Chirurgie der peripheren Nerven

Nervenkompressionssyndrome

Etwa 10% aller Menschen in Deutschland erkranken im Laufe ihres Lebens an einem Nervenkompressionssyndrom.

Nervenkompressionssyndrome können an vielen Stellen des Körpers vorkommen. Sie sind dadurch definiert, dass es durch verdickte bindegewebige Strukturen und Bänder zu einem meist chronischen Druck auf einen Nerv kommt.

Die häufigsten Nervenkompressionssyndrome sind das Karpaltunnelsyndrom am Handgelenk und das Sulcus Ulnaris Syndrom an der Innenseite des Ellenbogens. Durch den kontinuierlichen Druck auf den betroffenen Nerv kommt es zu Schmerzen, Missempfindungen und letztendlich auch zu Lähmungen im Bereich der Hand.

Ultraschallbild des N. medianus Abb. 1: Ultraschallbild des N. medianus (blauer Pfeil) im Karpaltunnel links. Normaler Durchmesser (grüner Pfeil), deutliche Engstelle (roter Pfeil) durch das verdickte Band (Ligamentum carpi ulnare, gelber Pfeil)

Um ein Nervenkompressionssyndrom zu diagnostizieren, sind eine genaue Anamnese und eine exakte neurologische Untersuchung unverzichtbar. Ergänzend ist eine elektrophysiologische Untersuchung durch einen Neurologen im Vorfeld notwendig.

Zusätzlich zur Anamnese und der neurologischen Untersuchung wird in unserer Ambulanz eine Ultraschalluntersuchung der Nerven durchgeführt. Auf diese Weise kann man den Verlauf, die innere Struktur und die genauen Stellen und Strukturen der Kompression identifizieren und beurteilen.

Freilegung periphere Nerven - SW Abb. 2: a) Offene Freilegung des N. tibialis (blauer Pfeil) bei Tarsaltunnelsyndrom. b) endoskopisch assistierte Freilegung des N. ulnaris (grüner Pfeil) bei Sulcus Ulnaris Syndrom.

Falls ein eindeutiges Untersuchungsergebnis mit einer milden Symptomatik vorliegt, empfehlen wir zunächst eine konservative Therapie mit Hilfe einer Schiene und Vermeidung der auslösenden Faktoren. Bei belastender Symptomatik, einer Muskellähmung oder Versagen der konservativen Therapie bieten wir eine mikrochirurgische und gegebenenfalls endoskopische Freilegung des betroffenen Nervs in unserem Ambulanz-OP an. Im Anschluss an die Operation - in lokaler Betäubung oder Kurznarkose - können die Patienten*innen noch am selben Tag wieder entlassen werden. Weitere Nachuntersuchungen finden dann erneut in unserer Ambulanz nach Terminvereinbarung statt.

Ergeben die Symptomatik oder die Befunde keine eindeutige Diagnose, stehen uns weitere Untersuchungsmöglichkeiten im Haus zur Verfügung, z.B. die MR-Neurographie durch die Kollegen der Neuroradiologie.

Folgende Nervenkompressionssyndrome werden in unserer Klinik behandelt:

  • Thoracic 0utlet-Syndrom

  • Sulcus Ulnaris (Ulnarisrinnen-) Syndrom

  • Supinatortunnel-Syndrom

  • Pronator Teres-Syndrom

  • Wartenbergsyndrom

  • Karpaltunnel-Syndrom

  • Loge de Guyon-Syndrom

  • Meralgia paraesthetica

  • Piriformis-Syndrom

  • Nervus peronäus Kompressionssyndrom

  • Tarsaltunnel-Syndrom

  • Morton-Neuralgie

  • Nervenläsionen nach Traumen oder Operationen

Tumoren der peripheren Nerven

Selten können sich an den peripheren Nerven Tumoren bilden, welche zu über 99% gutartig sind. Diese gutartigen Tumoren treten bei bestimmten genetischen Erkrankungen (z.B. der Neurofibromatose Typ I und II) vermehrt auf.

Die Tumore der peripheren Nerven gehen vom Stützgewebe der Nerven aus, wonach sie auch benannt sind. Häufiger sind Schwannome (=Neurinome), seltener Neurofibrome.

Intraoperatives Bild eines-Schwannoms - SW Abb. 3: Intraoperatives Bild eines Schwannoms (blauer Pfeil), betroffener Nerv

Meist bemerken Patienten*innen eine rundliche, verschiebbare und langsam wachsende Schwellung unter der Haut, die mitunter unangenehm oder schmerzhaft sein kann und beim Beklopfen zu Stromschlägen führt.

Diese Tumoren können bei zunehmenden Wachstum oder Symptomatik mikrochirurgisch in Vollnarkose im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthalts entfernt werden.

Auch intraneurale Ganglien (zystische Raumforderungen in Nerven), z.B. oberhalb und unterhalb des Kniegelenks, werden chirurgisch in unserer Klinik behandelt.

Systemerkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder Erkrankungen der kleinen Gefäße oder Nerven können sich durch neurologische Symptome, z. B. Missempfindungen der Füße oder Schmerzen der Muskulatur, bemerkbar machen. Falls die Kollegen der Neurologie oder Rheumatologie im Rahmen ihrer Untersuchungen keine eindeutige Diagnose stellen können, ist eine diagnostische Muskel- oder Nervenbiopsie in Lokalanästhesie ambulant möglich. Die Proben werden zur histologischen Untersuchung in die Neuropathologie des UKE versandt und die Befundmitteilung erfolgt im Anschluss durch die betreuende Fachrichtung.

Eine Rehabilitation ist nach chirurgischen Eingriffen an den peripheren Nerven meist nicht sinnvoll, allerdings kann eine ambulante Physiotherapie notwendig sein.