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Im Wettlauf gegen die Zeit: UKSH rettet Schlaganfallpatienten durch Thrombektomie

Donnerstag, 29. August 2013

Der Schlaganfall ist gefürchteter als der Herzinfarkt. Und dies hat seinen Grund: Wer einen Schlaganfall überlebt, muss unmittelbar in der richtigen Klinik versorgt werden. Bereits wenige Minuten nach einem Gefäßverschluss setzt die Schädigung des Gehirns durch die Unterversorgung mit Sauerstoff ein und kann zu dauerhaften schwersten Behinderungen führen. Jährlich verzeichnet die Statistik 150 000 Schlaganfälle in Deutschland – die bei weitem häufigste Ursache für Pflegebedürftigkeit. Die Behandlung des Schlaganfalls ist in erster Linie ein Zeitproblem: Ein großer Teil der Patienten kommt zu spät in die Klinik, so dass die Auflösung des gefäßverschließenden Blutpfropfs nicht mehr möglich ist. Oder sie kommen nicht in eine entsprechend spezialisierte Klinik, so dass die Chance einer rechtzeitigen bestmöglichen Versorgung vertan ist.

Standardmäßig wendet die Medizin bei einem akuten Gefäßverschluss das medikamentöse Verfahren der Thrombolyse an, die über intravenöse Injektionen eine Auflösung von Blutgerinnseln erzielt. Allerdings gelingt die Wiederherstellung der Blutversorgung durch dieses Verfahren nicht in allen Fällen: insbesondere langstreckige Gefäßverschlüsse mit entsprechend großen Blutgerinnseln können oft nicht vollständig medikamentös aufgelöst werden – das Gefäß bleibt somit auch nach der Lysetherapie verschlossen. Für solche Patienten wurde eine besondere Kathetertechnik weiterwickelt, die es ermöglicht, den Gefäßverschluss mechanisch wieder zu öffnen. Diese als Thrombektomie bezeichnete Methode ist jedoch kompliziert und ausschließlich spezialisierten Schlaganfallzentren vorbehalten.

Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, steht für die maximale Versorgung von Schlaganfallpatienten die Klinik für Neurologie mit interdisziplinär besetzter Spezialeinheit, der Stroke-Unit, bereit. Als einzige Klinik in Lübeck und Umgebung verfügt das UKSH rund um die Uhr über ein hochspezialisiertes Team aus Neurologen, Neuroradiologen und Neurochirurgen. „Etwa jeder zehnte Patient kann bei einem akuten Verschluss der Gehirngefäße von der Thrombektomie profitieren“, sagt Prof. Dr. Dirk Petersen, Direktor des Instituts für Neuroradiologie am UKSH, Campus Lübeck.

Allein in den vergangenen zwölf Monaten haben die Experten am UKSH 70 Patienten mit akutem Schlaganfall behandelt, indem sie mittels Thrombektomie Gerinnsel aus Hirnarterien entfernt haben. Eine viel beachtete Studie von Ärzten des UKSH am Campus Kiel hatte ergeben, dass Gerinnsel mit einer Länge über 8 mm kaum noch medikamentös aufzulösen sind.

„Insgesamt ist die Thrombektomie bei größeren Thromben schneller als herkömmliche Verfahren und damit ein entscheidender Faktor, Patienten zu retten oder vor der Pflegebedürftigkeit zu bewahren“, sagt Prof. Dr. Petersen. Speziell für Eingriffe an Gehirngefäßen ausgebildete Neuroradiologen führen den Eingriff an einem modernen Zwei-Ebenen-Angiographiegerät durch. Dabei wird von der Leiste des Patienten aus, ähnlich wie beim Herzkatheter, ein sehr dünner Mikrokatheter unter Röntgenkontrolle durch die Bauch-, Brust- und Halsschlagadern bis an den Verschluss einer Hirnbasisarterie navigiert. Nach Passage des Verschlusses entfalten die Spezialisten dort einen winzigen Stent, den sie anschließend unter kurzzeitiger Umkehr des Blutflusses in einen Führungskatheter in der Halsarterie zurückziehen und zusammen mit dem Gerinnsel bergen. Dieser Eingriff erfordert hohen logistischen Aufwand mit optimal ineinander greifender Organisation, da die Verkürzung der Zeit bis zur Wiederherstellung der Hirndurchblutung der entscheidende Faktor für die mögliche Erholung betroffener Patienten ist.

Prof. Dr. Dirk Petersen informiert interessierte Bürgerinnen und Bürger im UKSH-Gesundheitsforum über „Schlaganfalltherapie mit dem Hirnkatheter“ am 3. September, von 18 bis 20 Uhr im Alten Kesselhaus (Haus 34 ) auf dem UKSH-Campus. Einlass ist ab 17.30 Uhr. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl bitten wir um rechtzeitige Anmeldung: Montag bis Freitag in der Zeit von 9 bis 15 Uhr unter Tel.: 0451 500-3880 oder per E-Mail: gesundheitsforum-luebeck@uksh.de

Für Rückfragen stehen zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Prof. Dr. Dirk Petersen, Direktor des Instituts für Neuroradiologie, und Dr. Thomas Eckey, Oberarzt
Tel.: 0451 500-6550

Verantwortlich für diese Presseinformation

Oliver Grieve

Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein,
E-Mail: presse@uksh.de

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