Medikamentenpumpen
Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit Medikamente in das Nervenwasser einzugeben. Dies wird in einigen Bereichen der Medizin täglich genutzt, z. B. in der Geburtshilfe oder bei Operationen an den Beinen mit einer so genannten Spinalanästhesie. Für die kontinuierliche Gabe eines Medikamentes in das Nervenwasser wurden vollimplantierbare Pumpen entwickelt. Ein Grund und auch ein Vorteil der Gabe von Medikamenten in das Nervenwasser ist die deutlich niedrige Dosis des Medikamentes, da eine direkte Wirkung an den Rezeptoren im Rückenmark oder Gehirn stattfindet und die sogenannte Blut-Hirn-Schranke nicht überwunden werden muß. Grundsätzlich sind derzeit nur zwei Medikamente zur dauerhaften Gabe in das Nervenwasser mit Pumpen zugelassen. Das eine Medikament ist Morphium, das andere Ziconotid (Handelsname Prialt©). In einigen europäischen Ländern und den USA ist auch Hydromorphon zugelassen. Eine ganze Reihe weiterer Medikamente wird im klinischen Alltag ebenso benutzt wie auch Medikamentenmischungen, dies muß aber als individueller Heilversuch im Einzelfall geprüft, aufgeklärt und dokumentiert werden.
Eine Indikation zur Austestung der intrathekalen Medikamentengabe ist bei folgenden Krankheitsbildern und chronischen Schmerzsyndromen zu erwägen:
Tumorschmerzen mit steigendem Bedarf an Morphium oder Opioiden und einer Lebenserwartung über 3 Monaten
Nicht-Tumorschmerzen mit ebenso steigendem Morphium- oder Opioidbedarf
Chronische Rückenschmerzen nach Wirbelsäulen-Operation (so genanntes Failed back surgery Syndrom)
Jegliche chronische Schmerzen welche durch die orale, transdermale oder sonstige Gabe von Medikamenten nicht beherrschbar erscheinen.
Nicht in Erwägung gezogen werden sollte diese Methode bei folgenden Schmerzsyndromen und Ursachen:
Kopfschmerzen
Gesichtsschmerzen i. S. einer Trigeminus-Neuralgie.
Vor-Operationen am Rückenmarkkanal oder Veränderungen nach Entzündungen, so das eine Katheteranlage nicht möglich erscheint.
Chronische Entzündungen mit multiresistenten Krankheitserregern (MRSA, ESBL etc.) oder Blutgerinnungsstörungen
Fehlende Möglichkeit zur Vollnarkose aufgrund von Begleiterkrankungen
Schwere Atemstörungen mit kontinuierlicher Sauerstoffzufuhr (z.B. Schlafapnoe...)
Bei Unklarheiten sollte anhand einer Einzelfallbeurteilung in unserer Spezialambulanz mit Hilfe von fachärztlichen Befunden, Zusatzuntersuchungen etc. die Möglichkeit der intrathekalen Schmerztherapie überprüft werden.
Alle Medikamentenpumpen besitzen ein Reservoir, welches durch die Haut mit einer Spezialnadel angestochen und in regelmäßigen Abständen (alle 4-12 Wochen) wiederbefüllt werden kann. Bei manchen Pumpentypen besteht die Möglichkeit, mit Hilfe eines Programmiergerätes die Tagesdosis individuell zu variieren. Auch der Patient kann mit Hilfe eines Handgerätes voreingestellte zusätzliche Medikamentenmengen als sogenannte Bolus-Gabe, z. B. bei Schmerzspitzen, abrufen.