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Behandlungskonzepte der Inkontinenz der Frau
Urininkontinenz ist für viele Frauen ein belastendes Tabuthema. Dabei ist die Erkrankung oft gut behandelbar. Bis zu 40 Prozent der Frauen über 50 Jahren sind betroffen. Bis zu zehn Prozent der Frauen leiden unter einer schweren Form. Die Scham hält viele Frauen davon ab, sich ärztliche Hilfe zu suchen. Die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, bietet hier verschiedene Therapiemöglichkeiten an.
Eine differenzierte Diagnostik ist entscheidend, da für die verschiedenen Formen der Inkontinenz (am häufigsten Belastungs-, Drang- und Mischinkontinenz) unterschiedliche Therapiemöglichkeiten bestehen. Die primäre Therapie ist immer konservativ mit Maßnahmen wie Beckenbodentraining, vaginaler Östrogenisierung und Pessar-Therapie. Hiermit kann vielen Frauen ausreichend geholfen und eine operative Therapie vermieden werden.
Über unsere Pessarsprechstunde können wir den betroffenen Frauen eine ausführliche Beratung und intensive Betreuung anbieten. Dieses Angebot kann auch von Patientinnen genutzt werden, welche nicht primär über unsere Sprechstunde angebunden sind. Die niedergelassene Ärztin oder Arzt kann die geeignete Patientin direkt zur Pessaranpassung überweisen.
Sollte die konservative Therapie nicht ausreichend wirksam sein, kann eine operative Behandlung notwendig sein. Das bewährte spannungsfreie Band zur Stabilisierung der Harnröhre (TVT, Tension-free Vaginal Tape) zeichnet sich durch hohe Erfolgsraten aus. Jedoch können im Laufe der Zeit Probleme mit dem eingelegten Fremdmaterial auftreten. Das UKSH bietet neben dem TVT ein weniger invasives Verfahren namens Bulkamid an. Dabei werden in einer Kurznarkose oder örtlichen Betäubung kleine Gel-Depots unter die Harnröhre injiziert. Diese Methode eignet sich besonders für ältere und kranke Patientinnen.
Sollte zusätzlich neben der Inkontinenz eine Senkung von Blase, Gebärmutter oder Enddarm vorliegen und eine Operation notwendig sein, besteht die Möglichkeit, während des minimalinvasiven Eingriffs eine weitere Form Harnröhrenstabilisierung (Burch-Kolposuspension) zu kombinieren. Der Eingriff bietet durch das operative Anheben des Blasenhalses eine hohe und langanhaltende Heilungschance bei einer Belastungsinkontinenz. Auf Fremdmaterial kann hier fast gänzlich verzichtet werden.
Behandlungskonzepte von Senkungszuständen
Neben der Inkontinenz kann es als Folge eines geschwächten Beckenbodens und Halteapparates zu einem Tiefertreten (Senkung/Deszensus) und/oder Vorfall (Prolaps) von Blase, Darm, Scheide, Gebärmutter oder auch des Scheidenstumpfes, nach operativer Gebärmutterentfernung kommen.
Neben der oben genannten Möglichkeit der konservativen Therapien mit Pessaren bieten wir verschiedene operative Verfahren zur Behebung des Deszensus an. Abhängig vom Befund und der individuellen Situation der Patientin wird ein vaginales oder minimalinvasives/roboter-assistiertes Vorgehen mit oder ohne Fremdmaterial gewählt. Die gemeinsame Entscheidungsfindung mit der Patientin ist uns hierbei besonders wichtig.
In unserer Klinik bieten wir vaginale Operationstechniken an, um Senkungszustände effektiv zu behandeln. Das Ziel ist hierbei immer die natürliche Anatomie zu stabilisieren und dabei individuelle Bedürfnisse der Patientinnen zu berücksichtigen. Durch klassische Operationsmethoden, wie die sacrospinale Fixation (nach Amreich-Richter), kann hierbei fast komplett auf Fremdmaterial verzichtet werden. Durch Modifikationen ist selbst hier ein Uteruserhalt möglich.
Neben den klassischen Operationsverfahren kommen auch zunehmend wieder vaginale Netzplastiken zum Einsatz. Moderne Materialien gewährleisten optimale Festigkeit und Haltbarkeit, während gleichzeitig die Biokompatibilität sichergestellt wird. Durch Modifikationen in der Operationstechnik konnte die Komplikationsrate von vaginalen Netzoperationen in den letzten Jahren deutlich gesenkt werden. Diese Techniken kommen vor allem bei schwerwiegenderen Fällen oder Rezidiven von Senkungszuständen zum Einsatz und bieten eine nachhaltige Lösung für die Patientinnen.
In unserer Klinik besteht eine langjährige Erfahrung im Bereich der minimalinvasiven Chirurgie zur Behandlung von Senkungszuständen. Dies reduziert signifikant die postoperativen Beschwerden, verkürzt die Genesungszeit und trägt zu einer verbesserten Lebensqualität bei.
Die Sacropexie und Pectopexie sind dabei besonders hervorzuheben. Bei der Sacropexie werden Vagina, Zervix oder Uterus mithilfe von Bändern und Netzen am Lig. longitudinale des Os sacrums fixiert, während die Pectopexie eine ähnliche Technik für die Fixierung an den Ligg. pectineale darstellt. Beide Verfahren zeichnen sich durch ihre hohe Effektivität und die minimal-invasiven Zugänge aus. Je nach operativem Situs und weiter geplanten Operationsschritten wählen wir das passende Verfahren für die Patientin aus.
Die Integration roboter-assistierter Technologien hat hierbei die urogynäkologischen Eingriffe auf ein neues Niveau gehoben. Die Roboter-assistierte Sacropexie und Pectopexie ermöglichen eine noch präzisere und feinere Steuerung der Instrumente. Hierdurch sind auch komplexe Rekonstruktionen der Beckenbodenanamtomie (Lateral repair, Burch-Kolposuspension, Faszienplastiken, Netz-Plastiken) möglich. Die präzisen Bewegungen des Roboters erlauben den Chirurgen eine bessere Sicht auf das Operationsfeld und unterstützen sie bei der exakten Platzierung von Netzen oder Bändern.
Die urogynäkologische Abteilung unserer Klinik bietet damit ein umfassendes Therapiespektrum für die Behandlung von Inkontinenz und Senkungszuständen. Die Kombination aus vaginalen Operationstechniken, minimal-invasiven laparoskopischen Eingriffen und roboter-assistierten Verfahren ermöglicht eine individualisierte und moderne Patientenversorgung.
Durch die enge fächerübergreifende Zusammenarbeit der verschiedenen Kliniken am UKSH Campus Kiel ermöglichen wir bei unklaren Befunden oder weiteren Auffälligkeiten der Blase oder des Enddarms ein gemeinsames patientinnenorientiertes Vorgehen der Kliniken für Gynäkologie, Urologie und Chirurgie.
Ansprechpartner
Dr. Johannes Ackermann
Leitung Urogynäkologie
Prof. Dr. Ibrahim Alkatout
Leitung Minimalinvasive Chirurgie
Stellv. Klinikdirektor