Die Laparoskopie - auch minimal-invasive oder Schlüsselloch-Chirurgie genannt, ist ein Operationsverfahren bei dem im Rahmen einer Bauchspiegelung, Operationen schonend durchgeführt werden können. Über 3-5 kleine Hautschnitte (1-2cm) bringt der Operateur eine Kamera und die Operationsinstrumente in das Operationsfeld, um dann zum Beispiel die Niere, Harnblase oder die Prostata zu operieren. Mit Hilfe der Kamera wird das Operationsgebiet fast 20-fach vergrößert auf einen Bildschirm projiziert, so dass der Arzt und das gesamte Team das OP-Feld ständig im Blick haben.
In den letzten Jahren konnte die Laparoskopie auch zunehmend im Fachgebiet der Urologie etabliert werden. Es sind daher viele vormals offene Schnittoperationen prinzipiell laparoskopisch durchführbar. Hierbei zeigten viele Studien, dass vor allem auch bei onkologischen Operationen die minimal-invasiven Techniken mit gleich guten Ergebnissen, geringerer operativer Morbidität und einer schnelleren Genesung einhergehen.
Zu unserem Leistungsspektrum gehört sowohl die konventionelle Laparoskopie (Bauchhöhlenspiegelung) über drei kleine Schnitte als auch die retroperitoneoskopische und retropubische Chirurgie. Hierbei werden Eingriffe über eine künstliche Operationshöhle hinter der Bauchhöhle im Bereich der Niere über bis zu drei kleine Schnitte durchgeführt.
Seit Anfang 2016 besitzt die Klinik das moderne ultra HD Endoskopiesystem (Olympus VISERA 4K UHD) mit viermal höherer Auflösung, breiterer Farbskala und 55-Zoll-Monitorsystem, welches eine sehr wirklichkeitsgetreue Visualisierung des Operationsgebietes garantiert.
Pressemitteilung: Neues chirurgisches Endoskopiesystem liefert Bilder mit extrem hoher Auflösung
Die Single-Port Laparoskopie, bei der laparoskopische Nieren- sowie Nebenniereneingriffe über einen einzigen Zugang mit einem speziellen Portsystem durchgeführt werden können, ist ein Schwerpunkt am Campus Lübeck und das Spezialgebiet von Prof. Merseburger. Unser gesamtes Laparoskopie-Team verfügt über sehr fundiertes Wissen sowie Erfahrungen und kann exzellente Ergebnisse mit diesen minimal- invasiven Verfahren vorweisen.
Hauptvorteile der laparoskopischen Technik für Patient*innen
kürzerer Krankenhausaufenthalt
schnellere Erholung
bessere Blutstillung während der Operation mit weniger Blutverlust
weniger Schmerzen, kleinere Hautschnitte
kleinere Narben und kosmetisch bessere Ergebnisse
geringerer Arbeitsausfall
Laparoskopisches Leistungsspektrum
Niere und Harnleiter
Nephrektomie
Nierenteilresektion
Nephroureterektomie
Adrenalektomie (Nebennierenentfernung)
Rekonstruktive Eingriffe am Harnleiter und Harnblase (u.a. Harnleiterneuimplantation)
Pyelotomie mit Extraktion von Nierenausgusssteinen
Entfernung von multiplen komplexen Nierensteinen
Entfernung großer Ureterkonkremente (Ureterolithotomie)
Nephropexie bei Nierentieflage
Im Rahmen der Therapie von Nierentumoren oder Schrumpfnieren ist die laparoskopische Nephrektomie bzw. Nierenteilresektion im Verlauf der letzten Jahre zu einem Standardverfahren geworden.
Jeder minimalinvasiven Operation geht eine individualisierte Therapieplanung voraus. Sollte es sich um einen Tumor handeln, wird anhand von Größe und Lage eine geeignete laparoskopische Operationstechnik sowie anhand der EAU-Leitlinien ausgewählt. Zudem berücksichtigt wird:
Tumorfreiheit
Nierenerhalt
Minimalinvasivität
Sowohl der häufige benutzte transperitoneale als auch der retroperitoneoskopische Zugang sind gut etabliert und bieten sehr gute Voraussetzungen, um die radikale Tumornephrektomie nach den bekannten onkochirurgischen Kriterien laparoskopisch durchführen zu können. Die Extraktion des Organs als Ganzes erfolgt mit Hilfe eines Bergebeutels sowie eines Bergeschnitts. Eine Besonderheit unserer Klinik bietet das Single-Port System. Hierbei können laparoskopische Niereneingriffe nur über einen einzigen Zugang mit einem speziellen Portsystem durchgeführt. Dies ist einzigartig in Schleswig-Holstein.
Ähnlich wird die laparoskopische Nehroureterektomie bei Harnleitertumoren und Nierenbeckentumoren durchgeführt. Gutartige Nierenerkrankungen sind durch die laparoskopischen Eingriffe noch schonender geworden.
Nierenbeckenplastik
Die laparoskopische Pyeloplastik ist mittlerweile die Standardtherapie bei Harnleiterabgangsengen und liefert hervorragende funktionelle Ergebnisse.
Die kontinuitätstrennende Operation nach Anderson-Hynes ist eines der anerkanntesten Verfahren in der Therapie der Ureterabgangsstenose. Wird diese Operation offen durchgeführt ist mit einer Erfolgrate von 90-98% zu rechnen. Allerdings birgt dies einen prolongierten klinischen Aufenthalt von 1-2 Wochen, eine erhöhte postoperative Morbidität sowie kosmetisch oft unbefriedigende Ergebnisse aufgrund größerer Narben.
Die laparoskopische Nierenbeckenplastik zeigt vergleichbare Erfolgsraten von 97,5% bei gleichzeitig reduzierter Morbidität und hervorragendem kosmetischem Ergebnis verglichen mit der konventionell offenen Methode.
Nierenzystenfensterung
Zystische Nierenerkrankungen sind häufig Zufallsbefunde im Rahmen bildgebender Diagnostik. Einfache unkomplizierte Nierenzysten sind meist symptomlos und werden zufällig diagnostiziert. Symptomatisch werden sie durch Größenzunahme oder ungünstige Lokalisation und können dann Schmerzen, Hypertonie, Hämaturie oder Infektion verursachen oder ein Abflusshindernis ins Hohlraumsystem darstellen. Die offen operative Nierenfreilegung mit Zystenabtragung ist prinzipiell hocheffektiv, mit geringer Rezidivrate belastet, aber auch die Behandlungsoption mit der größten Morbidität.
Die ebenfalls etablierte perkutane Nierenzystenpunktion und Sklerosierung hat eine extrem geringe Morbidität jedoch eine hohe Rezdivrate mit bis zu 85%.
Die laparoskopische Nierenzystenabtragung ist eine technisch gesehen einfache Operation, die eine geringere Morbidität aber gleichzeitig gleichen Erfolg liefert wie die offene Operation.
Radikale Prostatektomie
Das Prostatakarzinom gilt als die häufigste Krebserkrankung des Mannes, das in Anfangsstadien, falls frühzeitig erkannt, gute Heilungsaussichten hat. Dabei ist gegenwärtig die operative Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) die am häufigsten durchgeführte Therapie des organ-begrenzten Prostatakarzinoms. Traditionell wird die offene radikale Prostatektomie durch einen langen Unterbauchschnitt durchgeführt, der vom Schambein bis unter den Bauchnabel reicht. Im Gegensatz dazu wird die laparoskopische radikale Prostatektomie als klassische Schlüsselloch-Chirurgie durch ein Kamera und vier miniaturisierte Instrumente über vier kleine Hautinzisionen (0,5-1cm) durchgeführt. Wir bevorzugen bei geeigneten Patienten die Technik der extra-peritonealen laparoskopischen Prostatektomie (EERPE), da man dabei außerhalb des Bauchfells arbeitet. Die Laparoskopie ermöglicht eine gute intraoperative Übersicht mit hervorragender Detailerkennung durch den Vergrößerungseffekt der Bildgebung, wodurch ein subtiles Operieren mit geringerer Traumatisierung gegeben ist.
Bei gegebener Indikation ist in den meisten Fällen auch eine Erhaltung des an der Prostata vorbeiziehenden Nervenbündels möglich (nerv-erhaltende EERPE). Dies soll bessere Ergebnisse bezüglich der Rückkehr zu einer suffizienten Erektion und des etwaigen Auftretens einer Belastungsinkontinenz haben.
Weitere Vorteile der Laparoskopie sind reduzierter Schmerzmittelbedarf bei geringeren postoperativen Schmerzen, weniger Blutverlust während des Eingriffs und Senkung des Risikos der Wundheilungsstörung. Alle diese Faktoren sollen zu einer schnelleren Rekonvaleszenz der Patienten beitragen. Die onkologische Sicherheit (d.h. Tumor-Kontrolle) ist bei beiden Methoden (offen/laparoskopisch) vergleichbar exzellent erreichbar.
Weibliche Beckenboden-Schwäche und Inkontinenz
Bestimmte Formen des weiblichen Beckenboden-Vorfalls wie beispielsweise Stumpfprolaps nach Hysterektomie oder hochgradige Prolapsformen können laparoskopisch minimal-invasiv behandelt werden. Ziel dieser Eingriffe sind anatomische Korrektur des gesenkten Beckenbodens und Verbesserung der Inkontinenz-Beschwerden. Wir führen folgende Eingriffe auch laparoskopisch durch:
Kolposakropexie
Burch-Operation
Marshall-Marchetti-Kranz-Operation
Lymphozelenfensterung
Eine Lymphozele ist eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit bzw. ein Lymphstau nach verschiedenen Operationen im kleinen Becken. Sie zählt zu den häufigsten Komplikationen und tritt in 2-23% der Fälle auf. Sie kann in Abhängigkeit von ihrer Größe lange Zeit unentdeckt bleiben oder aber klinisch apparent werden und sich superinfizieren, so dass ein therapeutischer Einsatz notwendig wird. Die perkutane ultraschallgestützte oder CT-gesteuerte Punktion und Drainage ist mit einer geringen Erfolgsrate (25-60%) und einer hohen Infektionsrate (50%) verbunden. Die laparoskopische Lymphozelenfensterung stellt hingegen ein sehr schonendes sowie effektives Verfahren dar. Im Vergleich zur offenen Marsupialisation der Lymphozele ist anhand von Studien bei der Laparoskopie eine reduzierte Morbidität, hohe Erfolgsrate sowie eine geringere Komplikationsrate zu verzeichnen.
Varikozelenligatur
Bei der „Krampfader“ des Hodens handelt es sich häufig um eine benigne Erweiterung des Plexus pampiniformis ohne Krankheitswert, die keiner therapeutischen Intervention bedarf. Sollte es jedoch aufgrund der Varikozele zu Schmerzen oder Störungen der Fertilität kommen, besteht eine Operationsindikation.
Neben der operativen Therapie gibt es die Möglichkeit der primären Sklerosierungstherapie der Vena testicularis. Diese kann ambulant und in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Die Erfolgsraten sind hoch. Da die Sklerosierungstherapie jedoch unter Durchleuchtung erfolgt ist die Strahlenbelastung als nachteilig zu werten. Zudem birgt sie das Risiko einer Hodenatrophie. Die laparoskopische Varikozenligatur erfolgt ohne radiologische Durchleuchtung. Die Testikularvenen werden weit oberhalb des inneren Leistenrings, häufig sogar der komplette funiculus spermaticus inklusive der Testikulararterie geklippt.
Terminvereinbarung
Einzelheiten zu Sprechzeiten und Terminvereinbarung erfahren Sie auf der Seite unserer Sprechstunde.
Erweiterte Beratung im Rahmen der Privatsprechstunde oder der Laparoskopiesprechstunde.