Die Endokrinologie beschäftigt sich mit der Steuerung von Hormonen des Körpers, die von den endokrinen Drüsen des Körpers freigesetzt werden. Hormone sind entscheidende Informationsträger, die eine normale Funktion aller Körperorgane ermöglichen und wesentlich zu unserem Wohlbefinden beitragen. Hormonstörungen spielen bei einer Vielzahl von Erkrankungen eine Rolle, beispielsweise bei Bluthochdruck, Adipositas, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Osteoporose, Erkrankungen von Nebennieren, Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Hirnanhangsdrüse, bei Störungen des Körperwachstums oder der Fortpflanzung.
Leistungsspektrum
Schilddrüsenerkrankungen
Ein Schwerpunkt unserer Betreuung ist die Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen. Dies gilt sowohl für Störungen der Schilddrüsenfunktion als auch des Schilddrüsenwachstums, das wir mittels Ultraschall und ggf. Feinnadelpunktion untersuchen. Wir können durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Schilddrüsenzentrum am Campus Lübeck eine besonders erfolgreiche und gezielte Therapie bei Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen anbieten. Dies umfasst folgende Erkrankungen:
Abklärung unklarer Schilddrüsenknoten
Struma (Kropf)
Jodmangel
Schilddrüsenkrebs
C-Zell-Karzinome (einschließlich der genetischen Untersuchungen von Angehörigen in Zusammenarbeit mit unserer Humangenetik)
Schilddrüsenentzündungen
Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse
Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion
Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse
Feinnadelpunktionen von Schilddrüsenknoten durch erfahrene Hormonspezialisten
Gewebeuntersuchungen durch unser pathologisches Institut
Schilddrüsenszintigraphie in Zusammenarbeit mit der nuklearmedizinischen Abteilung
Durchführung von Radiojodtherapien in Zusammenarbeit mit der nuklearmedizinischen Abteilung
Durchführung von Schilddrüsenoperationen in Zusammenarbeit mit unserer chirurgischen Abteilung
Enge Interaktion mit dem Kinderwunschzentrum der Frauen- und Kinderklinik bei Problemen während der Schwangerschaft
Enge Zusammenarbeit mit der Augenklinik bei Problemen des Morbus Basedow, Exophthalmus und erhöhtem Augendruck
Osteoporose und Knochenerkrankungen
Hormone steuern den Knochenstoffwechsel. Störungen äußern sich in Krankheitsbildern, wie
Osteoporose
erniedrigte oder erhöhte Kalziumspiegel im Blut
Fehlfunktion der Nebenschilddrüsen
Vitamin D-Mangel
Unsere Abteilung bietet eine umfassende und kompetente Abklärung von Knochenerkrankungen. Es gibt viele hormonelle Ursachen, die für einen gestörten Knochenstoffwechsel verantwortlich sein können. So führt eine Erniedrigung von Sexualhormonen bei Frau wie Mann zu einer Osteoporose. Auch entzündliche Erkrankungen, wie eine rheumatische Erkrankung und deren Behandlung, beispielsweise mit Cortison, können eine Osteoporose auslösen.
Endokrin bedingter Hypertonus
Bluthochdruckerkrankungen sind insbesondere mit zunehmendem Alter sehr häufig und betreffen 20 bis 30 Prozent der Erwachsenen. Er kann unbehandelt zu Schäden an den Gefäßen führen. Die meisten Ursachen des Bluthochdrucks sind nicht in ihrer Ursache bekannt und können daher nicht beseitigt werden. Die Konsequenz ist eine lebenslange Einnahme von Medikamenten zur Senkung des Bluthochdrucks. Bei etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten mit Bluthochdruck lässt sich allerdings eine hormonelle Ursache feststellen.
Dies ist von großer Bedeutung, da diese Patienten gezielt therapiert und dadurch der Bluthochdruck im Einzelfall langfristig beseitigt werden kann. Daher sollte bei neu aufgetretenem Bluthochdruck einmalig eine Hormondiagnostik durchgeführt werden, um Bluthochdruckformen, welche auf hormonellen Ursachen beruhen, frühzeitig zu erkennen und möglicherweise eine unnötige Tabletteneinnahme zu vermeiden. Unsere Klinik bietet eine umfassende Diagnostik des Bluthochdrucks mit den spezialisierten Hormonuntersuchungen, aber auch einer 24-Stunden-Blutdruckmessung an. Wir kooperieren hier eng mit anderen Abteilungen, wie unseren kardiologischen Kollegen.
Nebennierenerkrankungen
In den Nebennieren werden wichtige Hormone des Körpers produziert. In der Nebennierenrinde wird das Mineralocorticoid Aldosteron gebildet, welches die Natrium- und Wasserresorption in der Niere reguliert und für die Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks wichtig ist. Ebenfalls in der Rinde wird Cortisol, ein Stresshormon gebildet, welches zum Überleben unabdingbar ist und die Leistungsfähigkeit sowie die Energiebereitschaft sichert.
Im menschlichen Nebennierenmark werden Adrenalin und Noradrenalin gebildet, die ebenfalls in Stresssituationen von Bedeutung sind und Blutdruck, Pulsfrequenz, aber auch den Blutzuckergehalt steuern.
Veränderungen der Nebennierenfunktion können bei entzündlichen, tumorösen oder genetischen Erkrankungen auftreten. Es ist wichtig, diese Veränderungen abzugrenzen gegenüber zufällig entdeckten Nebennierentumoren, die durch die Verbesserung der bildgebenden Verfahren zunehmend gesehen werden. Diese so genannten Inzidentalome sollten vom Hormonspezialisten zunächst abgeklärt und kontrolliert werden. Dies ist besonders wichtig, da in seltenen Fällen auch bösartige Tumore der Nebenniere entstehen können. Unser Zentrum ist schwerpunktmäßig für die Behandlung von Patienten mit Nebennierenkarzinomen und bösartigen Phäochromozytomen (ungeregelte Freistzung von Katecholaminen, d.h. Adrenalin und Noradrenalin) zuständig.
Störungen der Sexualfunktion und Fertilität
Störungen der Gonadenfunktion mit Änderung der Bildung von Sexualhormonen bei Mann und Frau sind häufig. Sie äußern sich bei Frauen in Störungen der Regelblutungen und werden deshalb oft auch vom Gynäkologen entdeckt. Bei Kindern aber auch Erwachsenen spielen genetische Defekte, wie das adrenogenitale Syndrom, Veränderungen der Hirnanhangsdrüse und Veränderungen der Ovarien bzw. Hoden selbst eine wichtige Rolle. Bei Männern werden aufgrund des schleichenden Beginns häufig die Ursachen später entdeckt. Unsere Klinik bietet eine breite Abklärung dieser Störungen und gezielte Behandlungen an.
Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse
Da Hormone der Hirnanhangsdrüse vor allem durch Tumore oder entzündliche Prozesse gestört werden, wird eine Vielzahl von Krankheitsbildern beobachtet. Am häufigsten sind Ausfälle der Hormone der Hirnanhangsdrüse, die zu Ausfällen auch peripherer Hormonsteuerung führen können, wie Ausfall des Wachstumshormons, der Sexualhormone bei Mann und Frau, der Nebennierenfunktion oder der Schilddrüsenfunktion. Andererseits können Tumore der Hirnanhangsdrüse zu einer Mehrbildung von Hormonen führen. Bei einem Prolaktinom kommt es ebenfalls zu Störungen der Sexualfunktion. Es kann zu Ausfluss aus der Brust (Galaktorrhoe) führen. Wird eine erhöhte Menge des Hormons produziert, das die Nebenniere stimuliert (ACTH), kann ein so genannter Morbus Cushing entstehen. Wird zu viel Wachstumshormon produziert, entsteht das Krankheitsbild der Akromegalie. Andere Hormonstörungen der Hypophyse sind selten.
In unserer Klinik werden sämtliche dieser Krankheitsbilder diagnostiziert und behandelt. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurochirurgie.
Neuroendokrine Tumore (NET)
Die Bezeichnung "neuroendokriner Tumor" (NET) stammt aus der Beobachtung, dass diese Tumorzellen Ähnlichkeiten mit Nervenzellen, aber auch mit endokrinen Zellen aufweisen. Einige dieser Tumoren produzieren Hormone oder andere Botenstoffe und können deshalb typische Symptome verursachen, wie zum Beispiel Durchfall, Hitzegefühle oder Unterzuckerungen.
Sie werden als "funktionelle" neuroendokrine Tumoren bezeichnet und von den "nicht-funktionellen" Tumoren abgegrenzt, die gleichwohl auch Hormone produzieren können, aber nicht in einem Ausmaß, welches zu Symptomen führt. NETs können überall im Körper vorkommen, werden aber vor allem im Magen-Darm-Trakt und in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gefunden (GEP-NETs, gastroenteropankreatische NETs).
In Schleswig-Holstein ist inkl. der funktionellen nicht-aktiven neuroendokrinen Tumoren mit etwa 40 bis 50 Neuerkrankungen pro Jahr zu rechnen. Deshalb ist es wichtig, dass die betroffenen Patienten in Zentren betreut werden, die über ausreichende Erfahrung in der Diagnostik und Therapie dieser Erkrankungen verfügen.