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Immuntherapie

Was versteht man unter Immuntherapie?

Im gesunden Organismus verhindert das Immunsystem die Entstehung von Infektionskrankheiten, Autoimmunität, Allergien und auch von Krebs. Dies gelingt durch ein komplexes Zusammenspiel von aktivierenden und hemmenden Immunzellen und vielfältigen Regulationsmechanismen.

In den letzten Jahrzehnten gab es unzählige Versuche, das Immunsystem so zu beeinflussen, dass dadurch eine Zerstörung und Kontrolle von Tumoren gelingt. Vielfach profitierten nur ganz wenige Patientinnen und Patienten von diesen Therapieversuchen und etliche Konzepte gelangten gar nicht erst in die klinische Erprobung.

Den eigentlichen Durchbruch brachten vor einigen Jahren dann die Entdeckung der sogenannten Immuncheckpoint-Rezeptoren und die Entwicklung spezifischer CAR-T-Zellen.

Daneben gibt es aber zahlreiche andere Möglichkeiten, Beeinflussungen des Immunsystems als Krebstherapie zu nutzen. Vielversprechend sind v.a. Kombinationstherapien, die verschiedene Immuntherapien kombinieren oder auch Immuntherapien mit Standardtherapien oder anderen innovativen Konzepten kombinieren. 

Wie kann das eigene Immunsystem den Krebs erkennen und wie wird dieses verstärkt?

Wenn es zu einem klinisch auffälligen Tumor kommt, konnten Tumorzellen i. d. Regel der Kontrolle des Immunsystems entkommen und wachsen. Dazu machen sie sich verschiedene Mechanismen zu Nutze. Einer der Mechanismen, über den dies geschehen kann, sind sogenannte Immun-Checkpoints. Diese werden im Sinne eines natürlichen Regulationsmechanismus mit einer gewissen Verzögerung im Anschluss an eine Aktivierung des Immunsystems hochreguliert und bremsen tumorspezifische Immunzellen. Die initiale Kontrolle und Zerstörung von Tumorzellen wird damit abgeschaltet. Seit einigen Jahren ist es gelungen, durch moderne monoklonale Antikörper eine Blockade dieser „Kontrollstellen“ – zu erreichen - die sogenannte Immuncheckpoint-Inhibition. Durch diese modernen Medikamente kann das Immunsystem wieder aktiviert werden und gegen Tumorzellen vorgehen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, außerhalb des Körpers besonders fitte und effektive Immunzellen herzustellen, die dann Krebspatientinnen und Krebspatienten verabreicht werden und direkt Tumorzellen zerstören können. Ein sehr erfolgreicher Ansatz, der diese Strategie verfolgt sind die sog. CAR-T-Zellen.

Welche Arten der Immuntherapie gibt es aktuell sonst noch?

Andere Möglichkeiten, das Immunsystem zu beeinflussen sind Monoklonale Antikörper, die entweder direkt an Oberflächenstrukturen von Tumoren binden und damit eine Tumorzellzerstörende Immunreaktion auslösen oder Botenstoffe oder Regulationsmechanismen des Immunsystems beeinflussen.

Zytokine sind körpereigene Botenstoffe des Immunsystems. Diese kann man ebenfalls als Medikamente einsetzen und so eine Beeinflussung des Immunsystems erreichen.

Durch Impfungen kann das Immunsystem in die Lage versetzt werden, bestimmte Oberflächenstrukturen von Tumoren zu erkennen und zu zerstören. Impfungen können auch prophylaktisch eingesetzt werden – dies gilt v.a für Impfungen gegen Viren, die potentiell tumorauslösende Wirkungen haben können, wie z.B. Impfungen gegen Hepatitis oder gegen Humane Papillomviren (HPV) zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs.

Bei welcher Krebserkrankung kann die Immuntherapie eingesetzt werden?

Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Tumorerkrankungen (z.B. Hautkrebs, Lungenkrebs, Nierenzellkrebs, Kopf-Hals-Tumore, Gebärmutterhalskrebs, Hodgkin Lymphome), bei denen die Immuntherapie Teil der onkologischen Standardbehandlung geworden ist.

Bei anderen Tumorerkrankungen erfolgt die Erprobung und Optimierung von immuntherapeutischen Ansätzen noch im Rahmen von klinischen Studien.

Sprechen Sie Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte auf die individuellen Therapieoptionen in Ihrer individuellen Erkrankungssituation an.

Wie ist der Ablauf einer Immuntherapie-Behandlung?

Moderne Immuncheckpointtherapien werden als Infusionen über die Vene verabreicht. Die Akutverträglichkeit der Infusionen ist in der Regel sehr gut, so dass diese Therapien ambulant erfolgen können. Ja nach Antikörper werden die Infusionen in zwei oder dreiwöchigen Abständen wiederholt und deren Wirksamkeit regelmäßig durch den klinischen Verlauf sowie durch die Kontrolle von Laborwerten und bildgebenden Befunden überprüft. Die Therapiedauer ist dabei abhängig von der Wirksamkeit und den potentiell auftretenden Nebenwirkungen und individuell sehr verschieden.

Oft werden Immuncheckpointtherapien in Kombination mit Chemotherapien oder anderen zielgerichteten Therapien verabreicht, hier bestimmt meistens die Art der Chemotherapie und deren Verträglichkeit über die Notwendigkeit einer stationären oder ambulanten Verabreichung.

Welche Nebenwirkungen kann die Immuntherapie haben?

Bei allen Versuchen, das Immunsystem zur Krebsbehandlung zu nutzen, ist es wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Aktivierung und Hemmung zu finden. Nebenwirkungen treten meist dann auf, wenn das Immunsystem zu stark aktiviert wird und es zu einer überschießenden Immunreaktion kommt. Dadurch können auch körpereigene Gewebe zerstört werden – das nennt man dann Autoimmunität.

Sehr erfolgreiche Immuntherapeutika sind die Checkpoint-Inhibitoren, die bei immer mehr Tumorerkrankungen zu einem festen Bestandteil der Krebsbehandlung werden.

Diese Antikörper sind in der Regel gut verträglich – allerdings muss mit sehr spezifischen Nebenwirkungen gerechnet werden. Diese entstehen über dieselben Mechanismen wie auch ihr therapeutischer Effekt, die Lösung der natürlichen Bremse des Immunsystems: Die daraus resultierende Stimulation des Immunsystems kann zu überschießenden immunvermittelten Nebenwirkungen („immune-related adverse effects“, kurz: irAE) führen.

Diese können sehr variabel sein und alle Organe oder Gewebe betreffen, am häufigsten die Haut, den Darm, die Lunge, die Leber und hormonproduzierende Organe (wie Hypophyse oder Schilddrüse).

Unbehandelt können diese immunvermittelten Nebenwirkungen tödlich verlaufen. Die frühe Erkennung und Zuordnung von Symptomen und die rasche Einleitung einer entsprechenden Therapie – meistens Kortison - sind daher sehr wichtig, um schwere Verläufe zu verhindern.

Wie setzt das UCCSH die Immuntherapie ein?

Am UCCSH werden Immuntherapien sowohl als Standardtherapien entsprechend dem jeweiligen Zulassungsstatus der individuellen Erkrankung eingesetzt als auch in frühen klinischen Studien weiterentwickelt und erforscht. Aktuell verfügbare Studien zur Immuntherapie finden sie hier.