Fliegende Mücken vor den Augen
Viele Menschen kennen sie und fast jeder von uns wird sie eines Tages kennenlernen: Die kleinen schwarzen Punkte, Fädchen, Flusen oder Mücken, die andere nicht sehen können. Oft tauchen sie ganz plötzlich beim Lesen auf oder beim Blick auf eine weiße Wand.
Diese "fliegenden Mücken" oder "mouches volantes" - wie wir Augenärztinnen und Augenärzte sie nennen - sind keine Einbildung und auch keine optische Täuschung. Sie existieren wirklich. Nur fliegen sie nicht im Raum, sondern schwimmen im Auge. Ein wenig lästig sind sie schon, aber viel harmloser als richtige Mücken. Solche mit den Jahren auftretende "Schönheitsfehler" gehören zu unserem Leben wie beispielsweise die Altersflecken auf den Händen.
Früher oder später machen wir alle die Bekanntschaft mit den manchmal etwas lästigen Folgen der altersabhängig zunehmenden Glaskörpertrübung. Unser Auge wird zu einem großen Teil vom Glaskörper ausgefüllt, einer ursprünglich klaren, geleeartigen Masse. Sie wiederum setzt sich hauptsächlich aus zwei Substanzen zusammen: Hyaluronsäure und kollagenhaltigen Fasern, die das dreidimensionale Gerüst für die Stabilität des Glaskörpers bilden.
Schon in der Jugend beginnt sich der Glaskörper ganz allmählich zurückzubilden. Der Verlauf dieser Rückbildung ist individuell unterschiedlich. Auch die Länge des Augapfels hat darauf einen Einfluss. Wer kurzsichtig ist, wird die "fliegenden Mücken" etwas früher entdecken. Wenn nun mit der Zeit der Glaskörper ein wenig schrumpft und sich dabei von der hinteren Augapfelwand und der Netzhaut löst, ballen sich gleichzeitig einige der feinen Kollagenfasern zusammen. Das sind dann die winzigen Glaskörpertrübungen, die als Fusseln, Pünktchen oder Mücken in unserem Blickfeld auftauchen - mit Vorliebe vor hellem Hintergrund.
Die "fliegenden Mücken" haben auf Ihre Sehschärfe keinen Einfluss. Sie können Ihnen höchstens auf die Nerven gehen. Wer ihnen viel Aufmerksamkeit schenkt, empfindet sie als besonders lästig. Wer sich durch Nebensächlichkeiten nicht von seinen Aufgaben oder Hobbys ablenken lässt, nimmt sie kaum wahr. Im Lauf der Zeit werden diese Erscheinungen ohnehin immer unschärfer und daher schwächer, weil sich die Trübungen mit dem Glaskörper mehr und mehr von der Netzhaut entfernen.
Für manche Patientinnen und Patienten ist das ein schwacher Trost. Ihnen macht ihre Glaskörpertrübung derart Angst, dass es fast unmöglich ist, sie von der Harmlosigkeit dieser Erscheinung zu überzeugen. Manchmal fragt eine Patientin oder ein Patient, der sich sehr viel mit sich selber beschäftigt, ob man denn gar nichts gegen diese "Mückenplage" tun könne. Gegen einen so natürlichen Vorgang wie diese altersbedingte Degeneration könnte man nur mit einer Glaskörper-Operation zu Felde ziehen. Theoretisch ist das möglich. Ein verantwortungsbewusster Augenarzt oder eine verantwortungsbewusste Augenärztin wird dies aber nur in den sehr seltenen Fällen durchführen, wenn das Sehvermögen so stark beeinträchtigt ist, dass Risiko und Nutzen in einem wirklich sinnvollen Verhältnis zu einander stehen.
Wegen einer Glaskörpertrübung brauchen Sie sich also keine Sorgen zu machen. Aber Sie sollten drei wichtige Sicherheitsmaßnahmen kennen und beherzigen:
Sobald Sie zum ersten Mal entdecken, dass Sie etwas sehen, was außerhalb Ihres Auges nicht existiert, suchen Sie Ihre Augenärztin oder Ihren Augenarzt auf, damit sie oder er die sehr viel selteneren, aber dennoch möglichen krankhaften Ursachen ausschließen und Ihnen die Sorge nehmen kann.
Lassen Sie den Gesundheitszustand Ihrer Augen regelmäßig überprüfen - vom 40. Lebensjahr an mindestens einmal im Jahr, denn es gibt Augenkrankheiten, die das Sehvermögen bedrohen und sich nicht bemerkbar machen. Nur Ihre Augenärztin oder Ihr Augenarzt kann sie rechtzeitig erkennen.
Sollten Ihre "fliegenden Mücken" plötzlich in dichten Schwärmen auftreten, dann gehen Sie auf jeden Fall vorsichtshalber zu Ihrer Augenärztin oder Ihrem Augenarzt oder - wenn Sie diese/n nicht erreichen - in die nächste Augenklinik. Dann nämlich ist Eile geboten, weil sich möglicherweise eine Netzhautablösung ankündigt. Ein weiteres Frühwarnzeichen für eine Netzhautablösung ist das Auftreten von Lichtblitzen. Die Gefahr einer Netzhautablösung lässt sich bei rechtzeitiger Diagnosestellung mit einem Laser einfach und schnell bannen. Das gilt ebenfalls für auffällige andere Erscheinungen wie Rußregen, Schwaden oder wenn ein Vorhang einen Teil Ihres Blickfeldes zu verdunkeln scheint.