Die Uroradiologie ist ein spezialisierter Bereich der Radiologie, der sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Harntrakts und der männlichen Geschlechtsorgane befasst. Hierzu zählen Nieren, Harnleiter, Blase, Harnröhre sowie Prostata und Hoden.
Diagnostische Verfahren
In der Uroradiologie nimmt die Magnetresonanztomographie (MRT) eine zentrale Rolle ein. Dieses Verfahren nutzt Magnetfelder um detaillierte Bilder der inneren Organe zu erzeugen, ohne den Patienten einer Strahlenbelastung auszusetzen.
Von besonderer Bedeutung ist die multiparametrische bzw. funktionelle MRT der Prostata (mpMRT). Diese Untersuchung kombiniert verschiedene MRT-Sequenzen, um eine detaillierte Darstellung der Prostata zu ermöglichen. Dadurch können Prostatakrebs und andere Anomalien präziser detektiert, lokalisiert und charakterisiert werden als mit herkömmlichen Methoden.
Anhand dieser Bilder kann im Anschluss eine gezielte, sonographisch gesteuerte Biopsie der auffälligen Befunde auf Basis einer Ultraschall-MRT-Bildfusion in der hiesigen Klinik für Urologie erfolgen
Neben der MRT wird auch die Computertomographie (CT) häufig eingesetzt. Beide Verfahren liefern detaillierte Querschnittsbilder und sind besonders nützlich zur Erkennung und Verlaufsbeurteilung von Tumoren und Metastasen der Nieren sowie der ableitenden Harnwege. Auch bei Patienten mit Hodentumoren lassen sich Thorax und Bauchraum mit diesen Methoden zuverlässig beurteilen. Unter Verwendung spezieller Protokolle können zudem insbesondere mit der CT Harnsteine und Verletzungen der ableitenden Harnwege nachgewiesen werden.
Der Ultraschall (Sonographie) bietet eine schnelle und nicht-invasive Möglichkeit zur orientierenden Beurteilung des Urogenitaltraktes.
Interventionelle Verfahren
Ein zunehmend wichtiger Aspekt der Uroradiologie ist die Prostataembolisation zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH). Diese minimal-invasive Technik zielt darauf ab, die Blutzufuhr zur vergrößerten Prostata gezielt zu reduzieren. Durch die Embolisation, bei der kleine Partikel in die Prostataarterien eingebracht werden, schrumpft das überschüssige Gewebe, was zu einer Linderung der Symptome führt und den Harnfluss verbessert.
Bedeutung
Die Uroradiologie spielt eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung, Diagnose und Behandlung von urologischen Erkrankungen. Durch fortschrittliche Bildgebung und interventionelle Techniken trägt sie wesentlich zur Verbesserung der Patientenversorgung bei. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Urologen gewährleistet dabei eine umfassende und optimale Behandlung der Patienten.
Multiparametrische MRT der Prostata (mpMRT)
Grundlagen und Technik
Bei der Diagnostik des Prostatakrebs ist das vorrangige Ziel, wie bei den meisten Tumorerkrankungen auch, bösartiges Gewebe in einem frühen Stadium zu erkennen, in dem die Erkrankung noch beherrschbar oder heilbar ist.
Da die Magnetresonanztomographie (MRT) über starke Magnetfelder ein Gewebesignal erzeugt und ausliest, kann bei der mpMRT der Prostata gänzlich auf Röntgenstrahlen verzichtet werden.
Das standardisierte Untersuchungsprotokoll richtet sich nach den Empfehlungen der AG Uroradiologie der Deutschen Röntgengesellschaft zur Qualitätssicherung in der mpMRT-Prostata (LINK!) und besteht im Wesentlichen aus einer anatomischen Darstellung (T1- und T2-gewichtete Sequenzen), einer diffusionsgewichteten Bildgebung, in der die Zelldichte dargestellt wird, und einer Kontrastmitteldynamik zur Darstellung der Prostatadurchblutung.
Indikation
Die wichtigsten Gründe, um eine mpMRT-Prostata durchzuführen sind:
Tumorsuche bei erhöhtem oder auffällig steigendem PSA-Wert (Prostata-spezifisches Antigen). Auch nach bereits erfolgter, aber negativer Biopsie und weiter bestehendem Verdacht.
Verlaufskontrolle eines bekannten Prostatakarzinoms mit niedrigem Risikoprofil im Rahmen einer „active surveillance“.
Darstellung der Tumorausbreitung bereits bioptisch gesicherter Prostatakarzinome
Hyperplasiediagnostik vor Prostataembolisation einer BPH.
Durchführung
Vor Durchführung der Untersuchung muss geklärt werden, ob sich bestimmte Fremdmaterialen in Ihrem Körper befinden (z.B. Herzschrittmacher), die nicht für eine MRT-Untersuchung geeignet sind oder die ggf. eine besondere Vorbereitung erfordern.
Die Untersuchung erfolgt bei uns routinemäßig in einem 3T-MRT und dauert etwa 30 Minuten. Es ist nicht nötig, nüchtern für die Untersuchung zu sein. Kurz vor der Untersuchung sollten Harnblase und Darm entleert werden.
Da direkt vor der Untersuchung Buscopan® zur Unterdrückung der Darmbewegung über die Vene gespritzt wird (Darmbewegung würden zu Bildstörungen und damit eingeschränkter Beurteilbarkeit führen), sollten Sie etwa bis 6 Stunden nach der Untersuchung nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen. Kontraindikationen gegen eine Buscopan-Gabe sind ein erhöhter Augeninnendruck und Herzrhythmusstörungen.
Die mpMRT-Prostata hat zwar bereits Eingang in die aktuelle S3-Leitlinie Prostatakarzinom gefunden, und ihr Nutzen konnte in großen Studien bereits nachgewiesen werden (Cochrane, Drost et al. 2019), die Methode ist aber zum aktuellen Zeitpunkt leider noch keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherungen. Daher kann diese nur als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten werden. Eine Kostenübernahme bei der GKV kann jedoch durch den Patienten beantragt werden. Private Krankenkassen übernehmen die mpMRT-Prostata regelhaft.