Wie häufig treten Harnsteine auf?
In Deutschland erkranken ca. 4% der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens einmalig oder mehrfach an Harnsteinen. Pro Jahr erkranken 0,5% der Bevölkerung akut an Harnsteinen, das sind ca. 400.000 Behandlungsfälle. Männer erkranken doppelt so oft wie Frauen.
Welche Steinarten gibt es?
70% Calciumoxalate
10% Harnsäure
10% Calciumphosphate
7% Magnesium-Ammonium-Phosphat (Infektsteine)
1% Cystin (angeborene Stoffwechselstörung)
2% andere
Wo bilden sich Harnsteine?
Meist bilden sich Harnsteine in den Nieren. Beim Abgang der Steine über den Harnleiter in die Blase bleiben kleine Steine häufig in den Harnleitern stecken oder sie wandern in die Harnblase. Dort können die Steine weiter wachsen, mitunter entstehen sie aber auch direkt in der Blase.
Warum bilden sich Harnsteine?
Die Ursachen der Harnsteinbildung sind sehr vielfältig, z. B.:
angeborene Stoffwechselstörungen
angeborene oder erworbene Abflussbehinderungen im harnableitenden System
Entzündungen in den Harnwegen
zu geringe Trinkmengen, heißes Klima
Bewegungsmangel
Häufig sind mehrere Ursachen an der Entstehung von Harnsteinen beteiligt.
Welche Beschwerden sind für Harnsteine typisch?
Harnsteine können unterschiedliche Beschwerden hervorrufen, die von kaum bemerkbaren Bauch- oder Rückenschmerzen bis zu stärksten, wellenförmigen Schmerzen (den sog. Koliken) reichen.
Kleine Steine in der Niere rufen Koliken im Bereich der Flanke hervor. Treten die Steine in den Harnleiter ein, kommt es zur Ausstrahlung der Schmerzen in den Unterbauch bis in die Genitalien.
Große Steine in der Niere verursachen dagegen meist nur geringe, unklare Rückenschmerzen. Sie können trotzdem das Nierengewebe schädigen und zu lebensgefährlichen Entzündungen führen.
Blasensteine verursachen Schmerzen beim Gehen, führen häufig zu Blutbeimengungen beim Wasserlassen oder unterbrechen den Harnstrahl.
Diagnostik
Bei charakteristischen Beschwerden wird stets eine Harnuntersuchung vorgenommen. Dabei wird der Harn auf Kristalle und rote Blutkörperchen untersucht. Durch eine Ultraschalluntersuchung kann die Lage des Steins in der Niere sehr gut bestimmt werden. Ein Urinaufstau kann ein indirektes Anzeichen für einen Harnleiterstein sein, der ein Abflusshindernis bildet.
Bei unklarem sonographischen Befund ist eine zusätzliche Röntgen- oder computertomographische Untersuchung (Ausscheidungsurogramm oder CT) erforderlich.
Therapie
80% der Steine gehen spontan ab. Durch krampf- und schmerzlösende Mittel wird die Austreibung beschleunigt.
Nieren- und Harnleitersteine können durch Stoßwellen (ESWL) von außen oder über eine Harnleiterspiegelung (URS) vor Ort zertrümmert werden. Die Steine gehen danach als kleine Partikel ab oder werden instrumentell entfernt.
Große Nierensteine müssen operativ durch Punktion des Nierenbeckens von außen durch die Haut (PCNL) entfernt werden.
Wie kann man das (Wieder-)Erkrankungsrisiko verringern?
Die genaue Harnsteinanalyse ist ebenso wichtig, wie die konsequente Verdünnung des Harns (viel trinken!). Sie sollten täglich 2-3 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Viele Ursachen für die Bildung der einzelnen Steinarten sind sehr gut erforscht und können durch Blut- und Harnuntersuchungen bei jedem Patienten individuell bestimmt werden. Die Abklärung der Ursachen kann meist ambulant durchgeführt werden. Bei sehr häufiger Steinbildung ist eine stationäre Stoffwechseluntersuchung erforderlich. Für jede Steinart gibt es sehr spezifische Nachsorgemöglichkeiten durch Ernährungsumstellung und medikamentöse Langzeittherapie.