Ein Schwerpunkt der Klinik für Urologie und Kinderurologie liegt in der operativen Behandlung von Krebserkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane. Nach einer ausführlichen Erläuterung möglicher Diagnose- und Therapiemöglichkeiten wird im gemeinsamen Gespräch über die jeweils individuell beste Behandlungsmethode entschieden.
Durchführung durch die Klinik für Radiologie
Die Computertomographie (CT) ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem anhand einer Vielzahl von Röntgenaufnahmen mit Hilfe eines Rechners aussagekräftige Schnittbilder erzeugt werden. Detallierte Informationen finden Sie auf der Webseite der Klinik für diagnostische Radiologie.
HistoScanningTM ist ein innovatives, hochmodernes Diagnoseverfahren, mit dem die Ärzte unserer Klinik tumorverdächtige Gewebeveränderungen frühzeitig sichtbar machen können. Bei positivem Befund ist es unser Anliegen, mit Ihnen gemeinsam die für Sie persönlich beste Behandlung zu planen.
Typischer HistoScanning-Befund mit zwei auffälligen Arealen im rechten und linken Lappen der Prostata. Gezeigt wird die Auswertung des linksseitigen Prostatakrebsareals im Längsschnitt (o. li.), im Querschnitt (o. re.), im Horizontalschnitt (u. li.) und dreidimensional, dargestellt durch die virtuelle Zusammenfügung aller Schnittbild-Sequenzen. Da dieser HistoScanning-Befund Lokalisation und Größenausdehnung ermöglichte, war er für die OP-Planung ausgesprochen hilfreich. Rechtsseitig erschien problemlos ein Nervenerhalt möglich, linksseitig im Bereich der Samenblasen war Vorsicht geboten. Der Patient konnte schließlich nur rechtsseitig nervenerhaltend operiert werden. Links war das Gefäßnervenbündel in der Histopathologie infiltriert, wie im HistoScanning dargestellt.
Über eine in den Enddarm eingeführte fingerdünne Sonde wird, ohne Schmerzen für den Patienten, ein dreidimensionales Ultraschallbild der Prostata erstellt.
Das Besondere an diesem Verfahren liegt in der anschließenden Auswertung der Bilddaten mit Hilfe modernster Computertechnik: Das HistoScanning-System markiert tumorverdächtige Areale farblich und macht somit Veränderungen im Prostatagewebe präzise und zuverlässig sichtbar.
Ihr Arzt kann dadurch direkt am Bildschirm "normales" von tumorverdächtigem Prostatagewebe unterscheiden.
Bild: Nichtinvasive Untersuchungstechnik, Bild: AMD
Die Untersuchung ist nicht invasiv (d. h. nicht gewebsverletzend) und für den Patienten schmerzfrei und schonend. Eine eventuell unnötige Prostatabiopsie (Gewebeentnahme) wird zunächst vermieden.
Vor allem ermöglicht HistoScanningTM eine bessere Diagnose als herkömmliche Methoden, denn der Arzt kann bereits ganz kleinflächige Gewebeveränderungen mit Hilfe des neuen Verfahrens erkennen und exakt lokalisieren. Die Studien von Braeckman et al. (BJU Int., 2008 und 2009) ergaben eine nahezu 100%ige Übereinstimmung der Ergebnisse von HistoScanningTM mit den Ergebnissen der anschließenden feingeweblichen Untersuchung des Prostatagewebes.
Weitere Informationen finden Sie in unserem aktuellen HistoScanningTM Flyer:
Die urologische Universitätsklinik in Kiel begann mit der Anschaffung des HistoScanning-Gerätes im Jahr 2010 eigene Untersuchungsreihen, um die Verlässlichkeit des Verfahrens zu überprüfen.
Inzwischen gibt es erste Ergebnisse:
Ein begründeter Verdacht für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms besteht, wenn einer oder mehrere der folgenden Faktoren vorliegen: Der PSA-Wert ist erhöht, der einfache transrektale Ultraschall (TRUS) ist auffällig, der Rektalbefund ist auffällig.
Bei Patienten mit in der Gewebeprobe nachgewiesenem Prostatakarzinom verglichen die Ärzte das histopathologische Ergebnis (= den Gewebeschnitt) mit den Ultraschallaufnahmen. Eine Übereinstimmung der Seitenlokalisation des Tumors beim Vergleich histologisches Präparat/Aufnahmen ergab sich im Falle des einfachen transrektalen Ultraschalls in 46% gegenüber 81% unter Verwendung des HistoScanning-Verfahrens (Schenk et al.)
Aufgrund der überzeugenden Ergebnisse hinsichtlich Tumordetektion und -lokalisation ist HistoScanningTM eine vielversprechende Diagnostikmethode. In den Leitlinien 2011 der Deutschen Gesellschaft für Urologie, die in Kürze erscheinen, wird es bereits als interessantes Verfahren erwähnt. Weitere Studien sind zu dem noch jungen Verfahren sind jedoch notwendig.
Histoscanning in der Diagnostik des Prostatakarzinoms. Eine anwenderbasierte klinische Übersicht von 17 Patienten mit stanzbioptisch gesichertem Prostatakarzinom. E. J. Schenk, C. Hamann, M. Hamann, C. M. Naumann, K.-P. Jünemann.
Hier erhalten Sie den Abstract der Studie als PDF-Download.
Durchführung durch die Klinik für Radiologie
Bei der Magnetresonanztomographie (MRT) handelt es sich um eine Untersuchungsmethode, die Schichtbilder des menschlichen Körpers erzeugt. Bei der Untersuchung werden starke Magnetfelder erzeugt, die zu einer Anregung bestimmter Atomkerne im Körper führen. Dadurch werden im Empfängerstromkreis elektrische Signale induziert, die in Bilder umgerechnet werden.
Im Gegensatz zu vielen anderen radiologischen Untersuchungsverfahren werden keine gesundheitsschädlichen ionisierenden Strahlen (z. B. Röntgenstrahlen) erzeugt. Folglich tritt für den Patienten keine Strahlenbelastung auf. Ein weiterer Vorteil des MRT liegt in der häufig besseren Darstellbarkeit vieler Organe sowie einer besseren Detailerkennbarkeit.
Durch die Gabe eines Kontrastmittels über die Vene kann die Bildgebung weiter verbessert werden. Vereinzelte allergische Reaktionen auf dieses Kontrastmittel treten wesentlich seltener auf als bei der Gabe jodhaltiger Kontrastmittel, wie sie beispielsweise bei der Computertomographie (CT) eingesetzt werden. Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion kann es durch die Kontrastmittelgabe als ebenfalls sehr seltene Nebenwirkung zu einer Bindegewebserkrankung, der nephrogenen systemischen Fibrose, kommen.
Bei Patienten, die Metalle oder Metallimplantate in sich tragen, muss vor der Untersuchung genau festgestellt werden, um was für ein Material es sich handelt, da Metalle Nebenwirkungen und Bildstörungen verursachen können. Patienten mit einem Herz- oder Blasenschrittmacher sowie Schwangere im ersten Trimenon (Woche 1-13) dürfen ebenfalls nicht mittels MRT untersucht werden.
Patienten, die unter Platzangst leiden, sollten dies mit ihrem behandelnden Arzt vorher besprechen. Das MRT-Gerät besteht meist aus einer länglichen, relativ engen Röhre, in der der Patient längere Zeit liegen muss. Dadurch kann es zum Auftreten von Enge-, Beklemmungs- und/oder Angstgefühlen kommen. Die Untersuchung dauert deutlich länger als eine Computertomographie. Außerdem treten durch die starken elektromagnetischen Kräfte laute Geräusche auf, die je nach Untersuchung variieren können.
Die Kosten für eine MRT-Untersuchung liegen deutlich über denen einer CT-Untersuchung. Die gesetzlichen Krankenkassen vergüten dieses Verfahren meist zu einem niedrigeren Satz. Spezielle Untersuchungsverfahren werden von den gesetzlichen Krankenversicherungen nur zum Teil oder gar nicht bezahlt.
Die Klinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel bietet seinen Patienten dieses Untersuchungsverfahren insbesondere bei speziellen Fragestellungen an. Im Rahmen der Tumornachsorge gilt bei den meisten Krebserkrankungen jedoch die Computertomographie als die Methode der Wahl.
Dank fortschrittlicher Kernspin-Technik (MRT) können heute bösartige Veränderungen in der Prostata mit wachsender Zuverlässigkeit dargestellt werden. Dies wird durch eine Kombination verschiedener („multiparametrischer“) MRT-Untersuchungssequenzen erreicht, die von erfahrenen Radiologen in spezialisierten Zentren angeboten werden. Anders als die herkömmliche Ultraschalluntersuchung, die allenfalls eine vage Unterscheidung von gutartigem und bösartigem Gewebe zulässt, ermöglicht die mpMRT eine sichere Vorhersage aggressiver Veränderungen in der Prostata. Dabei erfolgt die Einteilung der Auffälligkeiten anhand eines strukturierten Schemas, der PI-RADS Klassifikation. Sie ermöglicht auf einer Skala von 1 bis 5 für jeden auffälligen Befund das Ablesen der konkreten Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines relevanten Karzinoms.
Durchführung durch die Klinik für Nuklearmedizin
Mit Hilfe der farbkodierten Power-Doppler-Sonographie können stärker durchblutete, verdächtige Bereiche in der Prostata erkannt und Proben gezielt daraus entnommen werden.
Zusätzlich kann für die Sonographie ein Kontrastmittel verwendet werden, welches die Farbuntersuchung in ihrer Genauigkeit weiter steigert.
Transrektale Ultraschalluntersuchung (TRUS/TPS): Mit Hilfe der vom Enddarm aus geführten Ultraschalluntersuchung wird die Prostata auf Größe oder Auffälligkeiten untersucht.
Besteht aufgrund der zuvor genannten diagnostischen Befunde (PSA, Tastbefund oder TRUS) der begründete Verdacht auf ein Prostatakarzinom, so wird eine Stanzbiopsie, ggf. in Kurznarkose, vorgenommen.
Bei einer Stanzbiopsie werden aus verschiedenen Regionen der Prostata Gewebeproben entnommen und anschließend mikroskopisch auf bösartige Zellen hin untersucht (Histologie). Da für jede Stanze dokumentiert wird, aus welchem Teil der Prostata sie stammt, lässt sich der Krebs bereits recht genau lokalisieren.
Die urologische Universitätsklinik Kiel führt diese Untersuchung systematisch und gezielt sowie in transrektaler und perinealer Technik durch.
Detaillierte Informationen entnehmen Sie bitte unserem Flyer.
Das in Kiel ab 2013 eingesetzte da Vinci® Si-Chirurgiesystem gilt als die modernste Entwicklung auf dem Gebiet der minimal-invasiven Chirurgie. Es wird bei verschiedenen urologischen Erkrankungen wie Blasen- und Nierenkrebs eingesetzt, in erster Linie jedoch bei Prostatakrebs. Für Patienten entstehen bei der Behandlung keine zusätzlichen Kosten.
Bei der Operation mit dem da Vinci® Si sitzt der Chirurg an einer Steuerkonsole, etwas entfernt vom Operationstisch. Über zwei Bedienelemente für die Finger steuert er die Instrumente, welche sich an speziellen Roboterarmen befinden und zuvor über kleine Schnitte in den Körper eingebracht wurden.
Über ein dreidimensionales Videobild sieht der Arzt das Operationsgebiet 10-fach vergrößert. Zudem ermöglicht die Elektronik des da Vinci® Si-Systems eine individuelle Einstellung bei der Übersetzung der Handbewegungen des Operateurs. Die Bewegungen erfolgen dadurch völlig zitterfrei und außerordentlich präzise.
Bild 1 und 2: Chirurgische Konsole mit speziellen Griffen, die die Bewegung übertragen, darunter 3D HD Stereo Bildbetrachter: Die Optik des Systems bietet dem Chirurgen eine bemerkenswert klare, da dreidimensionale und mehrfach zu vergrößernde Sicht in den menschlichen Körper.
Bild 3: Chirurgische Konsole: Das computerunterstützte System verfeinert die Handbewegungen des Chirurgen, kleinste Bewegungen werden auf winzige Instrumente im Körper des Patienten übertragen.
Bild 4: Patientenwagen: An den durch den Chirurgen gesteuerten Roboterarmen befinden sich die mikrochirurgischen Instrumente, welche über kleinste Schnitte in den Körper des Patienten eingeführt werden
Bild 5: Operationsfeld mit über 540° drehbaren da Vinci Instrumenten.
Bild 6: Schematische Übersicht des OP-Ablaufs (auf Englisch) ©2012 Intuitive Surgical, Inc
Hier geht es zu den VIDEOS radikale Prostatektomie / da Vinci® Prostatektomie
Das Verfahren erfordert nur kleine Schnitte, d. h. es ist minimal-invasiv und damit schonend für den Patienten. Gleichzeitig bleiben aber durch die moderne Technologie die Fingerfertigkeit, die Präzision und die instinktiven Bewegungen offener chirurgischer Eingriffe erhalten. Das da Vinci® Si-Chirurgiesystem stellt somit eine Weiterentwicklung der laparoskopischen Entfernung der Prostata (Bauchspiegelung) dar.
Die vollständige Entfernung der Prostata – Radikale Prostatektomie – gilt nach wie vor als Goldstandard einer erfolgreichen Behandlung des Prostatakarzinoms. Abhängig von Krebsstadium, Alter und Lebenserwartung des Patienten wird die Entfernung der Prostata nach Möglichkeit im „nervschonenden“ Verfahren durchgeführt, d. h., dass die der Prostata anliegenden Nervenbündel einseitig oder beidseitig erhalten bleiben.
Der Vorteil dieser OP-Methode liegt in einer deutlichen Senkung des postoperativen Impotenzrisikos und auch des Inkontinenzrisikos (2%-6% in Kiel). Es ist allerdings zu beachten, dass die vollständige Entfernung des Karzinoms immer das höherstehende Ziel ist. Die endgültige Entscheidung darüber, ob die Gefäßnervenbündel erhalten bleiben können, kann daher erst im Verlauf der Operation gefällt werden.
Dazu werden die Schnittränder der entfernten Prostata noch während des Eingriffs in einem sogenannten Schnellschnittverfahren im histologischen Labor des Pathologischen Instituts der Universitätsklinik untersucht. Im Falle eines Tumorbefalls eines oder beider Gefäßnervenbündel wird jeweils das befallene Nervenbündel entfernt.
Die radikale Prostatektomie mit oder ohne Nervschonung wird in unserer Klinik häufig durchgeführt und gehört somit zu den Standardeingriffen.
Lymphknoten fungieren als Filterstationen des menschlichen Körpers zum Schutz vor Infektionen (Lymphknotenschwellung nach Insektenstich etc.) oder eben Krebszellen. Finden sich Karzinomzellen in den organbezogenen Lymphknoten, so ist dies gleichbedeutend mit einem nicht mehr organbegrenzten Wachstum des bösartigen Tumors (N+).
Im Falle der Prostata bedeutet das, dass trotz Entfernung der Prostata oder deren Bestrahlung Krebszellen in den organbezogenen Lymphknoten verbleiben, die sich weiter vermehren und in das Knochenskelettsystem abgeschwemmt werden können (Knochenmetastasen).
Üblicherweise werden im Rahmen der Radikalentfernung der Prostata einige Lymphknoten mit entfernt (Staging Lymphadenektomie). Aktuelle Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass insbesondere bei fortgeschrittenen Tumoren die ausgedehnte Lymphknotenentfernung (mehr als 20 Lymphknoten) einen deutlichen Überlebensvorteil mit sich bringt.
Bei Auswertungen aus der urologischen Universitätsklinik Kiel wurden Lymphknotenmetastasen in anatomischen Regionen im Becken gefunden, die von der klassischen Staging Lymphadenektomie nicht mit abgedeckt werden (siehe Abb.). Basierend auf den aktuellen Literaturdaten und den eigenen Ergebnissen wird in Kiel seit dem Jahr 2004 die Becken-Lymphadenektomie erweitert durchgeführt.
Abb.: „Ausgedehnte Lymphadenektomie“: Kieler Schema und Ergebnisse der ausgedehnten Lymphknotenchirurgie beim Prostatakarzinom. Grünes Areal = Region, die üblicherweise operiert wird. Andere Farben zeigen den Kieler Ausdehnungsgrad der OP an. Prozentangaben der in den zugeordneten Regionen gefundenen Lymphknotenmetastasen.
Entgegen dem gehäuften Vorkommen von Lymphknotenmetastasen beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom finden sich beim sogenannten Niedrigrisikotumor (PSA ≤ 10, Gleason Score ≤ 6, cT2a) nur in weniger als 10% Lymphknotenmetastasen. Aus diesem Grund kann bei Patienten mit einem Niedrigrisikokrebs auf die ausgedehnte Lymphadenektomie verzichtet und an derer statt die hochsensitive Sentinel-Lymphadenektomie durchgeführt werden (Schildwächter-Lymphadenektomie).
Hierbei wird am Vortage des Eingriffes unter transrektaler Ultraschallkontrolle eine Nadel in die Prostata eingestochen, über die radioaktiv markiertes Technetium in den rechten und linken Prostatalappen eingespritzt wird, das sich dann in die Schildwächter-Lymphknoten verteilt. Im Anschluss wird ein Beckenszintigramm angefertigt, das die Lymphknotenstationen zeigt, die sich als erste Abflussstationen aus der individuellen Prostata darstellen und die mittels einer Gammasonde im Rahmen der radikalen Prostatektomie mit entfernt werden (siehe Abb.).
Durch dieses Vorgehen wird auf die herkömmliche Lymphadenektomie verzichtet, ohne dass ein größeres Risiko für das Übersehen einer Lymphknotenmetastasierung eingegangen wird.
Abb.: Sentinel_Lymphadenektomie, Beschreibung:
Darstellung Sentinel-Lymphadenektomie mittels SPECT-CT beim Prostatakarzinom. Das in die Prostata eingebrachte Technecium flutet in die ersten Lymphknotenstationen ab (Schildwächterlymphknoten) und lässt sich durch moderne Bildgebung wie dargestellt bzw. mittels Gammasonden-Detektion intraoperativ auffinden. So können gezielt die ersten Lymphknotenstationen lokalisiert und aufgesucht werden (grüne Pfeile).
in Kooperation mit der Klinik für Strahlentherapie
Ileum-/Colon-Conduit, Neoblase, Mainz-Pouch I + II, Ureterokutaneostomie
Das da Vinci Operationssystem ist eine Weiterentwicklung der klassischen Laparoskopie, auch Schlüssellochchirurgie genannt. Die roboterassistierte da Vinci-Chirurgie bietet gegenüber der klassischen Laparoskopie und mehr noch der offenen Chirurgie ganz neue Möglichkeiten (hochauflösendes 3-D-Bild, mehrfache Vergrößerung, 540° Bewegungsfreiheit der Instrumente).
Bei der da Vinci Si-Operation, beispielweise einer roboterassistierten organerhaltenden Nierentumorexzision, wird der Patient wie üblich seitlich gelagert und sein Bauchraum über eine Art Sicherheitsnadel (Veres-Nadel) mit CO2-Gas aufgefüllt, um ausreichend Arbeits- und Bewegungsraum im Körper zu erreichen. Danach folgt – ohne größeren Schnitt – die Anlage von vier dünnen Kanülen in den Bauchraum. Die Roboterarme werden an die Kanülen angeschlossen und die 3-D-Videokamera sowie drei verschiedene Instrumente eingebracht.
Der Chirurg sitzt an einer Konsole, etwas entfernt vom Patienten, und steuert von dort aus die Bewegung der Instrumente über die Roboterarme millimetergenau im Körper. Dabei werden kleinste Fingerbewegungen des Operateurs übertragen und gleichzeitig ein mögliches Zittern der Finger ausgeglichen (vgl. Bild 1 und 2).
Der Operateur sieht das Operationsgebiet über das hochauflösende 3-D-Videobild, legt mit Hilfe der speziellen Instrumente Niere und Nierengefäße frei und lokalisiert den Tumor. Danach erfolgt die genaue Darstellung des Tumors mittels Fluoreszenz-Technik (s. u.). Der Chirurg klemmt, so überhaupt erforderlich, die Nierengefäße nur kurz vorübergehend ab und schneidet den Tumor aus der restlichen gesunden Niere heraus (Resektion).
Schließlich erfolgt die Blutstillung der entstandenen Wundfläche, die Wunde wird mit einem besonderen selbsthaltenden Faden geschlossen und danach die Nierengefäße wieder freigegeben.
Speziell für die Nierenchirurgie wurde mit der neusten Generation des da Vinci-Systems die Fluoreszenz- Bildgebung entwickelt, welche die Unterscheidung von krankem und gesundem Gewebe ermöglicht. Dabei spritzt der Anästhesist dem Patienten während der Operation auf Anordnung des Chirurgen intravenös ein fluoreszierendes Mittel, welches unter einem speziellen Filter leuchtet und dadurch die Gefäßversorgung, auch des Tumors, sichtbar macht (vgl. Bild 3: normales weißes Licht und Bild 4: fluoreszierende Bildgebung zur besseren Darstellung der Gefäße; ©2013 Intuitive Surgical, Inc.).
In Kombination mit dem intraoperativen Ultraschall des Tumors bietet dies optimale Voraussetzungen, um nur den Tumor zu entfernen und den gesunden Teil der Niere unverletzt zu belassen.
Ein noch deutlicherer Vorteil der roboterassistierten Nierenchirurgie liegt darin, dass die Nierengefäße nur sehr kurz oder überhaupt nicht abgeklemmt werden müssen (im Durchschnitt unter 15 Minuten), um den Tumor aus der Niere herauszuschneiden.
(offen chirurgisch/laparoskopisch)
(offen chirurgisch/laparoskopisch)
(offen chirurgisch/laparoskopisch)