In der AG Gastroenterologie wird die Zusammensetzung und die Funktionen der Magen-Darm-Flora (Mikrobiom) und ihre Entstehung von gastrointestinalen Erkrankungen erforscht.
Störungen des Mikrobioms stehen unter anderem mit Erkrankungen wie Darmentzündungen, Darmtumoren, Adipositas, metabolischem Syndrom, Arthritis und -im Tiermodell- auch mit bestimmten Formen des Autismus, Depression und Morbus Alzheimer in Zusammenhang.
Von besonderer Bedeutung ist die Störung der „Kolonisationsresistenz“. Darunter wird die Fähigkeit des Darmmikrobioms verstanden, die Ansiedelung potentiell pathogener Keime zu verhindern, sie gewissermaßen „in Schach“ zu halten. Unter einer Antibiotikatherapie kann dieser Mechanismus überfordert werden, es kommt zur Dysbiose. Die Folgen sind schwer therapierbare, häufig rezidivierende Durchfälle mit teils letalem Ausgang. Eine sehr häufige Ursache dafür ist das „Überwuchern“ des Darmes mit Clostridioides difficile.
Ein Schwerpunkt sind Untersuchungen zur Pathogenese der intestinalen Clostridioides difficile (C. difficile)-Infektion (CDI) und daraus resultierenden möglichen neuen Therapiestrategien. Hier spielen insbesondere die Identifizierung von Mikrobiota-assoziierten Faktoren eine Rolle, die die Kolonisationsresistenz erhöhen und vor einer CDI schützen könnten. Dies ist von Bedeutung für das Verständnis des Vorgehens beim fäkalen Mikrobiotatransfer (FMT; „Stuhltransplantation“) zur Therapie der rezidivierenden CDI. Durch enge Verknüpfung und Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) und der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie konnten bereits mehrere multizentrische Studien zu diesem Thema durchgeführt und Ergebnisse publiziert werden.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der gut-liver-axis. Bisher gibt es wenig Arbeiten, die den Einfluss des intestinalen Mikrobioms auf die Entstehung und den natürlichen Verlauf von Lebererkrankungen untersuchen. Zusammenhänge zwischen dem Mikrobiom und der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NALFD) und Fettleberhepatitis (NASH) wurden beschrieben. Studien über die Rolle des Mikrobioms bei der Entstehung und den natürlichen Verlauf autoimmuner Lebererkrankungen wie der Autoimmunhepatitis (AIH), primär sklerosierender Cholangitis (PSC) und primär biliärer Zirrhose (PBC) und anderer Lebererkrankungen wie der ITBL (ischemic bile duct lesions) und dem cholangiozelluläres Karzinom (CCC), die primär die Gallenwege betreffen, fehlen bisher.
Die Gallenflüssigkeit galt bisher als steriles Medium und der Nachweis von Bakterien wurde lediglich in Zusammenhang mit Infektion gesehen. Neuere Untersuchungen an gesunden Schweinen konnten zeigen, dass es auch in der Gallenblase ein funktionierendes Mikrobiom gibt. In Zusammenarbeit mit der AG Endoskopie wird die Bedeutung des biliären Mikrobioms bei der Entstehung von Gallengangs-assoziierten Lebererkrankung untersucht. Erste Ergebnisse konnten bereits auf nationalen und internationalen Kongressen präsentiert werden.