Die Andrologie befasst sich mit den Fortpflanzungsfunktionen des Mannes. Der aus dem Griechischen stammende Begriff kann mit „Männerheilkunde“ übersetzt werden und ist somit die männliche Entsprechung der Gynäkologie. In der Klinik werden u. a. Störungen der Zeugungsfähigkeit (Infertilität) oder der Erektionsfähigkeit (erektile Dysfunktion) behandelt und Fragen der männlichen Verhütung besprochen.
Auszeichnung als Exzellenzzentrum
Die Behandlung von Erektionsstörungen ist einer der Schwerpunkte der Klinik, schon seit den 80-er Jahren werden hier Männer mit Erektionsschwäche urologisch behandelt. Aufgrund ihrer Expertise wurde daher die Klinik im Jahr 2012 als „Center of Excellence“ für penile Implantate ausgezeichnet.
„Stolperfalle“ Gespräch: der Arztbesuch
Das Gespräch mit dem Arzt ist immer der erste Schritt zur Bekämpfung körperlicher und psychischer Probleme. Doch gerade bei Erektionsproblemen berichten viele Männer, dass es ihnen unangenehm ist, dieses sensible Thema dem Arzt gegenüber anzusprechen. Oberarzt Dr. Osmonov hat den Arzt-Patientenkontakt genau analysiert und legt besonders großen Wert auf die umfangreiche Aufklärung seiner Patienten.
Behandlung bei Erektionsstörungen
Mechanischen Erektionshilfen (Vakuumpumpe)
n der Gruppe der mechanischen Erektionshilfen ist die Vakuumpumpe die am häufigsten eingesetzte. Bis zur Einführung der oralen Therapeutika war sie auch die am wenigsten invasive Behandlungsmethode.
Erstmalig wurde die Vakuumerektionshilfe bereits 1917 patentiert, der breite klinische Einsatz kam jedoch erst in den 80er Jahren zum Durchbruch.
Durch das in einem über den Penis gestülpten Zylinder mittels einer Pumpe erzeugte Vakuum wird ein vermehrter Bluteinstrom in die Schwellkörper erreicht, der den Penis steif werden lässt. Bei Erreichen einer ausreichend harten Erektion verhindert ein an der Penisbasis angelegter gummierter Ring den Blutabfluss aus den Schwellkörpern nach Entfernung des Vakuumzylinders.
Eine durch die Vakuumpumpe erreichte Erektion sollte nicht länger als 30 Minuten aufrecht erhalten werden, um Druckschäden am Penis zu vermeiden.
Medikamentöse Therapie
Der Wirkmechanismus der PDE-5-Hemmer, ausgeschrieben: Phosphodiesterase-Hemmer, beruht auf der gezielten Hemmung des im Penis vermehrt vorkommenden Enzyms Phosphodiesterase Nr. 5, welches den Erektionsmechanismus unterdrückt. Unter Anwendung von PDE 5-Hemmern kommt es zu einer Entspannung der Schwellkörpermuskulatur und zu einem verstärkten Bluteinstrom in den Penis.
Die Einführung des ersten PDE-5-Hemmers Sildenafil, besser unter dem Marktnamen Viagra® (Pfizer Inc., New York) bekannt, im Jahre 1998 revolutionierte die Behandlung der Erektionsstörung und führte sie aus dem gesellschaftlichen Tabu heraus.
Zur medikamentösen Behandlung der Erektionsstörung stehen mittlerweile drei potente Wirksubstanzen aus der Klasse der PDE-5-Hemmer bezüglich zur Verfügung, die sich bezüglich Wirkdauer, Wirkeintritt, Nebenwirkungen, Erfolgsraten und Kontraindikationen unterscheiden. Im einzelnen sind dies: Sildenafil (Viagra®), Tadalafil (Cialis®) und Vardenafil (Levitra®).
Ob und welches Medikament jeweils in Frage kommt, muss durch den behandelnden Arzt entschieden werden.
Penisimplantate
Vor allem für Männer, die andere Behandlungen erfolglos ausprobiert haben, bieten Penisimplantate eine wirkungsvolle chirurgische Alternative. Penisimplantate wurden in den frühen 70er Jahren entwickelt und kontinuierlich verbessert. Ihr Vorteil ist eine nahezu natürliche Erektion, und die Spontaneität bleibt erhalten.
Die Operation kann in Rückenmarksnarkose durchgeführt werden und dauert in der Regel nicht länger als eine Stunde, die Behandlungskosten werden von den Krankenkassen übernommen. Entscheidet sich ein Paar bewusst für diese Behandlung, können Zufriedenheitsraten von bis zu 98 % erreicht werden (Abb. 1).
Abb. 2: Schematische Abbildung der Erektion mittels Penisimplantat
© Coloplast
Abb. 3: Ein Penisimplantat besteht aus zwei Zylindern, einer Pumpe mit Ventil und einem Reservoir (von links nach rechts).
© Coloplast
Wie kommt es zu einer Erektion?
Bei der natürlichen Erektion füllen sich die Schwellkörper, d. h. die Gefäße des Penis, mit Blut. Gleichzeitig werden die blutabführenden Venen zusammengedrückt, was den Abfluss des Blutes verhindert. Durch die erhöhte Blutmenge in den Gefäßen wird der Penis steif.
Mit einem Penisimplantat wird dieser Mechanismus imitiert. In beiden Schwellkörpern sind hydraulische, d. h. auffüllbare Pumpenzylinder eingesetzt. Durch das Einströmen der Flüssigkeit aus dem Reservoir in diese Zylinder tritt der Penis in Erektion (Abb. 2).
Wie funktioniert ein Penisimplantat?
Ein Penisimplantat besteht aus zwei Zylindern, einer Pumpe mit Ventil und einem Reservoir. Diese Komponenten sind mit Silikonschläuchen verbunden und mit steriler Kochsalzlösung befüllt (Abb. 3).
Eine Erektion wird von Hand ausgelöst durch die Betätigung der Pumpe im Hodensack. Dabei wird die Pumpe einige Male fest gedrückt, so dass Flüssigkeit in die Zylinder strömt. Die Erektion kann beliebig lange aufrechterhalten werden (Abb. 4). Nach dem Geschlechtsverkehr drückt man einmal zum Entleeren auf beide Seiten des Ablassventils. Die Flüssigkeit kann jetzt in das Reservoir zurückfließen, und der Penis erschlafft wieder (Abb. 5).
Vorteile des Penisimplantats
Bietet eine dauerhafte Langzeitlösung für Patienten mit Erektionsstörungen
Ermöglicht eine Erektion jederzeit, wenn Sie es wünschen
Ermöglicht größere Spontaneität
Hilft Ihnen, eine Erektion zu halten, solange Sie möchten
Macht kostspielige Pillen oder Injektionen überflüssig
Fühlt sich für Sie und Ihre Partnerin natürlich an
Beeinträchtigt nicht die Ejakulation oder den Orgasmus
Risiken des Penisimplantats
In seltenen Fällen können mechanische Fehler auftreten.
Wenn eine Infektion auftritt, kann es nötig sein, dass das Implantat entfernt wird.
Das Infektionsrisiko bei einem modernem Penisimplantat liegt unter 0,5 %.
Weitere Informationen zum Thema Erektionsstörungen finden Sie in unserem Patientenratgeber (PDF) sowie im Bereich Patienten/Krankheiten und Therapien.
Spritzenbehandlung (SKIT/SKAT)
Bei der Schwellkörper-Injektionstherapie (SKIT, durch den Arzt vorgenommen) oder der Schwellkörper-Auto-Injektionstherapie (SKAT, durch den Patienten selbst) wird ein Medikament in den Penis eingespritzt, welches mit unmittelbarer Wirkung gefäßerweiternd und muskelentspannend wirkt.
Die ersten Berichte zu dieser Methode stammen aus dem Jahr 1982. Es handelt sich hierbei um eine wenig invasive, jedoch sehr wirkungsvolle Therapie mit hohen Zufriedenheitsraten der Patienten und ihrer Partnerinnen.
Als mögliche Nebenwirkungen dieser Behandlungsform können allerdings Vernarbungen in der Penismuskulatur oder eine verlängerte Dauererektion (Priapismus) auftreten. Tritt der letztere Fall eine, ist eine sofortige Vorstellung in einer urologischen Klinik oder Praxis notwendig, da dieser Zustand unbehandelt nach etwa sechs Stunden zu irreparablen Schäden an der Schwellkörpermukulatur führen kann. Um dies zu vermeiden, muss das angestaute Blut aus den Schwellkörpern des Penis abgelassen bzw. die Erektion medikamentös unterbrochen werden.
Entscheidend für eine erfolgreiche und dauerhafte Anwendung der SKAT-Therapie ist eine gründliche Anleitung und Schulung des Patienten in der Handhabung des Medikaments. In der Regel wird die Minimaldosierung zum Erreichen einer Erektion in der Sprechstunde ausgetestet.
Weitere andrologische Therapiemöglichkeiten
Behandlung der vorzeitigen Ejakulation (Ejaculatio praecox)
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Epididymo-Vasostomie
Die Epididymo-Vasostomie wird als Refertilisierungseingriff nach Sterilisation eingesetzt oder bei Verdacht auf eine Verschlussazoospermie. Dabei handelt es sich um ein Bypass-Verfahren, bei dem die inneren und äußeren Schichten des Samenleiters auf den Nebenhoden aufgenäht werden.
Hodenimplantate
Hodenimplantate gehören zu einem der ersten Implantate in der Urologie. Die Operationstechnik ist einfach und komplikationsarm.
Aus Sicht unserer Ärzte ist die Implantation einer Hodenprothese nicht nur ein kosmetischer Vorgang, sondern eine wichtige Möglichkeit für die Betroffenen, sich wieder " normal" zu fühlen. Bei einem Hodenverlust aus traumatischen Gründen, aufgrund einer chirurgischen Entfernung bei einem Hodentumor oder einer stattgefundenen Hodentorsion, kommt es bei einem Teil der Patienten zu psychosomatischen Problemen.
Diese äußern sich durch ein Schamgefühl, das Gefühl "nicht komplett" zu sein, und führen im schlimmsten Fall zu Minderwertigkeitskomplexen, die langfristig das Leben der Betroffenen negativ beeinflussen. Durch diese negativen Auswirkungen kann es im weiteren Verlauf zu verschiedenen somatischen Störungen wie Depressionen, Anorgasmen und erektiler Dysfunktion kommen.
Falls Sie eine Information über Hodenprothesen wünschen, zögern Sie nicht, mit Ihrem Urologen darüber zu sprechen. Selbstverständlich können Sie auch in die andrologische Sprechstunde an der Klinik für Urologie und Kinderurologie kommen.
Hodensuche (laparoskopisch)
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Hormontherapie
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MESA und TESE
Ist eine Rekonstruktion der Samenwege (Epididymo-Vasostomie / Vaso-Vasostomie) nicht möglich, bietet die MESA – Mikrochirurgische Epididymale Spermien Aspiration – eine Alternative. Hier können die feinen Samengänge des Nebenhodens unter dem Operationsmikroskop geöffnet und Samenflüssigkeit gewonnen werden.
Bei der TESE – Testikuläre Spermien Extraktion – werden Spermien aus dem Hodengewebe entnommen. Dieses Verfahren wird angewendet, wenn Menge oder Qualität der befruchtungsfähigen Spermien im Ejakulat nicht ausreichen bzw. sich gar keine Spermien im Ejakulat befinden (Azoospermie).
Heutzutage können auch Männer mit einer Produktionsstörung im Hoden behandelt werden, in etwa 50% der Fälle kann man Spermien zwischen den Zellen der Hoden mittels mikroskopisch gestützter Operationstechnik gewinnen.
Operative Behandlung bei Induratio Penis plastica
(IPP, auch Peyronie-Krankheit)
Penisbegradigung
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Spermakonservierung (Kryo)
Die Kryokonservierung (Kryo = gr. für Frost, Eis) ist eine Methode zur haltbaren Aufbewahrung von Zellen bzw. Organen (z. B. auch zur Organspende) bei ca. –200°C in flüssigem Stickstoff.
Auf diese Weise können auch Spermien oder Hodengewebe über einen längeren Zeitraum konserviert werden.
Vor jeder Spermienkonservierung wird ein Spermiogramm durchgeführt, das Aufschluss über die Zeugungsfähigkeit des Mannes gibt.
Die Methode wird am häufigsten bei Tumorpatienten verwendet, die sich einer Strahlen- oder Chemotherapie unterziehen und daher damit rechnen müssen, zumindest vorübergehend unfruchtbar zu werden.
Die Kryokonservierung ist gebührenpflichtig und wird in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen.
Nähere Auskünfte sowie Termine für Spermiogramme oder zur Spermienkonservierung erhalten Sie direkt in unserem Labor.
Spermiogramm
Ein Spermiogramm ist das Ergebnis einer Ejakulatanalyse und dient der Beurteilung der Zeugungsfähigkeit des Mannes. Es wird erstellt, wenn Verdacht auf Unfruchtbarkeit besteht (unerfüllter Kinderwunsch) oder nach einer Wunsch-Vasektomie (Durchtrennung der Samenleiter) die Sterilität sichergestellt werden muss.
Um eine ausreichende Aussagekraft zu gewährleisten, wird das Sperma nach fünftägiger Enthaltsamkeit mittels Masturbation gewonnen - eine Verlängerung dieses Zeitraums verbessert das Resultat nur unwesentlich.
Die laboranalytische Untersuchung beginnt nach Verflüssigung des Spermas, die in der Regel nach circa 15 - 30 Minuten einsetzt. Im Mittelpunkt steht die mikroskopische Beurteilung der Samenzellen mit Hinblick auf ihre Beweglichkeit, Formgebung und Konzentration (unter 10 Mio./ml = zu geringe Spermiendichte).
Das Spermiogramm kann derzeit noch nicht durch einen Schnelltest (Spermientest) ersetzt werden, da die bislang entwickelten Testverfahren nur Teilbereiche der Ergebnisse eines Spermiogramms wiedergeben können.
Für Spermiogramme oder Spermienkonservierungen wird eine Überweisung des Hausarztes benötigt. Nähere Auskünfte sowie Termine für Spermiogramme oder zur Spermienkonservierung erhalten Sie direkt über unser Labor.
Sterilisation
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Varikozelektomie (laparoskopisch und Varicocelensklerosierung)
Eine Varikozele ist eine vergrößerte Vene (Krampfader) im Bereich des Hodens/Scrotums, mögliche Folge dieser gutartigen Hodenerkrankung ist eine unerwünschte Kinderlosigkeit. Eine operative Therapieform ist die laparoskopische Varikozelektomie. Bei diesem Verfahren wird unter Vollnarkose die Hodenvene mittels Bauchspiegelung aufgesucht, geklippt und durchtrennt.
Vaso-Vasostomie
Nach einer Sterilisation kommt es durch Veränderung der Lebensumstände bei etwa 5% der vasektomierten Männer zum erneuten Kinderwunsch. In der heutigen Zeit ist die mikrochirurgische Revision der Sterilisation, mit dem Fachbegriff als Vaso-Vasostomie bezeichnet, die Methode der Wahl. Hierbei werden die losen Enden der Samenleiter wieder aneinander genäht.
Mit einer mikrochirurgisch korrekt durchgeführten Operation werden Durchgängigkeitsraten der Samenleiter in bis zu 99% und Schwangerschaftsraten in 43-76% der Fälle erreicht. Ist bereits eine Vaso-Vasostomie erfolglos geblieben, erreichen Zweiteingriffe ähnliche Erfolgszahlen.
Auch wenn die Vaso-Vasostomie auf natürlichem Wege nicht zum gewünschten Kind führt, können die nun im Ejakulat vorhandenen Spermien für eine künstliche Befruchtung genutzt werden.
Eine erfolgreiche operative Vaso-Vasostomie bietet den Vorteil einer natürlichen Konzeption und erspart der Partnerin eine hormonelle Behandlung im Rahmen der künstlichen Befruchtung, für welche Hodengewebe operativ entnommen und kryokonserviert werden muss. Werden die Kosten einer Vaso-Vasostomie mit denen der künstlichen Befruchtung verglichen, so schneidet die Vaso-Vasostomie bezüglich der Kosten-Nutzen-Analyse im Allgemeinen günstiger ab, insbesondere dann, wenn mehrere Kinder gewollt sind.
Eine Rekonstruktion der Samenwege ist auch indiziert, wenn der Verdacht auf eine Verschlussazoospermie vorliegt und eine operative Begutachtung des Hodens und Nebenhodens erfolgen sollte. Diese wird üblicherweise in mikrochirurgischer Bereitschaft durchgeführt, um bei Vorliegen einer Blockade diese operativ zu beseitigen bzw. entsprechende Umgehungen zu konstruieren. Vor diesen Maßnahmen wird in unserer Klinik grundsätzlich die vorherige Entnahme einer Gewebsprobe aus den Hoden empfohlen, um eine Produktionsstörung sicher auszuschließen, die in etwa 30% der Verschlussazoospermien vorkommt.
Wie läuft ein Beratungstermin zur Vaso-Vasostomie ab?
In einem Vorgespräch informiert sich der Arzt über den allgemeinen Gesundheitszustand sowie darüber, ob es vor der Sterilisation Hinweise auf die Zeugungsfähigkeit gab (Kinder bzw. Schwangerschaftsabbrüche etc.). Weiter wird erfragt, in welchem Jahr die Sterilisation durchgeführt wurde.
Bitte bringen Sie zu diesem Gesprächstermin, soweit vorhanden, eine aktuelle Medikamentenliste sowie eine Auflistung eventueller chronischer Krankheiten und Voroperationen mit. An das Gespräch schließt sich eine körperliche Untersuchung der Genitalregion inklusive Ultraschalluntersuchung an. Die operativen Möglichkeiten und Erfolgsaussichten des Eingriffs werden abschließend ausführlich mit Ihnen besprochen.