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Fragen und Antworten

Allgemeine Themen

Ungewollte Kinderlosigkeit – ein zunehmendes Problem?

Die Zahl ungewollt kinderloser Ehepaare hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stetig zugenommen: Soweit man Zahlen angeben kann, sind heute weltweit zirka 60 bis 80 Millionen Paare von der Problematik betroffen. In den westlichen Industrienationen bleibt zurzeit schätzungsweise jede siebte Ehe ungewollt kinderlos.

Eine Vielzahl von Faktoren kann sich negativ auf die Fruchtbarkeit (Fertilität) auswirken: Neben medizinischen Faktoren haben auch gesellschaftspolitische und soziale Aspekte einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Thematik. Da der Kinderwunsch bei Frauen zum Beispiel durch die Verwirklichung beruflicher Ziele nicht selten in ein höheres Lebensalter verschoben wird (das Alter Erstgebärender nimmt durchschnittlich zu), kann ein Teil der Zunahme der Fertilitätsproblematik mit der altersabhängig nachlassenden natürlichen Fertilität erklärt werden.

Die stetige Abnahme der Spermafunktion, die vielfach angeführt wird, wird weiterhin kontrovers diskutiert. Möglich scheint, dass verschiedene Umweltfaktoren und Lebensgewohnheiten die durchschnittliche Spermafunktion ungünstig beeinflusst haben. Dies bleibt allerdings umstritten. Sicher ist dagegen, dass die verbesserte Informationslage der Betroffenen und die enorme Weiterentwicklung der therapeutischen Möglichkeiten dazu geführt haben, dass heute auch Paare den Arzt aufsuchen, die früher wegen vermeintlicher „Hoffnungslosigkeit der Situation“ gar keine medizinische Hilfe in Anspruch nehmen konnten. Auch dies führt zu der Situation, dass die Beratung und Behandlung ungewollt kinderloser Paare heute einen großen Stellenwert in der Arbeit des Frauenarztes ausmacht.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen, wenn sich von selbst keine Schwangerschaft einstellt?

Von unerfülltem Kinderwunsch spricht man definitionsgemäß dann, wenn nach einem bis spätestens zwei Jahren regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eingetreten ist.

Ein junges, gesundes Paar, bei dem zunächst keine offensichtlichen Hindernisse für das Eintreten einer Schwangerschaft vorliegen, kann also durchaus erst einmal ein bis zwei Jahre auf die Schwangerschaft warten müssen, ohne dass deswegen von einer Sterilität ausgegangen werden muss. Man sollte immer berücksichtigen, dass auch unter optimalen Bedingungen die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit pro Zyklus mit maximal 30 Prozent angegeben wird.

In anderen Situationen ist es jedoch unter Umständen unsinnig, länger zu warten, bevor ein Arzt beziehungsweise ein Kinderwunschspezialist konsultiert wird. Stark unregelmäßige Zyklen beziehungsweise das völlige Ausbleiben von Regelblutungen, ohne dass eine Schwangerschaft vorliegt, können schwere hormonelle Probleme widerspiegeln, die das spontane Eintreten einer Schwangerschaft sehr unwahrscheinlich machen.

Größere Unterleibsoperationen der Frau in der Vergangenheit machen Verwachsungen wahrscheinlich, die sich als Schwangerschaftshindernis bemerkbar machen können. Ungewöhnlich starke Periodenschmerzen können der Hinweis auf eine so genannte Endometriose sein, so dass sich in solchen Fällen manchmal auch schon vor Ablauf der zwei Jahre eine Abklärung durch eine Bauchspiegelung empfiehlt.

Auch das Alter der Frau kann ein Anlass sein, den beratenden Arzt frühzeitig aufzusuchen. Beispielsweise sollte eine Frau im Alter von 38 Jahren, die erstmalig versucht, schwanger zu werden, nicht zu lange mit einer Abklärung möglicher Sterilitätsursachen warten, da sich mit zunehmendem Alter und insbesondere jenseits von 35 Jahren die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Schwangerschaft aus biologischen Gründen verringert.

Wann spricht man eigentlich von Sterilität und an wen kann man sich wenden, wenn eine unklare Sterilität vorliegt?

on Sterilität spricht man dann, wenn bei einem Paar mit Kinderwunsch bei regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr zu den fruchtbaren Tagen innerhalb eines Jahres keine Schwangerschaft eintritt. Hiervon zu unterscheiden ist die Infertilität, die dann besteht, wenn zwar Schwangerschaften eintreten, es aber nicht zur Geburt eines Kindes kommt.

Wenn sich bei einem Paar unter den oben beschriebenen Bedingungen keine Schwangerschaft einstellt, sollten möglichst gleich beide Partner ärztlich untersucht werden, da man vereinfachend sagen kann, dass Männer und Frauen in gleicher Häufigkeit ursächlich für den unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich sind.

Die Frau sollte zunächst ihren Frauenarzt aufsuchen, der mit einem ausführlichen Gespräch und einfachen Untersuchungen zahlreiche Sterilitätsursachen abklären kann. Parallel dazu sollte der Mann ein Spermiogramm nach Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellen lassen. Dies ist bei uns oder auch bei ausgewählten Urologen möglich. Bei Auffälligkeiten sollte immer ein Urologe oder Androloge aufgesucht werden, um sich organisch untersuchen zu lassen.

Nimmt die Fruchtbarkeit der Frau wirklich schon nach dem 25. Lebensjahr ab?

Es ist richtig, dass die Fruchtbarkeit der Frau zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr am größten ist. Die Chance einer gesunden Frau, in diesem Alter schwanger zu werden, wird mit 30 Prozent pro Monat angegeben. Ein deutliches Nachlassen der Fruchtbarkeit findet dann vor allem ab dem 35. Lebensjahr statt. Eine ältere Frau mit Kinderwunsch sollte deshalb nicht zu viel Zeit verlieren, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt. Die Abnahme der Fruchtbarkeit bei Frauen ist ein natürlicher Vorgang, da die Funktionsfähigkeit der Eierstöcke nachlässt und die Qualität der Eizellen abnimmt. Bei Männern spielt das Alter in Bezug auf die Fruchtbarkeit eine weniger große Rolle, auch wenn die Samenqualität ebenfalls mit zunehmendem Alter allgemein abnimmt.

Diagnostik bei Kinderwunsch

Wann soll mit Abklärungen begonnen werden, wenn es nicht "klappt"?

Grundsätzlich gilt die Regel: Wenn es nach einem Jahr mit regelmäßigem, mehrmals wöchentlichem Geschlechtsverkehr nicht zu einer Schwangerschaft gekommen ist, lohnen sich weitere Abklärungen. Man sollte aber durchaus auch die persönliche Situation in diese Beurteilung einfließen lassen, z.B. Alter, Dringlichkeit des Kinderwunsches und andere Symptome.

Bei Alter über 35 Jahren empfehlen wir, bereits nach ½ Jahr weitere Abklärungen vorzunehmen und gegebenenfalls eine Behandlung einzuleiten. Bei ausgeprägten Zyklusstörungen oder gar völligem Ausbleiben der Periode ist es selbstverständlich sinnvoll, spätestens bei Beginn des Kinderwunsches weiter abzuklären. Symptome, wie Menstruationsschmerzen sind ebenfalls ein Grund für eine vorzeitige Abklärung, unter Umständen schon vor beginnender Familienplanung.

Wichtig ist, zu wissen, dass Abklärungen auch gemacht werden können, ohne dass gleich anschließend auch eine Therapie erfolgen muss.

Woran kann eine Frau selbst die fruchtbaren Tage im Zyklus erkennen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den fruchtbaren Tagen auf die Spur zu kommen: Am einfachsten ist es, den Zeitpunkt des Eisprungs (Ovulation) zu errechnen. Im Gegensatz zu der ersten Zyklushälfte, deren Länge erheblich variieren kann, ist die zweite Zyklushälfte mit einer Dauer von 14 Tagen relativ konstant, so dass man bei regelmäßigen Periodenblutungen den vermutlichen Tag des Eisprungs errechnet, indem man von der gesamten Zykluslänge 14 Tage abzieht.

Auch das Führen einer Temperaturkurve gibt retrospektiv Aufschluss darüber, wann der Eisprung im jeweiligen Zyklus stattgefunden hat. Die morgendliche Temperatur steigt nämlich nach der Ovulation um 0,4 bis 0,5 Grad Celsius an, so dass die zwei bis drei fruchtbarsten Tage diejenigen vor dem Temperaturanstieg sind.

Da der Gebärmutterhalsschleim (Cervixschleim) sich unter dem Einfluss der Sexualhormone verändert, kann dessen Beschaffenheit ebenfalls Rückschlüsse auf das Zyklusgeschehen gestatten. Zum Zeitpunkt des Eisprungs nimmt die Menge an Sekret zu; es wird glasig, dünnflüssig und „spinnbar“. Nach der Ovulation wird der Cervixschleim wieder deutlich weniger und ist dickflüssig und weißlich.

Manche Frauen bemerken den Eisprung auch daran, dass in der Mitte des Zyklus Schmerzen im Unterleib auftreten. Diese nennt man auch „Mittelschmerz“, der allerdings nicht sehr spezifisch ist.

Über die Beobachtung der Veränderungen des Körpers im Verlauf des Zyklus hinaus kann der Eisprung auch durch den Nachweis des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin der Frau selbst festgestellt werden. Dazu benötigt man Teststreifen, die in Apotheken erhältlich sind und – ähnlich wie beim Schwangerschaftstest – durch eine Verfärbung den LH-Anstieg anzeigen. Da das Hormon erst kurz vor dem Eisprung vom Körper ausgeschüttet wird, kann man davon ausgehen, dass der Eisprung zirka 24 bis 30 Stunden später erfolgt. Zeigt keine der angegebenen Möglichkeiten einen Eisprung an oder kommt es trotz positiven Ovulationstests nicht zu einer Schwangerschaft, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Was ist eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) und wann sollte sie durchgeführt werden?

Unter einer Gebärmutterspiegelung versteht man die direkte optische Betrachtung des Gebärmutterhalskanals und der Gebärmutterhöhle. Dazu wird eine dünne Optik verwendet, die unter Sicht durch den Gebärmutterhals in die Höhle der Gebärmutter eingeführt wird. Durch gleichzeitiges Einbringen von entweder Kohlendioxid oder bestimmter Spülflüssigkeit werden die Wände der Gebärmutterhöhle dann entfaltet und der ausführende Arzt kann sich über die Anatomie des Innenraums und die Beschaffenheit der Gebärmutterschleimhaut ein Bild machen. Auch die Form und Position der Eileiteröffnungen können beurteilt werden.

Sollten sich auffällige Befunde ergeben, können gleichzeitig zum Beispiel Gewebeproben entnommen oder bestimmte Veränderungen (zum Beispiel Polypen) entfernt werden. Manchmal sind dazu allerdings auch so genannte Zweiteingriffe notwendig, insbesondere wenn die diagnostische Hysteroskopie nicht in Narkose durchgeführt wurde.

Die Hysteroskopie gehört prinzipiell zunächst nicht zur Routinediagnostik der ungewollten Kinderlosigkeit, gibt aber mehr Sicherheit, dass die Einnistungsbedingungen innerhalb der Gebärmutter normal sind. Gibt es zusätzliche Hinweise auf anatomische Veränderungen der Gebärmutter wie Myome, Verwachsungen oder angeborene Fehlbildungen, kann die Gebärmutterspiegelung sehr sinnvoll werden. Häufig wird die Methode auch zur Abklärung von häufig aufeinander folgenden Fehlgeburten eingesetzt. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten dieser Untersuchung.

Welche allgemeinen Maßnahmen bzw Untersuchungen können sinnvoll sein, wenn eine Schwangerschaft angestrebt wird?

Bei der Infektionskrankheit Röteln handelt es sich um eine an sich harmlose Viruserkrankung, die vor allem bei Kindern auftritt und durch eine charakteristische Hautveränderung gekennzeichnet ist. Wenn allerdings eine Schwangere in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft an Röteln erkrankt, ist das Ungeborene in hohem Maße durch die Infektion gefährdet. Im ungünstigsten Fall kann das so genannte Gregg-Syndrom auftreten, wobei Herz-, Augen- und Innenohr-Fehlbildungen beim Kind entstehen können.

Daher ist es besonders wichtig, sich möglichst vor dem Eintreten einer Schwangerschaft davon zu überzeugen, dass ein Schutz gegen die Rötelninfektion besteht. Wenn jemand eine Rötelninfektion durchgemacht hat oder gegen Röteln geimpft wurde, kann man im Blut Antikörper gegen Röteln nachweisen. Sind bei einer Frau mit Kinderwunsch keine Antikörper gegen Röteln nachweisbar, ist eine Impfung dringend empfehlenswert. Allerdings darf zum Zeitpunkt der Impfung und bis zu drei Monate danach keine Schwangerschaft eintreten.

Gibt es eine psychisch bedingte Kinderlosigkeit, z.B. im Sinne einer „psychischen Blockade“, die das Schwangerwerden verhindern kann?

Wir wissen, dass in über 80% der Fälle organische Veränderungen ursächlich sind. Es gibt bis heute keine wissenschaftlichen Beweise, die einen Einfluss der Psyche auf das „Nicht-Schwangerwerden“ nachgewiesen haben. Umgekehrt entstehen aber auch viele ungewollte Schwangerschaften in wenig entspannten Situationen. Ein Zusammenspiel zwischen Körper und Psyche ist allerdings, wie in allen Lebensbereichen, auch für den Bereich Unfruchtbarkeit nicht auszuschließen. Entscheidend ist, dass sich Paare nicht durch permanente Selbstzweifel unter Druck setzen. Hilfreich kann eine begleitende Akupunkturbehandlung oder eine psychologische Beratung sein, die wir gerne anbieten.

Beeinträchtigt Rauchen und Übergewicht den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung?

Eindeutig ja! Übergewicht sollte reduziert werden, Rauchen sollte aufgegeben werden.

Wie sicher ist die Prüfung der Eileiterdurchgängigkeit mittels der Hysterosalpingokontrastsonosgraphie (HyCoSy, Echovistdarstellung®)?

Prinzipiell lässt sich die Durchgängigkeit der Eileiter sowohl im Rahmen einer Bauchspiegelung als auch durch die Hysterosalpingokontrastsonographie (HyCoSy, Echovistdarstellung®) überprüfen. Im Vergleich zur Bauchspiegelung, die einen kleinen operativen Eingriff darstellt und eine Vollnarkose erfordert, ist die HyCoSy ohne Betäubung durchführbar. Durch Spritzen von ultraschallsichtbarem Kontrastmittel in die Höhle der Gebärmutter kann anschließend die Verteilung des Kontrastmittels durch die Eileiter mittels Ultraschall durch die Scheide beobachtet werden.

Es wurde in verschiedenen Arbeiten untersucht, ob die Durchgängigkeit der Eileiter mittels der HyCoSy ausreichend sicher beurteilt werden kann. Dabei zeigte sich, dass sowohl die Diagnose „Eileiter durchgängig“ als auch „Eileiterverschluss am gebärmutterfernen Ende“ mit zufriedenstellender Sicherheit durch die HyCoSy bestätigt werden konnte. Lediglich bei durch HyCoSy gestelltem Verdacht auf „Eileiterverschluss dicht an der Gebärmutter“ sollte dieser Befund möglichst durch eine Bauchspiegelung überprüft werden, da es offensichtlich zum Beispiel durch Eileiterspasmen in diesen Fällen häufiger zu Fehldiagnosen kommen kann.

Was versteht man unter dem Begriff "Spermienantikörper"?

Spermienantikörpern wurde früher eine große Bedeutung beigemessen. Man kann sie prinzipiell in allen Körperflüssigkeiten (Blut / Muttermundschleim etc.) nachweisen (falls vorhanden). Bis vor etwa 15 Jahren hat man daher routinemäßig Spermienantikörper im Blut und Muttermundschleim von Frauen mit ungewollter Kinderlosigkeit gemessen. Bei positivem Befund hat man dann eine Kortisonbehandlung eingeleitet. Man weiß allerdings inzwischen, dass eine solche Behandlung nichts bringt. Daher ist die Bestimmung von Spermienantikörpern im Blut heute nicht mehr Standard.

In einigen wenigen Fällen kann man bei hoher Spermienantikörperkonzentration im Muttermundschleim feststellen, dass die Spermien nach dem Verkehr den Muttermund nicht gut passieren können. Sie werden durch die Antikörper „gelähmt“. In solchen Fällen kann zum Beispiel eine Insemination weiterhelfen. Man muss aber auch hierzu sagen, dass der Nachweis dieser Antikörper im Muttermundschleim recht ungenau ist und dass man davon ausgehen kann, dass diese Antikörper nur in wenigen Fällen wirklich den Hauptgrund für die Unfruchtbarkeit darstellen, sondern vielmehr andere zusätzliche Gründe vorliegen.

Heute erfolgt normalerweise keine Bestimmung der Spermienantikörper mehr, da aus dem Ergebnis der Untersuchung so gut wie nie therapeutische Konsequenzen gezogen werden können.

Sollte der Mann zu einem Urologen zur Abklärung gehen?

Wir empfehlen all jenen Männern, die eine schwere Fruchtbarkeitsstörung aufweisen, eine urologische Abklärung. Im Vorfeld sollten wenigsten 2 Samenuntersuchungen (Spermiogramme) durch einen zertifizierten Arzt nach Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfolgen, um eine verlässliche Aussage zu erhalten. Diese Samenuntersuchungen sind bei uns möglich.

Kann man etwas tun, dass sich die „Spermienqualität“ verbessert?

Es sind schon sehr viele verschiedene Medikamente (Vitamine, Zink, Selen, Hormone, Antihormone usw.) angewandt worden mit dem Ziel, die Spermienqualität zu verbessern. Leider konnte bisher – außer bei den seltenen hormonellen Störungen der Spermienproduktion – kein Therapieeffekt bewiesen werden. Gesunde Ernährung und wenig Stress sind ratsam, aber auch hier ist kein direkter Zusammenhang bewiesen worden. Einziger klarer und beeinflussbarer Faktor ist das Rauchen, welches die Spermien schädigt. Wenn ein Mann mit Rauchen aufhört, verbessert sich die Spermienqualität oft schon nach 3-6 Monaten.

Was kann man tun, wenn es im Samenerguss gar keine Spermien gibt?

Je nach Ursache dieser sogenannten „Azoospermie“, können in ca. 50% der Fälle in einer Gewebeprobe der Hoden Spermien gefunden werden (= sogenannte TESE), die dann für eine ICSI-Behandlung verwendet werden können. Eine Gewebeprobeentnahme führt unser urologischer Kooperationspartner Dr. Peter Engel in Preetz durch.

Welche Rolle spielen Ultraschalluntersuchungen in Diagnostik und Therapie?

Ultraschalluntersuchungen – insbesondere die so genannte transvaginale Sonographie – sind heutzutage für Diagnostik und Therapie der Sterilität unverzichtbar geworden. Bei der transvaginalen Ultraschalluntersuchung wird die Ultraschallsonde in die Scheide der Patientin eingeführt. Diese Untersuchung ist schmerz- und gefahrlos und kann bei Bedarf beliebig oft wiederholt werden. Durch die Nähe der Ultraschallsonde zu den zu untersuchenden Organen Gebärmutter und Eierstöcke ist es möglich, detaillierte Befunde zu erheben.

Welche Möglichkeiten gibt es herauszufinden, wann und ob ein Eisprung stattfindet?

Manche Frauen spüren ihren Eisprung durch den so genannten Mittelschmerz oder andere Körperzeichen. Der Mittelschmerz ist ein nur kurz anhaltender Unterleibsschmerz, der zum Zeitpunkt des Eisprungs auftreten kann, manchmal kann in diesem Zusammenhang auch eine leichte Blutung auftreten.

Zu den sonstigen Körperzeichen gehört vor allem die Veränderung des Gebärmutterhalsschleims, der kurz vor dem Eisprung klar und durchsichtig wird und sich zu Fäden spinnen lässt. Auch die Beschaffenheit des Muttermundes ändert sich: Die Frau kann, indem sie sich selbst durch die Scheide untersucht, den Gebärmutterhals ertasten und die Veränderung der Konsistenz spüren.

Etwas präziser kann eine Basaltemperaturkurve darüber Auskunft geben, ob und wann ein Eisprung stattgefunden hat – vorausgesetzt, die Temperaturkurve wurde korrekt geführt. Dazu muss jeden Morgen zur gleichen Zeit vor dem Aufstehen die Temperatur im Enddarm oder im Mund mit demselben Thermometer gemessen werden. Hat ein Eisprung stattgefunden, steigt die Temperatur um zirka 0,4 Grad Celsius an.

Auch Urin- oder Blutuntersuchungen können den Eisprung nachweisen. Das den Eisprung auslösende Hormon LH kann unmittelbar zum Zeitpunkt des Eisprungs im Urin mittels eines Teststäbchens nachgewiesen werden, der Nachweis im Blut erfolgt im Labor. Darüber hinaus können das Wachstum des Eibläschens (Follikel) sowie der Eisprung vom Arzt im Ultraschall verfolgt werden. Während das Eibläschen kurz vor dem Eisprung bis zu zwei Zentimeter groß ist, kann es nach dem Eisprung im Ultraschall nicht mehr nachgewiesen werden.

Diagnose Eileiterverschluss – was tun?

Prinzipiell gibt es zwei mögliche Behandlungsansätze für den Fall, dass die Eileiterdurchlässigkeit beeinträchtigt ist. Zum einen kann versucht werden, die Eileiterdurchgängigkeit durch eine (mikrochirurgische) Operation wieder herzustellen. Zum anderen kann durch Anwendung der unterstützten Befruchtung außerhalb des Körpers auch bei verschlossenen Eileitern eine Schwangerschaft erzielt werden.

Eine Entscheidung, welche der beiden Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen soll, muss sorgfältig vom behandelnden Arzt gemeinsam mit dem betroffenen Paar abgewogen werden. Dabei spielen Faktoren wie das Alter der Patientin, das Ausmaß der Eileiterschädigung und eventuelle andere Faktoren, die die ungewollte Kinderlosigkeit mit bedingen, eine Rolle. Dazu zwei exemplarische Beispiele:

  • Handelt es sich zum Beispiel um eine 25-jährige Patientin, bei der die Eileiter lediglich von Verwachsungen befreit werden müssen und bei der keine weiteren Sterilitätsursachen zum Tragen kommen, würde hier mit großer Wahrscheinlichkeit zunächst der Versuch einer operativen Sanierung der Eileiter gemacht werden. Da 80 Prozent der Schwangerschaften nach derartigen Eingriffen innerhalb der ersten neun Monate eintreten, würde man nach dem operativen Eingriff also den spontanen Verlauf abwarten. Die Patientin müsste allerdings eine etwas erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Eileiterschwangerschaft in Kauf nehmen.

  • Handelt es sich demgegenüber um eine 40-jährige Patientin mit komplexer Schädigung der Eileiter, bei der zusätzlich auch der Partner eine Einschränkung der Fertilität aufweist, würde man dem Paar eher eine Befruchtung außerhalb des Körpers empfehlen. In jedem Fall sollte letztendlich dem betroffenen Paar die Behandlungsmethode angeboten werden, die die größten Aussichten auf Erfolg mit sich bringt.

Was ist eine Endometriose und inwiefern hat diese Erkrankung mit dem unerfüllten Kinderwunsch zu tun?

Von Endometriose spricht man dann, wenn sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle an anderen Stellen des Körpers – vor allem des Unterleibs – ansiedelt. Solche so genannten Endometrioseherde kommen häufiger zum Beispiel am Eierstock oder Eileiter, am Bauchfell, an Harnblase oder Darm vor.

Typisch für eine Endometriose ist, dass die betroffene Patientin starke Schmerzen kurz oder während der ersten Tage der Menstruation empfindet, die dadurch entstehen, dass Endometrioseherde genauso wie die Gebärmutterschleimhaut hormonell stimuliert werden, das abgestoßene Gewebe aber nicht durch die Scheide ausgeschieden werden kann. Aus verschiedenen Gründen, zum Beispiel auch durch das Auftreten von Verwachsungen, kann Endometriose dazu führen, dass sich der Kinderwunsch nicht erfüllt.

Sollte der Verdacht auf Endometriose bestehen, muss zur sicheren Abklärung eine Bauchspiegelung durchgeführt werden. Wenn sich hierbei eine Endometriose diagnostizieren lässt, kann in günstigen Fällen unter Umständen gleich eine Behandlung erfolgen, indem die Endometrioseherde elektrisch oder per Laser verödet werden. In anderen Fällen ist möglicherweise eine größere Operation mit Bauchschnitt, eine hormonelle Therapie oder eine Kombination aus beiden erforderlich, um günstigere Voraussetzungen für die Erfüllung des Kinderwunsches zu schaffen.

Was bedeutet die Diagnose "vorzeitige Wechseljahre"?

Von „vorzeitigen Wechseljahren“ (auch Climacterium praecox) spricht man, wenn bei einer Frau schon vor dem 35. Lebensjahr die Periodenblutungen ausbleiben, also die Wechseljahre auftreten. Dies resultiert aus einer aus unterschiedlichen Gründen auftretenden vorzeitigen Eierstockschwäche, das heißt es reifen keine befruchtungsfähigen Eizellen mehr heran. Führt man eine Hormonuntersuchung im Blut durch, finden sich typischerweise ein niedriger Östrogenspiegel und reaktiv erhöhte Spiegel der von der Hirnanhangsdrüse ausgeschütteten Gonadotropine LH und FSH. Verschiedene Ursachen können für dieses frühzeitige Sistieren der Eierstocksfunktion verantwortlich sein.

Beispielsweise können zu Grunde liegende Autoimmunerkrankungen für das vorzeitige Ovarialversagen ursächlich sein. Weiterhin kommen zurückliegende Bestrahlungen und Chemotherapien als Ursachen infrage. Darüber hinaus gibt es auch das so genannte „Syndrom der gonadotropinresistenten Ovarien“, bei dem die Hormone der Hirnanhangsdrüse ansprechen. Häufig finden sich allerdings für das Climacterium praecox keine eindeutigen Ursachen, solche Fälle werden dann als idiopathisch bezeichnet. Eine gewisse familiäre Veranlagung scheint möglich zu sein.

Befindet sich eine Frau frühzeitig in den Wechseljahren, sind die Aussichten, noch einmal schwanger zu werden, gering. In seltenen Fällen treten Schwangerschaften unter einer Hormonersatzbehandlung ein, wie sie typischerweise durchgeführt wird, um Folgen des Östrogenmangels (insbesondere Osteoporose) zu vermeiden. Gelegentlich kann auch eine Stimulationstherapie nochmal zum Heranreifen einer Eizelle führen. Aussichtsreicher ist das Eintreten einer Schwangerschaft nach einer Eizellspende, wobei diese Art der Behandlung allerdings in Deutschland verboten ist.

Und was ist, wenn gar keine Ursache gefunden werden kann?

Überraschenderweise ist dies für das Paar meist die schwierigste „Diagnose“, da die Suche nach subjektiven Sterilitätsursachen hier Blüten treiben kann: Sind es innere Blockaden aus der Kindheit oder ist die Paarbeziehung als solche „unfruchtbar“? Die rein psychogene Fertilitätsstörung ist jedoch eher selten. Weniger als fünf Prozent aller Kinderwunschpaare sind davon betroffen.

Ein Denken in drei Richtungen ist hier von Vorteil:

  • Häufig ist es der Alters- und nicht der psychologische Faktor.

  • Es gibt heute viele, mit den Routinemethoden (noch) nicht diagnostizierbare Ursachen.

  • Die Befruchtungsfrage lässt sich definitiv erst bei der ersten IVF im Labor klären.

Die Fortpflanzungsmedizin kennt diese Diagnose und hat ihr den Namen „idiopathische Sterilität“ gegeben. Hier können je nach Konstellation einfache Methoden oder auch die Methode der unterstützten Befruchtung im Labor hilfreich sein. Die Prognose ist in der Regel sehr gut.

Therapie des Kinderwunsches

Stellen Hormonbehandlungen ein Risiko für die Gesundheit der Frau dar?

Nein, mindestens hat die bisherige über viele Jahre dauernde Erfahrung keine langfristigen Auswirkungen gezeigt, auch nicht bei den für IVF/ICSI üblichen hohen Dosierungen. Über die Möglichkeit von Spätfolgen, die später als nach ca. 20 Jahren auftreten, kann naturgemäß nichts gesagt werden, es ist aber nicht anzunehmen, dass sich noch erhebliche Risiken zeigen werden. Andererseits wissen wir heute, dass eine Schwangerschaft das Risiko an Brustkrebs zu erkranken, reduziert.

Kurzfristig besteht unter der Behandlung selten die Gefahr einer sogenannten Überstimulation. Neben der Vermeidung von Mehrlingsschwangerschaften ist dies einer der Gründe, weshalb Hormonbehandlung immer noch unter genauer Ultraschall- und eventuell zusätzlicher Blutkontrolle erfolgen sollten.

Das Thromboserisiko ist wie z.B. auch bei einer Antibaby-Pille oder während einer Schwangerschaft als Folge der hohen Östrogenspiegel im Blut etwas erhöht.

Kann man während einer Behandlung normal weiter arbeiten?

Die Ultraschall- und Blutkontrollen finden bei uns jeweils zwischen 7 und 10 Uhr statt, so dass die meisten Frauen anschließend problemlos zur Arbeit gehen können. Lediglich für die Insemination, die Follikelpunktion und den Embryotransfer muss man später am Vormittag kommen können. Die körperliche Belastung durch die Hormone ist bei den allermeisten Frauen nur gering, so dass sie auch gut arbeiten mögen.

Kann mein Frauenarzt vor Ort die Durchführung meiner Behandlung unterstützen?

Natürlich! Sofern Sie dies wünschen, um z.B. Fahrtzeiten zu ersparen, sind einzelne Behandlungsschritte auch bei Ihrem Frauenarzt durchführbar. Dazu gehören z.B. Ultraschall- und Blutuntersuchungen, aber auch der Schwangerschaftstest. Einige unserer zuweisenden Frauenärzte haben wir im Rahmen einer Weiterbildung zum „Kinderwunschtherapeuten“ ausgebildet und zertifiziert. Bitte sprechen Sie uns an, wenn Sie die Therapie auch mit Ihrem Frauenarzt durchführen möchten.

Wie belastend ist eine Kinderwunschbehandlung?

Die meisten Frauen finden die Behandlung an und für sich wenig belastend. Es ist ein deutlicher Zeitaufwand, aber von den Medikamenten spüren die meisten Frauen wenige Nebenwirkungen. Nur ausnahmsweise fühlen sich Frauen körperlich so belastet, dass sie sich schwer tun mit der täglichen Arbeit. Am schwierigsten empfinden die meisten Frauen das Warten auf den Schwangerschaftstest und den Umgang mit einem negativen Resultat. Wie belastend das ist, hängt in erster Linie davon ab, wie zentral für sie der Kinderwunsch ist und wie das Paar mit dem Thema umgeht. Eine psychologische Begleitung kann hier durchaus sehr sinnvoll sein.

Aus welchen medizinischen Gründen wird eine so genannte unterstützte Befruchtung durch das IVF- oder ICSI-Verfahren vorschlagen?

Eine Behandlung mittels assistierter Befruchtung, das heißt Befruchtung im Reagenzglas / IVF, kann in folgenden Situationen notwendig werden:

  • Wenn bei der Patientin ein ein- oder beidseitiger Eileiterverschluss vorliegt beziehungsweise die Transportfunktion der Eileiter stark beeinträchtigt ist (so genannte tubare Sterilität).

  • Wenn beim Ehemann die Spermafunktion eingeschränkt ist (so genannte andrologische Sterilität), wobei eine höhergradige Einschränkung der Spermafunktion eine zusätzliche Therapie mit Einspritzen von einzelnen Samenzellen in die Eizelle erforderlich machen kann (ICSI-Therapie).

  • Wenn bei der Patientin eine Endometriose vorliegt und andere Therapieformen ohne Erfolg bleiben.

  • Wenn bei Ehepaaren ohne eindeutig ersichtlichen Grund für die Kinderlosigkeit andere Therapien nicht zum Erfolg geführt haben (so genannte idiopathische Sterilität).

Wie groß sind die Chancen für eine Schwangerschaft?

Die Chancen für eine Schwangerschaft nach unterstützter Befruchtung durch das IVF- oder ICSI-Verfahren sind in erster Linie altersabhängig, entsprechend der altersbedingten Abnahme der Fruchtbarkeit. Natürlich ist die Chance auch von individuellen Faktoren abhängig. Gerne werden wir Sie diesbezüglich individuell beraten.

Gibt es nach „ICSI“ mehr Fehlbildungen bei den Kindern?

Aufgrund der aktuellen Datenlage scheinen Kinder, die durch ICSI-Behandlung gezeugt worden sind, möglicherweise ein minimal erhöhtes Risiko für Fehlbildungen zu haben. Dies beruht allerdings nicht auf der Behandlungsmethode, sondern auf einem erhöhten genetischen Risiko, dass das Paar in die Behandlung einbringt. Daher untersuchen wir alle Patienten vor Beginn einer unterstützten Befruchtung auf Auffälligkeiten ihrer Erbanlagenträger, den Chromosomen. Sollten hier Störungen gefunden werden (was selten ist), erhalten Betroffene die Empfehlung zu einer weitergehenden genetischen Beratung.

Gibt es eine obere Altersgrenze für eine Therapie?

Grundsätzlich sollte man über 45 Jahren keine Kinderwunschbehandlung mehr durchführen.

Wo genau die Grenze liegt, muss im Einzelfall aufgrund der Krankheitsgeschichte und der Hormonwerte festgelegt werden.