Seit der Einführung der minimalinvasiven Chirurgie in den 1990er Jahren konnte für diese auch unter dem Begriff Schlüsselloch-Chirurgie bekannten Technik ein deutlicher Gewinn für den Patientenkomfort und die postoperative Genesung gezeigt werden. Neben der Reduktion postoperativer Schmerzen, früherer Mobilisierung, der Verkürzung der postoperativen Darmatonie (Darmträgheit) und er Verkürzung des Krankenhausaufenthalts konnte langfristig zur Prävention von Verwachsungen und Narbenhernien sowie besserer Kosmetik beigetragen werden.
Gerät die konventionelle Bauchspiegelung an ihre technischen Grenzen, was vor allem bei großen Operationen mit komplexer Rekonstruktion an der Bauchspeicheldrüse, der Speiseröhre und an Mastdarmtumoren vorkommen kann, können diese technischen Limitationen durch die Unterstützung von minimalinvasiven OP-Robotern überkommen werden, welche durch einen hochspezialisierten Chirurgen von einer Konsole aus gesteuert werden.
Größter Vorteil der Technik ist neben der 10 fachen optischen Vergrößerung des OP Gebietes, ein zusätzlicher dritter Operationsarm, die dreidimensionale Darstellung und der ergonomisch ermüdungsarmen Sitzposition des Operateurs, die Abwinkelbarkeit der minimal-invasiven Instrumente (7 Freiheitsgrade, 520° Rotation) und bildgebende Ergänzungen wie Fluoreszenzbildgebung. Diese zusätzlichen technischen Innovationen ermöglichen eine noch schonendere Manipulation des Gewebes, sowie die Ausführung von komplexen Prozeduren in schwer zugänglichen Bereichen.
Der Einsatz robotischer Systeme ermöglicht uns die sichere Anwendung minimalinvasiver Verfahren auch bei Eingriffen hoher technischer Komplexität.
Das DaVinci-Xi System
Das DaVinci-Robotersystem der Firma Intuitive wurde in den USA entwickelt. Seit dem Jahre 2000 sind Vorgängerversionen verfügbar. Zunächst erfolgte vor allem eine Nutzung der Systeme für urologische Eingriffe, allen voran der Prostatektomie.
Seit 2006 erfolgte auch die zunehmende Nutzung für bauchchirurgische Eingriffe. Dies vornehmlich in den USA wo mittlerweile ein hoher Verbreitungsgrad besteht und auch vermeintlich einfachere Eingriffe, wie die Versorgung von Leisten- und Bauchwandbrüchen in robotischer Technik durchgeführt werden.
Das in unserer Klinik verfügbare modernste DaVinci Xi-System besteht aus zwei Konsolen an denen die Operateure sitzend, die Arme und die Kamera des Roboters steuern. Damit hat der Operateur jederzeit die volle Kontrolle über das gesamte System. Nur er kann das Da Vinci-System manuell steuern und bedienen.
Zudem besteht das System aus einer zentralen Recheneinheit an dem der Monitor für die Tischassistenten (Chirurg der die Operation am Tisch als Assistent unterstützt) und die Elektrokoagulationsgeneratoren angebracht sind, sowie aus einem Patientenwagen auf dem die vier robotischen Operationsarme und ihre Antriebseinheiten fixiert sind. Alle Systemteile kommunizieren mit einem Hochgeschwindigkeitsglasfaserkabel.
Zu Beginn der Operation werden in der Bauchdecke des Patienten kleine Zugangshülsen (je 8 mm Durchmesser) eingebracht die mit den Roboterarmen verbunden werden und über die Micro-Instrumente (Instrumentenspitze wenige mm) geführt werden können.
Die vier Roboterarme arbeiten in einem Master-Slave-Konzept d.h. eine eigenständige maschinelle Bewegung ist nicht möglich, sondern kann nur durch den Operateur an der Konsole ausgelöst werden. Sobald der Operateur seinen Kopf aus der Konsole entfernt, werden die Roboterarme auf ihren gegenwärtigen Positionen fixiert.
Das Management der Arme und der auf den Armen fixierbaren Mikro-Instrumente (Schere, Pinzette, Nadelhalter, Clipzangen) erfolgt durch einen spezialisierten Chirurgen (Tischassistent) am OP-Tisch.
Nach Abschluss der Operation werden die Hülsen aus der Bauchdecke entfernt und die kleinen Hautschnitte mittels resorbierbarer Naht verschlossen.
Unterschiede zur konventionellen Laparoskopie
Räumliche (3D) Darstellung des OP-Feldes wie in der offenen Chirurgie bei extremer Vergrößerung (10-fach)
Durch die Verwendung einer besonderen dreidimensionalen Optik am robotischen System, bleibt im Gegensatz zur zweidimensionalen Sicht beim konventionellen minimal-invasiven Vorgehen, die für die Orientierung und Präparation äußerst wichtige räumliche Wahrnehmung erhalten.
Abwinkelbarkeit der Instrumente
Das System verfügt über abwinkelbare Instrumente, die sich wie Handgelenke bewegen lassen. Hierdurch wird ein Arbeiten wie bei offener Operation möglich (die Instrumente besitzen sieben Freiheitsgrade der Bewegung anstatt drei bei der herkömmlichen Laparoskopie). Die hier vergrößert dargestellten Instrumente bemessen an der Spitze nur wenige Millimeter.
Erhöhte Präzision und feinere und exaktere Bewegungen der Mikro-Instrumente durch Telemanipulator-Technologie nach neuestem Stand.
Der Chirurg kann seine Handbewegungen skalieren, also untersetzen und verfeinern. Aus größeren Handbewegungen werden somit kleine Instrumentenbewegungen, für einen absolut präzisen Einsatz der Mikro-Instrumente (Schere, Pinzette, Nadelhalter, Clipzangen) im OP-Feld.
Ausgleich von kleinen Abweichbewegungen des Operateurs (zitterfreie Übertragung).
Die Bewegung erfolgt auch im Millimeterbereich absolut tremorfrei. Das DaVinci-System gleicht die natürlichen, bei jedem Menschen vorhandenen, feinen Zitterbewegungen der Hände vollständig aus.
Intuitive Handhabung der Instrumente
Im Gegensatz zu den schwer erlernbaren nicht ergonomischen Bewegungen bei der Standardlaparoskopie (gerade Instrumente – in der Regel nicht abwinkelbar).
Seltenerer Umstieg auf offene Operation
Da durch die Vorteile der robotischen Unterstützung auch komplexe Operationsszenarien minimalinvasiv gelöst werden können, ist ein technisch bedingter Umstieg auf die offene Technik (Konversion) seltener notwendig.
Im Unterschied zur offenen Operation sind folgende Punkte besonders wichtig
Bei allem chirurgischen Können ist die konventionelle offene Operation mit einigen Nachteilen verbunden: höherer Blutverlust, mehr Schmerzen, Gefahr der Wundheilungsstörung durch größere Zugangswege und oft langwierige Erholungszeit durch die größere Wunde. Zusätzlich gibt es Hinweise, dass sich die Prognose (Heilungsaussichten) bei verschiedenen Krebserkrankungen durch die Anwendung minimal-invasiver Techniken verbessern lässt. Dies liegt wahrscheinlich an der geringeren Belastung der körpereigenen Abwehr durch das schonendere Verfahren.
Wer führt die Operation durch?
Abseits der technischen Errungenschaften des Da Vinci-Operationssystems operiert nicht der Roboter, sondern der Mensch.
Selbstverständlich ist die Operation keine Einzelleistung des Operateurs, sondern eine Teamleistung. Wir verfügen über ein gut trainiertes und aufeinander abgestimmtes Team bestehend aus Operateur, speziell ausgebildeten Tischassistenten, instrumentierenden Pflegekräften, Narkoseärzten und Narkoseschwestern bzw. Narkosepflegern.
Schlussendlich ist der Operateur mit seiner Expertise maßgeblich für das operative Ergebnis, das im Wesentlichen von dessen operativer Expertise mit dem System abhängt, verantwortlich. Hierfür haben alle unsere Operateure eine spezialisierte Ausbildung zur robotischen Operationstechnik durchlaufen und sind hocherfahrene Operateure in ihren spezifischen Fachgebieten.
Welche Patienten eignen sich für ein minimalinvasives Vorgehen?
Die robotisch unterstützte Operation mit einem DaVinci System ist für alle Patienten geeignet, bei denen die Erkrankung des Bauchraumes frühzeitig gesichert wird.
Besonders adipöse Patienten mit einem erhöhten Body-Mass-Index (BMI) profitieren vom minimalinvasiven Vorgehen, da im Vergleich zur offenen Operation durch die kleineren Wundflächen eine weitaus günstigere Wundheilung zu erwarten ist.
Voroperationen am Darm oder weiteren Bauchorganen gelten nicht als Hinderungsgrund für eine robotisch unterstütze Operation, können aber durch Verwachsungen im Bauchraum eine minimalinvasive Versorgung unmöglich machen. Ebenso können schwere Lungen- und Herzerkrankungen eine Narkose für das minimalinvasive Vorgehen erschweren.
Darüber hinaus ist das Verfahren mit seinen außerordentlichen Vorteilen für die meisten unserer Patienten anwendbar.
Gerne besprechen wir die Möglichkeit zu einem minimalinvasiven Vorgehen bei einem persönlichen Termin in unseren Spezialsprechstunden oder bei Anfrage zu einer Zweitmeinung.