Seit dem Umzug der gesamten Kinderklinik in den Neubau des Universitätsklinikums im August 2019, werden auch die Kinderherz-Operationen im neuen zentralen OP-Bereich durchgeführt. Der Operationssaal und die Einschleusung befinden sich auf einer Ebene und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kinderintensivstation. In Planung und im Ausbau begriffen sind zwei zusätzliche hoch-moderne Kinder-Operationssäle. Neben den Eingriffen am Herzen können hier auch alle anderen chirurgischen Eingriffe jederzeit durchgeführt werden. Die nachfolgende Beschreibung gibt einen Einblick in den technischen Teil einer Narkose und Operation zur Korrektur eines angeborenen Herzfehlers.
Die Narkose
Eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Herzoperation ist eine gute und schonende Narkoseführung. Die für eine Narkose erforderlichen Medikamente zur Bewusstseins- und Schmerzausschaltung werden im Allgemeinen in eine Vene gespritzt (intravenös). So wird das Kind von allen Vorgängen nichts merken und sich vor allem später auch an nichts erinnern. Durch die Gabe von muskelentspannenden Medikamenten (Muskelrelaxantien) ist es möglich, dem Operationsteam optimale Bedingungen für seinen Eingriff zu verschaffen. Da hierbei auch die Atemmuskulatur entspannt wird, muss die Atmung durch eine künstliche Beatmung sichergestellt werden. Hierzu wird ein Beatmungsschlauch (Tubus) in die Luftröhre eingeführt, der mit einem Beatmungsgerät verbunden ist. Der Tubus wird auf der Intensivstation nach der Operation bei Wiedererlangen des Bewusstseins und ausreichender Eigenatmung sobald wie möglich entfernt.
Das Ausschalten von Bewusstsein und eigenem Atemantrieb erfordert während der Narkose eine genaue und lückenlose Überwachung der Herz- Kreislauf-Funktionen. Permanent überwacht werden die Herzströme (EKG), der Blutdruck, der Druck in der rechten Vorkammer (zentraler Venendruck), die Sauerstoffsättigung des Blutes und die Körpertemperatur. Füllungszustand und Pumpfunktion des Herzens können während der Operation mittels Ultraschalles (TEE) unmittelbar beurteilt werden. Eine auf der Stirn platzierte Elektrode (NIRS) misst ständig die Gewebesättigung repräsentativer Areale des Gehirns. Mittels einer zweiten auf der Stirn platzierten Elektrode (BIS) kann zu jedem Zeitpunkt der Operation eine für die jeweilige Situation adäquate Narkosetiefe sichergestellt werden.
Die heute eingesetzten Narkosemittel gelten als sehr sicher. Einzelheiten über die notwendigen Maßnahmen und Risiken während der Narkose werden im Aufklärungsgespräch einen Tag vor einer Operation besprochen.
Die Herzoperation
Um an das Herz zu gelangen, werden die Haut und das Brustbein längs durchtrennt. Bei Operationen ohne Herz-Lungen-Maschine (HLM) erfolgt meist ein seitlicher Einschnitt des Brustkorbes. Die meisten der angeborenen Herzfehler sind operativ nur zu beseitigen, indem das Herz künstlich stillgestellt wird. Die HLM, die neben dem Operationstisch steht, übernimmt für diese Zeit die Arbeit von Herz und Lungen. Hierbei kann man das Blut und damit den Körper des Kindes als Schutzfunktion für alle Organe zusätzlich abkühlen und zum Ende der Operation wieder erwärmen. Die Bedienung dieser Maschine erfolgt durch speziell ausgebildete Kardiotechniker und Kardiotechnikerinnen.
Die Verbindung zwischen der Maschine und dem Kind wird über Schläuche hergestellt, die mit einer Flüssigkeit vorgefüllt sein müssen. Bei Säuglingen und Kleinkindern, die ja selbst nur eine kleine Blutmenge im Körper haben, ist eine Füllung dieser Schlauchsysteme mit Fremdblut passend zur Blutgruppe des Kindes notwendig. Eltern können aus immunologischen Gründen nicht für ihr eigenes Kind Blut spenden. Für die Dauer der HLM wird das Blut des Kindes mit einem Medikament ungerinnbar gemacht. Das Abklemmen der Hauptschlagader direkt oberhalb des Herzens unterbricht die Blutzufuhr des Herzmuskels. Eine in die Herzkranzgefäße eingeleitete kalte Lösung stellt das Herz komplett still, minimiert hierdurch die Schädigung des Herzmuskels und erlaubt auch komplizierteste Operationen über mehrere Stunden. Der restliche Körper wird weiterhin von der HLM durchblutet. Bei einigen Operationen zur Korrektur sehr schwerer Herzfehler muss der Kreislauf stark gedrosselt werden. Der Körper wird deshalb gekühlt. Bei tiefen Temperaturen unter 28° Celcius ist sogar ein kurzzeitiges Unterbrechen des Kreislaufs möglich, ohne dass eine Organschädigung eintritt. Moderne Operationstechniken ermöglichen, die Phasen eines kompletten Kreislaufstillstands fast vollständig zu vermeiden und insbesondere das Gehirn stets mit Blut zu versorgen.
Nach der Korrektur des Herzfehlers wird die Hauptschlagaderklemme entfernt und die Durchblutung des Herzens wieder freigegeben. Das Herz beginnt wieder zu schlagen. An das Herz angenäht werden auch sehr feine Drähte, über die man im Bedarfsfall mit einem Herzschrittmacher den Herzrhythmus beeinflussen kann. Nach Erreichen der normalen Körpertemperatur wird schrittweise die Pumpleistung der HLM reduziert und das Herz übernimmt zusammen mit den Lungen wieder die volle Arbeit. Zu diesem Zeitpunkt wird in der Regel eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um das Operationsergebnis zu kontrollieren. Anschließend werden die Schläuche der HLM entfernt und die Ungerinnbarkeit des Blutes aufgehoben. Zur Ableitung von Wund- und Blutsekret werden noch Drainageschläuche im Brustkorb platziert. Nach Verschluss der Wunde wird das Kind anschließend beatmet und schlafend auf die Intensivstation verlegt.