Die Erprobung der Videosprechstunde erfolgte vom UKSH Lübeck aus im Rahmen der VIDIKI-Studien von 2017 bis 2021. Aus den zwei Studien, an denen viele Familien aus Lübeck teilgenommen haben, lernten wir, dass die Videosprechstunde als Beratungsform sehr gut angenommen wurde und viele Vorteile für Familien bot: Die Belastung der Eltern nahm deutlich ab, die Therapiezufriedenheit nahm zu. In der Studie erhielten die Familien deutlich mehr Beratungstermine für eine schnellere Therapieanpassung, was zur Verbesserung des HbA1c-Wertes führte. Die Videotermine konnten flexibel vereinbart werden, und Familien sparten vor allem Zeit und Geld für die Fahrt in die Ambulanz.
Aus der Studie wurde 2022 ein Versorgungsmodell: „Videosprechstunde und Telemedizin“
Die AOK NordWest hat mit dem UKSH als erste Krankenkasse einen Vertrag zur besonderen Versorgung von Kindern mit Diabetes geschlossen. Dieser Vertrag erlaubt es uns, je nach Bedarf bis zu 3 Videosprechstunden-Termine pro Quartal anzubieten.
Die Familien kommen in diesen „Videosprechstundenquartalen“ nicht zu uns. Nur in einem Quartal pro Jahr kommen Sie mit Ihrem Kind und Termin in die Ambulanz, und zwar für die Blutentnahme und Jahresuntersuchung.
So erhalten Sie bis zu 10 Videosprechstundentermine pro Jahr, müssen aber nur 1 x pro Jahr zu uns kommen. Dieser eine Termin in der Ambulanz ist allerdings zwingend notwendig, da wir uns wenigstens einmal im Jahr persönlich sehen wollen.
Wer kann das Modell „Videosprechstunde und Telemedizin“ wählen?
Alter
1 bis 19 Jahre
Betreuung
in unserer Ambulanz
Sprache
wir bieten Videosprechstunde in Deutsch und Englisch an
Technische Voraussetzungen
Nutzung eines Sensors (CGM), Vorhandensein von WLAN, Computer oder Laptop mit Kamera und Mikrofon. Wir verwenden als Videoportal Patientus. Sie erhalten vom Diabetesteam für jeden Termin eine 6-stellige Nummer (TAN). Videosprechstunde UKSH (patientus.de)
Versicherung bei einer der teilnehmenden Krankenkassen
AOK NordWest
Mobil Krankenkasse
Ist Ihre Krankenkasse noch nicht dabei? Schauen Sie immer mal wieder auf unsere Seite und fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach.
Wie erhalten wir Rezepte?
Sie senden jedes Quartal eine Überweisung vom Kinderarzt für die Diabetessprechstunde per Post zu uns, und wir schicken Ihnen die gewünschten Rezepte per Post nach Hause.
Bei wem muss ich mich melden, wenn ich Fragen haben oder in das Modell wechseln möchte?
Bitte schreiben Sie eine Email mit Ihren Kontaktdaten an Frau Dr. von Sengbusch, die diese Art der Betreuung koordiniert und alle Fragen beantwortet: simone.vonsengbusch@uksh.de
Häufige Fragen / FAQ
Wir sind privat versichert, kann unsere Kind auch an dem Modell teilnehmen?
Wir senden Ihnen gern einen Kostenübernahmeantrag, Sie können bei der Versicherung anfragen, ob diese Art der Betreuung übernommen wird.
Dürfen wir im Notfall als Familie in der Videosprechstundenbetreuung trotzdem in die Ambulanz kommen?
Selbstverständlich! Bei anhaltendem Erbrechen und/oder Durchfall, zumeist mit Fieber, und viel Keton im Blut oder zum Beispiel einem Katheter Abszess dürfen und müssen Sie natürlich sofort in unsere Notfallaufnahme kommen. Die Notfallversorgung erfolgt wie immer und unabhängig von der Videosprechstunde.
Können wir zusätzlich in die Sprechstunde kommen, also Videosprechstunde und Ambulanztermine in jedem Quartal wahrnehmen?
Nein, das geht leider nicht. Es sind zwei ganz verschiedene Betreuungsformen. Entweder erhalten Sie 1-3 Videosprechstundentermine pro Quartal oder 1-2 Ambulanztermine pro Quartal hier in der Ambulanz. Einen Mix beider Betreuungsformen können wir nicht anbieten.
Können wir das Modell mal ausprobieren?
Ja, das ist möglich. Wenn Sie nach einigen Monaten nicht zufrieden sind, dann können Sie den Vertrag einfach wieder kündigen (Email reicht), und Sie kommen wieder in die normale Sprechstunde.
Muss unser Kind immer beim Videotermin dabei sein?
Die Videosprechstunde lebt davon, dass wir (das Team) und Sie (die Familie) uns im Videoportal treffen. Nur so können wir auch ein wenig die Entwicklung Ihres Kindes im Blick behalten. Wenn Ihr Kind aber zum Termin bei Sporttraining oder noch in der Schule ist, stellt das kein Problem dar. Wir werden aber versuchen die Termine so zu legen, dass Ihr Kind dabei ist.
Wann finden die Termine statt?
Die Videosprechstunden finden tagsüber statt, aber auch zum Abend hin, so dass auch Jugendliche in Ausbildung oder berufstätige Eltern problemlos einen Termin erhalten können. Damit ist die Terminwahl deutlich flexibler als in der regulären Sprechstunde. Termine am Wochenende bieten wir aber nicht an.
Wie läuft ein Videosprechstundentermin ab?
Sie laden 1-2 Tage vor dem Termin die Sensor-, Pumpen- und Insulindaten in eine Software Ihrer Wahl und stellen uns ein PDF zur Verfügung oder erlauben uns eine Verbindung zu Ihrem Konto, so dass wir die Daten abrufen können. Wir schauen uns die Daten im Vorwege an.
Sie wählen sich zum Termin in das Portal Patientus mit Ihrer TAN ein. Der Ablauf ist dann ähnlich wie in der Ambulanz. Wir schauen uns gemeinsam die Daten an, passen das Insulin an, und beraten Sie zu allen Themen, die rund um Diabetes auftreten (z.B. Klassenfahrt, Schule, Kita, Reisen, Technik Pumpe, Sensor, Gutachten…). Dann berichten Sie über das Aussehen den Spritzstellen und übermitteln uns den Rezeptbedarf. Als letztes wird ein neuer Termin vereinbart. Ein Termin dauert meist 20 Minuten, mal geht es schneller, mal dauert es noch etwas länger.
Was machen wir, wenn es technische Probleme gibt?
Wir haben am Anfang genug Zeit, um mit Ihnen die Nutzung des Videoportals und der Email-Verschlüsselung zu üben. Wenn während des Gespräches mal Ton oder Bild verschwindet, wählen Sie sich einfach nochmal mit Ihren Daten ein. Patientus funktioniert mit dem Browser Edge, Chrome, Firefox und Safari. Sie müssen die Nutzung von Kamera und Mikrofon erlauben. Wenn es dennoch nicht klappt, dann rufen wir Sie auf der Mobilfunknummer an.
Gibt es nach jedem Termin einen Brief ?
Nein, wir schreiben nur einen Termin pro Quartal, dokumentieren aber jeden einzelnen Kontakt.
Wir haben Internet nur über das Smartphone, kein WLAN, können wir trotzdem teilnehmen?
Nein, das geht leider nicht. Die gemeinsame Beratung zu den Sensorverläufen ist am Smartphone aufgrund des kleinen Displays leider nicht möglich.
Wir wohnen in einem anderen Bundesland und würde uns gern per Videosprechstunde bei Ihnen betreuen lassen, ist das möglich?
Technisch ist das natürlich möglich, aber unsere ärztlichen Betreuungskapazitäten sind leider begrenzt. Daher müssen wir im Moment solche Anfragen leider ablehnen.
Der HbA1c wird nur noch 1 x pro Jahr im Blut bestimmt, weil man ja nur 1 x im Jahr in die Ambulanz kommt. Reicht das?
Ja, das ist meist zumeist ausreichend. Bei der Einschreibung messen wir in unserem Labor den HbA1c und werten zeitgleich die Sensordaten über 2 und 4 Wochen aus. Die Software errechnet einen Wert „GMI“, der dem HbA1c im Blut sehr nahe ist. Wie nah, sehen wir im Verhältnis von HbA1c aus unserem Labor und dem GMI-Wert aus der Software. Dieses Verhältnis haben wir im Blick. In ca. 10 % unsere Patienten weicht der HbA1c im Blut sehr weit vom GMI ab, das heißt über 1 % Differenz. Der häufigste Grund ist ein Eisenmangel. In Ausnahmefällen verordnen wir Heim-Test-HbA1c Gerät oder bitten, einen HbA1c beim Haus- oder Kinderarzt bestimmen zu lassen.
Länge, Gewicht, Blutdruck, Spritzstellen, wie wird das kontrolliert?
Bei der Videosprechstunde als Betreuungsmodell entfallen die 3-monatlichen Kontrollen von Gewicht, Länge und Blutdruck, das ist korrekt. Wir bitten Eltern daher regelmäßig, Ihre Kinder zu Hause zu wiegen, wenn wir diesen Wert für z.B. eine Pumpensoftware benötigen. Kinder und Jugendliche werde regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt vorgestellt, so dass Abweichungen in der Längen- oder Gewichtsentwicklung erkannt werden sollten. Bei erhöhten Blutdruckwerten, die auch oft in der Ambulanz durch Aufregung auftreten, empfehlen wir die Vorstellung beim Kinderarzt oder Kinderkardiologen zu einer 24-Stunden-Blutdruckmessung. Diese Messung ist sehr aussagekräftig und schließt einen erhöhten Blutdruck definitiv aus.
Pen-Injektionsstellen und Sensor- bzw. Katheterstellen werden bei jedem Kontakt abgefragt. Eltern lernen, diese Stellen anzusehen, zu beschreiben und durch Fühlen Erhöhungen oder Einziehungen zu erkennen. Sie können auch Fotos machen und uns über den Verschlüsselungsserver „Cryptshare“ sicher zuschicken.
Unser Kind nimmt Schilddrüsenhormon ein, und es braucht im Moment alle 6 Monate eine Laborkontrolle
In diesem Fall würden wir Sie bitten, eine Laborkontrolle beim Kinderarzt durchführen zu lassen, die nächste Kontrolle wäre dann 6 Monate später bei uns im „Präsenzquartal“, also in dem Quartal, in dem die Jahresblutentnahme bei uns durchgeführt wird.
Können wir auch nur 2 Videotermine im Jahr wahrnehmen?
Nein, das geht nicht. Die Kinder sollen nicht weniger Kontakte haben, als empfohlen ist. Das Minimum ist ein Videotermin pro Quartal + 1 Präsenztermin bei uns in der Sprechstunde / Jahr.
Können wir die Jahresblutentnahme beim Kinderarzt machen lassen und damit nur Videotermine wahrnehmen?
Wir möchten Sie gerne mindestens einmal im Jahr persönlich sehen, Ihr Kind untersuchen, Länge, Blutdruck, Gewicht und HbA1c bestimmen und den persönlichen Kontakt halten. Dieser Termin kann daher nicht übersprungen werden. Sie können aber die Blutentnahme nach Rücksprache bei Ihrem Kinderarzt durchführen lassen, und uns die Befunde mitbringen.
Kann unser Kind weiter an Schulungen teilnehmen, wenn es im Videosprechstundenmodell ist?
Ja, Ihr Kind kann weiter an unseren 5-Tages, oder Tagesschulungen teilnehmen.
Müssen wir als Eltern bei unserem 16-jährigen Kind bei jedem Termin dabei sein?
Nein, das müssen Sie nicht. Wenn Ihr Kind auch schon mal ohne Sie in die Ambulanz kommt, kann es auch die meisten Videotermine mit uns allein wahrnehmen. Wenn es etwas ganz wichtiges zu besprechen gibt, dann rufen wir Sie bei Bedarf an. Einmal im Quartal erhalten Sie einen Brief nach Hause zum Verlauf.