Uroonkologisches Zentrum
Die Uroonkologie am UKSH Kiel zählt zu den führenden Zentren Norddeutschlands. Patientinnen und Patienten profitieren hier von modernster Diagnostik und innovativen Therapieverfahren sowie einem erfahrenen Team sowohl in der operativen als auch systemtherapeutischen Therapie.
Unsere Expertise ist in spezialisierten Organzentren gebündelt, sodass im Prostata-, Nieren-, Blasen-, Hoden- und Penistumorzentrum alle diagnostischen und therapeutischen Schritte optimal koordiniert erfolgen. Jährlich werden so über 1.500 Fälle im interdisziplinären Tumorboard besprochen und individuelle Therapieempfehlungen ausgesprochen. Unsere Zentren führen mehr als 600 uroonkologische Operationen durch und verabreichen über 1.200 Immun-, Chemo- und zielgerichtete Antikörpertherapien.
Von der Diagnose bis zur Nachsorge begleiten wir Sie umfassend. Dank unserer engen Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus Strahlentherapie, Radiologie, Nuklearmedizin, Onkologie und Innerer Medizin können wir bei Bedarf weitere Spezialdisziplinen in Ihre Behandlung einbeziehen. In speziellen Situation haben Sie über uns auch Zugang zu klinischen Studien, in denen neue Therapieverfahren getestet werden.
Ansprechpartner
Prostatakarzinom
Prostatakrebs
Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. In Deutschland wird es jährlich bei über 65.000 Männern diagnostiziert. Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter deutlich an – der Häufigkeitsgipfel liegt um das 70. Lebensjahr. Neben dem Alter gelten genetische Faktoren und das männliche Geschlechtshormon Testosteron als bedeutende Einflussgrößen. Männer mit einer familiären Vorbelastung sind bis zu dreimal häufiger betroffen. Auch Lebensstilfaktoren wie Ernährung und Vitamin-D-Mangel und alltägliche Noxen wie Rauchen könnten eine Rolle spielen.
Früherkennung
Eine frühzeitige Erkennung ist entscheidend, da der Tumor im Frühstadium meist keine Beschwerden verursacht. Wichtiger Bestandteil der Vorsorge ist die Bestimmung des PSA Wertes sowie in bestimmten Fällen die Durchführung einer Prostatatastuntersuchung. Bei erhöhtem PSA-Wert oder auffälligem Tastbefund erfolgen weitere Untersuchungen.
Diagnostik
Die Diagnostik umfasst neben PSA-Messung und Tastbefund auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall und eine mpMRT-gestützte Fusionsbiopsie. Für die endgültige Diagnose werden Gewebeproben aus der Prostata entnommen. Bei gesichertem Tumor erfolgt eine weitere Abklärung (z. B. Knochenszintigraphie, CT, PSMA-PET/CT) zum Ausschluss von Metastasen.
Therapie – moderne Verfahren in Kiel
Die Behandlung des Prostatakrebses richtet sich nach dem Stadium, der Tumoraggressivität und der individuellen Patientensituation. Bei lokal begrenzten Tumoren stehen mehrere Behandlungsoptionen zur Verfügung – dazu zählt auch die radikale Prostatektomie, also die vollständige Entfernung der Prostata. In Kiel bieten wir diese Operation mittels roboterassistierter Chirurgie (da Vinci®-System) an. Dieses hochmoderne, minimalinvasive Verfahren ermöglicht eine besonders präzise Tumorentfernung bei gleichzeitig maximaler Schonung der umgebenden Nerven. Neben der Tumorfreiheit ist das Ziel sowohl Kontinenz als auch Potenz bestmöglich zu erhalten. Dank der minimalinvasiven Technik profitieren Patienten von geringerem Blutverlust, kürzerem Krankenhausaufenthalt und schnellerer Genesung.
Die Therapieentscheidung erfolgt stets individuell – unter Berücksichtigung von Tumorbiologie, Begleiterkrankungen und persönlicher Lebenssituation.
Kontakt + Beratung
Gerne beraten wir Sie persönlich und kompetent.
Harnblasenkarzinom
Unser Harnblasenkarzinomzentrum in Kiel bietet das gesamte Spektrum moderner Diagnostik sowie medikamentöser und operativer Therapien für Patienten in Schleswig-Holstein an.
Harnblasenkrebs – häufig eine Folge des Rauchens
Die Hauptursache von Blasenkrebs ist das Rauchen – über 80 % der Betroffenen sind oder waren Raucher. In Deutschland erkranken jährlich über 18.000 Männer und Frauen an einem bösartigen Tumor der Harnblase. Damit ist Blasenkrebs die vierthäufigste Krebserkrankung – etwa jeder zehnte Krebspatient ist an einem Blasentumor erkrankt.
Ein im frühen Stadium entdeckter Tumor kann in den meisten Fällen durch eine transurethrale Resektion (TUR-B) endoskopisch entfernt und somit nachhaltig behandelt werden. Zusätzlich kommen häufig intravesikale Immunchemotherapien zum Einsatz, die die Rezidivraten senken.
Hochspezialisierte Blasenkrebschirurgie in Kiel – roboterassistiert und minimalinvasiv
Bei fortgeschrittenem oder muskelinvasivem Blasenkrebs ist in vielen Fällen die vollständige Entfernung der Harnblase (radikale Zystektomie) notwendig. Unsere Klinik in Kiel gehört bundesweit zu den führenden Zentren mit über 15 Jahren Erfahrung in der roboterassistierten Blasenkrebschirurgie.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Anwendung modernster, minimalinvasiver roboterassistierter Verfahren (da Vinci®-System). Diese Technik bietet zahlreiche Vorteile, darunter geringerer Blutverlust, kürzerer Krankenhausaufenthalt sowie eine schnellere Erholung.
Darüber hinaus wird die Harnableitung bei uns vollständig intrakorporal, also innerhalb des Körpers, durchgeführt – ein Verfahren, das nur an spezialisierten Zentren regelmäßig angewendet wird.
Je nach individueller Ausgangslage kommen vorzugsweise zwei etablierte Formen der Harnableitung zum Einsatz:
Ileumconduit: Eine Harnableitung über ein Dünndarmsegment mit einem Stomabeutel – eine sichere und funktionale Lösung
Orthotope Neoblase: Ein Blasenersatz aus körpereigenem Darmgewebe, der das Wasserlassen über die Harnröhre weiterhin ermöglicht
Unsere Klinik in Kiel verfügt über eine der höchsten Fallzahlen in Deutschland bei roboterassistierten Zystektomien mit intrakorporaler Anlage von Ileumconduit oder Neoblase – und damit über umfassende chirurgische Erfahrung.
Diagnostik
Ultraschalluntersuchung: Bei guter Blasenfüllung können größere Tumoren bereits im Ultraschall erkannt werden
Zystoskopie: Mit Weißlicht- und 5-ALA-Fluoreszenztechnik können nahezu alle Tumoren sicher entdeckt werden.
CT Diagnostik mit Urographie: Zur weiteren Abklärung werden bei uns weitere Diagnostik wie spezielle CT Untersuchungen mit Urographiephasen durchgeführt. So kann nicht nur die Harnblase, sondern der gesamte Harntrakt genau beurteilt werden.
Kontakt
Sprechen Sie uns an – wir beraten Sie individuell und kompetent.
Eine Therapievereinbarung ist gerne telefonisch über 0431 500-24821 möglich.
Nierentumoren
Nierenkrebs – Ursachen und Risikofaktoren
Das Nierenzellkarzinom ist mit einer Häufigkeit von ca. 6-15 pro 100.000 Einwohner der häufigste Tumor der Niere. Als Risikofaktoren für die Entwicklung eines Nierenzellkarzinoms werden das Rauchen, Übergewicht bei Frauen, hoher Konsum an Schmerzmitteln und entwässernden Medikamenten (Diuretika) angenommen.
In den letzten Jahren ist in den Industriestaaten eine deutliche Zunahme der Häufigkeit beobachtet worden, was möglicherweise mit der steigenden Belastung durch verschiedene Umweltfaktoren in Zusammenhang steht. Warum etwa doppelt so viele Männer wie Frauen betroffen sind, ist derzeit noch unklar.
Darüber hinaus wurden mehrere genetische Veränderungen identifiziert, welche die Entstehung bösartiger Nierentumoren begünstigen. Genanalysen sind bei familiären Häufungen oder bei beidseitigen Nierenzellkarzinomen sinnvoll.
Diagnose
Im Frühstadium der Erkrankung gibt es zumeist noch keine Symptome. Erst im weiteren Verlauf kommt es zur Ausbildung von Beschwerden. Das Nierenzellkarzinom wird auch als „Chamäleon“ der Medizin betrachtet, da es sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome wie z. B. Flankenschmerzen oder blutiger Urin bemerkbar machen kann.
Routinemäßige Ultraschalluntersuchungen durch den Hausarzt oder Fachärzte haben dazu geführt, dass immer häufiger auch kleine Nierentumoren entdeckt und somit die Heilungschancen verbessert werden können. Besteht ein Anfangsverdacht aufgrund einer Ultraschalluntersuchung, sollte eine Computertomographie (CT) der Nieren folgen. Diese erlaubt eine genauere Beurteilung der betroffenen Niere und gibt Aufschluss, ob eine Operation angezeigt ist.
Operative Therapie
Die Therapie der Wahl besteht in der operativen Entfernung der tumortragenden Niere (Nephrektomie). Diese führen wir konventionell in offener Technik, aber auch mit Schlüsselloch-Chirurgie (Laparoskopie) durch. Bei sehr großen Tumoren, ausgedehnteren Operationen oder schlechtem Allgemeinzustand des Patienten wird ein Verschluss der Nierengefäße (Tumor-Embolisation) über eine Arterie vorgenommen. In manchen Fällen, z. B. bei Tumorzapfen in den großen Gefäßen, können außer der Entfernung der Niere Gefäßeingriffe notwendig werden.
Bei kleinen Tumoren, günstiger anatomischer Lage, schlechter Nierenfunktion oder Patienten mit nur noch einer Niere, wird bei der operativen Entfernung des Tumors ein Organerhalt der Niere angestrebt.
Die genannten Verfahren sind in den großen urologischen Kliniken mittlerweile Routineeingriffe, so dass nur wenige Komplikationen zu erwarten sind. In Abhängigkeit vom Operationsverfahren bestehen diese hauptsächlich in Wundheilungsstörungen, Nachblutungen und eventuellen Verletzungen von Brust- oder Rippenfell.
Nachbehandlung/Therapie von Metastasen
Ein Teil der Patienten zeigt bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose Metastasen (Tochtergeschwülste) oder entwickelt diese im weiteren Verlauf. In diesen Fällen muss besonders sorgfältig nachbehandelt werden.
Metastasen treten meist in der Mehrzahl auf und werden gegebenenfalls operativ entfernt. Eine zu große Anzahl an Metastasen mindert allerdings die Erfolgsaussichten der operativen Entfernung. In diesen Fällen sollte die Operation durch eine nachfolgende Immunchemotherapie ergänzt werden.
Hierbei werden sogenannte Biomodulatoren, die das Immunsystem stimulieren, mit einem Chemotherapeutikum kombiniert. Die verschiedenen Therapieprotokolle (Dreifachkombination aus Interleukin-2, Interferon und 5-Fluorouracil, Zweifachkombination aus Interferon und Vinblastin) werden überwiegend ambulant durchgeführt.
Auch die sog. Multi-Targeting-Drugs haben bei der Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Diese Substanzen richten sich sowohl gegen die Tumorzelle selbst als auch gegen deren Blutgefäßbett, welches die Ernährung der Tumorzelle sichert. Sie greifen gleichzeitig an mehreren Punkten der Signalkette an, die das Wachstum des Tumors steuert.
Durch die Entwicklung von neuartigen Impfstoffen, die durch aufwändige Verfahren aus dem Tumorgewebe des Patienten gewonnen werden (Tumorvakzinierung), kann das Risiko von Neuerkrankungen gesenkt werden. Die sogenannte Dendritische Zelltherapie wird derzeit noch durch Studien überprüft. Aus diesem Grund werden die Kosten dafür zurzeit noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Hodentumoren
Text folgt
Peniskarzinom
Das Peniskarzinom stellt mit 0,4% – 0,6% aller Krebserkrankungen eine sehr seltene Krebsart dar. Als mögliche Ursachen werden sowohl chronische Reizungen im Rahmen einer Vorhautverengung als auch eine Infektion mit Papillomaviren diskutiert. Ca. 95% der Peniskarzinome sind Plattenepithelkarzinome (Tumor der Zellen der äußeren Hautoberfläche).
Die Heilungschancen beim Peniskarzinom hängen im Wesentlichen vom Ausmaß der Lymphknotenmetastasierung (Ansiedelung von Krebszellen in den Lymphknoten) und deren adäquater Therapie ab.
Für die Diagnosestellung ist eine ausgiebige Untersuchung des Tumors am Penis, aber auch der Leistenlymphknotenregion erforderlich.
Diagnostik des Penistumors
Die klinisch-körperliche Untersuchung erlaubt bereits eine relativ zuverlässige Einschätzung des lokalen Tumorstadiums. Vor Beginn einer Therapie sollte die Verdachtsdiagnose jedoch durch eine Probenentnahme gesichert werden: Entscheidende Kriterien für die Planung einer Operation sind das Ergebnis der Histologie (feingewebliche Untersuchung im Labor), die Lokalisation, die Größe und die Anzahl der Läsionen. Außerdem können eine Sonographie, Computer-Tomographie (CT) oder Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) hilfreich sein, um die Chancen auf Erhaltung des Penis abschätzen zu können.
Diagnostik der Leistenlymphknoten
Wie bei anderen Tumoren auch, besteht beim Peniskarzinom die Gefahr der Streuung von Krebszellen, also der Metastasierung in den Lymphknoten, insbesondere in den oberflächlichen Lymphknoten beider Leistenregionen. Erst bei noch weiter fortschreitender Erkrankung erfolgt die weitere Metastasierung über die tiefen Leistenlymphknoten in das Becken.
Eine zuverlässige Einschätzung, ob die Leistenlymphknoten einen Tumorbefall aufweisen, ist ohne Operation nicht möglich. Trotz der technischen Weiterentwicklung sind Verfahren wie CT oder MRT nicht sicher in der Lage, zwischen einem Tumorbefall und einer entzündlichen Vergrößerung der Lymphknoten zu unterscheiden. Neuere Verfahren, wie die Positronen-Emissionstomographie (PET), werden derzeit in unserer Klinik im Rahmen von Studien auf ihre Aussagekraft hin überprüft.
Die sicherste Methode zur Verhütung eines weiteren Fortschreitens des Krebses besteht derzeit in der vorsorglichen operativen Entfernung der oberflächlichen Leistenlymphknoten. Durch diesen Eingriff hat der Patient gute Chancen, auch langfristig geheilt zu werden.
Operative Therapie des Penistumors
Das medizinische Standardverfahren sieht eine anteilige bzw. komplette Entfernung des Penis vor. Abgesehen von besonders weit fortgeschrittenen Tumoren ist man heute aber bestrebt den Penis ganz oder weitest möglich zu erhalten. Das Ziel der organerhaltenden Therapie ist neben der kompletten Entfernung des Tumors die Erhaltung des Penis und somit die Erhaltung der Lebensqualität bzw. eine Minimierung der psychischen Belastung für den Patienten.
Da jedoch das Risiko eines Wiederauftretens des Tumors nach organerhaltender Therapie erhöht ist, müssen Patienten nach strengen Kriterien ausgewählt und vor allem sorgfältig nachbeobachtet werden, um im Falle eines Wiederauftretens eine lokale Tumorkontrolle durch radikale Operation zu erreichen. Für die Organerhaltung stehen verschiedene Verfahren, so z. B. die Lasertherapie zur Verfügung. Alternativ zu operativen Verfahren gibt es auch strahlentherapeutische Verfahren, die aber mit Vorbehalten belastet sind.
Chemotherapie
Aufgrund der Seltenheit des Karzinoms sind die Erfahrungen mit verschiedenen Arten der Chemotherapie äußerst begrenzt. Es stehen zwar verschiedene Kombinationen zur Verfügung, die insgesamt jedoch nur eine mäßige Ansprechrate aufweisen können. In Kiel wird in erster Linie eine Kombinationstherapie mit verschiedenen Chemotherapeutika angewendet (Cisplatin, Methotrexat und Bleomycin).
Tumornachsorge
Die Häufigkeit der Nachsorgeuntersuchungen richtet sich nach dem Tumorstadium und dem für den Patienten individuell erstellten Therapieplan. Bei organerhaltender Therapie (auch bei nichterfolgter Entfernung der Lymphknoten) muss generell engmaschiger nachbeobachtet werden als bei Patienten nach radikaler operativer Therapie.