Klinische Forschung

Entscheidungsfindung in der Parodontologie – Zahnerhalt versus Zahnentfernung

Leiter der Forschungsgruppe Prof. Dr. C. Graetz

Die Behandlung von Patienten mit schweren Formen der Parodontitis stellt bis heute eine therapeutische Herausforderung dar, da häufig Zähnen mit fortgeschrittenem Attachmentverlust erst gar keine Chance gegeben wird. Das eine frühzeitige Extraktion dieser Zähne nicht immer der vermeintlich bessere Weg ist, zeigen vielfältige Langzeitstudien unserer Arbeitsgruppe zum Erhalt von parodontal erkrankten Zähnen im Rahmen einer strukturierten Parodontitisbehandlung mit aktiver und unterstützender Therapiephase. Mittels longitudinaler Nachuntersuchungen über mehr als drei Jahrzehnte mit bis zu 400 Patienten waren wir in der Lage nachzuweisen, dass mit einem konservativen aber systematischen Behandlungskonzept, einschließlich regelmäßiger Reevaluierungen der individuellen Gegebenheiten, ein langfristiger Therapieerfolg bei Parodontitis ermöglicht werden kann. Dabei war es uns möglich, weltweit erstmals in Kooperation mit Kollegen der Klinik für Medizinische Psychologie der Universität Heidelberg (Dr. J. Ehrenthal) auch den Einfluss von psychosomatischen Einflussfaktoren wie der frühkindlichen Bindung auf den Erfolg der Behandlung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Parodontitis und Psoriasis zu untersuchen. Gerade die Interaktion dieser psychosozialen Parameter und der erfolgreichen Betreuung und Therapie eines Patienten mit Parodontitis, letzten Endes der Verhinderung des Zahnverlustes, ist aber immer noch Forschungsgegenstand derzeitiger Untersuchungen, da die zu evaluierenden Risiko- oder Prognosefaktoren zwar teils nun durch unsere Studien bekannt sind, deren Zusammenspiel aber noch nicht vollständig verstanden ist. In Kooperation mit Kollegen der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin (PD Dr. F. Schwendicke) konnten wir aufzuzeigen, dass eine erfolgreiche Behandlung mittels adäquater Planung unter Einbeziehung von modifizierbaren Risiko- und Prognosefaktoren wie Rauchen, Diabetes mellitus, fortgeschrittenem Knochenabbau, Furkationsbeteilung oder Zahnbeweglichkeit möglich ist. Hingegen zur Gewichtung dieser Faktoren, aber auch zur sich ergebenden Entscheidung für oder gegen den Zahnerhalt liegen bislang jedoch keine ausreichend verlässlichen Modelle vor und stehen immer noch im Focus unserer Forschung.

3D Druck von Wurzelkanalsystemen zur standardisierten Untersuchung von Behandlungsabläufen

Leiter der Forschungsgruppe Dr. D. Christofzik

Die Anatomie von Wurzelkanälen ist extrem variabel und stellt ein Hauptproblem bei der erfolgreichen Behandlung einer Entzündung des Endodonts dar. Diese hohe Variabilität der Anatomie macht es schwer einen Vergleich verschiedener Behandlungsstrategien durchzuführen. Der 3D Druck ermöglicht es artifizielle Wurzelkanalanatomien immer gleichgestaltet zu drucken und somit verschiedene Behandlungsoptionen unter standardisierten Bedingungen zu untersuchen. Hierzu gehören Untersuchungen der Aufbereitungsqualität verschiedener Wurzelkanalinstrumente, sowie der Vergleich verschiedener Desinfektionsmethoden im Wurzelkanal. Ein weiterer Aspekt neben der Forschung bei der Verwendung von dreidimensional gedruckten Zähnen ist die studentische Ausbildung. Die Studierenden erhalten so die Möglichkeit, die Behandlung der eigenen individuellen und komplexen Patientenfälle optimal im Vorfeld einer Behandlung zu simulieren. An gedruckten Zähnen und Kieferabschnitten der intraoralen Ausgangssituation werden verschiedene Behandlungsoptionen trainiert und visualisiert. Hierdurch können vorab und in Absprache mit den Dozenten die ideale Behandlungsform ausgewählt werden. Diese Form der Vorbereitung ermöglicht es den Studierenden, Behandlungsfälle besser vorzubereiten und ein optimales Behandlungsergebnis zu erzielen.