Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs

Aktuelle Informationen zur Sprechstunde, die sich aus der Covid-19-Infektionswelle ergeben, finden Sie auf der Webseite des
Deutschen Konsortiums Familiären Brust- und Eierstockkrebs.

Das Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs des Universitätsklinikums Schleswig- Holstein am Campus Kiel ist ein Angebot für Familien, in denen gehäuft und/oder in besonders jungem Alter Brust- und/oder Eierstockkrebs aufgetreten ist. Hier werden Sie im Rahmen einer Tumorrisiko-Sprechstunde von erfahrenen Spezialisten der Humangenetik, Gynäkologie und Psychologie über Erkrankungsrisiken und Vererbungswahrscheinlichkeiten, Früherkennung und Nachsorge sowie Maßnahmen zur Senkung des Risikos für Brust- und Eierstockkrebs beraten.

Das Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs wird am Campus Kiel durch folgende Einrichtungen getragen:

  • Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

  • Brustzentrum Kiel durch das Institut für Radiologie

  • Institut für Humangenetik

  • Institut für Klinische Chemie und Institut für Molekularbiologie

  • Institut für Pathologie (Ansprechpartnerin: Dr. med. Micaela Mathiak-Buchhorn)

Die fächerübergreifende Kooperation wird unterstützt durch das UCCSH, ein landesweites Kompetenznetzwerk für Krebserkrankungen des UKSH.

Seit Mitte des Jahres 2021 verbindet es eine Vielzahl der Institutionen in Schleswig-Holstein, die an der Versorgung von Patienten mit onkologischen Erkrankungen beteiligt sind.

Zusätzlich bestehen Kooperationen mit externen Brust- und Gynäkologischen Krebszentren in Schleswig-Holstein:

  • Sana Klinik Eutin (Leitung Brustzentrum Fr. Dr. Fenske)

  • Westküstenklinikum Heide (Leitung Holsteinisches Brustzentrum: Dr. Kunz)

  • Klinikum Itzehoe (Leitung Holsteinisches Brustzentrum Hr. Schneider, Leitung Gynäkolog. Krebszentrum Fr. Dr. Formell)

  • DIAKO Krankenhaus Flensburg (Leitung Brustzentrum und Gynäkologisches Krebszentrum Hr. Dr. Daliapo)

Erbliches Risiko

In Deutschland erkrankt jede achte bis zehnte Frau an Brustkrebs. Von den jährlich ca. 50.000 Neuerkrankungen entstehen ca. 5.000 aufgrund einer erblichen Veranlagung. Erblicher Brustkrebs tritt oft in vergleichsweise jungem Alter auf. Häufig sind mehrere Familienmitglieder betroffen. Neben Brustkrebs tritt in diesen Familien gehäuft Eierstockkrebs bzw. bei Männer gehäuft Prostata- und Brustkrebs auf. In etwa 30% der familiären Fälle werden derzeit Veränderungen (Mutationen) nachgewiesen. Es sind bisher verschiedene Gene bekannt, in denen Mutationen für die Entstehung von Brust- und/oder Eierstockkrebs verantwortlich sind. Am häufigsten sind Mutationen in den Genen BRCA1 und BRCA2 Ursache des erblichen Brust-/Eierstockkrebses. Seltener sind RAD51C, CHEK2, TP53, RAD51D, CDH1, NBN, PALB2 und ATM betroffen. Diese Veränderungen können an die Kinder weitervererbt werden. Wer einen solchen Gendefekt geerbt hat, muss nicht zwangsweise auch erkranken. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit für eine Krebserkrankung gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöht. Die Analyse einer möglichen Veranlagung erfolgt mittels dem vom Deutschen Konsortium für Brust- und Eierstockkrebs entwickelten TruRiskTM Genpanel. Voraussetzung für einen aussagekräftigen Test ist in der Regel, dass eine an Brust-/Eierstockkrebs erkrankte Verwandte eine Blutprobe zur Verfügung stellt.

Nutzen

Durch eine Beratung in der Tumorrisiko-Sprechstunde und ggf. einen Gentest kann geklärt werden, ob für Sie oder Ihre Angehörigen ein erhöhtes Krebserkrankungsrisiko besteht. Im Falle eines erhöhten Brustkrebsrisikos ermöglichen wir Ihnen eine intensivierte Krebsfrüherkennung. Bei konsequenter Durchführung aller empfohlenen Früherkennungsmaßnahmen werden etwa 90 % aller neu auftretenden Tumore in gut behandelbaren Frühstadien entdeckt. Durch vorbeugende Operationen kann das Erkrankungsrisiko unter Umständen sogar unter das Durchschnittsrisiko gesenkt werden. Natürlich kann das Wissen um ein erhöhtes Krebserkrankungsrisiko auch belastend wirken. Aber es ermöglicht neben einer auf das persönliche Risiko angepassten Früherkennung auch eine Entlastung von unnötigen Ängsten für diejenigen, welche die Veranlagung nicht geerbt und damit nur die altersentsprechenden Erkrankungsrisiken haben.

Beratungsverlauf

Wenn Sie ein erhöhtes Brust-/Eierstockkrebsrisiko für sich oder Ihre Angehörigen befürchten, werden wir zunächst telefonisch mit Ihnen klären, ob bei Ihnen bzw. in Ihrer Familie die Kriterien für eine Beratung in der Tumorrisiko- Sprechstunde für erblichen Brust- und Eierstockkrebs erfüllt sind. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, empfehlen wir Ihnen eine Beratung im Ambulanzzentrum des UKSH, Campus Kiel, Fachbereich Humangenetik.

Nach dem ersten persönlichen Beratungsgespräch in der Tumorrisiko-Sprechstunde für erblichen Brustund Eierstockkrebs haben Sie mindestens vier Wochen Zeit, um zu überlegen, ob Sie einen solchen Gentest durchführen lassen möchten, wenn die Voraussetzung dafür erfüllt sein sollten. Das Team der Tumorrisiko- Sprechstunde zum erblichen Brust- und Eierstockkrebs begleitet Sie im gesamten Verlauf des Beratungs- und Entscheidungsprozesses.

Aufnahmekriterien

Wenn mindestens eines der folgenden Kriterien für Ihre Familie zutrifft, können Sie eine persönliche Beratung und ggf. den Gentest in Anspruch nehmen:

  • Drei oder mehr Frauen* mit Brustkrebs (altersunabhängig)

  • Zwei Frauen* mit Brustkrebs (mindestens eine vor dem 51. Lebensjahr erkrankt)

  • Mindestens eine an Brustkrebs erkrankte Frau* und mindestens einer an Eierstockkrebs erkrankten Frau* oder einer an Brust- und Eierstockkrebs erkrankten Frau*

  • Eine oder mehr Frauen* mit Eierstockkrebs (altersunabhängig)

  • Eine Frau* mit Brustkrebs (vor dem 36. Lebensjahr erkrankt)

  • Eine Frau* mit beidseitigem Brustkrebs (die Ersterkrankung war vor dem 51.Lebensjahr)

  • Ein Mann* mit Brustkrebs und eine Frau* mit Brustoder Eierstockkrebs (altersunabhängig)

  • Ein Mann* mit Brustkrebs Folgende Einschlusskriterien gelten bisher nur für Patientinnen, die einer der VdEK-Krankenkassen oder BKK-Kassen angehören. Bei einer BKK Versicherung bitte vorher um Rücksprache mit dem Zentrum, ob die Kasse dem Vertrag mit dem Landesverband beigetreten ist.

  • Eine Frau mit triple-negativem Brustkrebs vor dem 60. Geburtstag.

  • Eine Frau mit Eierstockkrebs bis zum vollendeten 79. Lebensjahr.

* Verwandte 1. oder 2. Grades mütterlicher- oder väterlicherseits, dazu zählen: Kinder, Eltern, Geschwister und Halbgeschwister, Großeltern, Enkelkinder, Nichten, Neffen, Tanten, Onkel (in Ausnahmefällen: Cousinen, Cousins)

Kostenübernahme

Die Kosten für Beratung, Gentest und für die intensivierte Früherkennung/Nachsorge werden von den meisten Krankenkassen vollständig übernommen, wenn die Aufnahmekriterien erfüllt sind.

HerediCaRe-Projekt

"HerediCaRe" ist ein Projekt des "Deutschen Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs".

Das Deutsche Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs unter der Leitung von Prof. Dr. Rita Schmutzler (Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Universitätsklinikum Köln) ist ein deutschlandweiter Verbund von universitären Zentren. Ziel des Verbundes ist die Etablierung einer bestmöglichen klinischen Betreuung von Ratsuchenden und Patienten mit einer familiären Belastung für Brustkrebs und Eierstockkrebs. Zur kontinuierlichen Verbesserung der Versorgung führt das Konsortium eine Registerstudie durch, in welcher medizinische und genetische Daten aus der Routineversorgung von Familien mit einer erblichen Belastung für Brust- und Eierstockkrebs in einem zentralen Patienten-Register erfasst und wissenschaftlich ausgewertet werden. Innerhalb der Registerstudie ist eine Erfassung von 25.000 Patienten und Ratsuchenden in 5 Förderjahren angestrebt. Darüber hinaus werden in der Studie auch überschüssige, sogenannte Biomaterialien für die o. g. wissenschaftlichen Zielsetzungen gewonnen, gelagert und genutzt. Krankheitsverlauf, vorbeugende Maßnahmen (Prävention) und Behandlung (Therapie) sollen über einen langen Zeitraum (mind. 10 Jahre) beobachtet werden.

Die im "Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs" in unterschiedlichen Funktionen (Projekt-leitung, klinische Zentren, zentrale Registerdatenbank, zentrale Biobank) zusammenarbeitenden Einrichtungen legen gemeinsam die wissenschaftlichen Zielsetzungen und Verfahrensweisen der Zusammenarbeit im HerediCaRe-Projekt fest.

Weitere Informationen

Aktuelles

Neue Informationen zum Versorgungskonzept bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs
Am 14.07.2022 wurde zur Förderung der Zusammenarbeit der zertifizierten Zentren und zum Erreichen einer qualitativ hochwertigen Diagnostik, Beratung, Prävention und Behandlung der betroffenen Familien eine gemeinsame Information der Deutschen Krebsgesellschaft e.V., des BRCA-Netzwerk e.V. und des Deutschen Konsortiums zum Versorgungskonzept bei familiären Brust- und Eierstockkrebs veröffentlicht.
Weitere Informationen zum FBREK-Zentrum finden Sie hier!“

Ansprechpartner

Prof. Dr. Norbert Arnold

Bereichsleitung, Onkologisches Labor Gynäkologie/Molekulargenetische Diagnostik
Tel.: 0431 500-21650Fax: 21654

Prof. Dr. med. Marion Tina van Mackelenbergh

Oberärztin
Tel.: 0431 500-21410

Dr. Martina Brügge

Oberärztin

Sprechstunde