Lungen-Arterien-Embolie

Historisches

  • 2650 v. Chr. Beschreibung von tiefen Thrombosen und Embolien durch Huan-Ti

  • 1908 Erörterung der operativen Entfernung eines pulmonalen Embolus durch Friedrich Trendelenburg im Archiv für klinische Chirurgie 1908;86:686-700

  • 1909 Erste erfolgreiche Durchführung der Trendelenburg-Operation durch Martin Kirschner: Archiv für klinische Chirurgie 1924;133:312-359

  • 1958 Verbesserung der Methode durch Einführung der Hohlvenen-Abklemmung durch K. Vossschulte

  • 1962 Pulmonale Embolektomie mit Herzlungenmaschine durch E.H.Sharp

Anatomie/Physiologie/Pathologie

Lungen-Arterien-Embolien stellen eine gefürchtete Komplikation venöser Thrombosen dar, die zu 90% in den tiefen Venen der Beine stattfinden. Die »Virchow'sche Trias« (Gefäßwandschaden, verlangsamte Blutströmung, erhöhte Gerinnungsneigung) beschreibt die Ursachen der venösen Thrombosen:

  • Immobilität z.B. Gips

  • Stase

  • Bettruhe

  • Narkose

  • Herzversagen

  • frühere Thrombosen

  • Hyperkoagubilität

  • bösartige Tumore

  • Antikardiolipin Antikörper

  • Nephrotisches Syndrom

  • Thrombozytose Östrogentherapie

  • Heparin-induzierte Thrombopenie

  • entzündliche abdominelle Erkrankungen

  • paroxysmale nächtliche Hämoglobinämie

  • Disseminierte intravaskuläre Gerinnung

  • Protein S- und C-Mangel AT III-Mangel

  • APC-Resistenz

  • Gefäßschäden

  • Trauma

  • Operation

Falls sich ein solcher Thrombus von seinem Entstehungsort löst, wird er mit dem Blutstrom durch das rechte Herz in die Lungenarterien verschleppt und verschließt dort in Abhängigkeit von der eigenen Größe mehr oder weniger große Gefäße. Im Extremfall kann bei einem sehr großen Embolus die Arteria pulmonalis selber verschlossen werden. Dem entsprechend reicht die Symptomatik von plötzlicher Atemnot bis zum »Sekunden-Herztod«.

Differentialindikation Lyse versus Operation

Sofern noch eine zumindest vorrübergehend ausreichende Kreislauffunktion aufrecht erhalten werden kann, ist unter sorgfältiger Beachtung der Kontraindikationen eine medikamentöse Thrombolyse immer möglich und die erste Wahl in der Therapie. Insbesondere nach frischen operativen Eingriffen und bei Notwendigkeit von Wiederbelebungsmaßnahmen sollte die operative Embolektomie erwogen werden.

Operationsverfahren

Modifizierte Trendelenburg-Operation

Dieses Verfahren kommt selten auch noch heute zum Einsatz, wenn eine Herzlungenmaschine nicht zur Verfügung steht. Gegebenenfalls wird unter Fortsetzung der Wiederbelebungsmaßnahmen der Thorax eröffnet und die Herzdruckmassage intern weitergeführt. Die Vv. cavae werden angeschlungen und über Torniquets bei Bedarf verschlossen (»inflow occlusion«). Die A. pulmonalis wird bei inflow occlusion eröffnet und der Embolus mit dem Sauger und Ballon-Kathetern entfernt. Zwischendrin kann der Blutfluß immer wieder frei gegeben werden, um ein Mindestmaß an Sauerstoffversorgung für den Körper zu erreichen. Dabei muss die Öffnung der A. pulmonalis mit dem Finger verschlossen und das Herz üblicherweise massiert werden. Nach erfolgreicher Embolektomie wird der Schnitt in der A. pulmonalis wieder vernäht. Der weitere Erfolg der Operation hängt davon ab, ob das auf der rechten Seite überdehnte Herz wieder zu ausreichenden Eigenaktionen geführt werden kann.

Operation mit Herzlungenmaschine

Die besten Möglichkeiten liegen zweifelsohne in herzchirurgischen Zentren vor. Ist keine fortlaufende Wiederbelebung nötig, kann eine Kreislaufstabilisierung mit Hilfe einer Extra-Corporalen-Membran-Oxygenierung (ECMO), einer »Miniherzlungenmaschine« für den Langzeiteinsatz, erfolgen und weitere Maßnahmen angepasst an die Entwicklung des Patienten ergriffen werden. Unter fortlaufender Wiederbelebung kann häufig nur noch die Operation mit Herzlungenmaschine eine letzte Chance bieten. Dafür werden die Leistengefäße (A. und V. femoralis) kanüliert und an die Herzlungenmaschine angeschlossen. Dieses kann problemlos ohne Unterbrechung der am Brustkorb durchgeführten Herzdruckmassage erfolgen. Nach Anschluss der Maschine kann die Herzdruckmassage beendet und die Thorakotomie durchgeführt werden. Die Entfernung des Embolus erfolgt wie oben beschrieben, da jedoch »mehr Zeit« zur Verfügung steht, kann dieses mit größerer Gründlichkeit geschehen, insbesondere kann auch das rechte Herz auf »hängen gebliebene« Emboli inspiziert werden.

Nachbehandlung: Grundsätzlich ist die Antikoagulation (»künstlicher Bluter«) z.B. mit Marcumar, Falithrom oder Warfarin für mindestens ein Jahr erforderlich. Es ist wichtig, die Ursache der Thrombose zu finden, da beispielsweise ein angeborener Mangel an AT III oder Protein S sowie C die lebenslange Fortsetzung der Medikation nötig macht.