Mit der feierlichen Einweihung des neuen Straßenschildes und einer Informationstafel ist heute (Montag, 31. Oktober) auf dem Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) die „Schittenhelmstraße“ in „Rosalind-Franklin-Straße“ umbenannt worden. Dr. Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, Rolf Fischer, Aufsichtsratsvorsitzender des UKSH, Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH, Prof. Dr. Lutz Kipp, Präsident Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), Prof. Dr. Ulrich Lüning, Senatsvorsitzender CAU, Prof. Dr. Ulrich Stephani, Dekan der Medizinischen Fakultät, und Prof. Dr. Daniela Berg, Direktorin der Klinik für Neurologie, enthüllten gemeinsam die neuen Hinweisschilder.
„Diese Namensänderung hat hohe Symbolkraft. Die Umbenennung ehrt eine international wirkungsvolle Biochemikerin, über deren Leistungen es keinen Zweifel gibt – ein positives Beispiel für Anerkennungskultur“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Rolf Fischer. „Die Ehrung von Rosalind Franklin ist ein wichtiger Schritt, um die vielfältigen Verdienste von Frauen stärker in unser aller Bewusstsein zu rücken. Ich würde mich freuen, wenn Franklins Engagement anderen als Ansporn dient, sich auf dem neuen Campus des UKSH für Wissenschaft und Forschung zu engagieren“, sagte Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer.
CAU und UKSH hatten im Juni 2016 die Änderung des Straßennamens angeregt, nachdem der Akademische Senat der Landesuniversität am 11. Mai Schittenhelm posthum die Ehrensenatorenwürde entzogen hatte. Die Ratsversammlung der Landeshauptstadt Kiel war in seiner Sitzung am 31. Juli dem Vorschlag gefolgt und hatte die Umbenennung beschlossen. Zwar hatte sich Alfred Schittenhelm seinerseits als Internist erhebliche Verdienste um die Entwicklung der Inneren Medizin in Kiel erworben. Neuere Untersuchungen von Historikern belegen aber eindeutig, dass Schittenhelm sich während der Zeit des Nationalsozialismus als Wissenschaftler, Funktionär und aktives NSDAP- und SS-Mitglied schuldig gemacht hat und daher während des Dritten Reiches mitverantwortlich war für verbrecherische und menschenverachtende Praktiken in der Medizin.
1933 forcierte er als Direktor der Kieler Universitätsklinik für Innere Medizin die Absetzung des Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), Leopold Lichtwitz, aufgrund dessen jüdischer Abstammung und wurde sein Nachfolger. „Aus diesen Gründen ist die Ernennung Schittenhelms zum Ehrensenator der Kieler Universität im Jahre 1951 für den Senat der CAU nicht mehr nachvollziehbar gewesen“, betonte Prof. Ulrich Lüning, Vorsitzender des Senats der CAU. „Sein persönliches und politisches Wirken in der Zeit vor und nach der ‚Machtergreifung‘ der Nationalsozialisten in Kiel und München ist unvereinbar mit den Prinzipien, für die die Kieler Universität heute steht“, ergänzte CAU-Präsident Prof. Lutz Kipp.
Über die Namensgeberin Rosalind Franklin
Rosalind Franklin gilt neben James Watson und Francis Crick als Entdeckerin der Doppelhelix-Struktur der DNA, ein Meilenstein der genetischen Forschung. Sie starb, bevor der Nobelpreis an Watson, Crick und Maurice Wilkins vergeben wurde. Die Umstände, die zur Publikation des berühmten „Nature“-Artikels von Watson und Crick aus Cambridge führten, deuten darauf hin, dass hier Wissenschafts-Diebstahl mit im Spiel war, da entscheidende Informationen, nämlich das Röntgenbeugungsbild eines DNA-Kristalls mit Hinweisen auf die Doppelhelix-Struktur, ohne Wissen von Franklin von ihrem Kollegen Wilkins an Watson und Crick weitergegeben wurden.
Wie Lise Meitner, die zwar gemeinsam mit Otto Hahn die Kernspaltung entdeckte, aber dafür nicht den Nobelpreis erhielt, wurde auch Franklin keine entsprechende Ehrung zuteil. Offensichtlich liegt die Ursache auch in einer geschlechterspezifischen Bewertung. „Deshalb ist es uns wichtig, ein Zeichen für die Neutralität in der Wissenschaft zu setzen“, sagte Prof. Scholz. „UKSH und Medizinische Fakultät stehen für gleiche Chancen und objektive Würdigungen von Leistungen – unabhängig von Religion, Geschlecht und politischer Weltanschauung. So arbeiten am UKSH Mitarbeiter 112 Nationen.“ Darüber hinaus gilt Kiel derzeit als eine von drei seitens der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) genannten führenden Molekulargenetik-Plattformen in Deutschland. In der Rosalind-Franklin-Straße werden sich ab 2019 die Forschungsneubauten der Medizinischen Fakultät, das Neurozentrum und die für Lehrzwecke umgebaute bisherige Innere Medizin befinden. „Dies alles sind Orte, an denen Molekulargenetik in Forschung, Lehre und Krankenversorgung eine große Rolle spielt. Die Umbenennung in Rosalind-Franklin-Straße soll Impulse für die Wissenschaft, ihre Regeln und die Wissenschaftspolitik geben“, sagt Prof. Stephani, Dekan der Medizinischen Fakultät der CAU.

V.l.: Dr. Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, Prof. Dr. Ulrich Stephani, Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Daniela Berg, Direktorin der Klinik für Neurologie, Prof. Dr. Ulrich Lüning, Senatsvorsitzender CAU, Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH, Rolf Fischer, Aufsichtsratsvorsitzender des UKSH, und Prof. Dr. Lutz Kipp, Präsident Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), enthüllten das neue Straßenschild und eine Gedenktafel.
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