Kinderrheumatologie

Auch Kinder und Jugendliche können bereits an Rheuma erkranken. Der Begriff „Rheuma“ ist ein Sammelbegriff für eine ganze Reihe chronischer autoimmuner Entzündungserkrankungen. Diese Entzündung kann nahezu jedes Körperorgan den gesamten Körper betreffen. Am häufigsten sind im Kindes- und Jugendalter die Gelenke betroffen. Tritt eine chronische Entzündung der Gelenke (Gelenkrheuma) vor dem 16. Lebensjahr auf, dann spricht man von einer juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA). Diese Erkrankung unterscheidet sich von dem im Erwachsenenalter auftretenden Gelenkrheuma und bedarf einer spezialisierten pädiatrisch rheumatologischen Diagnostik und Therapie. Das Erkrankungsalter, die Ausprägung und der Verlauf dieser Erkrankung können sehr unterschiedlich sein. Die Patienten haben gelegentlich auch eine begleitende Erkrankung an den Augen (Uveitis) oder der Haut (Psoriasis). Differentialdiagnostisch müssen immer auch die akute bakterielle Arthritis, die durch Borrelien verursachte Gelenkentzündung (Lyme Arthritis), reaktive Arthritiden und weitere u.g. Erkrankungen inkl. chronischer Schmerzerkrankungen berücksichtigt werden.

Seltene Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter

  • Kollagenosen wie ein systemischer Lupus erythematodes; SLE, Mischkollagenosen; MCTD, Sklerodermien, das CREST-Syndrom, die juvenile Dermatomyositis und das Sjögren-Syndrom

  • Vaskulitiden wie die Purpura-Schönlein-Henoch, das Kawasaki Syndrom, die Granulomatose mit Polyangiitis GPA (ehem. Mobus Wegener), und die allergische Granulomatose mit Polyangiitis AGPA (ehem. Churg-Strauss Syndrom) sowie die sehr seltenen Vaskulitiden des Zentralen Nervensystems

  • Sarkoidose, oder im Kindes- und Jugendalter das Blau-Syndrom

  • Uveitis, ein- oder beidseitige innere Entzündungen des Auges

  • Autoinflammationserkrankungen wie die nicht-bakterielle chronische Knochenentzündung oder Osteomyelitis; CNO, die chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis; CRMO, das SAPHO Syndrom, das PAPA Syndrom. Die Fiebersyndrome wie die periodische Fiebererkrankung PFAPA (Periodisches Fieber, Aphten, Pharyngitis und Lymphadenitis) und die bekanntesten hereditären Fiebersyndrome wie das CAPS (Cryopyrin assoziiertes periodisches Fiebersyndrom), TRAPS (TNF-Rezeptor assoziiertes periodisches Fiebersyndrom), HIDS (Hyperimmunglobulin-D Syndrom) und das FMF (Familiäre Mittelmeer Fieber). In den letzten Jahren wurden weitere sehr seltene und neue Autoinflammationserkrankungen und Fiebersyndrome entdeckt und einer Diagnose zugängig gemacht.

  • Immundefekte, die sich klinisch primär durch eine chronische Organ- oder Systementzündung manifestieren

  • Nicht-rheumatische Gelenkerkrankungen wie die progressive pseudorheumatische Arthritis und epiphysäre Dysplasien sowie die chronischen Schmerzerkrankungen wie das juvenile Schmerzverstärkungssyndrom oder das komplexe regionale Schmerzsyndrom (M. Sudeck im Erwachsenensalter).

Leistungsspektrum

Die Kinderrheumatologie der Kinder- und Jugendklinik I umfasst die ambulante, stationäre und schwerpunktmäßig auch die teil-stationäre (tagesstationäre) Betreuung von Kindern mit Verdacht auf - oder Bestätigung – eine/einer der o.g. Erkrankungen aus dem pädiatrischen rheumatologischen Formenkreis. Dabei besteht eine enge fachliche und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen anderen Schwerpunkten der Kinderkliniken wie der Kinderpneumonologie, Kindernephrologie und Kindergastroenterologie sowie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin II (Neuropädiatrie) und der Klinik für angeborene Herzerkrankungen (Kinderkardiologen), aber auch mit der Kinderchirurgie, der Augenklinik, der Kiefer- und Gesichtschirurgie, der Orthopädie, der Hautklinik, der Kinderradiologie und dem Entzündungszentrum der Klinik für Innere Medizin I, mit den internistischen Rheumatologen (Transition).

Wir bieten eine langjährige Erfahrung in der Diagnostik, Therapie und Beurteilung aller oben genannten Erkrankungen des pädiatrischen rheumatologischen Formenkreises an. Dazu stehen uns sowohl langfristig etablierte aber auch innovative Testverfahren und Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Diagnostik

Körperliche Untersuchungen inkl. eines rheumatologischen Gelenkstatus, Laboruntersuchungen inkl. aller spezialisierten immunologischen und rheumatologischen Parameter sowie auch eventuell notwendige genetische Analysen. Eine bildgebende Diagnostik in erster Linie eine Arthrosonographie (Ultraschall der Gelenke) oder über die Kinderradiologie eine Sonographie innerer Organe und in speziellen Fällen auch native Röntgenbilder oder in einer Magnet Resonanz Tomographie; MRT. Diagnostische Gelenkpunktionen (Gewinnung von Gelenkerguß) in Analgosedierung (leichter schmerzloser Schlaf).

Therapien

Einstellung, Überwachung und Durchführung (inkl. Infusionen) aller antientzündlichen medikamentösen Therapien. Dazu zählen neben den langjährig bekannten Basismedikamenten auch die antientzündlichen Therapien mit Fusionsproteinen und Antikörpern (Biologika). Therapien mit Glukokortikoiden (Kortison) einschließlich intravenöser Pulstherapie und intraartikulären Einspritzungen in Analgosedierung. Einleitung und Einweisung in eine Physiotherapie.

Alle Patienten mit einer rheumatologischen Erkrankung erhalten auf Wunsch des überweisenden Kinderarztes regelmäßige ambulante Nachkontrollen. Wir bieten bei chronischer Erkrankung über den Sozialdienst der Kinderkliniken eine sozialrechtliche Beratung der betroffenen Familien an und vermitteln Kontakte zu Selbsthilfegruppen. Alle Patienten mit einer rheumatologischen Diagnose werden aus Gründen der Qualitätssicherung und für wissenschaftliche klinisch – epidemiologische Studien zu den kinderrheumatologischen Erkrankungen anonym an das Deutsche Rheumaforschungszentrum (DFRZ) in Berlin gemeldet (Kinderkerndokumentation) Es besteht über die Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR: https://gkjr.de/ ) eine enge Kooperation und Zusammenarbeit mit anderen kinderrheumatologischen Zentren in Deutschland.