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Gemeinsam mit dem Arzt entscheiden - Auszeichnung für UKSH Projekt zum Shared Decision Making

Freitag, 20. September 2019

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, hat einen der diesjährigen Gesundheitspreise des Pharmaunternehmens MSD gewonnen. Ausgezeichnet wurde ein Programm, dessen Ziel es ist, chronisch kranke Patientinnen und Patienten stärker mitentscheiden zu lassen, welche Therapie die beste für sie ist. Das sogenannte SHARE TO CARE-Interventionsprogramm wurde am UKSH, Campus Kiel, entwickelt und wird hier in allen Kliniken etabliert – mit einer Förderung des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses von 14 Millionen Euro.

Den mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreis bekam das UKSH für das Projekt „Shared Decision Making (SDM) – Bremer Patienten und Ärzte entscheiden gemeinsam“. Zusammen mit dem UKSH wurden die Krankenkassen AOK Bremen/Bremerhaven und die Handelskrankenkasse ausgezeichnet, die das Innovationsprogramm aus Kiel überzeugt hat, und die es deshalb gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung auch in Bremen eingeführt haben. Für das mit dem Institut für Medizinische Psychologie und Soziologie des UKSH gemeinsam gestartete Projekt wurde das Programm für den hausärztlichen Bereich angepasst - und steht nun Bremer Hausärzten und ihren Patienten offen. Zum ersten Mal übernehmen dabei Krankenkassen die Kosten dafür, wenn Ärztinnen und Ärzte das Konzept der gemeinsamen Entscheidungsfindung anwenden. „Damit wird weltweit erstmalig Shared Decision Making flächendeckend und indikationsübergreifend als Standardmethode etabliert“, sagt der Projektleiter Prof. Dr. Friedemann Geiger.

Hinter dem Begriff Shared Decision Making steht eine bestimmte Form der Kommunikation. Der Ansatz sieht vor, dass Arzt und Patient Entscheidungen gemeinsam und gleichberechtigt treffen. Neben den medizinischen Aspekten werden auch die Wünsche und Befürchtungen des Patienten in die Auswahl der Therapie miteinbezogen. Studien zeigen, dass sich die große Mehrzahl der Patienten wünscht, stärker als bislang an Therapieentscheidungen teilhaben zu können. SDM kommt immer dann in Frage, wenn mehrere Behandlungsoptionen medizinisch vertretbar sind und genug Zeit zum gemeinsamen Abwägen vorhanden ist. Die bessere Kommunikation soll unnötige Arztbesuche und abgebrochene und somit erfolglose Therapien vermeiden und damit auch das Gesundheitssystem entlasten. „Die Ärzte müssen sich zunächst umgewöhnen“, sagt Prof. Geiger. „Doch dann können sie in der Zeit, die sie gewöhnlich für die Patienten haben, eine höhere Gesprächsqualität erreichen. Und wenn sich Patienten selbst für eine Therapie entschieden haben, bleiben sie auch eher dabei und sind mit der Behandlung zufriedener.“

Zu dem im UKSH entwickelten SHARE TO CARE-Programm gehören mehrere Bausteine, die sich an die Patienten, die Ärzte und die medizinischen Fachangestellten richten. In fokussierten Trainings erlernen Ärzte, Gespräche im Sinne der gemeinsamen Entscheidungsfindung zu führen. Patienten werden darüber aufgeklärt, wie sie selbst die Kommunikation mit ihrem Arzt beeinflussen können, und bekommen laiengerechte medizinische Informationen, die ihnen helfen, die eigene Krankheit und die Behandlungsmöglichkeiten besser zu verstehen – und so herauszufinden, welche Behandlung am besten zu ihnen und ihrer Lebenssituation passt. Medizinische Fachangestellte in der Praxis werden dazu ausgebildet, die Patienten dabei zu unterstützen und entlasten durch diese Vorbereitung die Ärzte. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten, sofern die Ärzte das SHARE TO CARE-Programm durchlaufen haben.

Das Patientenrechtegesetz fordert eine Entscheidungsfindung im Sinn von SDM und wird durch den Einsatz des SHARE TO CARE-Programms in Kiel und Bremen konsequent umgesetzt. Das UKSH, das zu den weltweit führenden Kliniken in diesem Bereich gehört, kooperiert eng mit Partnern am Universitätsklinikum Tromsø (Norwegen), wo Shared Decision Making analog etabliert wird. Teile des Programms wurden bereits zum verbindlichen Vorbild für die nationale Versorgung in Norwegen erklärt. Weitere zentrale Projektpartner des UKSH sind TAKEPART Media + Science, die Ludwig-Maximilian-Universität München sowie die Techniker Krankenkasse. Das Projekt wird ferner von der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel unterstützt. Der Arzt, Moderator und Kabarettist Dr. Eckhart von Hirschhausen setzt sich aktiv für den Erfolg des SHARE TO CARE-Programms ein.

Mit dem MSD Gesundheitspreis werden herausragende und innovative Lösungen gewürdigt, die die medizinische Versorgung in Deutschland voranbringen. Der Preis wird von einer hochrangig besetzten und unabhängigen Jury verliehen. Schirmherrin ist die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml.

Für Rückfragen steht zur Verfügung:

Prof. Dr. Friedemann Geiger, Dipl. Psych.

Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
Lehrbeauftragter

Sie freuen sich über die Auzeichnung mit einem Gesundheitspreis: Peter Kurt Josenhans, AOK Bremen/Bremerhaven, Sven Sass, HKK, Matthias Metz, AOK Bremen/Bremerhaven und Prof. Friedemann Geiger, UKSH - hier zusammen mit dem Laudator Dr. Rainer Hess und der Moderatorin der Preisverleihung Jule Gölsdorf (v.l.)

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