Kinderorthopädie

Kinderorthopädie Behandlung

Die Behandlung von Kindern mit orthopädischen Erkrankungen stellt für die moderne Medizin eine ganz besondere Herausforderung dar. Da sich viele der Erkrankungen des Bewegungsapparates in der Kindheit nicht vollständig heilen lassen, zieht sich die Behandlung oft durch das ganze Leben. Unsere kinderorthopädische und neuroorthopädische Sprechstunde in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie richtet sich nicht nur an Kinder: wir begleiten unsere jungen Patienten bis ins Erwachsenenalter.

Das Spektrum der hier behandelten Erkrankungen ist außerordentlich breit. Dazu zählen u.a. die Therapie von Klumpfüßen, Hüftdysplasien, Fehlbildungen und speziellen Problemen, die mit Nerven- und Muskelerkrankungen zusammenhängen (z.B. spastische Erkrankungen, Dystonien und Muskeldystrophien). Insbesondere für Kinder mit Behinderungen, die aufgrund von Verkürzungen der Muskulaturfunktion Einbußen haben, bieten wir Behandlungen an, die sowohl Schmerzen lindern, als auch die Mobilität verbessern können.

Schwerpunkte

Infantile Cerebralparese

Verkürzungen der Muskulatur führen in erster Linie zu funktionellen Problemen. Sie können mit Schmerzen verbunden sein, so dass die Mobilisation und die Lagerung stark beeinträchtigt sind. Durch eine rechtzeitige interdisziplinäre und multimodale Therapieplanung ist es möglich, große Operationen zu vermeiden. Bereits durch kleinere Eingriffe lässt sich die hohe Spannung, die
auf Muskeln und Gelenke einwirkt, vermindern. Damit erzielen wir große therapeutische Fortschritte. Diese Eingriffe sind meist gut verträglich und nur mit einem kurzen stationären Aufenthalt verbunden.
Ein häufiges Problem ist beispielsweise die Spitzfußstellung, die das normale Abrollen beim Laufen verhindert. Ein Weichteileingriff am Unterschenkel führt oft zu einer deutlichen und nachhaltigen Verbesserung des Gehens.
Etwas größere Eingriffe erfordern eine umfassende präoperative Planung und neben einem Weichteileingriff ggf. Umstellungen an den Knochen. Dazu zählt z.B. das Einstellen des Hüftkopfes in der Hüftpfanne, wenn dieser durch zu starke Muskelspannung ausgerenkt ist. Auch solche Eingriffe können an unserer Klinik durch die enge Zusammenarbeit mit den anderen Fachgebieten wie Kinderärzten und Kinderanästhesisten gewährleistet werden.

Längenunterschiede und Achsabweichungen

Wenn starke Achsabweichungen bestehen, z.B. ein extremes X- oder O-Bein, können wir durch das zeitweilige Blockieren der Wachstumsfuge eine Regulierung der Wachstumsrichtung erreichen. Solche Probleme treten auch nach Verletzungen auf.

Verletzungen können zudem eine Längendifferenz verursachen, die die Mobilität einschränkt. In diesem Fall ist dann eine Verlängerungsoperation eine Möglichkeit, um die Beweglichkeit zu sichern.

Konservative Orthopädie

Viele Fehlhaltungen im Wachstumsalter, die sowohl die Extremitäten als auch die Wirbelsäule betreffen, behandeln wir durch das Anpassen spezieller orthopädischer Hilfsmittel (Orthesen).

Wenn die Behandlung frühzeitig beginnt, werden hierdurch häufig Operationen vermieden. Auch für die langfristige Therapie wenden wir Orthesen an. Ein Beispiel hierfür sind Nachtlagerungsschienen, die über Nacht die Muskulatur leicht dehnen, um einer Verkürzung vorzubeugen.

Klumpfußbehandlung

Klumpfüße treten sowohl idiopathisch, d.h. ohne erkennbare Ursache, als auch in der Folge anderer Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates auf. Wir führen hier die moderne Behandlung nach Ponseti durch, die vor allem im Anlegen besonderer Gipse besteht. In seltenen Fällen erreichen wir auch mit operativen Maßnahmen eine Korrektur der meisten Fußfehlstellungen, so dass eine gute Funktion resultiert.

Weitere ausführliche Informationen zu angeborenen Fußfehlbildungen

Hüftdysplasie

Nach der Früherkennung einer Fehlform der Hüftgelenkpfanne und deren Behandlung, die meist in einer sog. Spreizschiene besteht, kontrollieren wir den Verlauf auch über die Jahre. Manchmal fallen Dysplasien erst spät auf oder entwickeln sich ungewöhnlich spät, so dass nur noch operative Maßnahmen helfen. Bei der OP werden die Hüftgelenkpfanne oder auch der Oberschenkelknochen umgestellt. Damit können Spätfolgen der Hüftdysplasie wie vorzeitiger Hüftgelenkverschleiß vermieden werden.

Coxitis fugax (Hüftschnupfen)

Die Coxitis fugax, auch Hüftschnupfen genannt, ist die häufigste Diagnose bei Hüftschmerzen im Wachstumsalter mit einem Häufigkeitsgipfel um das 5. - 6. Lebensjahr. Die Coxitis fugax ist kein eigenes Krankheitsbild, sondern eine Reaktion des Hüftgelenkes auf ein meistens hüftfernes Geschehen und tritt vorwiegend nach einem Infekt der oberen Luftwege oder des Darmes auf.

Im Gegensatz zur eitrigen Coxitis sind die Kinder in gutem Allgemeinzustand und haben kein Fieber. In einigen Fällen lässt sich noch eine leichte Entzündungswerterhöhung im Blut durch die durchmachte virale Erkrankung feststellen. Die Kinder hinken meist deutlich und zeigen eine starke Einschränkung der Hüftgelenksbeweglichkeit, hauptsächlich für Hüftbeugung und -streckung sowie Innen- und Außenrotation.

Die Therapie der Coxitis fugax ist rein symptomatisch, bei größeren Kindern hat sich eine Entlastung an Unterarmgehstützen bewährt. Zusätzlich sollten entzündungshemmende Medikamente gegeben werden. Der Verlauf ist kurzfristig zu kontrollieren. In einigen Fällen ist der Befund auch das erste Zeichen eines beginnenden Morbus PERTHES.

Eitrige Coxitis

Bei dieser eitrigen Gelenkentzündung kommt es über das Blut zu einer Ansiedlung von Keimen in das Hüftgelenk. Ausgangspunkt können z.B. Hautläsionen, Furunkel, Abszesse oder Mittelohrentzündungen sein. Die eitrige Coxitis ist die häufigste eitrige Gelenkentzündung eines Gelenkes im Wachtumsalter und tritt vermehrt im Säuglingsalter auf. Durch die Eiteransammlung im Gelenk kommt es schon innerhalb weniger Tage zu einer Zerstörung des noch knorplig angelegten Hüftkopfes sowie der Wachstumszone. Bei länger auftretendem Erguss über Tage und Wochen kommt es durch den Druck im Gelenk zu einer Luxation der Hüfte. Die Schädigung des Hüftkopfes und der Wachstumszone kann zu einem massiven Fehlwachstum mit deutlicher Beinverkürzung führen. Zusätzlich ist durch die Zerstörung des Gelenkknorpels eine frühe Arthrose vorprogrammiert. Die Patienten mit einer eitrigen Coxitis sind meist in einem schlechten Allgemeinzustand und haben in ca. 80 % der Fälle Fieber. Die Schmerzen des Säuglings im Hüftgelenk werden oft zuerst beim Wickeln entdeckt. Das Kind schreit jedesmal beim Bewegen des betroffenen Beines.

Merke
Der Hüftschmerz beim Säugling auch ohne Fieber und bei Patienten älter als 1 Jahr bedarf dringend sofortiger orthopädischer Abklärung. Ist der Säugling im Krankenhaus, erfolgt zunächst eine Untersuchung sämtlicher Gelenke (nicht nur des Hüftgelenkes). Die Blutwerte werden kontrolliert. Zusätzlich wird ein Ultraschall des Hüftgelenkes durchgeführt, hier lässt sich ein Hüftgelenkserguss und eine Verdrängung des Hüftkopfes aus der Pfanne darstellen. Bei erhöhten Entzündungsparametern und im Ultraschall bestätigten Erguss, führen wir eine Punktion der Hüfte durch. Lässt sich hierbei ein eitriger Hüftgelenkserguss gewinnen, wird das Gelenk direkt gespült. Das Gelenkpunktat wird zur bakteriologischen Untersuchung eingesandt. Direkt nach der Punktion wird mit einer Antibiotika-Behandlung begonnen, die nach Erhalt des Antibiogrammes noch speziell angepasst wird. Prinzipiell gilt, die Säuglings-Coxitis ist ein orthopädischer Notfall, sie bedarf sofort gezielter Behandlung. Je früher die Behandlung einsetzt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines bleibenden Schadens.

Weitere kinderorthopädische Erkrankungen

Es gibt eine Vielzahl anderer kinderorthopädischer Probleme, die sich bis ins Erwachsenenalter ziehen können. Manchmal ist auch eine Überweisung in ein anderes spezialisiertes Zentrum erforderlich. Wir haben Erfahrung in der Behandlung der Epiphysenlösung (Hüftkopfgleiten), des Morbus Perthes (Hüftkopfuntergang) und Infektionen des Stütz- und Bewegungsapparates.
In unserer kinder- und neuroorthopädischen Sprechstunde können wir Sie auch bei Fehlbildungen,
die angeboren sind oder nach einem Unfall entstanden sind, beraten.

Stationäre Behandlung

Kinder werden auf einer spezielle Kinderstation aufgenommen. Hier ist das Rooming-in möglich, also die Mit-Aufnehmen eines Elternteils. Wenn Ihre Kinder schon älter sind, können die Eltern auch im angebundenen Ronald-McDonald-Haus untergebracht werden. Hierzu ist eine kurze Voranmeldung notwendig, die wir gern für Sie übernehmen. Eine Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse kann im Vorfeld vereinbart werden. Erwachsene werden auf eine unserer Erwachsenenstationen im neuen Operationszentrum des UKSH, Campus Kiel, aufgenommen. Hier befindet sich auch eine Wahlleistungsstation für die Behandlungen von Selbstzahlern.

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