Etwa 30% aller Fehlbildungen des Menschen betreffen das harnableitende System. Einzelne solcher Fehlbildungen können schwere Folgeschäden bedingen, einige sind sogar nicht mit dem Leben vereinbar (z. B. das Fehlen beider Nieren, sog. Nierenagenesie).
Häufige urologische Krankheitsbilder sind Erkrankungen oder Fehlbildungen von Hoden oder Nieren sowie Blasenentleerungsstörungen verschiedener Art. Die Diagnostik legt hier besonderen Wert auf nicht-invasive Methoden (z. B. Sonographie, Urographie), und soweit wie möglich stehen nicht-operative (konservative) Behandlungsansätze im Vordergrund.
Die folgenden Beispiele stellen nur einen Teilbereich der Kinderurologie dar und sollen einen Eindruck von unserer Arbeit vermitteln. Selbstverständlich sind wir auch für alle anderen urologischen und kinderurologischen Fragestellungen gerne Ihr Ansprechpartner.
Fehlbildungen der Niere
An der Niere sind angeborene Fehlbildungen häufiger als an jedem anderen Organ (3-4% der Neugeborenen). Nierenfehlbildungen haben nicht immer einen Krankheitswert, können aber zu Komplikationen führen.
Beispiel Doppelniere
Es handelt sich hierbei um Nieren mit getrennten Nierenbecken und Harnleiterabgängen. Sie entstehen in der Embryonalphase durch zu frühe Aufzweigung der Harnleiterknospen oder durch Aussprossung von zwei Harnleiterknospen. Komplikationen ergeben sich durch eine resultierende Fehlmündung der Harnleiter (=Ureter) in die Harnblase. Die dadurch entstehende Symptomatik kann obstruktiv (= den Abfluss behindernd; z. B. Ureterozele) bzw. auch refluxiv (Rückfluss entgegen der normalen Flussrichtung des Urins) sein oder mit Gewebefehlbildungen einhergehen. Ziel der Therapie ist es, soviel funktionstüchtiges Nierengewebe wie möglich auf Dauer zu erhalten.
Harnwegsanomalien
Harnleiterfehlbildungen sind häufig asymptomatisch. Komplikationen können durch Behinderung des normalen Harnabflusses (Obstruktion) oder das Zurückfließen des Urins in Richtung Niere (Reflux) entstehen. Symptome können z. B. immer wieder auftretende Harnwegsinfekte sein.
Beispiel Ureter fissus
Der Begriff bezeichnet eine Doppelanlage des Harnleiters, aus der Niere entspringen zwei Harnleiter. Da sie sich vor der Harnblase vereinigen, gibt es nur eine Mündungsstelle in die Harnblase. Selten kommt es hierbei zum ureterourethralen Reflux (Urin fließt von einem in den anderen Harnleiter, anstatt in die Blase abzulaufen) mit Harnabflussstörung, Nierenstau und Infekten.
Beispiel Ureterabgangsstenose
Hierbei handelt es sich um eine Enge im Bereich des Überganges vom Nierenbecken zum Harnleiter. Diese bewirkt eine Harnabflussstörung, durch den Harnaufstau kann sich das Nierenbecken weiten und die Nierenfunktion eingeschränkt werden. Das therapeutische Vorgehen wird bestimmt durch die Restfunktion der betroffenen Niere und reicht von regelmäßigen Kontrolluntersuchungen über Entlastung des Nierengewebes durch „künstliche“ Harnableitung (Nephrostomie) bis hin zu Nierenbeckenplastik oder Entfernung einer funktionslosen Niere.