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Systemische Tumortherapie

Bereits seit vielen Jahren werden Somatostatinanaloga (SSA) - Biotherapie - in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit neuroendokrinen Neoplasien eingesetzt.

Mittlerweile gelten sie als Erstlinientherapie für NEN im lokal fortgeschrittenen, metastasierten oder nicht-resektablem Zustand. Sie verbessern die durch die vermehrte Hormonausschüttung verursachten Beschwerden und können zudem auch das Tumorwachstum begrenzen.

Der Einsatz dieser Substanzen zur Wachstumskontrolle ist vor allem für Patientinnen und Patienten mit gut differenzierten neuroendokrinen Tumoren (G1 bis G2, Ki-67 Index bis 10 %) geeignet. Zudem wird empfohlen, vor einem Therapiebeginn mit SSA nachzuweisen, dass die Tumorzellen über Somatostatinrezeptoren verfügen.

Dies erfolgt durch immunhistochemische oder nuklearmedizinische Untersuchungsmethoden (Somatostatinrezeptorszintigraphie bzw. Ga68 DOTATATE PET/CT). Die beiden verfügbaren Präparate Lanreotid (Somatuline Autogel) sowie Octreotid (Sandostatin) zeigen eine vergleichbare Wirkstärke und werden von den meisten Patientinnen und Patienten sehr gut vertragen.

Die Applikation der Substanzen erfolgt in der Regel alle 28 Tage mittels intramuskulärer (Octreotid) bzw. tief subkutaner (Lanreotid) Injektion, wobei sowohl für Lanreotid als auch für Octreotid drei unterschiedliche Wirkstärken verfügbar sind. Durch die Reduktion der Serotoninsekretion kann die Entwicklung von Folgeerkrankungen des Karzinoidsyndroms, bspw. von kardialen Komplikationen, verzögert oder im günstigsten Fall sogar aufgehalten werden.

Bei mangelndem bzw. fehlendem Ansprechen kann eine Kombination mit anderen Therapien (bspw. zielgerichtete Therapien, PRRT) erfolgen. Seit 2017 ist in Deutschland zudem Telotristatethyl zur Behandlung der trotz maximal dosierter SSA-Therapie fortbestehenden Diarrhoe zugelassen. Eine Therapie mit Interferon alpha ist für die symptomatische Behandlung eines Karzinoidsyndroms zugelassen, hat aber aufgrund der besseren Wirksamkeit und Verträglichkeit alternativer Therapiekonzepte in den vergangenen Jahren an Relevanz verloren. Die Behandlung weiterer Hypersekretionssyndrome, bspw. bei einem Insulinom oder Gastrinom, orientiert sich an der Wirkung der sezernierten Hormone bzw. Peptide und dem Verlauf der Erkrankungen.

In der Klinik für Hämatologie und Onkologie behandeln wir Patienteninnen und Patienten mit Neuroendokrinen Neoplasien, die eine medikamentöse, zielgerichtete Therapie oder eine Chemotherapie erhalten.

Pankreatische Neuroendokrine Neoplasien panNEN nehmen eine Sonderstellung innerhalb der gut differenzierten Neuroendokrinen Neoplasien ein, da sie als einzige chemosensibel sind. Aufgrund der höheren Ansprechraten sollte hier die Chemotherapie den molekular-zielgerichteten Therapien gegenüber in der Erstlinie bevorzugt werden.

Bereits seit den 1980er Jahren wird Streptozotocin (STZ) in Kombination mit 5-Fu bzw. Doxorubicin bei pankreatischen NEN eingesetzt.  Diese Therapie wird über einen Zugang wie z.B. ein Portkatheter über die Venen gegeben.

Weitere klassische (orale) Chemotherapeutika wie Temozolomid und Capecitabin (CAPTEM Schema) werden zunehmend bei panNET eingesetzt.

Weitere Therapieoption ist eine Fluoropyrimidin-basierende Chemotherapie (orales Capecitabin oder intravenöses 5-FU) in Kombination mit einer intravenösen Gabe von Oxaliplatin oder Irinotecan. Dies sind Chemotherapiekombinationen, wie sie seit vielen Jahren beim klassischen Dickdarmkreb zum Einsatz kommen.

Zu den sogenannten zielgerichteten Therapien gehören Everolimus und Sunitinib. Beide Medikamente werden per oral eingenommen.

Bei schlecht differenzierten NEC ist eine intravenöse Chemotherapie mit Cisplatin/ Carboplatin und Etoposid die erste Wahl.

Wir behandeln unsere Patientinnen und Patienten wann immer möglich ambulant, bei komplexeren Therapien kann jedoch auch eine stationäre Aufnahme notwendig sein.

Durch unseren besonderen Schwerpunkt „Molekulare Onkologie“ bieten wir in Ergänzung zu dem interdisziplinärem Tumorboard NEN/ endokrine Tumore, im Verbund mit unseren Partnerinnen und Partnern ein Molekulares Tumorboard an. Auf der Basis molekularer und genetischer Untersuchungen des Tumorgewebes kann, nachdem alle etablierten und Leitlinien-gerechte Therapie bereits durchgeführt wurden, die Möglichkeit einer individualisierten Therapiestrategien untersucht werden.