Tele-Brachytherapie bei Prostatakrebs

Sehr geehrter, lieber Patient,

bei Ihnen ist ein Prostatakrebs festgestellt worden, und Ihr Urologe hat Ihnen zu einer Behandlung geraten. Wir empfehlen Ihnen eine Kombination aus Bestrahlung von außen („Teletherapie“ mit einem Linearbeschleuniger) und Bestrahlung von innen („Brachytherapie“). Diese Therapie gilt unter Experten als die zurzeit effektivste Therapie gegen Prostatakrebs. Dieses Therapieverfahren wurde u.a. hier am UKSH in Kiel „erfunden“, und wir sind auf diesem Gebiet besonders spezialisiert.

Vorteile der Therapie sind:

  • Die Strahlendosis in der Prostata (und im Tumor) ist etwas höher als bei anderen Bestrahlungsverfahren.
    Die langfristige Tumorbeherrschung ist bei allen Strahlentherapie-Verfahren sehr gut, aber bei dieser
    Methode besonders gut.

  • Durch die Brachytherapie ist die Dosisbelastung in der Umgebung der Prostata etwas niedriger als bei
    einer alleinigen Strahlentherapie von außen. Vorübergehende Nebenwirkungen sind dadurch seltener
    und verlaufen schwächer.

In welchen Situationen ist diese Therapie nicht sinnvoll?

In einigen Fällen raten wir von dieser Therapie ab, nämlich

  • wenn die Prostata zu groß ist und/oder der Abstand zwischen Prostata und Darm sehr gering ist (das
    wird durch eine Ultraschall-Untersuchung ausgemessen) oder

  • wenn wegen einer großen Prostata erhebliche Beschwerden beim Wasserlassen bestehen (das wird
    durch einen Fragebogen ermittelt) oder

  • wenn Risikofaktoren gegen eine Narkose oder die Brachytherapie bestehen (z.B. Blutungsneigung).

Diesen Patienten empfehlen wir eine alleinige Strahlentherapie mit Linearbeschleuniger ohne
Brachytherapie.

Wie läuft die Tele-Brachytherapie ab?

Die Therapie besteht aus zwei Teilen, nämlich

  • einer Strahlentherapie von außen (Teletherapie): dabei werden etwa 25 einzelne Bestrahlungen jeweils an Werktagen verabreicht werden; die Strahlentherapie dauert insgesamt also etwa fünf bis sechs Wochen (die tägliche Bestrahlung dauert aber nur etwa 15 Minuten). Die Behandlung erfolgt mit einem Linearbeschleuniger. Bestrahlt werden die Prostata und die umgebenden Lymphknoten

  • einer zweimaligen Strahlentherapie nur der Prostata von innen (Brachytherapie); dadurch erhält die Prostata eine besonders hohe Dosis. Bei dieser HDR-Brachytherapie werden mehrere Hohlnadeln unter Narkose oder Rückenmarksbetäubung in die Prostata eingeführt. Eine Strahlenquelle fährt dann ferngesteuert für wenige Minuten in diese Nadeln und bestrahlt die Prostata von innen. Diese innere Bestrahlung wird 2x im Abstand von etwa 2 Wochen durchgeführt. Dazu ist jeweils ein stationärer Aufenthalt von 2 Tagen erforderlich. Es wird ein Blasenkatheter für etwa einen Tag gelegt.

Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?

Vorübergehende Nebenwirkungen in Form von Brennen beim Wasserlassen, Harndrang oder Durchfall kommen bei einem Teil der Patienten vor; sie klingen spontan innerhalb von 2-3 Wochen nach der Therapie ab. Relevante Langzeitfolgen treten bei etwa 5% der Patienten auf (ein im Vergleich zur Operation sehr günstiger Wert). Insgesamt handelt es sich um eine sehr effektive und gleichzeitig schonende Behandlung.

Wie läuft die Therapie ab?

Folgende Termine sind erforderlich:

  • Beratung und Aufklärung bei uns in der Ambulanz der Klinik für Strahlentherapie. Dauer: ca. 2h. Ort: Klinik für Strahlentherapie. Bitte melden Sie sich im Erdgeschoß an der Anmeldung an (bei Privatpatienten: im Direktionssekretariat)

  • „Eignungsuntersuchung“ bei einem der mit uns kooperierenden Urologen. Es werden Größe der Prostata und Abstand zwischen Prostata und Darm geprüft. Dauer 1-2h. Ort: Klinik für Urologie oder Praxis für Urologie.

  • Termin in der Klinik für Anästhesie zur Narkose-Vorbereitung (erforderlich für die Brachytherapie). Bitte bringen Sie zu diesem Termin (oder schon vorher zum ersten Termin in der Strahlenklinik) eine aktuelles EKG (vom Hausarzt) und eine Liste Ihrer Medikamente mit. Dauer: 1-2h. Ort: Prämedikationssprechstunde am UKSH, Campus Kiel

  • Bestrahlungsplanung: es ist ein Planungs-CT erforderlich für die Berechnung der Teletherapie. Dauer: ca 1h. Ort: Klinik für Strahlentherapie, Erdgeschoss. In manchen Fällen empfehlen wir noch eine zusätzliche MRT-Untersuchung.

  • Bestrahlung von außen: das sind 23 oder 25 Termine an aufeinanderfolgenden Werktagen. Die Behandlung erfolgt ambulant; die Krankenkassen übernehmen im Regelfall die Fahrtkosten von der Wohnung zur Klinik. Dauer pro Behandlungssitzung: ca. 15 min. Ort: Klinik für Strahlentherapie, 2.UG

  • Brachytherapie: 2 stationäre Termine, jeweils 2 Nächte auf der Bettenstation der Klinik im 2.OG.

Unsere Mitarbeiter organisieren alle Termine für Sie.

Was passiert nach der Therapie?

Wir führen Nachuntersuchungen nach 6 Wochen, einem halben Jahr und danach jährlich durch. Außerdem sind drei- bis viermal jährlich Kontrollen bei Ihrem Urologen und/oder Hausarzt erforderlich.

Haben Sie noch Fragen?

Jeder Mensch ist einzigartig (und jede Erkrankung auch); allgemeine Informationen wie diese können eine individuelle Beratung nicht ersetzen. Falls Sie Fragen haben oder eine Beratung wünschen, vereinbaren Sie bitte einen Termin in unserer Ambulanz
(Tel: 0431 500-26542).