Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen können angeborenen oder erworben sein. Ebenso können sie Ausdruck einer Erkrankung sein oder Folge eines operativen Eingriffes am Herzen. Manchmal verschwinden sie ebenso rasch wie sie aufgetreten sind, manchmal aber bleiben sie und begleiten einen Menschen ein Leben lang. Manche Herzrhythmusstörungen sind harmlos und bedürfen überhaupt keiner Therapie, andere wiederum bedrohen die Gesundheit und das Leben unserer Patienten. Viel Wissen und Erfahrung ist notwendig, um die einzelnen Erscheinungsformen beurteilen und unterscheiden zu können. Die Bedeutung für jeden einzelnen Patienten muss sorgfältig bewertet werden, um sich für die jeweils beste Behandlungsalternative zu entscheiden.

Herzschrittmacher

Grundsätzlich unterscheidet man zwei große Gruppen von Herzrhythmusstörungen: Schlägt das Herz zu langsam, bezeichnet man dies als Bradykardie. Schlägt es zu schnell, nennt man es eine Tachykardie. Unabhängig von der Frequenz kann die Herzschlagfolge zudem entweder regelmäßig oder unregelmäßig sein. Wenn das Herz deutlich zu langsam schlägt, besteht die Gefahr, dass der Körper sich nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgen kann. Häufig lassen sich diese Herzrhythmusstörungen dann nur mit einem künstlichen Taktgeber behandeln, einem Herzschrittmacher.

Diese mit modernster Technik ausgestatteten kleinen Geräte haben die Aufgabe, eine zu niedrige Herzfrequenz zu erkennen und mittels Stromimpulsen selbstständig Herzschläge auszulösen. Komplexe Technik in den hochmodernen Aggregaten sorgt dafür, dass der Herzschrittmacher nur dann in das Geschehen eingreift, wenn es unbedingt notwendig ist. Ansonsten versucht der Herzschrittmacher das Herz in seiner Tätigkeit nicht zu stören.

Die Herzschrittmacherversorgung bei Kindern ist ein komplexes Thema, die kleinen anatomischen Verhältnisse und die Notwendigkeit der lebenslangen Schrittmacherversorgung eines wachsenden Organismus erfordern für jeden Patienten ein individuelles Konzept. Es muss entschieden werden, welches Gerät, welche Elektroden und welche Programmierung für das Kind am besten ist. Generell gibt es zwei Möglichkeiten die elektrische Stimulation am Herzen durchzuführen: entweder mit operativ von außen auf das Herz aufgenähten Stimulationselektroden oder durch Elektroden, die über das Gefäßsystem in das Herz eingeführt werden. Letztere Möglichkeit ist das im Erwachsenenalter bevorzugte und damit übliche Vorgehen.

In unserer Klinik besteht eine langjährige Erfahrung mit der Herzschrittmacherversorgung im Kindes- und Jugendalter. In unserer Schrittmacherambulanz überwachen wir in regelmäßigen Abständen die Funktion und Einstellung der Geräte.

Bei den schnellen Herzrhythmusstörungen gibt es je nach Ursache und Auswirkung auf den Körper verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Teilweise sind die Störungen harmlos und bedürfen überhaupt keiner Therapie. Andere Formen lassen sich erfolgreich mit Medikamenten behandeln, welche entweder für kurze Zeit oder auf Dauer eingenommen werden.

Bei den Herzrhythmusstörungen, die früh nach einer Herzoperation auftreten, können wir manchmal auch mit einem vorübergehenden Herzschrittmacher von außen dem Herz wieder den rechten Weg weisen. Hierfür werden unsere kleinen Patienten mit speziellen Stimulationskabeln während der Operation versorgt, die nach einigen Tagen einfach und schmerzlos entfernt werden können, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.

Es gibt aber auch Herzrhythmusstörungen, die hartnäckig sind, sich nicht medikamentös behandeln lassen und das Befinden und die Gesundheit der Patienten nachhaltig beeinträchtigen, ja sogar das Leben bedrohen. Für diese Fälle haben sich in den letzten Jahren spezielle Behandlungsformen etabliert, in denen mittels einer Herzkatheteruntersuchung durch Anwendung von Wärme oder Hochfrequenzströmen krankhafte Erregungskreise dauerhaft zum Erliegen gebracht werden können. Als Beispiel sei hier das Wolf-Parkinson-White-Syndrom genannt. Bei dieser Erkrankung besteht eine atypische leitende Verbindung zwischen einem Vorhof und einer Herzkammer. Die Patienten sind dabei durch wiederkehrende Tachykardien gefährdet. Gelingt es mit der genannten Technik diese Kurzschlussverbindung zu unterbrechen, können die Patienten als geheilt betrachtet werden und sind fortan vor solchen Rhythmusstörungen sicher. Für solche Behandlungen arbeiten wir mit anderen renommierten und hochspezialisierten Zentren zusammen.

Dies gilt auch für die Behandlungsform, die zur Anwendung kommt, wenn schwerwiegende und lebensbedrohliche Formen von Herzrhythmusstörungen sich nicht anderweitig mit ausreichender Sicherheit therapieren lassen. Die Rede ist von sogenannten implantierbaren Defibrillatoren. Hierbei handelt es sich um kleine Geräte, die sich wie ein Herzschrittmacher in den Körper einbringen lassen. Diese Defibrillatoren überwachen kontinuierlich den Herzrhythmus des Patienten. Entdecken sie eine schwerwiegende Herzrhythmusstörung, welche das Leben des Patienten zu bedrohen vermag, sind sie in der Lage, mit einem starken Stromimpuls die Herzrhythmusstörung zu beenden.

Um für den Patienten die beste Behandlungsempfehlung aussprechen zu können, müssen wir die Art einer Herzrhythmusstörung sorgfältig und gewissenhaft untersuchen. Dafür führen wir eine Elektrokardiographie (EKG) durch, mit deren Hilfe sich die Herzströme aufzeichnen lassen. Mit kleinen tragbaren digitalen Aufzeichnungsgeräten ist es auch möglich, ein EKG für viele Stunden aufzunehmen (Langzeit-EKG). Auf diese Weise können die Rhythmusstörungen in ihrer Entstehung und ihrem Verlauf besser eingeordnet werden. Untersuchungen auf dem Laufband oder auf dem Fahrradergometer dienen dazu, Rhythmusstörungen zu untersuchen, die nur bei Belastung auftreten (Belastungs-EKG). Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens dient dazu, strukturelle oder funktionelle Veränderungen des Herzens festzustellen. Erst nach einer sorgfältigen Beurteilung ist es möglich, dem Patienten seine jeweils beste Behandlung anzubieten. Für die Diagnostik und die Therapie stehen, je nach Schweregrad der Erkrankung, unsere kinderkardiologische Ambulanz, die kinderkardiologische Allgemeinstation oder unsere Intensivstation zur Verfügung.