Bei ungefähr 60% der Krebspatientinnen und -patienten wird der Krebs durch eine Operation behandelt. In einigen Fällen kann sogar nur eine alleinige Operation ausreichen. Oftmals wird die Operation mit einer systemischen Tumortherapie (Medikament) und/oder Bestrahlung als Teil eines Gesamtbehandlungsplans (einer multimodalen Therapie) kombiniert.
Es gibt verschiedene Arten von Krebsoperationen:
Kurative Operation
Die vollständige Entfernung des Tumors oder des Krebsgewebes an einer bestimmten Stelle im Körper (Kurative Operation). Eine Operation ist am effektivsten, wenn die Erkrankung in einem frühen Stadium ist und der Krebs vollständig entfernt werden kann und er sich noch nicht auf andere Körperteile ausgebreitet hat.
Eine Operation kann auch zur Behandlung von Krebs eingesetzt werden, der sich von seinem Beginn (als Primärstelle oder Primärtumor bezeichnet) auf andere Körperteile ausgebreitet hat. Der neue Tumor wird als Metastasierung oder Sekundärtumor bezeichnet.
Während der Operation entfernt die Chirurgin oder der Chirurg auch eine kleine Menge normalen Gewebes rund um den Krebs. Dies geschieht, um sicherzustellen, dass keine Krebszellen zurückbleiben. Wenn Krebszellen nicht vollständig entfernt werden können, können sie dazu führen, dass der Krebs zurückkehrt. Die Menge an entferntem normalem Gewebe hängt von der Art und dem Ort des Tumors ab.
Abhängig von der Art des Krebses werden ggf. auch Lymphknoten in der Nähe des Tumors entfernen. Die Lymphknoten werden in ein Labor geschickt, um unter einem Mikroskop untersucht zu werden, ob sie Krebszellen enthalten. Wenn die Lymphknoten nicht entfernt werden und Krebszellen enthalten, können diese Zellen neue Tumore bilden oder sich auf andere Körperteile ausbreiten.
Präventive Operation
Präventive Operationen (prophylaktische Chirurgie) werden eingesetzt, um das Auftreten von Krebs zu verhindern. Viele Darmkrebserkrankungen können verhindert werden, indem Präkanzerosen entfernt werden, bevor sie bösartig werden. Frauen mit einem hohem Brustkrebsrisiko aufgrund von Familienanamnese oder genetischen Mutationen können sich dafür entscheiden, ihre Brüste entfernen zu lassen, um das Auftreten von Krebs zu verhindern.
Rekonstruktive Operation
Durch eine rekonstruktive Operation wird der Körper nach einer Krebsbehandlung wieder normal oder nahezu normal aussehen oder funktionieren. Am häufigsten ist die Brustrekonstruktion nach einer Mastektomie (Brustentfernung). Gesichtsrekonstruktion und Hodenimplantate sind weitere Beispiele für rekonstruktive Chirurgie.
Diagnostische Operation
Mittels Diagnostischen Operationen (auch als Staging-Operationen bezeichnet) kann die Ausbreitung der Krebserkrankung genauer bestimmt werden. Eine Staging-Operation kann manchmal ohne Schnitt durchgeführt werden, oftmals als sogenannte „Schlüsselloch-Operation“.
Minimalinvasive Chirurgie
Bei der minimalinvasiven Chirurgie werden fortschrittliche Techniken eingesetzt, um Tumore durch winzige Schnitte zu entfernen. Die minimal-invasive laparoskopische Chirurgie (Knopflochchirurgie) hat in Kiel eine lange Tradition. Der Kieler Gynäkologe Kurt Semm, gleichzeitig gelernter Feinmechaniker, entwickelte und baute die erforderlichen Instrumente selbst. Trotz anfänglicher Widerstände seiner chirurgischen Kollegen führte er 1983 die weltweit erste laparoskopische Blinddarmentfernung durch. Die Methodik wurde zunächst in den USA rasch aufgegriffen und verbreitete sich in den meisten operativen Fächern.
Vorteile des Verfahrens
Mittlerweile ist es wissenschaftlich belegt, dass zum Beispiel bei Darmkrebs durch die minimal-invasiven Operationsmethoden (über kleine Öffnungen eingebrachte Instrumente) im Vergleich zu den offenen Operationen (mit großem Bauchschnitt) gleichwertige Langzeitergebnisse erzielt werden können. Die Vorteile für die Patientinnen und Patienten sind u. a. weniger Schmerzen nach der Operation, bessere kosmetische Ergebnisse und weniger Wundinfektionen.
Einsatzgebiete der minimal-invasiven Chirurgie
An unserer Klinik wird heute die überwiegende Anzahl der Speiseröhren-, Magen- , Bauchspeicheldrüsen-, Leber- und Darmoperationen minimal-invasiv durchgeführt, so dass die Klinik mittlerweile über eine sehr große Erfahrung und Expertise auf diesem Gebiet verfügt. Nahezu jedes Organ in der Viszeral- und Thoraxchirurgie kann minimal-invasiv operiert werden, es sei denn, bestimmte technische oder individuelle Gründe (z. B. Voroperationen der Patientin oder des Patienten) sprechen dagegen. In diesem Fall wird eine Operation konventionell bzw. offen durchgeführt.
Ebenfalls wird im UCCSH die SIL-Technik (bzw. SILS: Single Incision Laparoscopic Surgery) angeboten. Hierbei werden laparoskopische Eingriffe durch einen einzigen Einschnitt durchgeführt, wodurch es zu nahezu keiner bemerkbaren Narbenbildung mehr kommt.
Da Vinci-Chirurgie – roboterassistierte Operation
„Da Vinci-Chirurgie“ ist eine Weiterentwicklung der herkömmlichen minimal-invasiven Chirurgie. Bei der roboterassistierten, minimal-invasiven Operation mit dem „da Vinci Si Surgical System“ sitzt die Chirurgin oder der Chirurg an einer Konsole, von der aus die Instrumente gesteuert werden. Dabei hat man durch die Optik des Systems eine hochauflösende, dreidimensionale und mehrfach zu vergrößernde Sicht auf das Operationsgebiet. Die Handbewegungen der Chirurgin oder des Chirurgen werden durch das computergestützte System verfeinert und über die Roboterarme in feinste und völlig zitterfreie Bewegungen umgesetzt. Finden Sie hier weitere Informationen und lernen Sie mehr darüber in unserem Video.