Der Begriff "Harninkontinenz" bezeichnet den unkontrollierten Verlust von Urin aufgrund unterschiedlicher Erkrankungen im Bereich der Harnblase und deren Verschlussmechanismen.
Der Arzt kann durch gezielte Fragestellungen und Untersuchungen feststellen, um welche Form von Inkontinenz es sich handelt. Anschließend entwickelt er im Gespräch mit der Patientin/dem Patienten eine individuell angepasste Therapie. Die Klinik für Urologie und Kinderurologie bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Behandlungsmöglichkeiten an, mit denen Inkontinenz heutzutage in sehr vielen Fällen heilbar ist oder zumindest deutlich gelindert werden kann.
Prof. Dr. K.-P. Jünemann, ehemals erster Vorsitzender der Deutschen Kontinenz Gesellschaft, hat das Kieler interdisziplinäre Kontinenzzentrum ins Leben gerufen, in dem Urologie, Gynäkologie, Chirurgie, Neurologie, Pädiatrie und Physiotherapie miteinander vernetzt sind.
(Füllungs- und Miktionszystometrie)
(VCM - Videourodynamik)
Eine von verschiedenen Behandlungsmethoden bei Belastungsinkontinenz sind sog. minimal-invasive Schlingenoperationen. Das AdVance XP Band stellt dabei die neueste Generation einer Korrekturschlinge für den Mann dar. Es wird in einem kurzen chirurgischen Eingriff in den Körper eingelegt und bewirkt eine verbesserte Schließmuskelfunktion, indem es die Anatomie des Beckenbodens wiederherstellt.
Das AdVance XP Band befindet sich derzeit in klinischer Erprobung und wird am UKSH, kontrolliert durch Studien, erfolgreich eingesetzt (Stand: Jan 2011).
Abb.: AdV_XP_Sling Chevron:
Die "Fischgräten"-artigen Anker der neuesten Generation einer Korrekturschlinge für den Mann (AdVanceTM XP) sollen eine Lockerung nach der Operation vermeiden.
Das ProACTTM-System gehört zu den operativen Behandlungsmöglichkeiten der Belastungsinkontinenz beim Mann nach einer Prostataoperation. Es besteht aus zwei Silikon-Ballons, die über einen Zugang im Damm ultraschallgesteuert oder unter röntgenologischer Kontrolle unterhalb des Blasenhalses platziert werden. Die Ballons schützen vor unwillkürlichem Harnverlust, indem sie die Harnröhre am Blasenausgang komprimieren.
Zum Entleeren der Blase genügt weiterhin ein normaler Blasendruck. Über die im Hodensack verlegten Füllungsports kann im weiteren Verlauf das Füllvolumen und somit der Druck auf die Harnröhre entsprechend des Kontinenzerfolges eingestellt werden.
Abb.: Pro ACT, Beschreibung:
Das ProACT-System mit zwei Silikon-Ballons
Botulinumtoxin A, ist den meisten Patienten im Zusammenhang mit der Ästhetischen Chirurgie bekannt, aber auch in der Urologie wird dieses Medikament erfolgreich eingesetzt.
Zur Therapie der Dranginkontinenz wird das Medikament verdünnt bei einer Blasenspiegelung über eine dünne flexible Nadel in den Blasenmuskel injiziert. Es hemmt die Freisetzung eines Überträgerstoffes (Acethylcholin) am Übergang vom Nerv zum Blasenmuskel, so dass ein überaktiver Blasenmuskel „ruhig gestellt“ wird. Bis diese Ruhigstellung eintritt, können in der Regel 1 bis 3 Wochen vergehen. Das Verfahren ist sicher und führt bei vielen Patienten zu einer deutlichen Besserung ihrer Beschwerden.
(offen chirurgisch / laparoskopisch)
Um bei einer Harntransportstörung den Abfluss wiederherzustellen, werden die Harnleiter operativ freigelegt und nach intraperitoneal, d. h. in die Bauchhöhle, verlagert.
Bei dieser Therapieform werden die Nervenfasern, die die Blase und den Schließmuskel versorgen, elektrisch gereizt. Hierbei werden dünne Kabel an die Nerven im Bereich des Steißbeins implantiert. Durch die sich anschließende, nicht schmerzhafte elektrische Nervenstimulation kann auf die Blasenfunktion eingewirkt werden, so dass eine Normalisierung der zuvor fehlgesteuerten Blasenfunktion möglich ist. Vor einer dauerhaften Anwendung dieser Therapieform erfolgt zunächst eine Testphase über ca. 7 Tage ("PNE-Test") in der untersucht wird, ob der Patient für diese Therapieform in Frage kommt.
Bei erfolgreichem Test wird neben dauerhaften Elektroden ein sogenannter Neuromodulator ( auch „Blasenschrittmacher“ genannt) implantiert. Der Patient erhält anschließend eine Fernsteuerung, mit der die Stimulation ein- und ausgeschaltet bzw. die Stärke der Stimulation eingestellt werden kann. Über diese Fernsteuerung kann der Patient die Blasenentleerung gezielt auslösen bzw. unterdrücken.