Xofigo-Therapie

Das Prostatakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes in Deutschland. Es können bereits primär aber auch im Verlauf der Erkrankung Knochenmetastasen auftreten. Bei fortgeschrittenen und metastasierten Prostatakarzinomerkrankungen sind häufig bereits eine Vielzahl an therapeutischen Optionen, wie beispielsweise die Hormontherapie oder Chemotherapie angewendet worden. Leider kann es auch unter diesen Therapieformen zu einem Voranschreiten der Erkrankung kommen. Man spricht in diesen Fällen von sogenannten metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinomen (mCRPC).

Eine weitere zielgerichtete palliative und ambulante Therapiemöglichkeit bei betroffenen Patienten mit symptomatischen Knochenmetastasen (z.B. Schmerzen) und fehlenden extra-ossären Metastasen stellt unter bestimmten Voraussetzungen die Anwendung von 223Radium-Dichlorid (Xofigo®) dar. Das radioaktive Radium-Isotop verhält sich im Organismus wie das für den Knochenstoffwechsel wichtige Calcium und wird daher im Falle einer osteoblastischen Knochenmetastasierung bevorzugt in die vom Tumor befallenen Knochenabschnitte eingebaut. Dort entfaltet es seine therapeutische Wirkung. 223Radium- Dichlorid ist ein vornehmlich hochenergetischer Alphastrahler, dessen Reichweite im Gewebe weniger als 0,1 mm beträgt. Aufgrund der hohen Energie des Radiotherapeutikums kommt es zur Schädigung der Knochenmetastasen, während das umliegende, gesunde Gewebe nur minimal beeinträchtigt wird.

In der Regel werden bei guter Verträglichkeit bis zu 6 Therapiezyklen im Abstand von jeweils 4 Wochen durchgeführt.

Was sollte als Vorbereitung auf die Therapie vorliegen

Vor einer geplanten Xofigo®-Therapie sollte ein aktuelles Blutbild, das nicht älter als eine Woche ist, vorliegen. In Folge der Therapie mit 223Radium-Dichlorid kann es zu einer Abnahme der Blutzellen (rote, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen) kommen.
Zudem sollte eine aktuelle Skelettszintigraphie, die nicht älter als 6 bis 8 Wochen ist, vorliegen. Die Skelettszintigraphie sollte den metastatischen Knochenbefall eindeutig zeigen. Falls erforderlich wird eine aktuelle Szintigraphie angefertigt.

Im Vorfeld ist es wichtig, die behandelnden Ärztinnen und Ärzte über die aktuellen und bisherigen Therapien (Chemotherapie, Bestrahlung, Bisphosphonaten u.a.) zu informieren.

Eine zeitgleiche Therapie mit Calcium, Phosphat oder Vitamin D sollte aufgrund möglicher Wechselwirkungen einige Tage vor der geplanten Therapie unterbrochen werden.

Da das 223Radium-Dichlorid hauptsächlich über den Darm ausgeschieden wird, kann diese Therapie bei Stuhlinkontinenz sowie bei Vorliegen von entzündlichen Darmerkrankungen nicht durchgeführt werden.

Ablauf der Therapie

Vor Durchführung der eigentlichen Therapie findet ein ausführliches ambulantes Aufklärungsgespräch statt. Sofern erforderlich werden an diesem Tag zusätzlich die fehlenden Untersuchungen aktuell angefertigt.

Am Tag der Therapie wird den betroffenen Patienten eine Venenverweilkanüle gelegt. Über diesen Zugang erfolgt anschließend die intravenöse Arzneimittelinjektion. Zusätzlich wird den Patienten physiologische Kochsalzlösung injiziert. Die Arzneimittelinjektion ist schmerzlos. Nach erfolgter Therapie kann der Patient die Klinik zunächst verlassen. Etwa 3 bis 4 Stunden nach der Injektion werden szintigraphische Aufnahmen zur Überprüfung der Verteilung des Radiotherapeutikums angefertigt. Im Anschluss daran können die betroffenen Patienten endgültig in ihr häusliches Umfeld zurückkehren.

Mögliche Risiken und Komplikationen

In den vorliegenden Studien konnte eine sehr gute Verträglichkeit der Therapie mit 223Radium-Dichlorid nachgewiesen werden. Mögliche Nebenwirkungen können jedoch Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen und eine Verminderung der Zahl der Blutzellen (z.B. rote, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen) sein.

Außerdem muss auf einen ausreichenden zeitlichen Abstand zu Therapieformen (Chemotherapie, 177Lu-PSMA-Therapie sowie ggf. Bestrahlung), die ebenfalls die Blutzellbildung im Knochenmark beeinflussen, geachtet werden.

223Radium-Dichlorid darf nicht zeitgleich mit dem Wirkstoff Abirateron (Zytiga) verabreicht werden. Bei Anwendung von Enzalutamid (Xtandi) sollte zuvor Rücksprache gehalten werden.

Weiteres Vorgehen

Die Behandlung wird grundsätzlich ambulant durchgeführt. Eine stationäre Aufnahme ist aus Strahlenschutzgründen nicht erforderlich.

Die zuweisende Ärztin oder der zuweisende Arzt erhält einen ausführlichen Arztbrief über die durchgeführte Therapie und das weitere Vorgehen.

Um die Strahlenbelastung der behandelten Patienten sowie deren Angehörigen und gegebenenfalls Pflegenden zu minimieren (v.a. durch Kontakt mit Stuhl des Patienten), finden Sie im Folgenden einige Empfehlungen:

a) Ausreichendes und häufiges Reinigen der Hände insbesondere bei Verdacht auf eine Kontamination (Hautkontakt mit dem radioaktiven Stoff). Eine Kontamination kann durch Kontakt mit Ausscheidungen oder Körperflüssigkeiten auftreten. Zu Reinigung der Hände nutzen Sie eine übliche Waschlotion. Die Haut sollte dabei aber nicht verletzt werden.

b) Benutzen Sie die Toilette für ein paar Wochen nur im Sitzen. Nach Benutzung die Toilette mindestens 2x spülen. Entfernen Sie ggf. verspritzten Urin (z.B. am Toilettendeckel) mit Toilettenpapier, werfen Sie dies in die Toilette und danach 2 x spülen. Direkt nach dem Toilettengang sollten Sie die Hände mit Seife und viel Wasser gründlich reinigen.

c) Im Falle von Inkontinenz: Duschen bzw. Waschen Sie sich täglich und gründlich, da damit eventuell an Ihrer Haut anhaftende Kontaminationen mit 223Radium-Dichlorid entfernt werden können.

d) Ausscheidungen des Patienten können über die Toilette entsorgt werden. Dabei sollte jedes Verspritzen durch eine möglichst niedrige Höhe beim Ausgießen/Ausspülen vermieden werden.

e) Vorübergehendes Tragen von Schutzhandschuhen bei der Unterstützung der körperlichen Pflege durch Ihre Angehörigen ist zu empfehlen, insbesondere beim Umgang mit Ausscheidungen des Patienten. Diese Handschuhe sind nach direktem Kontakt mit Ausscheidungen des Patienten zu wechseln. Danach reinigen Sie Ihre Hände.

f) Bis ca. 4 Wochen nach der letzten Applikation von 223Radium-Dichlorid sollte bei anstehenden Operationen die Klinik über die vorangegangene Therapie mit 223Radium-Dichlorid informiert werden.

Der Patient erhält nach der Behandlung zusätzlich ein Merkblatt von uns ausgehändigt.

Terminvereinbarung und Ansprechpartner

Ein Termin für ein ausführliches Vorgespräch mit möglicherweise anschließender Terminvereinbarung kann nach vorheriger Zusendung der individuellen Arztbriefe und Untersuchungsbefunde (Knochenszintigraphie-, PET/CT-, CT- und MRT-Befunde und Laborbefunde) telefonisch unter 0431 500-16820 vereinbart werden.