Definition
Osteoporose ist eine langsam fortschreitende Erkrankung, welche zu einer zunehmenden „porösen“ und damit weichen Knochenstruktur führt. Unter dem Mikroskop gleichen gesunde Knochen im Inneren einer wabenähnlichen Struktur. Bei einem an Osteoporose erkrankten Menschen kommt es zu einer deutlichen Vergrößerung der „Waben“ unter Abnahme der Stabilität des Knochens. Dieser Vorgang wird auch als Abnahme der Knochendichte bezeichnet. Der Knochen wird durch diesen Prozess zunehmend „weicher“ und die Gefahr einer osteoporotisch bedingten Fraktur nimmt zu. Jeder Knochen des Menschen kann eine osteoporotische Fraktur erleiden, jedoch treten am häufigsten Frakturen im Bereich der Wirbelsäule, der Hüfte und im Bereich des Handgelenkes auf. Aufgrund der „weichen“ Knochenstruktur können solche „Brüche“ bereits durch leichte Unfälle oder Stürze, sogar durch ein abruptes Verdrehen oder Niesen, auftreten.
Schätzungsweise 50% der Menschen über 50 Jahre erkranken an einer Osteoporose. Frauen sind mit ca. 80% deutlich häufiger betroffen als Männer mit ca. 20%
Symptomatik
Die Abnahme der Knochendichte ist oft ein unbemerkter Prozess. Dementsprechend ist die Osteoporose häufig eine zufällige Diagnose. Tritt im Rahmen der Osteoporose eine Fraktur auf, so kommt es zu Schmerzen in diesem Bereich. Diese Schmerzen können teilweise sehr ausgeprägt und anhaltend sein. Bei einigen Patienten treten solche Frakturen aber auch unbemerkt auf.
Aufgrund der Frakturen kann es in Extremfällen zu einer Abnahme der Körpergröße sowie zu einer gebeugten Körperhaltung kommen.
Diagnose
Osteoporose
Wird eine Osteoporose vermutet, so kann dies durch die Bestimmung verschiedener Laborwerte sowie durch eine Knochendichtemessung bestätigt werden. Goldstandard zur Knochendichtemessung ist die sogenannte Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DEXA). Dabei wird die Knochendichte schmerzfrei an zwei verschiedenen Körperstellen bestimmt. Der daraus resultierende T-Wert gibt Auskunft über die Schwere einer möglichen Knochendichteminderung.
Osteoporotische Frakturen der Wirbelsäule
Treten Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule auf und ist eine Osteoporose bekannt oder wird vermutet, kann eine osteoporotische Fraktur bereits durch ein einfaches, konventionelles Röntgenbild diagnostiziert werden. Auch bei bekannten osteoporotischen Frakturen kann das Röntgenbild für eine Verlaufsbeurteilung genutzt werden.
Zur weitergehenden Beurteilung der Fraktureigenschaften, der Stabilität, einer möglichen Kompression von Nerven sowie in Hinblick auf eine mögliche operative Versorgung kann eine Computertomographie des betreffenden Wirbelkörpers inklusive der angrenzenden Wirbelkörper angefertigt werden. Hierfür wird in einer ca. 2- bis 3-minütigen Untersuchung das zu untersuchende Areal mithilfe von Röntgenstrahlen „abgescannt“ und es sind entsprechende Bildrekonstruktionen bis hin zu einer dreidimensionalen Darstellung der Fraktur möglich.
Sind mehrere osteoporotische Wirbelkörper zu unterschiedlichen Zeitpunkten frakturiert und können die Beschwerden nicht genau lokalisiert werden ist die Durchführung einer Magnetresonanztomographie (MRT) sinnvoll. Hierfür liegt der Pat. für ca. 30 Minuten in einer „Röhre“. Die Bilder werden mithilfe von elektromagnetischen Feldern erzeugt. Spezielle Aufnahmetechniken („STIR“ Sequenz) können so Auskunft über das Alter einer Fraktur geben. Des Weiteren können mit diesen Aufnahmen Informationen über begleitende Verletzungen von Bandstrukturen, des Bandscheibengewebes sowie mögliche Kompressionen nervaler Strukturen gewonnen werden. Aufgrund der Untersuchungstechnik können Patienten mit bestimmten Implantaten (Schrittmacher, Elektroden, Prothesen usw.) diese Diagnostik nicht erhalten, um Schäden an dem Implantat oder Verletzungen zu vermeiden. Neuere Implantate sind manchmal schon MRT-fähig. Gerne finden wir für Sie heraus, ob ein Implantat MRT-fähig ist. Alternativ wird - wie oben beschrieben - ein CT durchgeführt.
Therapie
Konservative Therapie
In Abhängigkeit bildmorphologischer und klinischer Befunde sollte bei Erstdiagnose einer osteoporotischen Wirbelkörperfraktur eine konservative Therapie angestrebt werden. Neben der Verordnung einer adäquaten Schmerzmedikation zählen das Erlernen eines wirbelsäulengerechten Verhaltens, physio- sowie ergotherapeutische Maßnahmen zu den wichtigsten Punkten der konservativen Therapie. Unterstützend kann eine aktive Rückenorthese (spezielles Korsett) für 3 bis 6 Monate verordnet werden.
Ist die Einnahme einer osteoporotischen Medikation bisher nicht erfolgt, sollte dies nach Diagnosestellung als eine vordringliche und notwendige Maßnahme zur Prophylaxe weiterer Frakturen veranlasst werden. In der Diagnostik und Therapieeinleitung arbeiten wir eng mit unseren Kollegen der endokrinologischen Klinik zusammen, sodass bereits bei Erstdiagnose in unserer Klinik eine adäquate Therapieeinleitung initiiert werden kann.
Neben der Einnahme einer osteoporotischen Medikation tragen auch regelmäßiger Sport sowie der Verzicht auf Tabakgenuss und übermäßigen Alkoholkonsum zur Prophylaxe weiterer Frakturen bei.
Operative Therapiemöglichkeiten
Im Fall therapieresistenter Schmerzen, einer zunehmenden Höhenminderung des Wirbelkörpers (Sinterung) oder kritischer bildmorphologischer Befunde kann eine operative Intervention indiziert sein. Hierfür stehen die perkutane (= durch einen kleinen Hautschnitt von ca. 0,5cm durchgeführte) Vertebroplastie, die Kyphoplastie sowie die dorsale Stabilisierung mittels Schrauben-Stab-System zur Verfügung. Ziel dieser Eingriffe ist die Stabilisierung des betroffenen Wirbelkörpers und dadurch eine Verringerung der hervorgerufenen Schmerzen. In einigen Fällen ist auch eine Kombination dieser Maßnahmen sinnvoll. Sollte eine durch den Bruch bedingte Bedrängung von Nerven oder Rückenmark vorliegen, kann zusätzlich eine mikrochirurgische Dekompression während des Eingriffes sinnvoll sein.
Abbildung: Schematische Darstellung eines gesunden Wirbelkörpers (links) mit einer erhaltenen Knochenstruktur sowie eines Wirbelkörpers mit reduzierter Knochendichte (rechts)