Wichtig! Bitte denken Sie daran, für sich selbst zu sorgen
Um für jemanden anderen da zu sein, müssen Sie zuerst für sich selbst sorgen.
Kennen Sie die Sicherheitsanweisungen in einem Flugzeug? „Im unwahrscheinlichen Fall eines Druckabfalls ziehen Sie die Maske ganz zu sich heran und drücken Sie sie fest auf Mund und Nase. Atmen Sie normal weiter. Helfen Sie danach anderen Mitreisenden und Kindern!“
Warum zuerst sich selbst eine Maske aufsetzen? Weil, wenn Sie selbst keine „Luft“ mehr bekommen, können Sie auch niemand anderem mehr helfen.
Sie müssen zuallererst für Ihr eigenes Wohl sorgen. Dies stellt eine der wichtigsten und am meisten unterschätzten Voraussetzung für die Begleitung und Versorgung von anderen Menschen dar.
Beachten Sie die folgenden Tipps, um eine gesunde Balance zu halten bzw. (wieder) zu finden.
Nehmen Sie sich jeden Tag etwas Zeit für sich.
Vielleicht ist es die Ruhe, ein Buch zu lesen, die frische Luft, die Sie beim Spazierengehen atmen, oder die Freundinnen und Freunde, vielleicht einen Film anzuschauen. Was auch immer es ist, nehmen Sie sich Zeit zum Aufladen, damit Sie die Energie haben, sich auch über einen längeren Zeitraum um Ihren geliebten Menschen zu kümmern. Eine Krebsbehandlung ist meist kein Kurzstreckenlauf, sondern eher Langstrecke bis Marathon.
Bitten Sie darum, dass Ihr Arbeitsplan angepasst wird.
Wenn Sie mehr für die Erkrankte oder den Erkrankten da sein müssen oder wollen, können Sie möglicherweise gemeinsam mit Ihrer Arbeitgeberin oder Ihrem Arbeitgeber Ihren Arbeitsplan und/oder Ihre Arbeitsbelastung entsprechend anpassen. Fragen Sie, ob Ihr Unternehmen durch Sonderurlaub, Pflegetage oder Maßnahmen oder Leistungen an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unterstützt, die hilfreich sein können.
Planen Sie gesunde Mahlzeiten.
Ein wenig Planung kann viel bewirken, wenn es um eine gesunde Ernährung geht. Versuchen Sie also, die Mahlzeiten im Voraus zuzubereiten. Wenn Sie und Ihre Liebsten zu einem langen Tag voller Termine aufbrechen, kann es hilfreich sein, ein Sandwich, einen Salat oder Snacks einzupacken, um Ihre Energie aufrechtzuerhalten.
Bleiben Sie aktiv.
Jede Art von Bewegung und Sport kann Ihnen helfen, gesund zu bleiben. Spazierengehen, Wandern, Schwimmen und Radfahren sind gute Möglichkeiten. Wählen Sie etwas aus, das für Sie funktioniert. Auch Gartenarbeit oder Putzen können dazu zählen. Finden Sie 15 bis 30 Minuten pro Tag, um aktiv in Bewegung zu sein.
Versuchen Sie, gut zu schlafen.
Wenn Sie Probleme haben, die Nacht durchzuschlafen, können kurze Nickerchen tagsüber Ihnen helfen, sich zu erholen. Versuchen Sie, vor dem Schlafengehen Atemübungen zu machen oder leise Musik zu hören, damit Sie besser einschlafen können. Mehr zu einer gesunden Schlafhygiene finden Sie hier.
Haben Sie keine Angst zu delegieren.
Wenn Sie sich überfordert fühlen, bitten Sie Familie, Freundinnen und Freunde, Nachbarinnen und Nachbarn und Kolleginnen und Kollegen um Hilfe. Einige Leute werden nein sagen, und das ist auch in Ordnung. Aber viele werden immer wieder Ja sagen und Sie unterstützen wollen. Denken Sie an Aufgaben, die Ihre Zeit in Anspruch nehmen, aber nicht viel Erklärung erfordern, wie zum Beispiel Wäsche waschen oder Lebensmitteleinkauf. Oder lassen Sie sich einfach hin und wieder von Freundinnen oder Freunden bekochen, wenn die oder der Erkrankte in stationärer Behandlung ist.
Wenn Sie sich überfordert fühlen, sollten Sie auf jeden Fall rechtzeitig die Initiative ergreifen und auf andere zugehen. Auch hierbei ganz nach dem Motto: „Fragen kostet nichts!“
Denn in Ihrem Umfeld finden Sie bestimmt vertrauenswürdige Personen, die Ihnen gern helfen. Am besten belasten Sie nicht eine Person mit allem, sondern sprechen mehrere Menschen gezielt darauf an:
Wer ist geeignet, für Sie etwas Spezielles einzukaufen oder aus der Stadt mitzubringen?
Wer kann die Getränkekisten, die Säcke mit der Balkonerde oder die Winterreifen in den Keller tragen?
Was könnten Sie sich liefern lassen?
Wer kann eine zuverlässige Reinigungsfachkraft empfehlen?
Wer kennt Leute, die sich bei der Nachbarschaftshilfe engagieren?
Wer könnte für Sie Briefe schreiben, Formulare ausfüllen oder wichtige Unterlagen sortieren und in Ordnern ablegen?
Wer könnte im Internet recherchieren oder Informationen per Email anfordern?
Wer könnte Sie zu Behörden, zur Krankenkasse oder zu Beratungsstellen begleiten?
Wer kann Ihnen die folgenden Begriffe und Stichworte so erklären, dass Sie entscheiden können, wo Sie sich erkundigen könnten?
Umgang mit der eigenen Angst
Wer sich um einen kranken Menschen sorgt, kommt immer wieder in Situationen, die Angst machen und ausweglos erscheinen. Körper und Seele reagieren auf den Stress und versetzen Angehörige in Alarmbereitschaft. Erstarren oder weglaufen? Zu solchen Reaktionen bleibt jedoch im Alltag kaum Zeit, so dass viele Beteiligte versuchen, ihre Ängste zu unterdrücken. Doch das funktioniert auf Dauer nicht. Bei vielen Angehörigen kreisen die Gedanken möglicherweise tagsüber und manchmal abends und in schlaflosen Nächten um diese existenziellen Ängste:
Verlustangst: Wie kann jemals die Lücke geschlossen werden, falls der geliebte Mensch stirbt?
Existenzangst: Haben wir genügend finanzielle Möglichkeiten, um das zu überstehen?
Zukunftsangst: Wie wird das Leben für mich weitergehen?
Solche Ängste sind verständlich und Ängste sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wovor Menschen Angst haben, hängt von den persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen ab.
Ziel von Bewältigungsstrategien bei Angst ist, einen Umgang zu finden, der es ermöglicht, das eigene Leben zu gestalten und zu leben, ohne belastende Einschränkungen durch das Gefühl der Angst.
Strategien zum Umgang mit der Angst:
Sich informieren: Die eigene Fantasie kann bedrohlicher sein als die Wirklichkeit. Wissen über die Krankheit, die Behandlungsmöglichkeiten und das, was man selbst tun kann, hilft gegen Ängste. Je genauer Sie Ihre eigene Situation einschätzen können, umso gezielter können Sie sich Hilfe suchen und sich Lösungen überlegen.
Der Angst auf den Grund gehen: Wenn Sie ergründen, wovor genau Sie Angst haben (z.B. Schmerzen der oder des Erkrankten, Alleinsein, Hilflosigkeit, Sterben), können Sie diese Angst besser reduzieren und mit ihr leben lernen. Dabei kann professionelle Unterstützung hilfreich sein.
Der Angst Ausdruck verleihen: Zum Beispiel durch künstlerische Therapien wie Schreiben, Malen oder mit anderen schöpferischen Mitteln der Angst Gestalt zu geben kann helfen, sie besser zu verstehen. Gleichzeitig kann das entlastend wirken.
Die eigene Kraft entdecken: Sie können Kraft schöpfen, indem Sie sich zum Beispiel an Situationen erinnern, die Sie schon erfolgreich gemeistert haben.
Planen: Den Alltag aktiv gestalten, sich vorbereiten (was mache ich, wenn...), vorsorgen (Patientenverfügung, Betreuungsverfügung)
Entspannen: Angst geht mit Anspannung einher; Entspannungsverfahren lassen sich erlernen, Anspannung können Sie körperlich abbauen (Spazierengehen, Schwimmen, Radfahren)
Sich bewusst auch mit den schönen Dingen des Lebens befassen.
Im "Hier und Jetzt sein": Es kann helfen, sich nicht nur mit dem großen Ganzen unserer Existenz auseinanderzusetzen, sondern sich auch auf das "Hier und Jetzt" zu konzentrieren und einen Tag nach dem anderen anzugehen. Achtsamkeitstraining, Meditation, Bewegung in Verbindung mit dem Atem wie Yoga, Tai-Chi kann es leichter machten, im Hier und Jetzt zu sein.
Entspannungs- und Achtsamkeits-Kurse bietet zum Beispiel
die Krebsgesellschaft Schleswig Holstein
und die Psychoonkologie im UCCSH.
Ebenso bieten die gesetzlichen Krankenkassen auf ihren Webseiten Audio-Meditationen und Achtsamkeitstrainings an und bieten eine Übersicht über Kurse in Ihrer Nähe.
Sprechen Sie mit anderen Angehörigen
Sie sind nicht alleine! Über lokale Selbsthilfegruppen können Sie sich mit anderen Menschen verbinden, die denselben Herausforderungen gegenüberstehen und die ähnliche Gefühle und Probleme haben.