Medizinische Forschung ist ohne die Untersuchung biologischen Materials und medizinischer Daten undenkbar. Biomaterialien werden am UKSH in besonderen Einrichtungen, sogenannten „Biobanken“, aufbewahrt und nur von dort bei Bedarf an interessierte Forscher weitergegeben. Biobanken sind Schlüssel für die Entwicklung neuer, verbesserter Diagnoseverfahren und Therapiemöglichkeiten bei schweren und zum Teil unheilbaren Erkrankungen wie Krebs. Es gibt im UKSH verschiedene Biobanken, die entweder institutionsübergreifend arbeiten oder an einzelne Kliniken und Institute angegliedert sind, in denen klinische Proben wie Blut, Blutbestandteile, Gewebe, Urin und Stuhl und auch umfangreiche medizinische Daten für Forschungszwecke gesammelt und aufbewahrt werden. Die Erforschung sogenannter Biomarker, Moleküle oder Merkmale, die eine sichere Diagnose und gezielte Therapie von Krankheiten ermöglichen, steht häufig im Mittelpunkt von Forschungsprojekten mit klinischen Patientenproben.
Einer der Leitgedanken in den Biobanken im UKSH ist die Qualitätssicherung der gesammelten Proben durch schnellstmöglichen Transport der Materialien nach der Abnahme beim Patienten in die Biobank-Labore sowie die umgehende Bearbeitung, Portionierung und Konservierung von Gewebe- und Flüssigproben bei sehr tiefen Temperaturen (-80°C oder über flüssigem Stickstoff bei ca. -160°C).
Biobanken Netzwerk P2N
Das PopGen 2.0 Netzwerk (P2N) ist ein Zusammenschluss wissenschaftlicher "Biobanken" am Kieler Campus des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) und am Forschungszentrum Borstel (gemeinsam mit der LungenClinic Großhansdorf und einigen Kliniken des UKSH Campus Lübeck).
Translationale Interdisziplinäre Biobank Kiel (TRIBanK)
Die Biobank TRIBanK ist seit mehr als 25 Jahren am UKSH, Campus Kiel fest etabliert. In zahlreichen nationalen und internationalen Forschungsprojekten und Studien werden Bioproben der TRIBanK verwendet und das Institut für Experimentelle Tumorforschung ist direkt an den Forschungsprojekten beteiligt.
Es wurden bislang Flüssig- (beispielweise Blut, Knochenmark, Urin) und Gewebeproben von weit über 10.000 Patientinnen und Patienten gesammelt, die für wissenschaftliche Fragestellungen zur Verfügung gestellt werden können. Voraussetzungen für die Probengewinnung und -verwendung und die Nutzung der zugehörigen medizinischen Daten sind immer die mündliche ärztliche Aufklärung und die schriftliche Einwilligung der Patientin oder des Patienten.
Ein besonderer Fokus der Biobank TRIBanK liegt auf der Probengewinnung und -sammlung von Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen des Gastrointestinaltraktes, zum Beispiel Speiseröhren-, Magen-, Pankreas-, Leber- und Darmkrebs, aber auch Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs. Diese Bioproben können einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung und Überprüfung neuer Screening-, Diagnostik- und Therapieansätze liefern.
Das Biobanking gewinnt derzeit durch die Präzisionsmedizin, in der maßgeschneiderte (personalisierte) Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten für Patientinnen und Patienten entwickelt werden, zusätzlich an Bedeutung. Die TRIBanK ist zertifizierte Kooperationspartnerin des Anfang 2024 von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentrums für Personalisierte Medizin – Onkologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.
Interdisziplinäres Centrum für Biobanking-Lübeck (ICB-L)
Das ICB-L ist Teil der zusammen mit der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie (EMB) forschungsgeleiteten zentralen Biobank am Biomedizintechnischen Wissenschaftscampus (BioMedTec) Lübeck. Über 40 Fachdisziplinen der Kliniken und Institute der Universität zu Lübeck am Campus Lübeck des UKSH nutzen das ICB-L, die Basis für Spitzenforschung zum Wohle der Patientinnen und Patienten.
Das Interdisziplinäre Centrum für Biobanking-Lübeck (ICB-L) ist eine Krankenhaus‑integrierte Biobank und ermöglicht mit seinen partizipierenden Kliniken und Instituten eine qualitativ hochwertige Sammlung von Biomaterialien (wie z.B. Blut, Urin, DNA, Zellkulturen und Gewebe) und dazugehörigen klinischen Daten, die für die grundlegende Erforschung und Entstehung von Erkrankungen genutzt werden.
Weiterhin sollen die gesammelten Proben und klinischen Daten der Biobank für die Identifizierung, Testung und Validierung innovativer Biomarker zur verbesserten (Früh-) Diagnostik, Therapie, Nachsorge und Prognose dienen und somit zielgerichtete Therapiestrategien im Sinne der personalisierten Medizin vorantreiben.
Die zentrale Biobank am Campus Lübeck (zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2015) ist derzeit in verschiedene Projekte eingebunden. Dazu gehört beispielsweise das BMBF-geförderte Projekt „German Biobank Alliance (GBA)“. Dies ist ein Netzwerk deutscher Biobanken mit dem Ziel der Harmonisierung, um Proben und Daten zwischen Biobanken europaweit für die Forschung verfügbar zu machen.
Wir leiten die Norddeutsche Tumorbank Darmkrebs (ColoNet) mit einer qualitativ hochwertigen Biomaterial-Sammlung und dazugehörigen klinischen Daten von Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs und sind Mitglied bei der “European, Middle Eastern and African Society for Biopreservation and Biobanking (ESBB)”.