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Bei der Tiefen Hirnstimulation werden mittels eines neurochirurgischen Eingriffs Stimulationselektroden in bestimmte Hirngebiete platziert. Durch eine elektrische Stimulation, die der Patient selbst nicht spürt, werden krankhaft übererregte Aktivität in diesen Arealen gehemmt und es kommt zu einer Verbesserung der Krankheitssymptome. Insbesondere motorische Wirkfluktuationen, also das zum Teil mehrmals tägliche Wechsel zwischen einem schlechten und einem guten Bewegungszustand, unter dem Parkinson Patienten oft leiden, wird durch die Stimulation in ein anhaltend guten Bewegungszustand umgewandelt. Dieses spiegelt sich in der Lebensqualität wieder: die Motorik wird wieder berechenbar und der Aktionsradius wächst an.
Seit wann wird die tiefe Hirnstimulation durchgeführt?
Erste Erfahrungen mit der Tiefen Hirnstimulation bestehen seit Mitte der 1980er Jahre. In Kiel wird dieses Verfahren seit 1998 in enger Kooperation mit der Klinik für Neurochirurgie durchgeführt. Mittlerweile sind an unserem Zentrum über 700 Patienten behandelt worden. Es werden etwa 50-60 Eingriffe pro Jahr durchgeführt. Damit zählt Kiel zu den größten Zentren in Europa in der Diagnostik und Durchführung der Tiefen Hirnstimulation.
Welche Risiken bestehen durch die Tiefe Hirnstimulation?
Die Tiefe Hirnstimulation ist ein neurochirurgischer Eingriff. Die Risiken des Eingriffes sind insgesamt als sehr gering einzustufen. Dennoch besteht die Möglichkeit einer Hirnblutung, die in einigen Fällen zu bleibenden Folgeschäden führen kann. Daher muss die Indikation sehr sorgfältig nach Abwägung aller Vorteile und Risiken für den Patienten gestellt werden. Alle Komplikationen werden mit dem Patienten und auch den Angehörigen vor der Operation sorgfältig besprochen.
Welche Erkrankungen können mit der Tiefe Hirnstimulation behandelt werden?
Die Indikation zur Tiefen Hirnstimulation besteht hauptsächlich für neurologische Bewegungsstörungen. Es gibt aber auch erste Behandlungserfolge bei anderen neurologischen Erkrankungen wie bestimmten Kopfschmerzsyndromen, Schmerzerkrankungen oder Tic-Erkrankungen.
Welche Bewegungsstörungen können behandelt werden?
In den vergangenen Jahren hat sich die Tiefe Hirnstimulation zu einer wirkungsvollen Erweiterung der Therapie von Bewegungsstörungen entwickelt. Inzwischen ist durch große klinische Studien die Wirksamkeit dieses Verfahrens bei vielen Krankheitsbildern wissenschaftlich belegt. Folgende Bewegungsstörungen können mit Hilfe der Tiefen Hirnstimulation behandelt werden:
Morbus Parkinson
Tremor (Essentieller Tremor, Tremor bei Multipler Sklerose, andere seltene Tremorformen)
Dystonie
Wie sind die Ergebnisse der Tiefen Hirnstimulation bei Bewegungsstörungen?
Die Ergebnisse der durchgeführten klinischen Studien zeigen, dass die Tiefe Hirnstimulation häufig bessert wirkt als die medikamentöse Therapie. Das Ausmaß des Stimulationseffektes kann jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich sein.
Welche Patienten kommen für die Tiefe Hirnstimulation in Frage?
Die Indikation zur Tiefe Hirnstimulation wird gemeinsam von Neurologen und Neurochirurgen gestellt. Im Allgemeinen kommt diese Therapieform erst dann in Frage, wenn alle medikamentösen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Zur Durchführung der dazu notwendigen Untersuchungen ist meist ein mehrtägiger stationärer Aufenthalt in der Neurologischen Klinik notwendig. Während dieser Zeit werden in der Regel motorische und neuropsychologische Tests sowie ein Hirn-MRT oder andere bildgebende Verfahren durchgeführt. Schließlich wird geprüft, ob die Möglichkeiten der bisher durchgeführten medikamentösen Therapie ausreichend ausgeschöpft worden sind oder noch andere Therapieoptionen bestehen, bevor eine chirurgische Therapie vorgeschlagen wird. Am Ende des stationären Aufenthaltes können wir den Patienten mitteilen, ob sie für die Durchführung einer Tiefen Hirnstimulation geeignet sind.
Wie laufen die Operation und nachfolgende stationäre Aufenthalt ab?
Ein Tag vor dem operativen Eingriff werden die Patienten in der Klinik für Neurochirurgie aufgenommen. Einige Medikamente müssen bereits einige Tage vor der Aufnahme in die Klinik abgesetzt werden. Am Operationstag wird morgens in Vollnarkose eine hoch auflösende Kernspintomographie durchgeführt, um den Zielpunkt der Stimulationselektroden im Gehirn genau zu lokalisieren und die Operationskomplikationen zu minimieren. Während des operativen Eingriffs arbeitet ein Team aus Neurochirurgen, Neurologen und Elektrophysiologen zusammen, um den für den Patienten am besten geeigneten Zielpunkt in bestimmten Nervenzellkernen des Gehirns zu finden. Bei einigen Erkrankungen wie dem Morbus Parkinson oder Tremorerkrankungen ist es in der Regel notwendig, dass die Patienten während des operativen Eingriffs wach sind, um die Besserung der Symptome während der Stimulation genau austesten zu können. Nach dem Eingriff bleiben die Patienten 4 bis 5 Tage in der Neurochirurgischen Klinik und werden dann zur Einstellung der Stimulationsparameter und der Medikamente in die Klinik für Neurologie verlegt. In der Regel muss mit einem zwei- bis dreiwöchigen stationären Aufenthalt gerechnet werden.
Wie erfolgt die weitere ambulante Betreuung?
Die weitere ambulante Behandlung erfolgt durch den behandelnden Neurologen in enger Zusammenarbeit mit unserer Ambulanz für Tiefe Hirnstimulation. Darüber hinaus sind weitere kurze stationäre Aufenthalte zumeist nach einem Jahr nach dem Eingriff nötig. Bei Problemen oder Fragen ist selbstverständlich jederzeit eine Vorstellung in unserer Klinik möglich.
Tremorerkrankungen
Tremor oder Zittern ist eines der häufigsten Symptome in der Neurologie. Er kann in Ruhe oder bei Bewegungen auftreten, betrifft meistens die Hände, aber auch alle anderen Gliedmaßen; Kopf, Gesicht und Stimme können beteiligt sein. Ein Tremor tritt als Symptom verschiedenster neurologischer Erkrankungen (z.B. Parkinson’sche Erkrankung, Multiple Sklerose, Essentieller Tremor) und internistischer Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion) auf. Sowohl die Abgrenzung zwischen verschiedenen krankhaften Tremorformen als auch die Unterscheidung zwischen einem normalen und einem krankhaften Tremor kann diagnostisch schwierig sein.
Neben der klinischen Untersuchung wurde deshalb ein spezielles Tremorlabor entwickelt, das durch Messung von Bewegung und Muskelströmen mit Computeranalysen entscheidende diagnostische Hinweise liefern kann. Eine möglichst treffsichere diagnostische Einordnung des Tremors ist entscheidend für eine erfolgreiche Therapie.
Neben medikamentösen Therapiemöglichkeiten, an deren Erweiterung wir uns in verschiedenen Therapiestudien beteiligen, bekommt die gezielte elektrische Stimulation bestimmter Kerne im Gehirn (Tiefe Hirnstimulation) einen zunehmenden therapeutischen Stellenwert. Bei vielen neurologischen Tremorformen muss zur weiteren Verbesserung der Behandlung der genaue Ursprung des Tremors im Gehirn geklärt werden. Unserer aktuellen Forschungsprojekte beschäftigen sich mit diesem Thema. So ermitteln wir die Hirnareale, die an der Tremorentstehung beteiligt sind. Neue Behandlungsmethoden (Magnetstimulation, Gleichstromstimulation) werden derzeit wissenschaftlich untersucht.
Bitte beachten Sie folgende Hinweise, die für die Behandlung in dieser Ambulanz erforderlich sind.
Erforderliche Unterlagen: Bitte bringen Sie alle Ihnen zugänglichen Vorbefunde zur Untersuchung mit. Fordern sie diese Unterlagen gegebenenfalls von Ihren behandelnden Ärzten an. Das Mitbringen dieser Unterlagen ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung und erspart unnötige Untersuchungen. Dazu gehören insbesondere die Briefe von früheren ambulanten Behandlungen oder stationären Aufenthalten, alle MRT oder nuklearmedizinischen Bilder mit den entsprechendn Befunden sowie gegebenenfalls die Ergebnisse der bereits durchgeführten genetischen Diagnostik. Vor Ihrem ambulanten Termin werden Ihnen mehrere Formulare mit Fragen zu Ihrer Erkrankung zugeschickt werden, mit der Bitte diese im Vorfeld bereits auszufüllen.
Anfahrt: Anfahrt zur Klinik für Neurologie im Neurozentrum. Der Ambulanzbereich befindet sich im Erdgeschoß in der Mitte des Gebäudes. Dort finden Sie einen Wartebereich und einen Tresen, an dem Sie sich bei Ihrer Ankunft anmelden. Weitere Auskünfte erhalten Sie an unserer Pforte im Eingangsbereich des Neurozentrums.