Diagnostik
Im Rahmen unserer Endometriosesprechstunde wird anhand einer ausführlichen Anamnese sowie der gynäkologischen Untersuchung inklusive einer Ultraschalluntersuchung des Beckens mittels 2-D und 3-D-Sonographie eine erste Einschätzung vorgenommen, ob eine Endometriose vorliegt. Sollten weitere Untersuchungen, wie eine MRT-Untersuchung (Magnetresonanz-Tomographie) oder eine spezielle Untersuchung des Darmes oder der Blase notwendig sein, erfolgt eine Vorstellung in der Klinik für Allgemeinchirurgie bzw. in der Klinik für Urologie. Im Rahmen unseres Zentrums arbeiten wir ebenfalls eng mit einem interdisziplinären Team für Proktologie und Endoskopie, sowie einem Team der Radiologie zusammen, die ebenfalls auf die Diagnostik von Endometriose spezialisiert sind.
Die endgültige Festlegung der Diagnose erfolgt letztlich durch eine feingewebliche Untersuchung von Endometrioseherden aus dem Bauchraum. Dazu wird eine Bauchspiegelung durchgeführt. In den allermeisten Fällen ist während dieser Operation auch die Entfernung der Endometriose möglich. Wir bieten dabei alle modernen Verfahren der minimal-invasiven Chirurgie an.
Operation
Ein besonderer Schwerpunkt unserer Klinik liegt auf minimal-invasiven Operationsverfahren per Bauchspiegelung („Laparoskopie“ oder „Pelviskopie“). Die minimal-invasive laparoskopische Chirurgie, auch Schlüssellochchirurgie genannt, hat in Kiel eine lange Tradition. Pionier und weltweiter Wegbereiter war der Kieler Gynäkologe Professor Dr. Kurt Karl Stephan Semm, Direktor der Kieler Unifrauenklinik. Während Prof. Semm gegen starke Widerstände kämpfen musste, sind die Vorteile der minimal-invasiven Operationsmethoden gegenüber offenen Operationen (mit großem Bauchschnitt) mittlerweile wissenschaftlich belegt: weniger Schmerzen nach dem Eingriff, bessere kosmetische Ergebnisse, kürzere Krankenhausaufenthalte und weniger Wundinfektionen. Dementsprechend sind laparoskopische Operationen heute weit verbreitet und standardisiert.
Eine Weiterentwicklung der laparoskopischen Chirurgie sind roboterassistierte und computergestützte Techniken. Ihre Ziele sind eine noch höhere chirurgische Präzision, schonendere Zugänge, die Unterstützung und Verbesserung der Arbeitsabläufe im Operationssaal sowie mehr Sicherheit für den Patienten. Dafür wurde in den vergangenen Jahren eine Reihe von Innovationen geschaffen, die am Kurt-Semm-Zentrum genutzt und weiterentwickelt werden. Im Mittelpunkt steht dabei das „da Vinci“-Chirurgiesystem.
Im Unterschied zur klassischen Laparoskopie steht der Chirurg nicht direkt am Operationstisch, sondern steuert die Instrumente von einer Konsole, die sich mit im OP-Saal befindet. Ein Computer überträgt die Handbewegungen des Operateurs präzise und völlig zitterfrei auf die Roboterarme und Spezialinstrumente. Gleichzeitig ermöglicht das System dem Chirurgen eine mehrfach vergrößerte, hochauflösende und dreidimensionale Sicht auf das Operationsgebiet. (Kurt-Semm-Zentrum)
Endometriose-Operationen werden in unserem Zentrum von einem Team aus laparoskopisch zertifizierten Operateuren durchgeführt. Generell ist es von großer Bedeutung, dass Endometriose-erfahrene Spezialisten aufgesucht werden, da die Qualität der Behandlung nachweislich davon abhängig ist. Klinisch und wissenschaftlich hat sich unser Team mit der Anatomie des Beckens und hier insbesondere mit den Beckennerven befasst und weitergebildet, so dass wir als eines der wenigen Zentren in Deutschland auch neuropelveologische Operationen bei Endometriose anbieten können.
Um den Klinikaufenthalt so kurz wie möglich zu gestalten, wird eine Operation im Vorfeld so vorbereitet, dass die Patientin erst am Operationstag in die Klinik aufgenommen werden muss. Zur Vorbereitung gehört auch die Vorstellung in der Narkoseabteilung. Da am UKSH alle Fachdisziplinen direkt Tür an Tür arbeiten, ist auch intraoperativ eine Mitbeurteilung durch einen erfahrenen Chirurgen oder Urologen jederzeit möglich.
Nach dem operativen Eingriff werden auf unserer gynäkologischen Station neben den täglichen ärztlichen Visiten auch weitere Aspekte der Behandlung (medikamentös, hormonell, Alternativmedizin, Ernährung) und die Möglichkeit einer Endometriose-spezifischen Rehabilitation angesprochen und bei Bedarf durch unseren Sozialdienst in die Wege geleitet. In der Küche kann eine speziell auf Endometriosepatientinnen zubereitete Kost bestellt werden.
Nachsorge
Nach einer Operation benötigt eine Endometriose-Patientin weitere Betreuung und gegebenenfalls Behandlung, um das Wiederauftreten der Erkrankung zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Postoperativ erstellen und empfehlen wir einen individuellen Behandlungsplan, der sich an den jeweiligen Beschwerden und Wünschen orientiert (medikamentöse Behandlung, Ernährungsmedizin, alternativmedizinische Behandlungsformen, endometriosetypische Rehamaßnahme). Die Nachbehandlung bzw. medikamentöse Therapie wird üblicherweise durch die niedergelassene Frauenärztin oder den niedergelassenen Frauenarzt überwacht. Wir bieten aber auch die Wiedervorstellung zur Verlaufskontrolle in unserem Endometriosezentrum an.
Häufig stellen sich auch Patientinnen zu einer Zweitmeinung bei uns vor. Auch außerhalb einer Operationsplanung beraten wir gerne zum Umgang mit der Erkrankung.
Kinderwunsch
Für Frauen mit Endometriose kann es schwieriger sein, schwanger zu werden. Trotzdem klappt es bei vielen auf normalem Weg. Ist dies nicht der Fall, stellt die Mitbetreuung im Rahmen einer Kinderwunschsprechstunde eine sinnvolle Option dar. Hier arbeiten wir eng mit dem Kinderwunschzentrum unseres Hauses zusammen, erstellen aber auch für die Betreuung in anderen Zentren gerne einen für unsere Patientinnen individuell ausgearbeiteten Plan.
Diagnostisch bieten wir neben einer 2-D-Sonographie auch eine 3-D-Sonographie des Beckens zur detaillierteren Diagnostik an. Häufig ist eine Bauchspiegelung im Vorfeld zielführend und erhöht die Chancen auf eine Schwangerschaft.
Forschung
Viele Aspekte der Endometriose sind nach wie vor vollkommen unbekannt. Um die Erkrankung besser verstehen zu können, engagieren wir uns auch in wissenschaftlichen Projekten.