Das individuelle Risiko wird mittels einer speziellen Software (Fetal Medicine Foundation London) aus folgenden Faktoren berechnet:
mütterliches Alter
genaues Schwangerschaftsalter
vorherige Schwangerschaften mit Chromosomenstörungen
Dicke der Nackentransparenz (syn. Nackenfalte)
Konzentration von PAPP-A und ß-hCG im mütterlichen Blut
Interessanterweise haben die Hälfte aller Kinder mit Trisomie 21 eine Mutter, die jünger als 35 Jahre ist. Insofern ist das ETS für alle Schwangere, unabhängig vom mütterlichen Alter, eine sinnvolle nicht-invasive Untersuchung. Voraussetzung ist in jedem Fall, dass die Kindseltern eine entsprechende Risikoberechnung überhaupt wünschen. Die Beurteilung weiterer Zusatzmarker wie Nasenbein, Ductus venosus und Trikuspidalklappe ermöglicht eine zusätzliche Validierung des individuellen Risikos für eine Chromosomenstörung.

Biochemiescreening
Die Entdeckungsrate der alleinigen Nackenfaltenmessung liegt für die Trisomie 21 bei etwa 80% und kann durch die Kombination mit einem Serumscreening auf ca. 85-90% gesteigert werden. Es handelt sich um einen Bluttest, bei dem die Konzentration von zwei Schwangerschaftsproteinen bestimmt wird (freies beta-HCG und PAPP-A, die exklusiv vom Mutterkuchen/Plazenta synthetisiert werden). Bei einer tatsächlichen fetalen Trisomie 21 hat auch der Mutterkuchen eine Trisomie 21, wodurch das freie beta-hCG erhöht und das PAPP-A verringert ist. Insgesamt wird bei etwa 95% der Schwangerschaften mit Trisomie 21 ein erhöhtes Risiko angezeigt, bei etwa 5% der normalen Schwangerschaften wird fälschlicherweise ein erhöhtes Risiko (Falschpositivrate) angezeigt. Das individuelle Risiko wird dabei als Häufigkeit angegeben, mit der ein bestimmtes Ereignis (z. B. Trisomie 21) eintritt. Ein Risiko für eine Chromosomenstörung von 1:1000 bedeutet demnach, dass von 1000 Frauen mit dem gleichen Risiko eine Frau ein Kind mit einer chromosomalen Auffälligkeit bekommen wird. Zur besseren Veranschaulichung wird das jeweilige Risiko mit dem Fehlgeburtsrisiko nach invasiver Diagnostik (Fruchtwasserpunktion und Mutterkuchenpunktion) verglichen. Risiken unter 1 in 1000 (z. B. 1:2000, 1:3000 sind Ergebnisse im Niedrigrisikobereich. Bei einer individuellen Risikoerhöhung (bei Risiken über 1 in 50 spricht man von einem Hochrisikoergebnis), muss entschieden werden, ob die Chromosomen des Kindes über eine invasive Diagnostik (Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion) untersucht werden sollen. Mit diesen invasiven Methoden kann eindeutig geklärt werden, ob die Chromosomen des Kindes unauffällig sind.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass diese frühe Ultraschalluntersuchung, insbesondere bei verdickter Nackentransparenz, immer durch eine Untersuchung (Feindiagnostik) in der 20.-22. Schwangerschaftswoche komplettiert werden sollte.
Präeklampsiescreening
Im Rahmen des Erstrimesterscreenings kann auch das individuelle Risiko für eine schwangerschaftsinduzierte Bluthochdruckerkrankung (z. B. Präeklampsie) im späteren Schwangerschaftsverlauf festgestellt werden.
Dazu werden anamnestische Einflussfaktoren mit biophysikalischen Größen wie Blutdruck und Dopplerparametern (Widerstand in den Gebärmutterarterien) und speziellen Blutwerten kombiniert und Ihr persönliches Risiko für die Entwicklung einer frühen Präeklampsie berechnet. So erkannte Risikopatientinnen (immerhin 80% der Schwangerschaften bei denen es im weiteren Verlauf bis zur 34. SSW zu einer Präeklampsie kommt) können besonders überwacht und therapieren werden. Bei einem Risiko von über 1 zu 100 wird von einem erhöhten Risiko ausgegangen. In diesen Fällen wird die abendliche Gabe von Aspirin 150 mg bis zur 34. SSW angeraten, dadurch kann die Wahrscheinlichkeit für derartige Komplikationen in 60-90% abgesenkt werden. Diese Untersuchung ist nur bis SSW 14+0 möglich.
Risikoeinschätzung für eine Frühgeburtlichkeit
Ähnlich der Vorhersage einer Chromosomenstörung können durch Messung der Gebärmutterhalslänge (Endozervix) im Rahmen des ETS Hinweise auf eine Frühgeburt im Verlauf der Schwangerschaft gewonnen werden. Im Falle einer Zervixverkürzung wäre die Initiierung von Gegenmaßnahmen (Pessaranlage, die intravaginale Gabe von Progesteron und die Cerclage mit totalem Muttermundsverschluss) zu erwägen, bevor klinisch relevante Frühgeburtsbestrebungen zu beobachten sind.
Nicht-invasiver Pränataltest (NIPT)
Bei einer unzureichenden Risikoabsenkung im Rahmen des ETS (sog. Intermediärrisiko = zwischen 1 in 50 und 1 in 1000 entspricht etwa 20% der Schwangeren), anamnestischen Risiken oder aus eigenem Sicherheitsbedürfnis der Schwangeren heraus, kann auch die Bestimmung der fetalen DNA aus dem mütterlichen Blut (cfDNA) hilfreich sein. Die im Rahmen dieses nicht-invasiven pränatalen Tests (NIPT) isolierte DNA stammt vom Mutterkuchen und kann hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit einer Trisomie 21, 18, 13 und geschlechtsspezifische Chromosomenstörungen ausgewertet werden. Es lassen sich so 99% aller Feten mit einem Down-Syndrom, 96 % aller Feten mit Trisomie 18 und 91 % aller Feten mit Trisomie 13 erkennen. Nur in etwa 0,1% der normalen Schwangerschaften wird ein auffälliges Ergebnis beobachtet. Numerische Auffälligkeiten anderer Chromosomen können mit diesem Test nicht entdeckt werden, seine Aussagekraft ist damit im Vergleich zu einer Fruchtwasseruntersuchung oder Chorionzottenbiopsie eingeschränkt. Im Falle eines auffälligen Testergebnisses (Wahrscheinlichkeitserhöhung), muss dieses obligat durch eine invasive Diagnostik (z. B. Amniozentese) bestätigt werden.
Der cfDNA-Test ist ein hochsensitiver Test auf eine Trisomie 21, er sollte dennoch nur im Zusammenhang mit einer Ultraschalluntersuchung angeboten werden, da nur in etwa der Hälfte aller Chromosomenstörungen überhaupt eine Trisomie 21 vorliegt und nur etwa 10% aller Fehlbildungen sind durch Chromosomenstörungen verursacht. Die Untersuchung kann etwa ab der 10. SSW durchgeführt werden. Wir empfehlen allerdings, den NIPT vorzugsweise nach einer dezidierten frühen Ultraschalldiagnostik (z. B. i. R. d. Ersttrimester-Screenings) durchzuführen.
