Eine palliative Versorgung ist überall dort möglich, wo kranke Menschen betreut werden. Viele wünschen sich, dass es das eigene Zuhause ist. Bei fortgeschrittener Erkrankung und komplexen Beschwerden und Problemen überfordern diese Situationen Patientinnen und Patienten und potentiell vorhandene Angehörige alleine. Es gibt daher verschiedene ambulante palliative Versorgungsformen, die in solchen Situationen zu Hause unterstützen.
Dazu zählen die AAPV, die allgemeine ambulante palliative Versorgung und die SAPV. SAPV steht für spezialisierte ambulante palliative Versorgung. Beide Versorgungsformen richten sich an schwerst- und sterbenskranke Menschen mit begrenzter Lebenserwartung, die bis zu ihrem Tod in vertrauter Umgebung bleiben möchten. Die vertraute Umgebung kann in einer Wohnung oder in einer stationären Pflegeeinrichtung sein.
Was ist AAPV?
AAPV steht für allgemeine ambulante palliative Versorgung. Die häusliche Betreuung und Versorgung am Lebensende, die AAPV, wird häufig von Angehörigen, von der Hausärztin oder dem Hausarzt, von Pflegediensten und anderen Anbietern wie Physiotherapeutinnen und ‑therapeuten erbracht. Auch hilfreiche Nachbarn und ehrenamtliche Helfer sind idealerweise an der Umsetzung beteiligt. Wesentlich in der AAPV ist das Zusammenwirken aller Beteiligten zum Wohle der betroffenen Patientin oder des Patienten bzw. der betroffenen Familie oder des Angehörigensystems. Darüber hinaus ist die Bereitschaft, im Bedarfs- und Notfall Hausbesuche zu machen, unentbehrlich. Idealerweise sind zudem alle Beteiligten, insbesondere die behandelnde Hausärztin oder der Hausarzt, mit dem Erkrankten und dessen Wünschen, Lebensgewohnheiten und Einstellungen durch ein längeres Behandlungsverhältnis vertraut.
Schließlich sollten die an der Palliativversorgung Beteiligten in der Lage sein, einfühlsam die Bedürfnisse am Lebensende und im Abschied zu erkennen und zu berücksichtigen.
Die AAPV bedarf keiner Verordnung durch einen Arzt. Die Finanzierung erfolgt durch die Kranken- bzw. Pflegekasse.
Was ist SAPV?
SAPV steht für spezialisierte ambulante palliative Versorgung. Je weiter eine Erkrankung voranschreitet, desto höher kann der Betreuungsaufwand werden. Daneben wird die Gefahr größer, dass Patienten unter besonders schweren, teilweise auch komplexen Symptomen wie Schmerzen, Atemnot, Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden oder seelischen Beschwerden wie Panik oder Trauer leiden. Auch ungeklärte mitmenschliche Beziehungen oder ungelöste Sinnfragen können das Abschiednehmen erschweren.
Wenn dann eine AAPV nicht ausreicht und zunehmendes Leid oder eine Krankenhauseinweisung drohen, kann eine Versorgung durch ein SAPV-Team beginnen. Diese Leistung ist in der Regel zusätzlich zum hausärztlichen Angebot und zu den bereits beteiligten Diensten und sollte mit diesen in enger Abstimmung erfolgen. Jedoch nicht jeder Sterbende benötigt zusätzliche Leistungen durch ein SAPV-Team, diese sollte komplexen Versorgungssituationen vorbehalten sein.
In einem SAPV-Team wirken spezialisierte Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachpersonen, Physiotherapeutinnen und ‑therapeuten sowie psychosoziale Berufsgruppen wie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Psychologinnen und Psychologen und Kunst- und Musiktherapeutinnen und ‑therapeuten mit. Neben ihrer fachlichen Spezialisierung, zum Beispiel als Palliativmedizinerin oder ‑mediziner, Palliative Care Fachpflegekräfte oder Psychoonkologin oder Psychoonkologe verfügen sie über umfassende Erfahrung in der häuslichen Versorgung sterbender Menschen. Durch Beratung, regelmäßige Visiten und die Behandlung von belastenden Symptomen erkennen sie im Idealfall frühzeitig drohende Krisen, beugen diesen vor und befähigen Angehörige, angemessen auf Krankheitssymptome einzugehen. Sie sind auch mit Hospizvereinen vernetzt und organisieren zur Entlastung der oder des Erkrankten und ihrer/seiner Familie ehrenamtliche Hilfe, zum Beispiel durch einen ehrenamtlichen ambulanten Hospizdienst.
Gelingt das vorausschauende Verhindern von Notfällen nicht, so fangen SAPV-Teams Krisensituationen durch eine 24 Stunden Ruf- und Einsatzbereitschaft auf. Für diese Einsätze stehen alle notwendigen Medikamente, auch Betäubungsmittel, zur Verfügung. So gelingt es häufig, unerwünschte und belastende Krankenhauseinweisungen zu vermeiden.
Mehr Informationen zur SAPV:
Was ist ein ambulanter Hospizdienst?
Im Mittelpunkt der Hospizarbeit steht der schwerkranke und der sterbende Mensch mit seinen Wünschen und Bedürfnissen sowie seine Angehörigen und Nahestehenden. Zu den häufig geäußerten Wünschen gehört der Wunsch, bis zum Lebensende zu Hause oder im vertrauten Umfeld bleiben zu können. Dies zu ermöglichen, ist eine der wesentlichen Aufgaben der ambulanten Hospizdienste.
Wesentliches Merkmal der ambulanten Hospizarbeit ist der Dienst ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Link). In der psychosozialen Begleitung der Betroffenen übernehmen die Ehrenamtlichen vielfältige Aufgaben. Durch ihre Arbeit leisten sie nicht nur einen unverzichtbaren Beitrag in der Begleitung der Betroffenen, sondern sie tragen wesentlich dazu bei, dass sich in unserer Gesellschaft ein Wandel im Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen vollzieht.
Die Begleitung und Unterstützung endet nicht mit dem Tod, sie wird auf Wunsch der Angehörigen in der Zeit der Trauer weitergeführt. Vor diesem Hintergrund werden durch die ambulanten Hospizdienste in der Regel ebenfalls Trauerberatung oder auch Trauergruppen angeboten. Die ambulanten Hospizdienste führen außerdem in der Regel auch Beratung und Informationsveranstaltungen zu den Themen Sterben, Tod und Trauer durch.
Es gibt über Schleswig-Holstein verteilt 50 ambulante Hospizgruppen und Hospizinitiativen, die mit fachlich kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern individuelle und einfühlsame Begleitung für Patientinnen und Patienten, deren Angehörige als auch Kinder von erkrankten Eltern bei lebensbedrohlicher Erkrankung und in der letzten Lebensphase anbieten. Die Unterstützung durch die Hospizbewegung soll dazu beitragen, dass lebensbedrohlich Erkrankte und Sterbenskranke möglichst bis zum Lebensende in der gewohnten und vertrauten Umgebung, ihrem Zuhause, bleiben können.
Weitere Informationen zum ambulanten Hospizdienst finden Sie hier.