Weltweit erkranken jährlich etwa 600.000 neue Patienten an einem Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich. In Deutschland sind es 14.000 neue Tumorerkrankungen pro Jahr; damit ist das Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich der 6. häufigste maligne Tumor. Im Verhältnis 3:1 sind Männer deutlich häufiger als Frauen betroffen, in etwa 50 % der Fälle findet sich bei der Erstdiagnose bereits ein fortgeschrittenes Stadium (UICC III). Hauptrisikofaktoren sind in erster Linie Tabakkonsum gefolgt vom Alkoholkonsum. Im Vergleich zu Nichtrauchern steigt das Erkrankungsrisiko für Kopf-Hals-Tumore bei Rauchern auf das etwa sechsfache, während sich das Erkrankungsrisiko bei Kombination von Rauchen und Genuß hochprozentigen Alkohols potenziert.
Einzelne Karzinome im HNO-Bereich werden zudem mit der Exposition bestimmter Stoffe wie z.B. Hartholzstäube, Asbest, Arsen, Nickel, Chrom oder polyzyklischem aromatischen Kohlenwasserstoffen in Verbindung gebracht. Auch stellen schlechte Mundhygiene, scharfe Zahnkanten oder falschsitzende Prothesen ein weiteres Risiko dar. Für einige Unterarten der Krebserkrankung steht neben Ernährungsfaktoren auch eine virale Genese zur Diskussion.
Besteht Anlass für den Verdacht einer bösartigen Neubildung z.B. durch persistierende Halslymphknotenschwellung, unklare Dysphagie oder mehr als drei Wochen bestehende Heiserkeit, erfolgt zunächst ausgiebige Diagnostik. Neben HNO-ärztlicher klinischer Untersuchung werden im Rahmen des Stagings die Ausdehnung des Tumors und ein möglicher Lymphknotenbefall bestimmt sowie Zweitkarzinome und Fernmetastasierung ausgeschlossen. Nach histologischer Tumorsicherung im Rahmen der Panendoskopie erfolgt in Abhängigkeit von der Tumorausdehnung sowie von der Operabilität des Patienten die vollständige Tumorentfernung, ggf. Neck-dissection, ggf. Defektdeckung mit gefäßgestielten Schwenklappen oder Fernlappen.
Postoperativ wird im Rahmen unserer interdisziplinären onkologischen Konferenz zusammen mit den Strahlentherapeuten und Hämatoonkologen die optimale Weiterbehandlung diskutiert. Neben Radiatio, Chemotherapie oder Kombination beider stellt die Brachytherapie eine weitere postoperative Behandlungsoption dar. Große, chirurgisch nicht resektable Karzinome können durch eine primäre Radio-Chemotherapie therapiert werden.
Im Rahmen der Tumornachsorgesprechstunde erfolgt im Anschluss die engmaschige Anbindung und Kontrolle der Patienten. Den Empfehlungen der Deutschen HNO Gesellschaft folgend, wird in entsprechenden Intervallen die klinische Untersuchung, Kontroll-Panendoskopie und ein Restaging veranlasst, um so rechtzeitig Frührezidive und Zweitkarzinome zu erkennen.
Operative Therapie
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Immun- und Chemotherapie
Ambulante Chemotherapie
Die Therapie von Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich fußt auf den drei Säulen Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie.
Chemotherapie bildet hierbei den Oberbegriff für gegen Tumorzellen gerichtete Zellgifte, welche die weitere Vermehrung stoppen bzw. ein Absterben der Tumorzellen bewirken. Diese Therapeutika werden in der Regel intravenös (in die Vene) verabreicht, jedoch können einige auch als Tablette eingenommen werden. In den meisten Fällen werden mehrere Medikamente kombiniert eingesetzt.
Neben der „klassischen“ Chemotherapie führen wir eine neue, individualisierte Therapie mit Antikörpern, immunmodulierenden Substanzen, als zielgerichtete Therapien durch.
Zielgerichtete Therapien ermöglichen die Schonung des normalen Gewebes und richten sich gegen verschiedene Angriffspunkte von Krebszellen. Hierzu stehen uns verschiedene Medikamente in Tablettenform und als intravenöse Infusion zur Verfügung. Zur Auswahl der Medikation kommen molekulare Untersuchungen des Tumorgewebes im Sinne einer „personalisierten Medizin“ zum Einsatz.
Zunehmende Bedeutung in der Therapie von Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich erlangte die „Immuntherapie“. Hierunter versteht sich eine Therapie, welche es dem Patienten-eigenen Immunsystem ermöglicht, die Krebszellen zu zerstören.
Je nach Erkrankungsstadium und spezifischen Merkmalen der Krebszellen und des einzelnen Patienten sind all diese Verfahren in einem individuellen Behandlungsplan abzuwägen, auszuwählen oder zu kombinieren. Unser Ziel ist eine auf den individuellen Patienten ausgerichtete menschliche Medizin, die gleichzeitig die aktuellen wissenschaftlichen Standards erfüllt.
Um Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich besser zu verstehen und eine optimale Versorgung zu gewährleisten, erfolgt eine Teilnahme an Therapiestudien. Diese ermöglichen den Einsatz neuer Behandlungsmethoden und Medikamente. Die Teilnahme an Therapiestudien ist freiwillig und erfolgt nur nach ausführlicher Aufklärung und Beratung.
(Die Behandlung von Tumorerkrankungen ist eine interdisziplinäre Aufgabe. Wir arbeiten daher eng mit anderen Spezialisten (Strahlentherapeuten, Pathologen, Onkologen, Radiologen und Nuklearmedizinern) zusammen und die Behandlungspläne werden in unserem wöchentlichen interdisziplinären Tumorboard beraten. Des Weiteren bieten wir im Sinne einer umfassenden Betreuung Kontakt zu auf Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich spezialisierten Abteilungen wie Schmerzambulanz, Psychoonkologie, Physiotherapie, Sozialarbeitern und Logopädie.
Dies ist besonders wichtig für Patienten in einem palliativen (nicht heilbaren) Erkrankungsstadium. Hier ist unser wichtigstes Ziel, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und zu erhalten. Nach Möglichkeit sollen die Patienten zu einer Lebensführung im gewohnten Umfeld befähigt sein.
Palliativmedizin
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Psychoonkologischer Dienst
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