Das Schlaganfallnetzwerk Schleswig-Holstein Süd wurde 2015 in enger Zusammenarbeit mit den an der regionalen Schlaganfallversorgung beteiligten Partnerkliniken ins Leben gerufen.
Der akute Schlaganfall ist in ca. 80 % aller Fälle durch eine Durchblutungsstörung des Gehirns, meist hervorgerufen durch einen akuten Verschluss eines Hirngefäßes, bedingt. In den übrigen Fällen ist meist eine akute Einblutung in das Gehirngewebe die Ursache der Symptome.
In den letzten Jahren hat sich die Therapie des akuten Schlaganfalls, der durch den Verschluss eines Gehirngefäßes hervorgerufen wird, immens weiterentwickelt. Den Anfang hat Mitte der 90iger Jahre die Einführung eines Medikaments (rtPA) gemacht, welches dazu eingesetzt wird, Blutgeinnsel aufzulösen. Die Therapie mit diesem Medikament wird auch als Lyse-Therapie bezeichnet. Seither wird es bei einer Vielzahl von Schlaganfällen erfolgreich eingesetzt. Besonders erfolgversprechend ist die Lyse-Therapie beim Verschluss von kleinen und mittleren Gefäßen. Je größer das verschlossene Gefäß ist, umso unwahrscheinlicher ist, das eine medikamentöse Therapie alleine ausreicht. Durch die technischen Fortschritte der interventionellen Neuroradiologie und die Weiterentwicklung von speziellen Kathetern ist es heute möglich, Blutgerinnsel aus den Hirngefäßen über spezielle Katheter zu bergen und so das verschlossene Gefäß wieder zu eröffnen. Anfang des Jahres 2015 wurden mehrere internationale wissenschaftliche Studien veröffentlich, die einen deutlichen Vorteil der Katheterbehandlung für Patienten gezeigt haben, die an einem akuten Schlaganfall durch den Verschluss eines großen hirnversorgenden Gefäßes litten.
Dier medizinischen Fachgesellschaften haben daraufhin die Leitlinien zur Schlaganfallbehandlung angepasst und die Katheterbehandlung als wichtigen Therapiebaustein aufgenommen. Das Institut für Neuroradiologie und die Klinik für Neurologie am Campus Lübeck mit ihrer überregionalen Schlaganfallstation (Stroke Unit) haben gemeinsam mit den umgebenden Krankenhäusern das Schlaganfallnetzwerk Schleswig-Holstein Süd gegründet, um die Infrastrukur für die optimale Versorgung von Patienten mit akutem Schlaganfall im südlichen Schleswig-Holstein und den angrenzenden Regionen zu optimieren. Durch enge Zusammenarbeit mit unseren Partnerkliniken innerhalb unseres Schlaganfallnetzwerkes ist so gewährleistet, dass die am Universitätsklinikum bereits seit Jahren etablierte wirkungsvolle Katheterbehandlung des Schlaganfalls schnell für alle Patienten der Region verfügbar ist. Alle Arten des akuten Schlaganfalls, auch die durch eine Blutung (z.B. durch eine Gefäßmissbildung) verursachten, können so interdisziplinär am Campus Lübeck neurointerventionell behandelt werden.