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Psyche

Eine Krebserkrankung greift tief in das Leben der Betroffenen ein und verändert es sehr. Die Erkrankung selbst, die Behandlung und auch Nebenwirkungen der Therapie können verschiedene körperliche Beschwerden verursachen. Außerdem können in allen Phasen der Erkrankung psychische, soziale sowie spirituelle oder religiöse Belastungen auftreten.

Die Betroffenen können darunter leiden, wenn diese Probleme sie im Alltag einschränken.
Die verschiedenen Belastungen können sich gegenseitig beeinflussen: So können sich beispielsweise körperliche Schmerzen oder Beschwerden durch die Behandlung auf die Psyche auswirken und zu Ängsten, Niedergeschlagenheit oder anderen seelischen Problemen führen. Umgekehrt können seelische Veränderungen die Wahrnehmung von Schmerzen beeinflussen, z. B. auch deutlich verstärken. Schmerzen oder unangenehme Gefühle können wiederum dazu führen, dass sich Krebspatientinnen und Krebspatienten von anderen Menschen entfernen oder zurückziehen

So wie nicht bei jeder Krebspatientin oder jedem Krebspatienten seelische Probleme auftreten, treten diese auch nicht bei jeder Krebsüberlebenden oder jedem Krebsüberlebendem auf. Allerdings kommen psychische Belastungen, Ängste oder Depressivität häufig vor.

Studien zufolge tritt eine hohe seelische Belastung bei bis zu 60 von 100 Krebspatientinnen und Krebspatienten auf.

Psychische Folgen und mögliche Bewältigungsstrategien

Ängste

Krebs macht Angst. Das ist grundsätzlich normal. Auch wenn Krebs heute oft gut behandelbar ist, so ist es doch eine gefährliche Krankheit. Wird die Angst so stark, dass sie selbst zu einer großen Belastung wird, kann Unterstützung von außen helfen.

Fast die Hälfte aller Menschen mit und nach Krebs leiden unter starken Ängsten.

Die Angst vor dem Fortschreiten und Wiederauftreten einer Tumorerkrankung (Progredienzangst) ist dabei besonders häufig. Die Progredienzangst gehört zu den stärksten und häufigsten psychischen Belastungen von Krebspatienten bzw. Krebsüberlebenden.

Weitere Ängste können sein: Angst vor Spätfolgen, vor Schmerzen, Angst vor Auswirkungen auf die Familie, Angst nicht mehr für die Familie da sein zu können, Angst in Bezug auf die berufliche Zukunft, finanzielle Ängste.

Ängste sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wovor Menschen Angst haben hängt von den persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen ab.

Strategien zum Umgang mit der Angst:

  • Sich informieren: Die eigene Fantasie kann bedrohlicher sein als die Wirklichkeit. Wissen über die Krankheit, die Behandlungsmöglichkeiten und das was man selbst tun kann hilft gegen Ängste. Je genauer Sie Ihre eigene Situation einschätzen können, umso gezielter können Sie sich Hilfe suchen und sich Lösungen überlegen.

  • Der Angst auf den Grund gehen: Wenn Sie ergründen wovor genau Sie Angst haben (z.B. Schmerzen, Alleinsein, Hilflosigkeit, Sterben), können Sie diese Angst besser reduzieren und mit ihr leben lernen. Dabei kann professionelle Unterstützung hilfreich sein.

  • Der Angst Ausdruck verleihen: Zum Beispiel durch künstlerische Therapien wie Schreiben, Malen oder mit anderen schöpferischen Mitteln der Angst Gestalt zu geben, kann helfen sie besser zu verstehen. Gleichzeitig kann das entlastend wirken.

  • Die eigene Kraft entdecken: Sie können Kraft schöpfen, indem Sie sich zum Beispiel an Situationen erinnern, die Sie schon erfolgreich gemeistert haben.

  • Planen: Aktiv gestalten (zum Beispiel Ihre Behandlung oder Maßnahmen zur Wiedereingliederung in den Beruf), sich vorbereiten (was mache ich, wenn...), vorsorgen (Patientenverfügung).

  • Entspannen: Angst geht mit Anspannung einher. Entspannungsverfahren lassen sich erlernen, Anspannung können Sie körperlich abbauen (Spazierengehen, Schwimmen, Radfahren)

  • Sich bewusst auch mit den schönen Dingen des Lebens befassen.

  • Im "Hier und Jetzt sein": Es kann helfen, sich nicht nur mit dem großen Ganzen der eigenen Erkrankung auseinanderzusetzen, sondern sich auch auf das "Hier und Jetzt" zu konzentrieren und einen Tag nach dem anderen anzugehen. Achtsamkeitstraining, Meditation, Bewegung in Verbindung mit dem Atem wie Yoga oder Tai-Chi, kann es leichter machten im Hier und Jetzt zu sein.

    Entspannungs- und Achtsamkeits-Kurse bietet zum Beispiel die Krebsgesellschaft Schleswig-Holstein und die Psychoonkologie im UCCSH. Ebenso bieten die gesetzlichen Krankenkassen auf Ihren Webseiten Audio-Meditationen und Achtsamkeitstrainings an und bieten eine Übersicht über Kurse in Ihrer Nähe.

Spiritualität/Sinn/Existentielle Krisen

Viele Überlebende stellen fest, dass das bisherige Leben durch die Diagnose und die Krebsbehandlung in Frage gestellt wurde. Nikolaus Gerdes bezeichnet dies treffend, als den (unfreiwilligen) "Sturz aus der normalen Wirklichkeit". Eine „neue“ Wirklichkeit und Sinn in dieser zu finden, als auch sich den existentiellen Fragen zu stellen die eine Krebsdiagnose mit sich bringt, ist eine meist langfristige Herausforderung. Gespräche mit Freunden und Familie, mit Psychoonkologinnen und Psychoonkologen, in Gesprächsgruppen mit anderen Betroffenen, als auch in Literatur und in der Selbstreflexion durch Tagebuch schreiben, können bei der Sinnsuche unterstützend sein.

Rat und Unterstützung im Umgang mit den psychischen Auswirkungen einer Krebserkrankung

Beratungsangebote von Krebsberatungsstellen oder Kliniken umfassen eine Art „Erste Hilfe“ und Begleitung. Diese Angebote richten sich an jede oder jeden, der von einer Krebsdiagnose betroffen ist – und in der Regel auch an Angehörige. Der Austausch mit einer Beraterin oder einem Berater bietet die Möglichkeit, in Ruhe über aktuelle Fragen, Gedanken und Sorgen zu sprechen.

Die Beratung kann ein oder mehrere Gespräche umfassen und ist kostenlos. Manche Krebsberatungsstellen, psychoonkologische Klinikdienste und patientennahe Organisationen veranstalten zusätzliche Angebote wie Informationsveranstaltungen, verschiedene Kurse, Gesprächsgruppen und Programme für Kinder krebskranker Eltern.

In der Beratung tätig sind meist Psychologinnen und Psychologen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter und Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen mit entsprechender Erfahrung und Ausbildung.

Eine Psychotherapie geht über die Beratung hinaus. Sie kann helfen, wenn die seelische Belastung durch die Erkrankung ausgeprägt ist oder lange andauert. Auch für Patientinnen und Patienten oder Angehörige, die bereits vor der Krebsdiagnose psychisch belastet waren, kann eine psychotherapeutische Behandlung angezeigt sein.

Diese Art der Unterstützung findet man hauptsächlich bei niedergelassenen Psychotherapeuten mit einer Zusatzqualifikation Psychoonkologie oder in Psychoonkologischen/Psychotherapeutischen Ambulanzen von Kliniken.

Die Therapie umfasst Gespräche über einen gewissen Zeitraum.

Das Ziel dieser Gespräche ist es beispielsweise gegen andauernde, belastende Ängste, Niedergeschlagenheit oder andere Beschwerden anzugehen. Durch die Krebserkrankung können tiefgehende Sinnfragen und existentielle Fragen das alte Leben in Frage stellen. Eine Psychotherapie kann bei der Neuorientierung im Leben helfen.

Die Krebsberatungsstellen und der psychoonkologische Klinikdienst können Ihnen bei der Suche nach einer psychotherapeutischen Begleitung helfen. Im UCCSH können Sie eine ambulante Psychotherapie in der Psychoonkologischen Ambulanz des Zentrums für Integrative Psychiatrie (ZIP) am UKSH in Anspruch nehmen. Daneben gibt es Angebote des ZIP in den Portalambulanzen des UCCSH und den Ambulanzen einzelner Organtumorzentren.

Es können auch Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit Zusatzqualifikation Psychoonkologie aufgesucht werden, die keine Kassenzulassung haben. Das muss man dann zwar als gesetzlich Versicherter selbst bezahlen, aber in der Regel bekommen Sie schneller einen Termin und können die Dauer der Begleitung selbst bestimmen. Weitere Informationen zur Therapeutensuche finden Sie hier.

Die Beratung und Psychotherapie können helfen:

  • Ordnung ins Chaos zu bringen und den nächsten Schritt zu planen

  • Über die Erkrankung und deren Behandlung zusätzlich zu informieren

  • Symptome von Angst und Depression zu vermindern

  • Mit der Angst vor Nachsorgeuntersuchungen umgehen zu lernen

  • Ressourcenorientierte Bewältigungsstrategien zu erlernen

  • Mit der Ungewissheit umzugehen

  • Die Familie zu unterstützen und ggf. zu vermitteln

  • Die „Sinnsuche“ zu begleiten

  • Die Krankheitserfahrung in das Leben integrieren zu können

  • Raum zu schaffen für das Unaussprechliche

Rat und Unterstützung finden Sie bei:

Weiterführend Informationen