend.
Methoden
Die Entwicklung der Intervention wird im ersten Projektjahr in vier Workshops mit den beteiligten Akteuren realisiert. Zur standardisierten Durchführung der Intervention wird ein schriftliches Manual erstellt. In der Erprobungsphase im zweiten Projektjahr werden die Zielgruppenerreichung, die erbrachte Behandlungsdosis und die wahrgenommene Behandlungsdosis beschrieben. Auf Grundlage der Auswertungen wird das Manual zur Durchführung der Intervention angepasst. Die Wirksamkeitsprüfung des neuen Versorgungskonzepts erfolgt mittels einer randomisierten kontrollierten Studie mit Wartekontrollgruppe, die die Intervention zu einem späteren Zeitpunkt erhält. Geplant ist der Einschluss von 210 Personen (105 Personen pro Gruppe). Das primäre Zielkriterium ist die selbsteingeschätzte Arbeitsfähigkeit im Vergleich zur besten je erreichten Arbeitsfähigkeit und wird sechs Monate nach der Ersterhebung erhoben.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS0002757
Laufzeit
01 / 2020 - 12 / 2024
Förderung
Bundesministerium für Arbeit und Soziales, rehapro
Kooperationen
Deutsche Rentenversicherung Nord
Fachklinik Aukrug der DRV Nord
RehaCentrum Hamburg im Heidenkampsweg
Zentrum für ambulante Rehabilitation Rostock
Ansprechpartner/-in
Publikationen
Kleineke V, Fauser D. Innovative Ideen zur Sicherung beruflicher Teilhabe. ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2021;56:676-80
Fauser D, Dötsch S, Langer C, Kleineke V, Kindel C, Bethge M. A comprehensive diagnostic service to clarify intervention needs when work participation is at risk: study protocol of a randomized controlled trial (GIBI, DRKS00027577).
AktiFAME - Aktiver Zugang, Beratung und Fallmanagement bei Versicherten mit hohem Risiko einer Erwerbsminderung
Fragestellung
Unsere Fallmanagementintervention richtet sich an Personen, die ein hohes Risiko haben, zukünftig eine Erwerbsminderungsrente zu beziehen. Die Intervention wird den Zugang zu Teilhabeleistungen unterstützen, um den Verbleib im Erwerbsleben zu ermöglichen.
Hintergrund
Das Spektrum von Unterstützungsleistungen, die das deutsche Sozialrecht vorsieht, um einen gesundheitsbedingten Erwerbsausstieg zu vermeiden, ist breit (z. B. medizinische Rehabilitation, Umschulungen oder Arbeitsplatzanpassungen). Häufig werden mehrere dieser Leistungen benötigt, um die Rückkehr oder den Verbleib in Arbeit zu erreichen. Dabei können mit der Rentenversicherung, den Jobcentern, der Agentur für Arbeit, den Sozialhilfeträgern und den Krankenversicherungen verschiedene Leistungsträger involviert sein. Auch Arbeitgeber, Betriebsärzte, Hausärzte oder Psychotherapeuten sind wichtige Akteure. Dies ist für die betroffenen Personen nicht selten eine enorme Vernetzungsaufgabe. Oft ist zudem nicht ersichtlich, an wen sich die Personen für die Beantragung von Leistungen wenden müssen.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, wurden in den vergangenen Jahren koordinierende und begleitende Interventionen vorgeschlagen und implementiert. In unserem Forschungsvorhaben greifen wir diese Ansätze auf. Im Rahmen des Bundesförderprogramms rehapro entwickeln und erproben wir ein Fallmanagement für Menschen, die ein hohes Risiko haben, zukünftig eine Erwerbsminderungsrente zu beziehen. Wir werden diese Personen anhand administrativer Daten der Deutschen Rentenversicherung Nord identifizieren. Dazu werden diese Daten zu einem Risikoindexwert aggregiert. Personen mit hohen Risikoindexwerten (mindestens 60 Punkte) werden durch die Deutsche Rentenversicherung Nord angeschrieben und ihnen wird ein Beratungsgespräch mit einem externen Fallmanagementanbieter angeboten. Daran kann sich ein individuelles, bedarfsorientiertes Fallmanagement anschließen. Wir erwarten von dieser komplexen Intervention, dass Menschen mit einem hohen Erwerbsminderungsrisiko die zur Sicherung ihrer Erwerbsfähigkeit und beruflichen Eingliederung erforderliche, passgenaue Unterstützung erhalten.
Methoden
Das Fallmanagement der Intervention wurde im ersten Projektjahr in mehreren Workshops mit allen Akteuren gemeinsam erarbeitet und schriftliche Leitfäden zur Umsetzung erstellt. Während der Pilotierung erfolgte eine umfangreiche Prozessevaluation, die die Zielgruppenerreichung, die erbrachte Behandlungsdosis und die wahrgenommene Behandlungsdosis beschrieben. Die Studie, die die Wirksamkeit der multimodalen Teilhabestrategie AktiFAME überprüft, wird als randomisierte kontrollierte Studie durchgeführt.
Nach der Identifizierung der Zielgruppe durch ein Screening administrativer Daten werden Personen mit hohem Erwerbsminderungsrisiko zufällig einer Interventionsgruppe oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. Nur die Interventionsgruppe wird über die Möglichkeit des Fallmanagements informiert. Die randomisierte kontrollierte Studie wird durch eine Beobachtungsstudie ergänzt, die ausschließlich die am Fallmanagement teilnehmenden Personen einschließt und die Durchführung des Fallmanagements begleitet. Primäres Zielkriterium unserer Studie sind in Anspruch genommene Teilhabeleistungen der Deutschen Rentenversicherung (medizinische Rehabilitation oder Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben) im Jahr nach randomisierter Zuweisung.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00022468
Laufzeit
01 / 2020 - 12 / 2024
Förderung
Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Kooperation
Deutsche Rentenversicherung Nord, Brücke Schleswig Holstein gGmbH, BfW Stralsund GmbH
Ansprechpartner
Publikation
Remus L, Grope M, Lemke S, Bethge M. An innovative case management intervention for people at high risk of permanent work disability to improve rehabilitation coverage and coordination of health services: a randomized controlled trial (AktiFAME, DRKS00024648). BMC Health Serv Res 2022; 22: 342; doi: 10.1186/s12913-022-07482-9 .
MiMi-Reha-Kids - Implementierung und Evaluation eines mehrsprachigen Informationsangebotes zur Rehabilitation für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund
Fragestellung
Die Studie begleitet den Aufbau und die Implementierung einer multimodalen Informationskampagne zur Verbesserung der Inanspruchnahme der medizinischen Rehabilitation durch Familien mit Migrationsgeschichte. Ziel ist zum einen die Identifikation von Barrieren, die Familien mit Migrationsgeschichte daran hindern, Gesundheitsleistungen wie die medizinische Rehabilitation in gleichem Umfang in Anspruch zu nehmen wie Familien ohne Migrationsgeschichte, zum anderen soll im Rahmen der Studie geklärt werden, ob durch die Informationskampagne eine sukzessive Steigerung der Inanspruchnahme der medizinischen Rehabilitation in den Modellregionen Berlin und Hamburg erreicht werden kann.
Hintergrund
Die medizinische Rehabilitation ist neben der kinderärztlichen Betreuung und der akutmedizinischen Behandlung in Krankenhäusern ein zentraler Baustein der medizinischen Versorgung junger Menschen in Deutschland. In Deutschland sind dafür gleichrangig die gesetzliche Krankenversicherung und die gesetzliche Rentenversicherung zuständig. Allein die Rentenversicherung führt jährlich etwa 35.000 Rehabilitationen für Kinder und Jugendliche durch. Zu den am häufigsten behandelten Erkrankungen zählen psychische Störungen, Asthma bronchiale, Übergewicht, Erkrankungen der Haut und Unterhaut sowie Deformitäten der Wirbelsäule und des Rückens.
Große Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass der Bedarf an rehabilitativer Versorgung unter Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ähnlich hoch ist wie unter Kindern aus Familien ohne Migrationsgeschichte. Gleichzeitig sind Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund nach Einschätzung von Experten in der medizinischen Rehabilitation derzeit unterrepräsentiert. Genaue Schätzungen zur Inanspruchnahme liegen aufgrund einer fehlenden Erfassung des Migrationsstatus bislang allerdings nicht vor.
Aufgrund der epidemiologischen Kennzahlen ist nicht davon auszugehen, dass die geringere Inanspruchnahme durch Familien mit Migrationsgeschichte auf einen geringeren Bedarf an medizinischer Rehabilitation zurückzuführen ist. Womöglich spielen daher verschiedene personen- und systembezogene Barrieren eine Rolle, die im Rahmen der Informationskampagne adressiert werden sollen.
Methoden
Die Studie folgt einem Mixed-Methods-Ansatz mit qualitativen und quantitativen Forschungsanteilen. Qualitative Erhebungen werden durchgeführt, um migrationsspezifische Barrieren der Inanspruchnahme der medizinischen Rehabilitation zu identifizieren. In leitfadengestützten Interviews und Fokusgruppen werden betroffene Eltern, Kinder und Experten zu migrationsspezifischen Erfahrungen mit der medizinischen Versorgung und der medizinischen Rehabilitation befragt. Um die Implementierung der Informationskampagne abzubilden, werden die unterschiedlichen Kampagnenmodule (z. B. Schulung von Multiplikatoren, Informationsveranstaltungen fortlaufend mithilfe von Teilnehmerbefragungen und Veranstaltungsdokumentationen evaluiert
Die Entwicklung der Inanspruchnahme wird im Rahmen einer Trendstudie untersucht. Von 2020 bis 2023 werden jährlich alle Familien in den Modellregionen Berlin und Hamburg schriftlich befragt, in denen ein Kind lebt, das im Vorjahr eine medizinischen Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung in Anspruch genommen hat. Über die schriftliche Befragung werden der Migrationshintergrund sowie weitere soziodemografische Angaben und die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen erfasst. Somit können Veränderungen des Anteils von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund unter den Rehabilitanden abgebildet werden.
Studienregistrierung
Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00019090
Laufzeit
04 / 2019 - 03 / 2024
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Nord, Deutsche Rentenversicherung Berlin-Brandenburg
Kooperation
Ethno-Medizinisches Zentrum e. V.
Königstraße 6
30175 Hannover
Ansprechpartner
WS-vffr - Wissenschaftliches Sekretariat des Vereins zur Förderung der Rehabilitationsforschung in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein e.V.
Das wissenschaftliche Sekretariat unterstützt den Verein zur Förderung der Rehabilitationsforschung in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein e. V. (vffr).
Hintergrund
Der vffr fördert und begleitet als gemeinnütziger Verein die Rehabilitationsforschung in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Er wurde 1994 in Lübeck gegründet und unterstützt regionale Forschungsvorhaben zur medizinischen und beruflichen Rehabilitation.
Das wissenschaftliche Sekretariat unterstützt den ehrenamtlich arbeitenden Vorstand bei der Umsetzung der Vereinsziele. Es plant und organisiert unter anderem die Veranstaltungsreihe „Reha-Innovationen in der Praxis“, um in der Praxis entwickelte Versorgungsinnovationen zu sammeln und einem größeren Publikum vorzustellen. Das wissenschaftliche Sekretariat begleitet den vffr darüber hinaus bei der Planung und Organisation des zweijährlich stattfindenden Reha-Symposiums. Weitere Aufgaben des wissenschaftlichen Sekretariats umfassen unter anderem die Erstellung und Herausgabe des vierteljährlich erscheinenden Newsletters „Rehab Science Spotlight“ sowie eine für interessierte Mitglieder angebotene Evaluations- und Forschungsberatung.
Förderung
Verein zur Förderung der Rehabilitationsforschung in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein e. V. (vffr)
Kooperation
Verein zur Förderung der Rehabilitationsforschung in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein e. V. (vffr)
Ansprechpartner
Publikationen
Bethge M, Markus M, Lemke S, Schneider N. „Rehabilitation wirkt!“ – Bericht über das 10. Reha-Symposium in Lübeck. Rehabilitation 2020;59:68
Bethge M, Markus M, Lemke S, Stark M. „Rehabilitation NEU denken“: Das 9. Reha-Symposium in Lübeck. Rehabilitation 2018;57:75-6; doi:10.1055/s-0044-101983
ReNaApp - Steigerung der Langzeiteffekte onkologischer Rehabilitation durch eine Nachsorge-App
Fragestellung
Im vorliegenden Projekt sollen die Patientinnen mit Brustkrebs in der Zeit nach einem Reha- Aufenthalt durch eine Nachsorge-App bei ihren Vorsätzen und deren Umsetzung unterstützt und durch entsprechende Rückmeldungen durch die App motiviert werden. Die Rehabilitandinnen dokumentieren ihre Vorsätze hinsichtlich körperlicher Aktivität und deren Umsetzung in Tagebuchform in der App, daraufhin erfolgt ein Feedback direkt über die App. Diese Weiterentwicklung des Nachsorgekonzepts „Neues Credo“ soll in der onkologischen Rehabilitation erprobt und evaluiert werden.
Hintergrund
Mit einer Inzidenz von ca. 69.000 Fällen in Deutschland pro Jahr ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung der Frau. Aktuell erkrankt damit etwa jede achte Frau an Brustkrebs, drei von zehn Betroffenen sind dabei jünger als 55 Jahre. Brustkrebspatientinnen haben mit einer Vielzahl von Symptomen, Neben- und Folgewirkungen zu kämpfen. Zur effektivsten Strategie, diesen Problemen nach einer onkologischen Erkrankung zu begegnen, zählt körperliche Aktivität. Körperliche Aktivität steigert das Wohlbefinden, die Lebensqualität und auch die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einer Krebserkrankung. Körperliche Aktivität trägt auch zur Steigerung der Arbeitsfähigkeit bei. Dies ist für Krebspatienten von besonderer Bedeutung, da für die meisten Betroffenen die Rückkehr an ihren Arbeitsplatz als Rückkehr zur Normalität verstanden wird. Jedoch fällt die Aufnahme körperlicher Aktivität eben gerade aufgrund der oben genannten Symptome schwer. Die medizinische Rehabilitation kann hier Hilfestellungen leisten und den Grundstein für die Aufnahme von körperlicher Aktivität legen. Um die aufgenommene körperliche Aktivität von der Rehabilitation in den Alltag zu transferieren, bedarf es adäquater Nachsorgestrategien. Ein besonders effektives Nachsorgekonzept, das die Aufnahme und Beibehaltung körperlicher Aktivität zum Ziel hat, ist das „Neue Credo“. Auf der Basis des Neuen Credo wird die Smartphone-App entwickelt.
Methoden
Es wird eine Mixed-Methods-Studie durchgeführt, die folgende Studienteile beinhaltet:
A) Quasi-randomisierte, prospektive Längsschnittstudie (sequenzielles Studiendesign). Die Evaluation erfolgt durch eine schriftliche Befragung zu drei Messzeitpunkten (Beginn und Ende Rehabilitation sowie nach 12 Monaten). Primäre Zielgrößen: Teilhabe, Lebensqualität, Rückkehr zur Arbeit. Sekundäre Zielgrößen: u.a. Parameter der subjektiven Gesundheit, berufliche Belastungen, Arbeitsfähigkeit und subjektive Erwerbsprognose,
B) Qualitative Analyse von Interviews und Fokusgruppen hinsichtlich Feasibility und Akzeptanz,
C) Formative Evaluation der App,
D) Gesundheitsökonomische Evaluation.
Eingeschlossen werden erwerbsfähige Rehabilitandinnen mit Mammakarzinom in einer Anschlussrehabilitation im Alter von 18 bis 60 Jahren. Konsekutive Rekrutierung in 5 Reha-Einrichtungen in Schleswig- Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Es werden N=370 Rehabilitandinnen je IG und KG in die Studie eingeschlossen.
Laufzeit
2019 - 2023 (51 Monate)
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Kooperationen
5 Rehabilitationseinrichtungen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
Prof. Andreas Schrader, Institut für Telematik, UzL
Prof. Nicole Jochems, Institut für Multimediale und Interaktive Systeme, UzL
Dr. Iris Brandes, Medizinische Hochschule Hannover
Prof. Thomas Kohlmann, Institut für Community Medicine, Universität Greifswald
Ansprechpartner/-in
Individualisiertes Trainingsprogramm für Parkinson-Patienten /ParkProTrain
Fragestellung
1) Benutzerzentrierte Entwicklung und Implementierung eines individualisierten Tablet-basierten Trainingsprogramms
2) Transfer der in der PKB erlernten körperlich-aktivierenden Übungen und den darüber hinausgehenden körperlichen Aktivitäten in den Alltag
3) Steigerung der Lebensqualität und der sozialen Teilhabe bei Parkinson-Patienten sowie eine Verzögerung der Progredienz der Beeinträchtigungen durch die regelmäßige Durchführung des Tablet-basierten Trainingsprogramms.
Projektbeschreibung
Mixed-Methods-Studie
A) Quasi-randomisierte, prospektive Längsschnittstudie (sequenzielles Studiendesign). Die Interventionsgruppe (IG) erhält das Tablet-basierte Trainingsprogramm während und für 9 Monate nach der PKB, die Kontrollgruppe (KG) erhält die Standard-PKB und die Standardversorgung danach. Die Evaluation erfolgt durch eine schriftliche Befragung zu drei Messzeitpunkten (Beginn und Ende PKB sowie nach 9 Monaten).
B) Qualitative Analyse von Interviews und Fokusgruppen hinsichtlich Feasibility und Akzeptanz
C) Formative Evaluation der App und des Administrationspanels
D) Evaluation der Umsetzung des Trainingsprogramms durch Analyse der geplanten und durchgeführten körperlichen Aktivitäten sowie Auswertung der Telefonate zwischen Physiotherapeut und Patient.
Ziel
Implementierung eines Tablet-basierten Trainingsprogramms, welches während und nach einer stationären PKB durchgeführt wird. Es unterstützt Parkinson-Patienten dabei, die in der PKB erlernten körperlich-aktivierenden Übungen unter Anleitung eigenständig regelmäßig im häuslichen Alltag weiterzuführen. Die Anpassungen bzw. Steigerung der verschiedenen Übungen erfolgen auf Basis der Auswertungen des Trainingsprogramms auf einem Administrationspanel („Cockpit“) für den Physiotherapeuten.
Es wird eine Steigerung der Lebensqualität (PDQ-39) und der sozialen Teilhabe (IMET) sowie eine Verzögerung der Progredienz der Beeinträchtigungen erwartet.
Laufzeit
2018 - 2021 (3 Jahre)
Förderung
Innovationsfons G-BA
Kooperation
Prof. Björn Hauptmann, Fachklinik für Parkinson und Bewegungsstörung
Prof. Andreas Schrader, Institut für Telematik
Prof. Nicole Jochems, Institut für Multimediale und Interaktive Systeme
Prof. Thomas Kohlmann, Institut für Community Medicine, Universität Greifswald
Ansprechpartner
Einführung und Evaluation des Nachsorgekonzepts Neues Credo bei Rehabilitanden mit COPD
Im Rahmen dieser Studie wird eine längerfristige und auf Eigeninitiative ausgerichtete Nachsorge (Neues Credo) bei Rehabilitanden mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung in der Anschlussrehabilitation zur Verstetigung der Langzeiteffekte evaluiert.
Hintergrund
Die besondere Bedeutung körperlicher Aktivität bei verschiedensten chronischen Erkrankungen ist bekannt. Auch bei einer COPD sind positive Effekte bekannt, sowohl ausdauerbetonte als auch kraftfokussierte körperliche Aktivitäten führen zu einer Verbesserung der Muskelmasse und/oder der Muskelkraft. Körperliche Aktivität gilt somit als ein wichtiger Baustein im Management einer COPD. Es ist aber auch bekannt, dass es vielen Menschen, insbesondere Patienten mit einer COPD, schwer fällt, körperliche Aktivität im Alltag umzusetzen. Auch dann, wenn Menschen hoch motiviert sind, gelingt es ihnen oft nicht, die entsprechenden Handlungen durchzuführen. Dementsprechend ist die Unterstützung nach der Rehabilitation für diese Patienten essentiell.
Methoden
Die Evaluation des Neuen Credo bei COPD erfolgt in einer quasi-randomisierten, multizentrischen Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten (Reha-Beginn=t0, Reha-Ende=t1 und nach 12 Monaten=t2). Primärer Endpunkt ist Teilhabe, erfasst mit dem IMET. Als sekundäre Zielgrößen werden u. a. COPD-spezifische Symptome, Aspekte der psychischen Gesundheit (Depressivität), gesundheitsbezogenen Lebensqualität (Vitalität, psychisches Wohlbefinden), die Leistungsfähigkeit in verschiedenen Lebensbereichen und die subjektive Prognose der Erwerbsfähigkeit erfasst.
Laufzeit
01.03.2017 – 28.02.2020
Förderung
Forschungsgesellschaft Atemwegserkrankungen e.V.
Kooperationen
Nordseeklinik Westfalen, Wyk auf Föhr
Ansprechpartner
REHA-REGIO - Regionale Determinanten für die Wiedereingliederung nach medizinischer Rehabilitation
Fragestellung
Unsere Studie untersuchte, inwiefern regionale Merkmale die Wiedereingliederung ins Erwerbsleben nach medizinischer Rehabilitation beeinflussen. Darüber hinaus sollte geklärt werden, ob regionale Merkmale den Einfluss personenbezogener Merkmale auf die Wiedereingliederung ins Erwerbsleben moderieren.
Hintergrund
Die medizinische Rehabilitation zielt auf Verbesserung und Wiederherstellung von Erwerbsfähigkeit, um Erwerbsminderung vor dem regulären Renteneintritt zu verhindern oder aufzuschieben. Die Rückkehr in Arbeit ist daher ein zentraler Indikator, um den Erfolg der medizinischen Rehabilitation zu bewerten. Dies gilt nicht nur für Studien, die die Wirksamkeit rehabilitativer Programme bewerten, sondern auch für den Vergleich der Ergebnisqualität zwischen Rehabilitationseinrichtungen. Ob ein Rehabilitand nach einer abgeschlossenen medizinischen Rehabilitation wieder ins Erwerbsleben zurückkehrt, ist allerdings auch von Faktoren abhängig, die er selbst oder auch die Rehabilitationseinrichtung nicht beeinflussen kann. Merkmale des Wohnortes des Rehabilitanden, wie die Struktur des Arbeitsmarktes oder die Erreichbarkeit und das Vorhandensein medizinischer Versorgung, können neben individuellen Merkmalen und der Qualität der durchgeführten Leistung ebenfalls einen Einfluss auf die berufliche Wiedereingliederung haben.
Methoden
In unserer Kohortenstudie wurde auf zwei Datenquellen zurückgegriffen: personenbezogene Daten des Scientific Use Files „Abgeschlossene Rehabilitation im Versicherungsverlauf 2008 bis 2015“ und aggregierte raumbezogene Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung („Indikatoren und Karten zur Raum- und Stadtentwicklung“, INKAR). Diese beiden Datenquellen wurden auf Bundeslandebene verknüpft. Eingeschlossen wurden Personen im Alter von 30 bis 63 Jahren mit Wohnort in Deutschland, deren Rehabilitation aufgrund von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, psychischen Erkrankungen, Neubildungen oder kardiovaskulären Erkrankungen bewilligt wurde und die zwischen 2008 und 2015 an einer entsprechenden Rehabilitation teilgenommen hatten (normale Leistung zur medizinischen Rehabilitation oder Leistung zur medizinischen Rehabilitation wegen Krebs). Primäres Zielkriterium war die Rückkehr in die Erwerbstätigkeit zwölf Monate nach der Inanspruchnahme einer medizinischen Rehabilitation. Sekundäre Zielkriterien waren der Bezug von Arbeitslosengeld, sonstigen Leistungen und Erwerbsminderungsrenten.
Ergebnisse
Die Analysestichprobe umfasste 457.793 Personen (48,1 % Frauen). Das Durchschnittsalter betrug 48,3 Jahre (SD = 7,3). Knapp 60 % der Personen bezogen im Monat vor Beginn der Rehabilitation versicherungspflichtiges Entgelt. Ein Jahr nach Ende der Rehabilitationsmaßnahme lag dieser Anteil bei knapp zwei Drittel. Eine höhere Arbeitslosenquote und eine höhere regionale Facharztdichte reduzierten die Wahrscheinlichkeit, dass Teilnehmer einer medizinischen Rehabilitation ein Jahr nach Abschluss der Rehabilitation erwerbstätig waren. Neben diesen Haupteffekten konnten wir in unseren Modellen auch Wechselwirkungen der beiden regionalen Merkmale mit individuellen Merkmalen beobachten. Am häufigsten konnten wir eine moderierende Wirkung der beiden regionalen Merkmale beobachten, wenn Einflussfaktoren zukünftiger Erwerbstätigkeit geprüft wurden. Wir konnten zehn signifikante Wechselwirkungen individueller Merkmale mit der regionalen Arbeitslosenquote und sieben signifikante Wechselwirkungen individueller Merkmale mit der regionalen Facharztdichte identifizieren. Diese Wechselwirkungen führten zu einer statistisch bedeutsamen Reduktion oder Verstärkung der prognostischen Bedeutung individueller Merkmale. Besonders deutlich waren der sich mit zunehmender regionaler Arbeitslosenquote verstärkende Vorteil der Erwerbstätigkeit vor der Rehabilitation und der sich mit zunehmender regionaler Arbeitslosenquote verstärkende Nachteil einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit.
Regionale Determinanten, wie die regionale Arbeitslosenquote und die regionale Facharztdichte, haben einen Einfluss auf die Rückkehr in Erwerbstätigkeit nach medizinischer Rehabilitation. Regionale Determinanten beeinflussen zudem wie bestimmte personenbezogene Determinanten auf die zukünftige Erwerbstätigkeit wirken: Sie können den Einfluss personenbezogener Determinanten verstärken oder abschwächen. In Analysen mit überregionalen Stichproben sollten regionale Determinanten als Haupteffekte und in der Wechselwirkung mit personenbezogenen Determinanten berücksichtigt werden. Dies sollte nach Möglichkeit jedoch kleinteiliger als in unseren Analysen erfolgen.
Laufzeit
03 / 2018 - 06 / 2019
Förderung
Deutsche Rentenversicherung Bund
Ansprechpartner
Dr. Katja Spanier, M.A.
OUTLIVE-CRC - Projekt „Patientenbeteiligung“
Im Rahmen des Verbundprojekts „Verbesserung der Prognose und Lebensqualität junger Darmkrebs-Patientinnen und -Patienten: Tertiärprävention durch Multimarker-Modelle und ernährungsmedizinische Interventionen“
Fragestellung
Das Verbundprojekt OUTLIVE-CRC will Möglichkeiten zur Rückfallprophylaxe bei jüngeren Darmkrebsbetroffenen erforschen und Multimarker-Modelle sowie Ernährungsinterventionen entwickeln, um das Wiederauftreten von Darmkrebs früh zu erkennen. Das Teilprojekt „Patientenbeteiligung“ greift bestehende Forderungen nach mehr partizipativer Forschung in einem übergeordneten und eigens konzipierten Projekt auf. Die besondere Herausforderung besteht darin, die klinische Grundlagenforschung und das Zusammenwirken der vielen Teilprojekte für die Betroffenen transparent und laienverständlich aufzubereiten.
Hintergrund
Weltweit erkranken immer mehr Menschen immer früher im Alter zwischen 20 und 50 Jahren an Darmkrebs. Durch das junge Erkrankungsalter sind die Patientinnen und Patienten häufig von Rezidiven betroffen.
Darum sind eine wirksame Vorsorge und Früherkennung, eine langfristige Nachsorge und auch eine Anpassung des Lebensstils für Darmkrebs-Patientinnen und -Patienten unter 50 Jahren besonders wichtig.
Im Rahmen des Projekts wird ein neuartiges, so genanntes „Multimarker-Risikopanel”, entwickelt, das Daten mit Hilfe von Hochleistungscomputern und künstlicher Intelligenz (KI) auswertet, um aussagekräftige Risikomarker zu finden. Dafür sollen aus Stuhl- und Blutproben der Erkrankten Informationen unter anderem über den Darmstoffwechsel, das Darmmikrobiom und weitere molekulare Ebenen analysiert werden. Auch soll der Einfluss personalisierter Ernährung auf die Darmgesundheit untersucht werden.
Um die Versorgung von Patientinnen und Patienten besser an ihren Bedürfnissen ausrichten zu können, wird bei Outlive-CRC die Perspektive von Betroffenen berücksichtigt. Besonders wichtig sind dabei ihre Erfahrungen mit der Erkrankung und der bisherigen Versorgung. Oft gehen die Untersuchungen und Therapien mit Belastungen einher, die die Lebensqualität der Betroffenen einschränken können. Bei OUTLVE-CRC sollen ihre Wünsche und Verbesserungsideen umgesetzt werden, damit diese in der Versorgung etabliert werden können. Aber auch Ängste und Vorbehalte sollen gezielt adressiert und somit abgebaut werden, damit die Hürden für eine nachhaltige Prävention bei Darmkrebsbetroffenen gesenkt werden können.
Methoden
Für die Patientenbeteiligung werden N=40 Patientenvertreter und -vertreterinnen gesucht, die als Betroffene mit einem Erkrankungsalter vor ihrem 50. Lebensjahr an verschiedenen Bereichen des Projekts mitwirken wollen. Zum Einsatz kommen dabei qualitative Methoden, u.a. Fokusgruppen, Gruppenarbeit, Gruppendiskussionen, Telefonate, Einzelinterviews, Tests zu Hause oder an der Universität Lübeck. Auch die Evaluation der App, die im Rahmen der Ernährungsstudie verwendet wird, wird mit den Patientenvertretern und -vertreterinnen durchgeführt. Neben dem Testen der digitalen Anwendung oder anderer projektbezogener Entwicklungen, gehört auch die Beantwortung von Fragen zur Akzeptanz einzelner Interventionen, die Formulierung von Anforderungen an Testverfahren (z. B. Sensitivität vs. Spezifität, falsch-positive Testergebnisse), die Befragung zur Verträglichkeit von Ernährungsinterventionen, die Abfrage des Ressourcenverbrauchs, die Pilotierung und Kommentierung von Befragungsinstrumente und das Lektorat sowie Kommentierung der zu veröffentlichenden Texte, die auch für Laien verständlich sind, zu den Aufgaben der Patientenvertreter*innen.
Darüber hinaus wird ein Patientenbeirat N=5 die Patientenbeteiligung begleiten.
Studienregistrierung
noch nicht erfolgt
Laufzeit
Phase 1: 03/2022 – 02/2026
Förderung
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Kooperationen
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck
Deutsche Krebsforschungszentrum, Heidelberg
Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte Forschung e.V., Villingen-Schwenningen
Perfood GmbH, Lübeck
Ansprechpartner/-in
Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Universität zu Lübeck