Ein Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe für Forensische Genetik ist die forensische RNA-Analytik. Sie ist parallel und komplementär einsetzbar zur standardmäßigen DNA-Analyse, die der Individualisierung von Spuren dient und ermöglicht die Untersuchung sehr vielfältiger Aspekte zur Kontextualisierung von Spuren und damit der Rekonstruktion von Tathergängen.
Von besonderem Interesse ist dabei die Spurenartbestimmung. Anhand ihrer spezifischen Zusammensetzung von messenger RNA- und microRNA-Populationen lassen sich forensisch relevante Körperflüssigkeiten und Organgewebe auch in Mischspuren eindeutig identifizieren. Zur fallarbeitsnahen Darstellung und systematischen Untersuchung möglicher Spurenbilder werden hierzu auch forensisch-realistische Proben, wie nachgestellte Stichverletzungsspuren und gealtertes und fäulnisverändertes Material generiert.
Aber auch der Zustand von Zellen lässt sich unter Einsatz transkriptom- und miRNom-analytischer Techniken nachvollziehen – so ist etwa der Einfluss der Dauer der Agonie auf die Regulation der Genexpression und deren Potential bei der rechtsmedizinischen Todesbeurteilung Gegenstand aktueller Forschung.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die „molekulare Ballistik“. Damit wird die molekularbiologische Analyse biologischer Spuren, wie sie bei Schüssen auf biologische Ziele entstehen, bezeichnet. Wir untersuchen hierzu viele verschiedene Aspekte und Variablen des Schußvorgangs und deren Einfluß auf das entstehende Spurenbild, darunter Schußentfernung und –winkel, Munitionstyp, Kaliber und Waffenart sowie die Einschußlokalisation. Außerdem arbeiten wir an der Verbesserung und Weiterentwicklung ballistischer Modelle, um sie effizienter, kostensparender und realitätsgetreuer zu machen. Die Durchführung experimenteller Beschüsse unter kontrollierten Bedingungen stellen für diese Arbeit eine wesentliche Voraussetzung dar. Ziel der Forschung ist ein Beitrag zur besseren, evidenzgestützten und damit objektiveren Aufklärung und Beurteilung von Schußwaffendelikten.